Читать книгу Mit Leichtigkeit ins neue Leben - Beatrice Bellmann - Страница 31
Оглавление11. November
Es war ein Samstag. Ich hatte die schlimmste Woche aller Zeiten hinter mir, sämtliche Liebeskummer-Symptome und war nur am Weinen. Die halbe Tablette wirkte noch. Ich war bleischwer und saß bis um 14.00 Uhr untätig nach dem Frühstück an meinem Esstisch herum. Innerlich war ich jedoch total unruhig. Ich hatte die ganze Zeit die gestrigen Bilder vor Augen. Ich konnte heute nicht einmal weinen, so gelähmt war ich. Ich wollte schnell aus der Wohnung ausziehen, die zu Ende Januar gekündigt war.
Nachmittags rief ich ihn an. Es sprudelte aus mir heraus. Ich bemühte mich, freundlich zu sprechen, um einen Streit zu vermeiden. Ich sagte ihm, dass er irgendwann angefangen hatte, sich mit seinen Freunden zu vergleichen. „Aber sind sie wirklich besser? Sind sie glücklicher? Ich glaube nicht. Wenn die Liebe zur Routine wird und der Alltag die Liebe erdrückt, muss man Gemeinsamkeiten finden und mehr Zeit zusammen verbringen. Ich machte immer Vorschläge wie Sport, Kultur, Ausflüge. Das machte dir keinen Spaß. Irgendwann erwiderten wir auch unsere körperlichen Annäherungsversuche nicht mehr. Und mein Verantwortungsbewusstsein und mein Pflichtbewusstsein überdeckten die Liebe. Vielleicht hätte ich mich auch mehr für Autos und Elektronik interessieren müssen.
Ich habe dich immer für deinen guten Charakter und mentale Festigkeit bewundert.
Mir geht es jetzt viel schlechter als dir. Du hast dich monatelang auf die Trennung vorbereitet, für mich kam sie plötzlich. Ich würde alles tun, um unsere Trennung ungeschehen zu machen, ich wünsche mir so sehr, dass wir noch einmal von vorn anfangen können.
Ich fühlte mich auch einsam, wenn du am Sonntag nach dem Frühstück gingst und erst abends nach Hause kamst. Ich habe fast nie etwas gesagt, um dir die Freiheit zu lassen. Ich wusste, wie wichtig es für dich ist, deine Freunde zu treffen.“
„Glaubst du wirklich, dass ich glücklicher bin als du? Ich habe im letzten Monat alles verloren. Ich suche momentan keine Arbeit.“
„Was sagt sie denn, wenn du nicht arbeitest?“
„Das ist ihr egal. Wir sind eine andere Mentalität. Sie kann gehen oder bleiben. Vielleicht wird sie in ein paar Monaten gehen.“
„Sie geht bestimmt nicht mit dir in die Türkei.“
„Das stimmt. Mit welchem Recht bist du zu mir gekommen?“
„Ich hatte eine Woche nichts von dir gehört.“
„Ich wollte es dir sagen, aber dein Bruder war da.“ Dann sagte er: „Sie ist sehr intelligent. Du hattest jeden Tag nach der Arbeit schlechte Laune. Im Moment denke ich gar nichts. Ich will mit meiner Mentalität zusammen sein. Du hast alles falsch gemacht.“
„Meine Familie weiß nicht, dass du eine neue Freundin hast.“
„Danke.“
Ich wollte wissen, wie er die Wohnung gefunden hatte und ob er oder das Amt sie bezahlte. Er war sauer über die Fragen und beantwortete sie nicht.
Ich sagte: „Ich muss das wissen, weil wir noch verheiratet sind.“
„Du denkst nur ans Geld.“
„Geld ist total unwichtig.“
Das Geld von seinem Grundstücksverkauf war sicher schon aufgebraucht: Er hatte einige Möbel gekauft, eine Waschmaschine, einen Fernseher, Geschirr, er musste essen, er rauchte. Ansonsten musste ich ihm bis zur Scheidung Trennungsgeld zahlen.
Am Abend stellte ich die Möbel im Schlafzimmer um, was ich längst hätte tun müssen. Es gab mir das Gefühl von Abstand zu ihm. Ich weinte das erste Mal um 19.00 Uhr, so lange konnte ich mich halten. Ich war jetzt wütend darüber, dass er so schnell eine andere hatte. In der Nacht schlief ich besser als zuvor, wachte allerdings zweimal auf und stritt laut mit ihm. „Du hat jetzt eine Frau, mit der du die Probleme, die du mit mir hattest, nicht mehr hast. Geht sie auch für dich arbeiten? Sagst du zu ihr: ‚Kauf mir ein Auto‘ oder ‚Ich muss in die Türkei fliegen, buche mir den Flug’? Hat sie gefragt, was du beruflich machst? Hast du gesagt: ‚Seit drei Jahren nichts’? Und sie hat gesagt: ‚Das macht nichts. Hauptsache, wir haben jetzt guten Sex.‘ Eine intelligente Frau verliebt sich nicht in einen Mann, der gerade frisch getrennt ist und der keine Arbeit hat. Ich überweise dir Geld, und ihr lebt davon. Vielleicht kaufst du ihr davon ein Geschenk oder schöne Unterwäsche?“ Ich kochte vor Wut.