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Kapitel 6

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Geföhnte Haare, gemachte Nägel, leichtes Make-Up, schwarze Bluse, schwarze Jeans und sexy Unterwäsche. Zufrieden betrachtete ich mich im Spiegel. Nach einem tiefen Atemzug verließ ich das Haus und machte mich auf den Weg in die Stadt zu Jason. Ich beschloss, den Weg zu Fuß zu gehen. Es war ein wunderbarer Tag. Die Sonne schien, eine leichte Brise durchstreifte mein Haar und die warme Luft umschmeichelte mich. Sehr kitschig, dachte ich bei mir. Der Weg führte mich an einem Fluss entlang zu der Brücke, die wir an unserem ersten Abend überschritten hatten und weiter zum Hotel. Ich war gespannt, ob das E+J Schloss noch an der Brücke hängen würde. Das tat es. Ein gutes Zeichen, dachte ich. Langsam wurde ich immer nervöser. Mein Atmen ging schneller, meine Hände schwitzten, die Knie zitterten und ich konnte es nicht lassen, mir durch die Haare zu fahren. Ist es in Ordnung, was ich hier mache? Sollte ich mich darauf einlassen? All diese Fragen hatten nun kein Gewicht mehr, da ich die Hotel Lobby betrat. Ich nickte dem Rezeptionisten zu. Ging mit stolzer Brust in Richtung Fahrstuhl und war mir sicher, dass der Mann an der Rezeption ganz genau wusste, zu wem ich ging. Komisches Gefühl. Egal. Brust raus, aufrechter Gang und los geht’s.

Das Pling ertönte, die Tür zum Fahrstuhl öffnete sich und ich nutzte die Fahrt für einen letzten Check im Spiegel. Alles in Ordnung. Nur meine roten Backen mussten mich verraten. Sie glühten förmlich. Pling. Der Fahrstuhl kam im letzten Stockwerk an, die Tür öffnete sich und ich ging langsam zu Jasons Zimmer. Als ich gerade klopfen wollte, öffnete sich die Tür. Er stand mit seinem großen, starken Körper und seinen so schön zerzausten Haaren vor mir. Seine tiefblauen Augen musterten mich. Ich konnte fühlen, wie sehr er sich nach mir verzehrte. »Emilia …«, war alles was er in einem Flüsterton herausbrachte. Ich konnte keine Sekunde mehr warten. Meine Arme schlangen sich um seine Hüfte, ich fühlte seine Hand in meinen Haaren, wie beim ersten Mal. Wir drängten in das Zimmer, schlossen die Tür und küssten uns. Zuerst zärtlich, achtsam, jedes Detail in uns einsaugend. Unser Atmen wurde heftiger, der Puls schneller und unsere Bewegungen hastiger. Einen tiefen Seufzer ausstoßend schob er mich eine Armlänge von sich weg. Ich war kurz irritiert. Er musterte mich. Prägte sich jedes Detail an mir ein. Langsam öffnete er Knopf für Knopf an meiner Bluse. Quälend langsam. Seine Hände tasteten nach den Knöpfen, während er mir tief in die Augen blickte. Meine Finger gruben sich in meine Handfläche, hinterließen Abdrücke. Er streifte mir die Bluse ab, stieß erneut ein tiefes Seufzen aus und hob mich auf das Bett. Sein Duft stieg mir in die Nase. Die Mischung aus dem weichen Duft des Zimmers mit seinem maskulinen Duft, trieb mich in den Wahnsinn. Ich konnte nicht mehr klar denken, wusste nicht, was ich zuerst fühlen sollte. Alles in mir kribbelte, verzehrte sich nach ihm. Ich war meinem Körper ausgeliefert und es machte mir nichts aus. Die Zeit, die verging, war nicht relevant. Es war fast so, als würde sie nicht existieren. Wir verschmolzen ineinander und alles andere war in dem Moment nicht wichtig.

