Читать книгу Semana Santa - Bernat Fabre - Страница 5
DREI
ОглавлениеTrotz des heftigen Aufpralls hatte der Hummer kaum Schaden genommen. Die meiste Energie hatte die Anhängerkupplung des H3 aufgefangen. Außer dem Seitenspiegel hatte nur ein Rücklicht dran glauben müssen. Das ließ sich verschmerzen. Es geht doch nichts über solide Bauweise – Abgaswerte hin oder her. Es war zwar unwahrscheinlich, dass man uns gefolgt war, aber leider nur zu wahrscheinlich, dass man uns suchen würde. Der Hummer ist das Gegenteil eines unauffälligen Fortbewegungsmittels und deshalb war ich froh, den Wagen in der Garage eines Nachbarn abstellen und neugierigen Blicken entziehen zu können. Die nächsten Tage würde ich mich nach einem anderen Gefährt umsehen müssen.
In den 70er Jahren, als die Costa Brava vom Tourismus entdeckt wurde, war Mas Oliva als eine künstliche Siedlung aus dem Boden gestampft worden, die nur in der Ferienzeit zum prallen Leben erwachte und dann von Oktober bis April in einen umso tieferen Dornröschenschlaf versank. Irgendwann zog die Touristenkaravane weiter und wie das auch im Dschungel der Kleinstadt so ist, wurde das freiwerdende Territorium von nachrückenden Einheimischen besetzt, die nun inmitten von Olivenhainen ein neues Zuhause fanden. In den letzten Jahren war dann das bislang letzte Kapitel aufgeschlagen worden: freiwerdende Wohnungen fanden auf einmal keine Nachmieter mehr, die bereit waren, die explodierenden Mieten zu zahlen. Da zog man doch lieber gleich in die schmucken neuen Plattenbauten, die zwar auch nicht billiger waren, aber einen höheren Komfort und eine bessere Anbindung an die Stadt boten. So betrachtet war ich ein Dinosaurier und einer der letzten meiner Art, der sich mit Wehmut an die wie üblich nicht nur gute, sondern wesentlich bessere Zeit erinnern mochte, als ich noch an den Wochenende die weißen Segelboote auf dem blauen Spiegel des Meeres zählen konnte, bevor mir rotbraune Hochhäuser die Sicht nahmen. Auch auf diese Weise kann man blind werden. Die kleine 3-Zimmerwohnung, die ich mein Eigen nannte, war immer meine Zuflucht gewesen, wenn ich Abstand von den Dingen brauchte oder einfach nur abschalten wollte. Es war nur logisch, dass ich sie als Refugium gewählt hatte, um das letzte Kapitel meines Lebens abzuschließen – ein Kapitel, das sich anschickte noch kürzer als erwartet zu werden.
Ich hasse es, in ein dunkles Haus zurückzukehren. So sehr ich die Dunkelheit liebe, weil sie gnädig mit allem umgeht, was das Tageslicht brutal enthüllt, steht sie doch auch für Einsamkeit und Verlassenheit. Aus diesem Grunde begrüßte uns gedämpftes Licht aus dem Wohnzimmer, als ich die Wohnungstür aufschloss. Obwohl ich eigentlich todmüde sein sollte, hielt mich eine Überdosis Adrenalin immer noch aufrecht und unter Strom. Olga feuerte ihre Pumps in die Ecke und fragte nach dem Badezimmer. Kurz darauf hörte ich das vertraute Stottern der etwas altersschwachen Dusche und ich hoffte, dass es ihr gelingen würde, möglichst viel Dreck wenigstens von der Oberfläche abzuspülen.
Ich entkorkte eine Flasche Prado Rey, zündete ein paar Kerzen im Wohnzimmer an und legte Keith Jarrett’s „Köln Concert“ auf. Die Szene hatte etwas Surreales: nach gelungener Flucht, überstandener Schlägerei, Schusswechsel und Verfolgungsjagd gehen Jan und Olga zum romantischen Teil des Abends über. Die befreite Schönheit verfällt dem Charme ihres Retters und gibt sich ihm in verführerischen Dessous gewandet hin … irgendetwas sagte mir, dass das so nicht laufen würde. Inzwischen hatte die Dusche durch ein letztes Gurgeln kundgetan, dass der Reinigungsprozess abgeschlossen war. Ich goss mir erst mal ein Glas Wein ein, solange er noch kühl war und nahm einen tiefen Schluck. Dann wandte ich mich praktischen Überlegungen zu.
