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2.5 Buchtyp III
Einführungen, Lehrbücher und Handbücher

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Etwas so Grundlegendes zu schreiben wie eine Einführung oder ein Lehrbuch, ist eine Aufgabe für jene, die die Meisterschaft erlangt haben. Die Autor*innen müssen das Feld souverän beherrschen, müssen unterscheiden können zwischen Theorien, deren Auslegungen und deren Weiterentwicklungen. Sie müssen den Mainstream kennen und die Diskussionen der Peripherie, um den Lernenden den Weg zu weisen. Dafür ist die Kenntnis der einschlägigen Literatur bis in die Zeit kurz vor Erscheinen eines Buches wichtig. Eine Portion didaktischen Verständnisses ist darüber hinaus wünschenswert. Mit anderen Worten: Eine gute Einführung, ein gutes Lehrbuch zu schreiben ist eine Kunst – und viel Arbeit! Gelingt es, freuen sich alle Beteiligten über die gute Arbeitsgrundlage und die fließenden Tantiemen. Und das über Jahre. Neuauflagen, die für die Autor*innen nicht mehr ganz so viel Arbeitsbelastung mit sich bringen, geben alle zwei, drei Jahre einen neuen Impuls; die Aktualität der Literatur, das Hinzufügen neuer Diskussionsstränge oder das Korrigieren älterer sorgt für konstante Attraktivität. Natürlich ist auch dies nur idealtypisch. Manche Lehrbücher halten sich seit Jahren auch ohne Aktualisierung und mit allen alten Fehlern erfolgreich, weil ihnen keine Konkurrenz gegenübersteht. Manche Neuauflage ist ein einfacher Nachdruck und verdient ob der fehlenden Aktualisierung und Überarbeitung ihren Namen nicht. Und manch ein Lehrbuch hat weniger Erfolg als eine gut geschriebene Doktorarbeit.

Die digitale Wende bringt auch Bewegung in den Anspruch an Lehrbücher. Hochschulen bieten multimediale Unterrichtseinheiten an, [33] virtuelle Seminarräume diskutieren Online-Publikationen. Hochschulen fordern Campuslizenzen für E-Books, damit alle Lehrenden und Studierenden im Intranet der Hochschule unbegrenzten Zugriff auf die Materialien haben. Interaktives Zusatzmaterial zu gedruckten Lehrbüchern in Form von Multiple-Choice-Tests, Foren, kommentierten Linksammlungen oder Living Reviews (einschlägige kommentierte Literaturlisten, die laufend aktualisiert werden) usw. werden nachgefragt und konfrontieren Verlage mit wachsenden Kosten bei sinkenden Einnahmen.

Die Entwicklung auf dem Lehrbuchmarkt war in den letzten Jahren inflationär. Durch die hohe Zahl der neu erschienenen Lehrbücher, die häufig durch Rückbezug auf die Einführung von BA/MA-Studiengängen legitimiert werden, sind die Absätze für den einzelnen Titel zurückgegangen. Was die Digitalisierung im Weiteren bringen wird, ist für die Verlage derzeit eine große, für einige auch existenzielle Frage.

Ein Lehrbuch zu schreiben ist eine große Herausforderung und nur von ausgewiesenen Fachleuten seriös zu leisten.

Für Handbücher gilt Ähnliches, mit der Einschränkung, dass die Herausgabe eines Handbuchs die undankbarste Arbeit in diesem Bereich überhaupt sein dürfte. Alle Probleme, die eine Herausgeberschaft beinhaltet – Politik in der Auswahl der Beitragenden; Verzögerungen in der Abgabe bei den für das Feld Wichtigsten; Ignorieren sämtlicher Vorgaben unter Verweigerung der Nachbesserung usw. usf. –, finden sich bei der Arbeit an einem Handbuch potenziert. Auf jeden Fall sollten Sie sichergehen, dass Sie ausreichend Ressourcen zur Verfügung haben, bevor Sie sich in eine solche Pflicht begeben! Ist das Handbuch jedoch einmal veröffentlicht, bietet es das zentrale Wissen des behandelten Feldes in konzentrierter und systematisch aufbereiteter Form, lässt es sich vergleichsweise leichter aktualisieren, hie und da etwas hinzufügen oder wegnehmen, um es über Jahre als zentrales Referenzwerk für die Wissenschaft zu erhalten. Der Umfang der notwendigen Arbeiten sichert häufig die Alleinstellung auf dem Markt und damit die jahrelange Erfolgsaussicht.

Das Verfassen bzw. Herausgeben von Handbüchern ist eine enorme Aufgabe. Ist es einmal fertig, ist es häufig das zentrale Referenzwerk.

[34] Wie gesagt: Verlegers liebste Kinder.

Halten wir fest: Wissenschaftliche Fachbücher lassen sich in unterschiedliche Typen einteilen, die unabhängig von der wissenschaftlichen Qualität der Bücher sind. Diese Typisierung orientiert sich an betriebswirtschaftlichen nicht an wissenschaftlichen Kriterien.

Bei der Einteilung in die unterschiedlichen Buchtypen habe ich immer wieder auf die mögliche Notwendigkeit von Druckkostenzuschüssen hingewiesen, wenn die zu erwartenden Absatzzahlen allein für die Kostendeckung nicht ausreichen. Könnte der Verlag nicht einfach mehr Werbung machen – z. B. Anzeigen in thematisch einschlägigen Fachzeitschriften schalten –, dem Buchhandel sagen, dass das Buch dort im Regal stehen soll, in der Fachpresse und den überregionalen Tageszeitungen für Rezensionen sorgen und das Buch gezielt den Bibliotheken zum Kauf anbieten –, um die Verkaufszahlen in ausreichende Größenordnungen zu bringen?

Lassen Sie uns im nächsten Kapitel diese Gedanken von verschiedenen Seiten beleuchten und den Blick des Verlages auf die Verkäuflichkeit von sozial- und geisteswissenschaftlichen Fachbüchern im Allgemeinen nachvollziehen. Wir schauen auf diese unterschiedlichen Faktoren vor allem in Bezug auf gedruckte Bücher, doch einiges lässt sich sinngemäß auch auf digitale Publikationen übertragen.

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