Ich lag tief umschlungen in seinen Armen und genoss die Wärme, die er ausstrahlte. Unsere Körper beruhigten sich langsam und ich konnte seinen Atem an meinem Hals fühlen. Er wurde langsam ruhiger, tiefer. Komme was wolle, diesen Moment würde ich mein Leben nicht vergessen. Ich fühlte diese absolute Zufriedenheit, die uns in unserem Leben oftmals verwehrt bleibt. Fühlte mich geborgen, geliebt, im Einklang mit allem um mich herum. In diesem Moment hätte ich nicht mal Luft und Liebe gebraucht, um zu überleben.

Nach einer Weile des süßen Genießens drehte ich mich zu ihm und sah in seine Augen. Ich könnte sie stundenlang ansehen. Es schien fast so, als hätte er den gesamten Ozean darin eingeschlossen. Magisch.

»Wie lange wirst du hier sein?«

»Ich weiß nicht genau. Ich habe viele Geschäfte abzuschließen und muss mich um ein paar Investitionen kümmern. Wie lange das dauert, kann ich nicht genau sagen.«

»Ok. Gibt es denn einen Plan, den du mit deinen Firmenanteilen hier verfolgst?«

»Ja, den gibt es. Darüber kann ich aber noch nicht sprechen. Mit niemandem. Bitte fühl dich nicht ausgeschlossen. Es gibt aber Vereinbarungen, die beide Seiten dazu verpflichten, Stillschweigen zu wahren.«

»Kein Ding. Ich verstehe das. Du bist mir keine Rechenschaft schuldig.«

Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich wusste nicht, ob ich ihm von meinen Plänen erzählen sollte, oder nicht. Mir war wichtig, dass jeder Mensch seine Träume verfolgt und ich wollte nicht im Weg stehen. Ich wollte nicht der Mensch sein, der jemanden davon abhielt, seinen Plan zu verfolgen.

Jason sah mich an und seine Augenbrauen schoben sich ein Stück weit zusammen.

»Emilia, ist alles in Ordnung? Du wirkst nachdenklich.«

Er strich mir dabei mit seinen Fingern durch mein Haar und über meine Wangen. Seine Hand legte sich an meinen Nacken und er zog mich ein Stück zu sich.

»Ja, ja. Alles in Ordnung. Hast du Hunger?«

»Wie ein Bär. Lass uns beim Zimmerservice etwas bestellen. Was hältst du von Frühstück?«

»Frühstück? Es ist später Nachmittag.«

Ich sah ihn verwirrt an.

»Ich liebe Frühstück. Meine Lieblingsmahlzeit und heute hatte ich keines, weil ich mich so sehr auf dich gefreut habe.«

Er war also nervös gewesen. Interessant. Er konnte jede Frau der Welt haben und war wegen mir nervös. Ein schönes Kompliment.

