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Die ideologische Falle.

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Ein Beispiel hierfür ist das Konzept des Eltern- und Betreuungsgeldes (Kosten in Milliarden-Höhe). Die Ideologie (Weltanschauung) dahinter ist, dass Kindererziehung nur zu Hause gut und richtig ausgeführt wird. Abgesehen davon, dass es dafür überhaupt keine Belege gibt, geht dieses Konzept völlig an der Realität vorbei. Aufgrund der wirtschaftlichen und sozialen Situation finden Eltern tatsächlich immer weniger Zeit, für eine gute Erziehung ihrer Kinder zu sorgen. Kinder aufziehen wird daher oft mit Belastung gleichgesetzt, anstatt mit Freude. Das Erlernen und Entwickeln von sozialem Verhalten in einer Gruppe Gleichaltriger (zum Beispiel in Kindertagesstätten, Kitas) ist leichter und wirkungsvoller. Flächendeckende Ganztags-Kitas und Ganztagsschulen mit einem umfassenden Kind- und Jugend-gerechten Freizeitangebot sind die zeitgemäße Antwort. Nach der Arbeit, der Kita oder der Schule treffen Eltern auf ausgelastete Kinder. Diese Zeit kann genutzt werden, in entspannter Atmosphäre ein zu Hause aufzubauen, mit Liebe, Toleranz und sozialer Verantwortung. Ohne Zeitdruck und viel Stress im Nacken können Probleme viel leichter angesprochen, Konflikte besser gelöst werden. Ihr Eltern und die, die es werden wollen: Dies ist eine enorme Zunahme an Lebensqualität, eine Perspektive, für die es sich lohnt zu arbeiten und zu streiten!

Ein weiteres Beispiel ist der Religionsunterricht. Die Schule ist eine gemeinschaftliche, staatliche Einrichtung, in der Partei-politische Werbung zum Beispiel, untersagt ist. Dies zu Recht, da wir aus der Vergangenheit von Nazi- (1933 – 1945) und DDR-Diktatur (1949 – 1989) in Deutschland gelernt haben. Dort wurden die Schüler nämlich ideologisch manipuliert und zu unselbständigen und unkritischen Menschen erzogen. Dies ist nicht das Ziel heutiger Pädagogik in Deutschland. Wir alle wollen unsere Kinder zu selbstständig denkenden, selbstbewussten, sozialen und friedlichen Menschen erziehen. Dazu gehören eben auch das kritische Hinterfragen und das naturwissenschaftlich-technische, das rationale Denken. Schule sollte – im Idealfall – (1) Wissen, humanistische Werte und verbriefte Menschenrechte effektiv vermitteln und (2) eine gut begründete, überzeugende Werbestrategie für unsere parlamentarische Demokratie darstellen. Jene ist eine, zwar verbesserungswürdige, aber dennoch sehr gute Organisationsstruktur der menschlichen Gesellschaft. Schließlich (3), Schule sollte auch Erkenntnis bringen und – ganz wichtig (!) - Lebensfreude vermitteln!

Der Glaube oder besser, der Glaube an Gott ist nicht nur eine Gott-gefällige Sache, sondern auch völlig legitim und gut. Aber, um Menschen – und gerade Kinder - an den Glauben heranzuführen, dafür ist die Schule der denkbar schlechteste Platz. Denn die Geschichte und die Gegenwart lehren uns, religiös motiviertes politisches Handeln hat allzu oft sehr wenig mit Toleranz, Demokratie und sozialer Verantwortung zu tun. Schauen wir nach Israel, wo im israelischen Parlament auch die ultraorthodoxen Juden vertreten sind, der politische Arm der ultraorthodoxen, jüdischen Siedlerbewegung, die ein Frieden mit Palästina unmöglich machen. Schauen wir in das Bürgerkriegsland Syrien, wo es nicht wenige Bürger gibt, die zwar den Diktator Baschar Hafiz al-Assad von der Macht verdrängen wollen, die aber – ohne weiter nachzudenken - meinen, alle Bürger Syriens müssen so leben, wie es im Koran steht. Sie tun dies im guten Glauben, übrigens, weil sie es so in der Schule gelernt haben, wenn sie überhaupt über einen Schulabschluss verfügen oder Schreiben und Lesen können!

