Читать книгу Bruckmann Wanderführer: Zeit zum Wandern Frankenwald Fichtelgebirge - Benedikt Grimmler - Страница 5
ОглавлениеWanderlandschaft Ostoberfranken
Frankenwald und Fichtelgebirge sowie das ihnen vorgelagerte Obermaintal mit dem Coburger Land sind eine typische Mittelgebirgslandschaft im Höhenbereich zwischen 300 und 1100 Metern. Landschaftlich langweilig oder flach wird es hier nie. Die dünne Besiedelung mit vielen Dörfern, kleineren Städten, Einzelhöfen (Einzeln) und Weilern, verteilt in abwechslungsreichen Landschaften mit felsigen Gebirgen, hoch gelegenen Ebenen, breiten Flusstälern und urigen Waldgebieten sorgt für ein ideales Wandergebiet fern massenhafter Touristenströme. Natur und Kultur bieten zahlreiche Entdeckungsmöglichkeiten für Groß und Klein, Alt und Jung, den einsamen Wanderer oder die Ausflugsgruppe.
Regionen
Unser Wandergebiet unterteilt sich grob in die vier schon im Titel angegebenen Regionen. Am einfachsten sind Frankenwald und Fichtelgebirge zu charakterisieren, da es sich hierbei um feststehende geologisch-geografische Bezeichnungen handelt. Der etwas kleinere und niedrigere Frankenwald umfasst den Landkreis Kronach und die nordöstlichen Gebiete der Landkreise Hof und Kulmbach sowie grenzüberschreitend Randgebiete im südlichen Thüringen. Das Fichtelgebirge erstreckt sich vom östlichen Landkreis Bayreuth in den südlichen Landkreis Hof, den gesamten Landkreis Wunsiedel und den Nordzipfel des oberpfälzischen Landkreises Tirschenreuth. Ein kleines Gebiet in Tschechien zählt ebenfalls dazu – Smrčiny heißt der dortige Naturpark. Das Coburger Land definiert sich als einstiges Herzogtum eher über seine Historie; neben dem früheren Landkreis Coburg zählt seit 1972 der Itzgrund im Westen hinzu. Der Obermain reicht je nach Auslegung von Bayreuth bis Bamberg, wir grenzen ihn auf das Maintal von Kulmbach bis zur Landkreisgrenze von Lichtenfels bei Ebensfeld ein.
Ort mit buchstäblich langer Vorgeschichte: auf dem Plateau des Staffelbergs (Tour 34)
Über Rothenkirchen wacht der Galgenberg (Tour 27).
Historische Geografie
Ostoberfranken entspricht nicht unbedingt der Vorstellung des fränkischen »Fleckerlteppichs«. Zwar existierten neben den drei großen Herrschaften Bamberg, Kulmbach-Bayreuth und Coburg einige kleinere Reichsritterschaften, doch standen diese oft in Abhängigkeit von »den großen Drei«. Die jahrhundertelangen Grenzen wirken heute noch nach – sehr deutlich in Dialektvarianten und vor allem den Konfessionen, selbst in unseren Titelregionen sind die einstigen Territorien noch präsent.
Das Torfmoor am Fichtelsee (Tour 2)
Am klarsten erkennbar ist dies, wie erwähnt, beim Coburger Land, einst Herrschaftsgebiet der sächsischen Herzöge von Sachsen-Coburg und Gotha. Die in Thüringen oft zersplitterten Besitzungen des Hauses blieben hier in Franken kompakt und überstanden die Mediatisierung. Erst 1918 mussten die in Europa durch Heiraten weitläufig verwandten Herzöge – Beziehungen zu zahlreichen Königs- und Fürstenhäusern bestehen bis heute – abtreten. 1920 trat Coburg durch Volksabstimmung zum Freistaat Bayern über.
Der einstige Nordwald, heute Frankenwald, war im Hochmittelalter größtenteils im Besitz der Zisterzienserabtei Langheim bei Lichtenfels, doch musste sie diesen peu à peu aufgrund von Verschuldung an das 1007 gegründete Fürstbistum Bamberg abtreten. Das bischöfliche Hochstift weitete seinen Besitz deutlich Richtung Osten aus. Der Obermain und der Frankenwald um Kronach und Stadtsteinach blieben bis 1806 bambergisches Territorium, geprägt vom Katholizismus.