»Also gut, Frühstück! Blaubeer-Pfannkuchen und Speck mit Ei für mich bitte.«

»Zu Befehl, meine Süße!«

Ich muss ihn ziemlich verliebt angesehen haben, als er mich Süße nannte, denn er schenkte mir ein unglaubliches Lächeln. Mein Herz machte Sprünge. Wir genossen das Frühstück im Bett und kuschelten noch eine Zeit lang. Ich konnte nicht genug von ihm bekommen, wusste aber, dass ich mich langsam auf den Weg machen musste. Leah würde bald heimkommen und ich wollte nicht nach ihr zu Hause sein. »Jason, ich muss los. Leah kommt bald heim und …« »Scht, ist ok. Ich verstehe das«, schnitt er mir das Wort ab. »Wann sehe ich dich wieder?« fragte er mich, während ich meine Sachen zusammensuchte. »Ich habe morgen ein paar Termine in der Stadt und gegen Mittag eine längere Pause. Wie wäre es mit Mittagessen?« fragte ich vorsichtig. »Klar, Mittagessen klingt perfekt. Um zwölf im Riverview?« Das Riverview war ein gehobenes Lokal in der Innenstadt. Es war nicht mein Fall, weil ich es als sehr abgehoben empfand. »Jason, das Riverview ist nicht so mein Ding. Ich habe keine Zeit mich zwischendurch umzuziehen und kann mich mit meiner Arbeitskleidung dort nicht blicken lassen.« »Wäre dir Fast Food lieber, Emilia?« Sein Tonfall ließ mich erahnen, dass er mit meiner Antwort nicht sonderlich zufrieden war. »Ach Jason, versteh doch, dass ich mich nicht wohl fühle, wenn ich abgehetzt und in unangemessener Kleidung, ins Riverview gehen würde.« »Lass das mal meine Sorge sein, ja? Wir treffen uns um zwölf hier und gehen dann gemeinsam essen. Ich suche das Lokal aus.« Damit war das Thema erledigt. Meine durchwegs schönen Gefühle des Nachmittags verflogen ein wenig. Ich war mir nicht sicher, ob ich mit dieser bestimmenden Art klarkommen würde. Normalerweise konnte ich mich nicht unterordnen. Ich musste immer stark sein. Ich musste immer diejenige sein, die den Ton angibt. Das jemand anderem zu überlassen, fiel mir mehr als schwer. Ich wollte aber die schöne Stimmung nicht zerstören und so willigte ich ein. Zum Abschied legte er seine Arme nochmals fest um mich. Ich legte meinen Kopf auf seine Brust und hörte seinen Herzschlag. Auch dieser Moment hätte von mir aus ewig dauern können. Ich löste mich langsam und nur ungern aus seiner Umarmung, sah ihm tief in seine Augen und drückte ihm einen schnellen Kuss auf seine vollen Lippen. »Bye Jason! Wir sehen uns morgen.« »Bye Emilia! Bis morgen, meine Süße!« Die Worte hallten noch lange in meinem Kopf nach. Ich wollte sie, wie alles das ich von Jason hörte, einfangen, in meinem Herzen verankern und nie mehr vergessen. Für den Nachhauseweg entschied ich mich für den Bus. Damit war ich schneller und konnte noch vor Leah zu Hause sein. Die Menschen kamen mir allesamt so fröhlich und freundlich vor. Sie lachten, wirkten nicht so lethargisch wie einem das sonst oft in öffentlichen Verkehrsmitteln vorkommt. Sie waren lebendig. Genauso wie ich. Zuhause zog ich mich um. Lässige Jogginghose, weites T-Shirt, keine Socken. Kurz kam mir in den Sinn, ob ich das wohl auch machen würde, wenn Jason hier wäre. Ich wusste, dass er Geld hatte. Viel Geld. Und er hatte Sinn für Stil. Seine Kleidung war zwar lässig, aber dennoch teuer und von Qualität. Ach was, Emilia, darüber brauchst du dir nicht mal Gedanken zu machen. Wie lange kennst du ihn jetzt? Ein paar Stunden? Tausend Dinge schossen durch meinen Kopf, während ich für Leah und mich ein Abendessen richtete. Ich hatte Sehnsucht nach Kalifornien und aus diesem Grund gab es Burritos. Kalifornien ist stark von der mexikanischen Kultur beeinflusst und deshalb findet man die besten Burritos der Welt in Südkalifornien. So empfinde ich das zumindest. Leah und ich genossen den Abend vor dem Fernseher und kicherten, während ich von Jason erzählte. Mir war wichtig, dass Leah wusste, was in meinem Leben passierte. Ich war ihre wichtigste Bezugsperson und da war es nur fair, ihr – abgesehen von brisanten Details, versteht sich – die Wahrheit zu sagen. Sie vor vollendete Tatsachen zu stellen, war nicht meine Art. Julie, Mel und Lukas speiste ich mit einer SMS ab. »Ihr seid der absolute Wahnsinn! Danke!« Das sollte genügen. Sie würden sich damit auskennen. Für Details schwebte ich für den Moment zu sehr auf Wolke sieben.

Der Traum von Kalifornien

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