„So wie die Gangster in Dich verliebt sind, werden sie Dich wohl zur Fahndung ausschreiben. Ich finde Du solltest so schnell wie möglich Deinen Typ verändern. Die Haare abschneiden, andere Farbe …“
Olga tauchte aus dem Badezimmer auf. Aus dem Schrank hatte sie sich ein uraltes T-Shirt meiner Tochter gefischt. Wie zum Hohn lautete die Aufschrift „Life is too short to have bad sex.“. Ich nahm noch einen Schluck aus meinem Glas. Und das weniger, um meine unbefriedigten Triebe abzulenken, sondern weil die Veränderung im Outfit meiner Schönen doch extrem war: war Olga noch vor fünf Minuten eine langhaarige Blondine gewesen, stand mir jetzt eine Brünette mit Pagenschnitt gegenüber. Die Sache mit dem Friseur hatte sich jedenfalls erledigt. Offenbar war mir meine Verblüffung auf die Stirn tätowiert worden.
„Ja, ja. Ich weiß. Aber Männer stehen nun mal auf Blondinen und lange Haare, das ist gut fürs Geschäft, cariño. Du brauchst gar nicht so zu gucken. Ohne Perücke wird mich so schnell kein Mensch erkennen. Oh mein Gott, wie habe ich diesen Flohteppich gehasst.“
„Ich verstehe. Hast Du sonst noch Überraschungen parat? Gibt es etwas, das ich vielleicht wissen sollte?“
Hätte Olga geantwortet, sie sei eigentlich ein Alien von Alpha Centauri, ich glaube nicht, dass mich das in diesem Moment noch allzu sehr aus der Bahn geworfen hätte. Sie sah mich einen Moment prüfend an und meinte schließlich.
„Du hast Recht. Ich glaube, wir sollten reden. Immerhin hast Du meinen Arsch gerettet und das hätte sicher nicht jeder Freier getan. Du darfst mir übrigens auch ein Glas Wein anbieten.“
Ich kramte ein Glas aus dem Schrank und schenkte ihr ein.
„Es ist eine lange Geschichte.“
„So fängt es immer an. Ich habe heute viel Zeit.“
Olga versenkte ihren Blick in das Weinglas, das sie mit beiden Händen festhielt, als sei es für eine Hand zu schwer. Mit den kurzen brünetten Haaren sah sie weit weniger tough, sondern wesentlich verletzlicher, dafür aber doppelt so attraktiv aus.
„Es fängt damit an, dass ich nicht Olga heiße. Mein Name ist Montse. Montse Puig.“
Ein schöner Name. Doswedanja Olga, benvinguts Montse.
„Weshalb gibt sich eine Spanierin in Spanien als Russin, Rumänin oder meinetwegen Ukrainerin aus?“
„Katalanin in Katalonien – wenn ich bitten darf. Alle Mädchen in dem Puff kommen aus Osteuropa und haben einen „Künstlernamen“. Da wird aus Natasha eine Carmen, aus Ilona eine Maria …“
„… und umgekehrt aus einer Montse eine Olga. Wozu das alles?“
Olga, pardon Montse, nahm einen tiefen Schluck und dachte einen Moment nach.
„Psychologie. Selbstschutz. Keine Frau liebt diese Arbeit oder ist gar stolz darauf. Die Mädchen werden von irgendeiner russischen Mafia hierhin geschleust, haben kein Geld, keinen Pass, verstehen kein Wort Spanisch. Sie haben geglaubt hier als Putzfrau oder Kellnerin mehr Geld als in ihrer Heimat verdienen zu können und werden stattdessen prostituiert. Da hilft es der Selbstachtung, wenn man wenigstens nicht man selbst ist. Nicht Natasha macht die Beine breit, es ist Núria oder Isabél.
