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Kapitel 3 Whitehorse


Die Hauptstadt des Yukon Territory ist nicht wirklich schön: sie ist halt quadratisch und praktisch, so wie die meisten Orte auf dem relativ neu besiedelten nordamerikanischen Kontinent. Einheimische sagen aber, hier könne man wirklich gut überwintern,- ein besseres Lob für eine Ansiedlung im hohen Norden gibt es nicht! Das soll heißen: hier gibt es Kino, Theater, Musikfestivals, Wettbewerbe und viele andere soziale und kulturelle Veranstaltungen, die den Bewohnern die lange dunkle Zeit versüßen sollen.

An etwas Landeskunde kommen wir nicht vorbei:

Yukon ist mit ca. 430.000 Qkm etwas größer als Deutschland. Aber bei uns leben etwa 82 Mio. Menschen und im Yukon nur 35.000, wovon 2/3 in der Hauptstadt Whitehorse wohnen (“Whitehorse Attraction and Service Guide“/Wikipedia).

Alle anderen Bewohner verteilen sich auf wenige 500-800-Personen-Dörfer, die man aber nicht auf den ersten Blick erkennen kann. Man sieht eine Kreuzung, Supermarkt und Tankstelle mit einem Hinweisschild auf den Arzt und den Veterinär, aber das Dorf an sich verteilt sich großräumig im Hinterland.

Wenn man Deutschland und Yukon einmal gedanklich übereinander legt und dann noch mit der virtuellen Schere die neuen Bundesländer im Norden abschneidet und diese rechts unten an Bayern anklebt (die Bewohner mögen mir verzeihen!!), dann hat man die ungefähre Form des Yukon Territoriums vor Augen. Die Hauptstadt Whitehorse läge dann bei München und Dawson City bei Frankfurt – alles andere nördlich ist nur noch mit Buschflugzeug oder Hundeschlitten erreichbar.

Whitehorse hat viel zu bieten. Da ist zunächst “The River“, der Yukon. Hier ist er noch jung und blau, aber schon sehr schnell. Am Ufer auf dem Gras steht die “MV (Motor Vehicle) Klondyke“, ein leuchtend weiß getünchter, wie nagelneu restaurierter Schaufelraddampfer aus Goldrauschtagen. Manchmal herrscht Bilderbuchwetter, dann ist dieser Anblick, vor tiefblauem Himmel und gleichfarbigem Fluss, auf saftig-grünem Rasen, einfach atemberaubend!

Hier kann man auch die angeblich weltlängste Fischtreppe bestaunen.

Der Name „Whitehorse“ stammt von heftigen Stromschnellen, die vor der Regulierung des Flusses durch einen Stausee wohl an eine weiße Pferdemähne erinnerten. Das Gefälle vom Seelevel bis hinunter zum Yukon ist enorm, deshalb muss diese Konstruktion, über mehrere Windungen geführt, eine entsprechende Länge haben. Im Inneren des dazugehörigen Gebäudes kann man durch drei Glasfenster die Fische bei ihrem Zug beobachten.

Als wir dort standen, kam natürlich kein Lachs vorbei, sondern nur eine Äsche!

Niedlich war ein kleines Indianermädchen, das skeptisch zusah, wie ich, vor einem der Fenster hockend, diesen Fisch auf dem Monitor der Videokamera betrachtete. “See him?! - See him?!“, - fragte sie ungläubig. Ich zeigte ihr die Äsche auf dem Bildschirm;- inzwischen saß sie schon fast auf meinem Schoß. Schließlich rief sie laut zu ihrer Mutter, die sich einen Schaukasten ansah: “Mami! – „Maami!! I´ve got another fish!!“

Einzigartig und unbedingt sehenswert ist der “Log-Skyscraper”! Der Name wirkt zwar etwas übertrieben, aber immerhin hat dieses Blockhaus drei Etagen.

Ergiebig sind die örtlichen “Outdoor-Outfitter“, besonders, was den für uns angenehmen

Kanada-Dollar-Kurs betrifft. Allein in der Main Street stehen mindestens zwei solcher Fundgruben zur Auswahl(2000). Meine geliebten “Book-Shops“ sind da schon rarer gesät: es gibt genau gesagt eines, welches allerdings erstaunlich viel zu bieten hat.

Außerhalb von Downtown in Flughafen-Nähe bietet das “Transportation-Museum“ einen Überblick über die fortbewegungstechnisch noch junge Geschichte Kanadas: ausgestellt sind Hundeschlitten, ein Eisenbahnwagon, erste Autos und Flugzeuge, verbunden mit sehr viel interessanter Information.

Direkt nebenan zeigt das “Beringia-Center“ die älteren Fakten. Hier wird man durch die verschiedenen Eiszeiten geführt, vorbei an grasenden Mastodons und lauernden Säbelzahntigern. Auf Knopfdruck erscheinen wie durch Geisterhand an den Wänden Filmszenen über die Bering-Brücke und die Besiedelung Kanadas. Indianische Gesänge und Texte sprechen den Besucher direkt an. Man wird einfach mitgenommen in eine fremde Welt, - so wünsche ich mir Museen: lebendig und faszinierend!

Bürgermeister von Whitehorse war 2006-2012 übrigens eine Frau: Bev Buckway! (“Whitehorse Attraction and Service Guide“)

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