Читать книгу Aramesh - Barbara Naziri - Страница 73
Duft der Heimat
ОглавлениеDein Lächeln, ein Versprechen aus
grünen Steinen, gebettet im Flussmund
mit Pappellippen, poliert von emsigen
Quellenzungen.
Deine Hände, wilden Mohn liebkosend
und Steppennarben tröstend, entlocken
den Wüsten Seufzer nach einer schattigen
Umarmung.
Dein Leib, Herberge prachtvoller Gärten,
in denen Rosen neben Palmen tanzen und
Nachtigallen im Einklang mit den Zikaden
ihren Gesang dem Jasmin schenken.
Safran blüht auf Deinem Busen, die Nacht
hängt ihre Diamanten über schweigsame
Gemäuer, spiegelt einstige Schönheit in
stillen Teichen wider.
Deine Poesie, Jahrtausende alt, gemurmelt
auf den Lippen der Zeit, Dichter im Lehm der
Vergänglichkeit gefangen und Menschsein
in einem Ziegel verewigt.
Vorbei die Ära freier Spatzen! Die Freiheit trägt
ein Büßerkleid, Mörderhände werfen Steine
auf Dein Herz und zeichnen Gottes Namen
mit Peitschen auf nackte Haut.
In Deinen Gassen grölt Hass seine grausigen
Lieder und hängt die Gegenwart an zukunftslose
Galgen. Flüsternde Worte werden in Mauern
geritzt und in die Wunde unserer Herzen.
Bedecke Dich nicht mit dem Tschador der Trauer,
Iran, meine Schöne! Unsere Tränen verwahren
wir, bis die Sanduhren von Freiheit singen
und das Blut der Tauben trocknet.
2014