Soviel zu dem unter Männer weit verbreiteten Traum, in den Puffs dieser Welt gäbe es doch wenigstens ein paar Nutten, die dieser Arbeit nachgehen, weil sie von Sex mit Kerlen wie mir nicht genug bekommen. Ein Ruhmesblatt für das männliche Geschlecht sieht vermutlich anders aus.
„Ich bin nicht weit von hier geboren, in Vilamaniscle, einem winzigen Flecken mit ein paar Bauernhöfen, einer Kirche und einer Kneipe am Fuße der Sierra de Albera. Mein Vater ist nach meiner Geburt abgehauen – scheint wohl eine Art Familientradition zu sein. Meine Mutter ist früh gestorben und so bin ich bei meiner Großmutter aufgewachsen. Damals besuchten Mädchen keine Schule. Mädchen heirateten, bekamen Kinder und kümmerten sich um ihre Männer. Für das Schulgeld hätte es eh’ nicht gereicht, aber meine abuela hat alles herangeschafft, was man nur lesen konnte, von der Tageszeitung aus der letzten Woche bis zu den Gedichten von Josip Pla – ich habe alles verschlungen, vor mir war nichts sicher.“
Noch ein tiefer Schluck, ich schenkte ihr nach.
„Tja … und dann kam er. Es gibt immer einen „er“ – nicht wahr? Philippe war Student der Literaturwissenschaften in Montpellier. Reiche Eltern im Baskenland. Weit gereist. Erzählte ständig von der Revolution in Kuba, Ché Guevara und dem Untergang des Kapitalismus, dem man nur den letzten Stoß geben müsse. Mein Gott, sah er gut aus, wenn er sich in Rage redete. Wir diskutierten nächtelang über Sartre und seinen Freundeskreis im Deux Margot, als hätten wir irgendwie dazu gehört. Dabei kann ich Paris kaum auf der Landkarte finden.“
„Die große Liebe also.“
Olga zuckte die Schultern. „Ja, dachte ich jedenfalls. Eines Tages war er fort. Kein Abschiedsbrief, keine Lebewohl. Er hatte sich mit meiner Unschuld einfach davon gemacht.“
„Das könnte jetzt das Ende der Geschichte sein … ist es aber wohl nicht, oder?“
„Nein. Im Gegenteil, es ist gerade mal der Anfang. Ich habe meiner Großmutter ein paar tausend Peseten gestohlen und bin nach Montpellier getrampt. Ich war wütend, ich war verletzt, ich wollte ihn zur Rede stellen. Er sollte mir ins Gesicht sagen, dass er mich nicht liebt. Und als ich ihn schließlich gefunden hatte, bekam ich kein Wort heraus und habe mich ihm einfach in die Arme geworfen. Ich war so eine dumme Kuh.“
„Hört sich ganz so an. Aber auch unter Frauen soll es ein paar Idioten geben.“
„Stimmt. Aber ich habe die Hitliste angeführt.“
„Hat er Dich zurück geschickt?“
„Nein, warum sollt er? Es war doch so … praktisch. Eine Frau im Haus, die kocht, putzt, wäscht, die Klappe hält und jede Nacht willig die Beine breit macht. Hombre, damals habe ich mich wirklich selbst zur Nutte gemacht. Und irgendwann habe ich gemerkt, dass ich nicht nur praktisch, sondern nützlich war.“
„Wie das?“
„Philippe hatte nach seinem Studium einen kleinen Buchladen in Montpellier aufgemacht. Das Geschäft lief nicht besonders und ohne die monatlichen Schecks seiner Eltern wären wir schon nach drei Monaten pleite gewesen. Dann kamen immer öfter zwielichtige Typen zu uns, mit denen Philippe um die Ecken zog oder im Hinterzimmer verschwand. Und auf einmal war am Ende des Monats Geld übrig, ohne das auch nur ein Buch mehr verkauft worden wäre.“
„Philippe hat Geld gewaschen.“
„Wenn es nur das gewesen wäre. Es hat lange gedauert, bis ich gemerkt habe, dass die Typen nicht einfach nur ein paar kleine Gauner waren. Sie waren weit schlimmer, schwadronierten ständig davon, dass man das System radikal verändern muss und dass das ohne Gewalt nicht möglich sei. Philippe war bald einer von ihnen. Erst hat er Geld gewaschen, dann war er tagelang fort und wenn er wiederkam, hatten wir Geld – viel Geld.
