Читать книгу Mit Leichtigkeit ins neue Leben - Beatrice Bellmann - Страница 30

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10. November

Im Büro fing ich mitten in der Arbeit an zu weinen. Anita fragte mich, ob ich eine Runde mit ihr drehen wollte. Die kalte Luft tat mir gut. Ich erzählte ihr ein paar Sätze, keine Details, aber gerade so viel, dass es mir gut tat. Ich war ihr so dankbar, weil sie mir eine Menge Arbeit abnahm, die ich zurzeit nicht bewältigen konnte. Die anderen Kollegen sollten es nicht erfahren. Ich wollte mir einen Ort bewahren, an dem ich mich normal geben und an dem ich normal behandelt werden wollte. Außerdem hätte es sich wie ein Lauffeuer herumgesprochen.

Abends hielt ich es nicht zu Hause aus. Ich fuhr wieder zu ihm. Die Haustür war angelehnt, und ich konnte ohne Probleme durch den Hof in sein Fenster spähen. Sie waren zwar durch Tücher verhängt, aber links und rechts von ihnen waren Spalte. Sie saßen auf einem zusammengefalteten Karton, sahen fern, tranken Rotwein und rauchten. Auf dem Herd stand Essen. Dann beugte sie sich zu ihm herüber, und sie küssten sich. Ich fand, er sah dabei merkwürdig aus, steif und mit halb verrenktem Hals, so, als ob er keinen Spaß dabei hatte. Den hatte er sicher auch nicht. Es war sicher ein merkwürdiges Gefühl für ihn, plötzlich eine andere Frau zu küssen. Ich konnte sehen, dass er noch keine Möbel hatte – bis auf die Küchenmöbel, die schon halb aufgebaut waren. Auf jeden Fall hatte er mich angelogen. Es war nicht aus zwischen ihnen, sondern es ging weiter. Ich konnte sie mir genau ansehen. Sie war höchstens vierundzwanzig und dünn, und ich fand sie sehr unattraktiv. Die Augenbrauen hatte sie rasiert und mit einem Stift nachgezeichnet. Sie konnte ihm unmöglich gefallen.

Ich wollte ihnen keinen schönen Abend gönnen, also rief ich ihn von zu Hause an und fragte ihn, wann er die restlichen Sachen holen wollte. Er sprach müde und langsam vom Alkohol: „Ich weiß noch nicht. Wann bist du denn nicht da? Vielleicht am Montag.“

Ich wollte ihn aus der Reserve locken: „Hat denn deine neue Freundin ein Auto? Ich würde es dir ja bringen, aber dann ist sie da, und das will ich nicht.“

„Nein, nein, hier ist keiner.“

„Doch, ihr wohnt doch zusammen. Du musst mich nicht anlügen.“

Ich fragte, ob seine neue Freundin einen Job hätte. Er sagte, er wolle jetzt nicht reden, und wir hängten ein.

Nach dem Telefonat ging es mir besser, und ich hatte keine Bauchschmerzen mehr. Er hatte mich angelogen! Er hatte mich nicht verdient! Meine Liebe war vorbei! Ich spürte plötzlich einen Energieschub.

Sie hatten sich einfach so geküsst, ohne dass er über sie herfiel. Wenn wir uns geküsst hatten, wollte er immer gleich Sex. Außerdem war er Raucher. Das waren die Gründe, warum wir uns nur noch selten geküsst hatten, außer beim Sex. Es tat sehr weh zu sehen, dass er eine andere küsste.

Ich rief Vanessa an und erzählte, was ich gesehen hatte. Sie fragte, warum ich dort hingefahren wäre. Ich antwortete, dass ich die Trennung schneller verarbeiten würde, wenn ich die Dinge mit eigenen Augen sehen würde. Auch wenn es mir unglaublich wehtat. Nur so konnte ich versuchen, das Gesehene mit meinem Verstand aufzunehmen und mich nicht selbst zu belügen.

Ich nahm eine halbe Tablette Antidepressiva. Ich schlief genauso wenig und wachte zwischendurch zweimal auf, aber wenn ich schlief, dann tief.

Mit Leichtigkeit ins neue Leben

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