Heftigster Gegenspieler der Bamberger Bischöfe waren die hohenzollerischen Burggrafen von Nürnberg, später Markgrafen von Brandenburg-Bayreuth bzw. Ansbach mit Sitz auf der Plassenburg, ab dem 17. Jahrhundert in Bayreuth. Ihnen unterstanden das Vogtland um Hof sowie fast das gesamte Fichtelgebirge und natürlich das Gebiet um Kulmbach. 1791 fiel die Markgrafschaft durch Verkauf kurz an die preußische Verwandtschaft, nach den napoleonischen Kriegen kam sie, wie auch das Hochstift Bamberg, an das neue Königreich Bayern.
Der Wald
Der Regierungsbezirk Oberfranken weist Waldgebiete auf, die insgesamt 40 Prozent der Gesamtfläche ausmachen – die hohe Zahl geht besonders auf Frankenwald und Fichtelgebirge im Osten Frankens zurück, wo der Waldanteil noch deutlich höher ist. Im Landkreis Kronach beträgt er 60 Prozent. Noch im Mittelalter ein großer Buchenwald, dominiert heute die Fichte mit fast drei Vierteln des Bestandes – eine Folge der aufstrebenden Holzindustrien des 19. Jahrhunderts und des starken Verbrauchs durch Holzkohleherstellung und in Glashütten. Obwohl das schnell wachsende Tannengehölz noch immer den Löwenanteil stellt, gehört dem Mischwald die Zukunft – Fichten vertragen den Klimawandel nur schlecht. Somit feiert ein alter Bekannter sein Comeback: Schon bis zu 12 Prozent der Bäume im Frankenwald sind heute wieder Buchen.
Natur und Landschaft pur
Angesichts der überdurchschnittlich hohen Bewaldung und der dünnen Besiedelungsdichte verwundert es kaum, dass das Bayerische Landesamt für Umwelt auf seiner jeweiligen Grünen Liste für unsere Region insgesamt 49 Landschaftsschutzgebiete (LSG) mit einer Größe vom »Coburger Gericht« (0,84 ha) bis zum Fichtelgebirge (62 728,01 ha) und sogar 64 Naturschutzgebiete (NSG) vom Theisauer Maintalwasser (175 ha) bis zum Ködeltal (275,48 ha) zwischen Tschirn und Nordhalben ausgewiesen hat. Die hohe Anzahl und ihre Kleinteiligkeit repräsentieren die Diversität an Flora und Fauna und die Vielfalt der geografischen Landschaften auf engem Raum.
Der Asenturm auf dem Ochsenkopf (Tour 1)
Klima und Wetter
Die geografischen Verhältnisse bedingen auch zwei unterschiedliche Klimazonen. Am Obermain und im Coburger Land haben wir gemäßigte Verhältnisse, während Frankenwald und Fichtelgebirge besonders im Oberland ein eher herbes Klima aufweisen. Dieses manifestiert sich zwar nicht unbedingt in überdurchschnittlich viel Niederschlägen, jedoch in einer langen Winterperiode, die zwar längst nicht mehr so schneesicher ist wie noch vor Jahrzehnten, aber doch für niedrige Temperaturen sorgt. Die Gegend um Hof ist nicht umsonst sprichwörtlich bekannt als »Fränkisch-Sibirien«. Im Sommer dagegen sind auch in den Höhenlagen Temperaturen über die 30 °C keine Seltenheit mehr.
Blick vom Georgenberg nach Heldburg in Thüringen (Tour 36)
Einst weitverbreitet im Frankenwald: Mühlen (hier die Schneidmühle in Stadtsteinach, Tour 15)
Genusslandschaft Oberfranken
Auf dem kulinarischen Sektor ist der berühmteste Exportartikel Oberfrankens ohne Zweifel das Bier – schließlich befinden wir uns hier in der laut Guinnessbuch am dichtesten mit Brauereien besiedelten Region der Welt. Dementsprechend groß ist der Variantenreichtum der Biersorten (siehe das folgende Kapitel »Ostoberfranken in Zahlen«). Nicht minder dicht ist das ebenfalls rekordverdächtige Netz an Bäckereien und Metzgereien. Wer also vergessen hat, seine Brotzeit einzupacken, kann im nächsten Dorf auf Abhilfe hoffen. Hohe Bekanntheit genießt auch die Bratwurst, wobei Bratwurst nicht gleich Bratwurst ist: Nicht nur geschmacklich unterscheidet sich die Hofer Version von der Kulmbacher oder Coburger, dazu kommt im Grenzgebiet bereits die Thüringer Wurstverwandtschaft ins Brötchen. Fränkischer Klassiker auf dem Mittagstisch ist natürlich der Kartoffelkloß, der den Braten erst richtig schmackhaft macht. Ansonsten gibt es allerlei regionale Gerichte, die schon wenige Kilometer weiter unbekannt sind; auch hier macht sich die Vielfalt an Bäckereien, Metzgereien und Gastwirtschaften bemerkbar.