„Mafia?“
„ETA. Philippe hatte sich den baskischen Terroristen angeschlossen und bekämpfte nun das System seiner Eltern, ohne deren Almosen wir nicht hätten überleben können. Ich weiß, dass er bei verschiedenen Banküberfällen dabei war. Er hatte auch Sprengstoff im Keller. Gott allein weiß, welches Unheil er sonst noch angerichtet hat.“
„Und trotzdem bist Du bei ihm geblieben?“
Montse schüttelte den Kopf. „Ja. Weil Liebe blind macht, Weil ich verrückt war, weil … ich weiß auch nicht.“
„Du hättest zur Polizei gehen können,“ wandte ich ein. „Du kannst es immer noch tun.“
Sie schenkte mir ein mitleidiges Lächeln, ungefähr so, wie die Mutter den kleinen Sohn anlächelt, wenn er erzählt, die Erde sei eine Scheibe.
„Wenn ich heute zur Guardia gehe, bin ich morgen tot.“
„Und was hindert diese Terroristen daran, Dich auch ohne Visite bei der Polizei aus dem Wege zu räumen?“
Diesmal war Montses Lächeln listig. Sie leerte ihr Glas mit einem kräftigen Schluck. Zeit für eine neue Flasche.
„Weil ich meine Lebensversicherung habe.“ Und schon tauchte sie in die unergründlichen Tiefen ihrer Handtasche ab. Warum Frauen einen unstillbaren Hang zu transportablen Aufbewahrungsbehältnissen haben, die entweder das Ausmaß eines Müllcontainers oder einer Streichholzschachtel haben – Zwischengrößen nicht vorhanden – gehört zu den großen ungelösten Rätsel der Menschheit. Nachdem ihre Suche außer den bekannten Verschönerungsmitteln wie Lippenstift, Puder und Tuschkasten auch einen Akkuschrauber, einen halben Kasten stilles Wasser und einen aufziehbaren Plüschhasen zum Vorschein gebracht hatte, kramte sie schließlich ein abgegriffenes blaues Büchlein hervor, dass sie mir triumphierend reichte.
„Das ist Deine Lebensversicherung?“ meinte ich ungläubig. „Dafür haben wir die Prügel riskiert? Eine Kurzausgabe von Platon’s „Thaitetos“?“ Machte einen extrem gefährlichen Eindruck.
„Schlag’s auf.“
Also blätterte ich mich durch den bedeutungsschweren Dialog zwischen Eukleides und Terpsion. Der Text hätte auch in Sanskrit abgefasst sein können, jedenfalls erinnerte ich mich dunkel daran, schon in der Schule einen möglichst großen Bogen um die einschlägigen griechischen Philosophen gemacht zu haben. Schwere Kost, bleischwer. Jedenfalls bis Seite 25. Danach wurde die Lektüre zumindest abwechslungsreicher. Nun war nur noch jede zweite Seite bedruckt und die freien Seiten mit langen handschriftlichen Reihen von Zahlen, Daten und Namen beschrieben. Hier hatte sich jemand ausgesprochen viel Mühe gegeben.
„Es ist ein Fehldruck, den ich als besonderes Notizbuch zweckentfremdet habe.“
„Nicht schlecht. Wer vermutet in einem solchen Schinken schon einen brisanten Inhalt. Der Inhalt ist doch brisant, oder?“
Montse schnaufte verächtlich.
„Natürlich ist er das. Die meisten dieser Affen haben noch nicht einmal eine Bibel in der Hand gehabt, geschweige dann ein anderes Buch. Wahrscheinlich ist die Mehrheit von ihnen nicht mal in der Lage, unfallfrei eine Banane zu pellen.“
„Gut, aber was sind das für Information?“
„Schau her.“
Die machte es sich auf der Lehne meines Sessels gemütlich. Mein Gott, hatte die Frau eine süße Figur.
