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Das Bewusstsein der Krankheit
ОглавлениеBei einigen sehr leichten Formen ist sich der Patient manchmal seiner Gedächtnisstörungen sehr bewusst, was bei ihm zu einem reaktiven Depressionssyndrom führt. Daraufhin unterschätzt oder leugnet der Patient seine Schwierigkeiten (Anosognosie). Er versteht nicht, warum er beim Arzt ist und kann sogar mit Nachdruck behaupten, dass alles in Ordnung ist, auch wenn er von seinem Ehegatten schon seit zwei Jahren betreut wird! Patienten, die ihre jüngste Vergangenheit vergessen haben, sind in der Tat davon überzeugt, dass sie das Kochen, die Einkäufe, den Haushalt richtig erledigen: Es handelt sich nicht um Fabulierungen, sondern eher um die auf den gegenwärtigen Alltag transponierte Erinnerung daran, dass man früher, als man noch wirklich autonom war, diese Tätigkeiten ausgeführt hat.
Diese Unterschätzung erklärt, warum der Alzheimer-Patient nie alleine zur Sprechstunde kommt, sondern immer von jemandem aus seiner Umgebung begleitet wird, der sich mehr Sorgen macht als er selbst. Jedenfalls wäre der Patient nicht in der Lage, alleine zum Krankenhaus zu kommen.
Lange Zeit werden alte Gedächtnisinhalte besser erinnert, was manchmal auf die Umgebung des Patienten beruhigend wirkt. Bestimmte besonders schmerzhafte Erinnerungen (beispielsweise an den Krieg oder an eine Scheidung) tauchen vorzugsweise wieder auf und vermitteln den Eindruck, dass der Patient „faselt“. Im Laufe der Krankheitsentwicklung verschwinden die älteren Erinnerungen, der Patient erkennt seine Enkelkinder nicht mehr, dann seine Kinder, dann seinen Ehegatten und will am Ende seine seit langem verstorbenen Eltern wieder sehen. Die kulturellen Wissensinhalte (semantisches Gedächtnis) und die Erinnerung an Handlungen (prozedurales Gedächtnis) bleiben am Anfang intakt, verschwinden aber mit fortschreitender Krankheit.
Normale ältere Personen haben Schwierigkeiten, sich an alte oder neue Informationen zu erinnern, Alzheimer-Patienten haben Schwierigkeiten, neue Informationen zu lernen.