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RÜCKZUG NACH BADENWEILER – Der Rausschmiss kam nicht mehr überraschend. Karl Saller arbeitete als Dozent in Göttingen auf dem Gebiet der medizinischen und anatomischen Anthropologie, ein Gebiet, das – durchaus auch von ihm – damals mit der »Rassenforschung« gleichgesetzt wurde. Dumm nur, dass Saller durch seine Untersuchungen zu dem Schluss gekommen war, dass es so etwas wie abgrenzbare »Rassen« unter Menschen gar nicht gibt, deutlich formulierte er, der Ausdruck mitsamt der dahinterstehenden Idee sei »eine Konstruktion, die dem Tatsachenmaterial nicht entspricht und daher unhaltbar«. Diese Ansicht war schon in der Spätphase der Weimarer Republik nicht sehr populär, unter den Nationalsozialisten jedoch aber geradezu Ketzerei gegen deren ureigenste Dogmen. Saller verlor seine Lehrbefugnis und gab auch seine anderen Stellen in der Wissenschaft auf – nicht ohne den Hinweis, weiterhin zu seiner Meinung zu stehen. Kurzzeitig arbeitete er als einfacher Mediziner, bevor er gemeinsam mit seiner Frau Herta auf die Idee kam, in Badenweiler ein Sanatorium zu eröffnen. Eine gute Wahl, was den Ort angeht, wovon nicht nur die enormen Überreste der antiken Thermenanlagen zeugen, die auf die lange Tradition als Heilbad verweisen. Neben Baden-Baden war (und ist) Badenweiler sicher der angesehenste Kurort des Schwarzwalds. 1937 wurde das »Kurheim Dr. Saller« am Oberen Kirchweg eröffnet, 1939 kam die gegenüberliegende Villa als »Oberes Haus« hinzu.

ALLGEMEINE ERHOLUNG – Nach dem Krieg wurde Saller wieder rehabilitiert, er übernahm bedeutende Posten in München und gilt als der Wiederbegründer der deutschen Anthropologie, der sich auch nicht scheute, die Verbrechen der nationalsozialistischen Rassenlehre anzuprangern. Das von ihm mitbegründete Sanatorium, das in Kriegszeiten zu einem Entbindungshaus umfunktioniert worden war, bestand jedoch weiterhin, nun unter Führung seiner Frau Herta. Regelbetrieb herrschte allerdings noch lange nicht. Die Geburtenstation existierte bis weit in die Nachkriegszeit weiter, zudem waren französische Rot-Kreuz-Damen zur Ausbildung einquartiert. Kurgäste gab es anfangs nur wenige. Doch mit Beginn der 1960er-Jahre begann ein Aufschwung, Badenweiler war wieder beliebtes Erholungsziel, das Sanatorium wurde nach und nach erweitert: Mehrere Anbauten erfolgten, 1992 kam ein hauseigenes Schwimmbad hinzu. Die Verantwortung lag inzwischen bei der nächsten Generation. So verführerisch – von der finnischen Sauna bis zum Fitnessprogramm – die Angebote klingen, die noch immer im Internet zu finden sind, wer heute an das Portal des Sanatoriumsgebäudes klopft, dem wird nicht mehr geöffnet. Seit Jahren ist der Betrieb geschlossen, eine Nachnutzung wird gesucht.


Zu einem guten Sanatorium gehörte natürlich auch ein Park.

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