„Hier: das ist eine Liste der gesamten Sektionsmannschaft mit Decknamen und Angabe der sicheren Häuser, in denen sie sich oft aufhalten. Hier lagern Waffen und Sprengstoff. Und das sind potentielle Ziele, die sie in der letzten Zeit ausgespäht haben.“
Montse hatte Recht. Das Tagebuch war reines Nitroglycerin und mich beschlich das Gefühl, dass meine schöne Abendbekanntschaft, die ich so heldenhaft aus den Klauen der osteuropäischen Mädchenmafia gerettet hatte, noch einiges mehr zu berichten hätte. Das Buch mochte ihre Lebensversicherung sein, genauso gut konnte es aber auch ihr Todesurteil besiegeln.
„Wenn Du damit zur Staatsanwaltschaft gehst, besorgt man Dir einen Platz in einem Zeugenschutzprogramm.“
„Ja, ja, und danach ein anonymes Begräbnis. Du schaust zu viele amerikanische Krimiserien. Erst muss ich zwanzig Kilo zunehmen, dann bekomme ich ein neues Gesicht und dann erwischt mich eines Abends dann doch eine Kugel zwischen die Augen. Die ETA hat verdammt gute Kontakte bis in die Guardia und in die Politik. Da kannst du nicht einfach verschwinden. Die finden Dich früher oder später. Da hilft nicht mal eine Geschlechtsumwandlung.“
Ein schwerwiegendes Argument und Montse als Mann wollte ich mir nun wirklich nicht vorstellen. Aber ich war trotzdem nicht überzeugt.
„Deine Lebensversicherung taugt nur dann etwas, wenn die wissen, dass Du brisante Informationen hast. Wenn sie es aber wissen, dann jagen sie Dich erst recht.“
„Im Gegenteil, wenn sie es nicht wüssten, hätte man mich längst in Beton gegossen und im nächsten See versenkt. Warum glaubst Du wohl, haben sie mich an die Russen-Mafia ausgeliehen und in diesen puti club gesteckt? Weil sie selbst nicht wissen, was sie mit mir machen sollen.“
Mein normalerweise brillantes Auffassungsvermögen hatte sich wahrscheinlich längst zur Ruhe begeben, denn die Logik ihrer Argumentation blieb mir verborgen. Wenn diesen hart gesottenen Terroristen doch klar war, dass dieses Vögelchen besser niemals singen sollte, warum hatten sie sie dann nicht einfach umgebracht, statt in einem drittklassigen Bordell einzusperren. Abermals nahm Montse einen tiefen Schluck – auch die zweite Flasche neigte sich gefährlich zur Leere – und betrachtete mich mit dem gleichen zufriedenen Lächeln, das mein Kater aufsetzt, wenn er genau weiß, dass ihm die Maus nicht mehr entwischen kann.
„Ich habe ihnen gesagt, dass ich die Informationen bei einem Freund gelassen habe und er sie an die Polizei weitergibt, wenn ich auf einmal verschwinden oder mir etwas zustoßen sollte.“
„Hm, wer hat den jetzt von uns beiden zu viele Krimis geguckt? Und den Scheiß haben Sie Dir abgenommen?
Montse setzte eine Miene auf, die irgendwo zwischen trotzig und beleidigt angesiedelt war und meinte sehr entschieden:
„Ja, diesen Scheiß, wie Du meinst, haben sie mir abgenommen. Und jetzt bin ich müde. Gute Nacht.“
Damit stand sie auf und gewährte mir noch einen Blick auf ihre entzückende Kehrseite, wo der Slip unter dem Rand des T-Shirts hervor blitzte und mich an den eigentlichen Sinn des Abends erinnerte. Montse verschwand im Gästezimmer, ich seufzte, nahm Keith Jarrett sein Piano fort und überließ die Gläser dem heraufziehenden Morgen. Als ich das Fenster weit öffnete und die Aprilkälte herein flutete, kuschelte ich mich unter die Decke und dachte einen Augenblick daran, dass in schlechten Filmen nun die Schöne nackt das Zimmer betritt, sich in die Arme ihres Retters wirft und ihn mit leidenschaftlichem Sex belohnt. Dies schien aber offenbar ein guter Film zu sein, denn die Tür blieb zu und ich schlief ein – allein.