In Deutschland ist es leider nicht so lange her, dass weitreichende politische Entscheidungen durch aktives Handeln der christlichen Kirche beeinflusst wurden. Nehmen wir – als das extremste Beispiel der jüngeren Geschichte - die Annahme des Ermächtigungsgesetzes von 1933 durch die katholisch-christliche Zentrumspartei. Dessen Parteivorsitzender, der Prälat Dr. Ludwig Kaas, vertrat die Meinung, dass ein Widerstand des Zentrums an der Herrschaft Hitlers und an der politischen Realität nichts ändern werde. Man werde lediglich die Chance auf die Einhaltung der von Hitler zugesicherten Garantien verspielen. Denn Hitler hatte ja unter anderem folgendes zugesichert: Sicherung des christlichen Einflusses in Schule und Erziehung (Aus: Wikipedia.org). Das heißt in der Konsequenz, der Prälat (= Titel eines geistigen Würdenträgers) Dr. Kaas hat die Demokratie in Deutschland für eine von ihm vermutete Unabhängigkeit der katholisch-christlichen Kirche in Nazi-Deutschland verkauft, und sei es nur ideell. Anstatt 30 Silberlinge nahm der gläubige Christ Kaas die JA-Stimmen der Reichstagsabgeordneten von seiner Zentrumspartei. Einwenden könnte man hier noch, dass viele Abgeordnete massiven Drohungen der Nazis ausgesetzt waren. Aber dies galt eben auch für die SPD-Volksvertreter, die geschlossen mit NEIN votierten.

Es ist also besser, die Kirche im Dorf zu lassen. Sie gehört in kein Parlament und in keine Schule! Dies gesagt, bedeutet nicht, dass man (m/w) - mit dieser Auffassung - Kirche, Religion und Glaube verunglimpft, verachtet oder hasst. Kirche, Religion und Glaube sind wichtige kulturelle Bestandteile unserer Gesellschaft, aber eben keine politischen. Religion (Glaube) kennzeichnet in erster Linie ein zwar für die Gesellschaft wichtiges, aber dennoch sehr subjektives, gefühlsbetontes Bedürfnis (eben die Suche nach inneren Frieden und Gemeinsamkeit). Dies kann vor und nach der Schule in der Glaubensgemeinschaft frei und öffentlich gelebt werden, natürlich ohne die Grund- und Menschenrechte zu verletzen. Ein Schulfach „Glaube, Ethik, und Philosophie“ ist dagegen objektiv (sachlich-rational). Es trägt deshalb zur Entwicklung von Toleranz bei. Daher ist ein Ziel der Study Times die Einführung eines Pflichtfaches „Religion, Ethik, Philosophie“. Dieses Fach sollte nicht nur in Schulen, sondern auch an Universitäten und Fachhochschulen stattfinden. Gerade Politiker sollten während ihrer Berufsausbildung und vor der Übernahme einer politischen Funktion schon einmal etwas von politischer oder praktischer Ethik gehört haben. Die Notwendigkeit dafür lässt sich leicht aus der Gegenwartsgeschichte belegen.

Da haben doch tatsächlich nicht wenige Landtagsabgeordnete (m/w) in Bayern über viele Jahre ihre Verwandten oder Angetrauten beschäftigt, ohne ein schlechtes Gewissen zu verspüren. Die Angehörigen wurden quasi ohne vorige öffentliche Ausschreibung der Arbeitsstellen eingestellt und - nebenbei gesagt - von Geldern der Steuerzahler finanziert! Andere, ebenso fachlich geeignete Menschen, vielleicht Arbeitslose (?), hatten also keine Chance, sich auf die Stellen zu bewerben und sich vorzustellen. In Unternehmen der Privatwirtschaft sieht die Sache natürlich anders aus. Wenn der Firmenchef meint, er kann mit seiner Frau sehr gut und zum Wohle der Firma zusammenarbeiten, dann stellt er Sie halt ein. Das Gehalt bezahlt er ja aus dem Firmenkapital, und die Firma gehört ihm. Ein weiteres Beispiel sind die nachweislich unkorrekt angefertigten Doktor-Arbeiten einiger Leute in politischer Verantwortung („in Amt und Würden“, sozusagen). Promotionsarbeiten wurden über das berühmt-berüchtigte „Kopieren und Einfügen“-Verfahren erstellt, im Glauben, man könne sich als Dr. Paul oder Dr. Paula Politiker besser verkaufen. Die Liste ethischer Unzulänglichkeiten lässt sich noch verlängern. Die zwei genannten Beispiele sollen hier jedoch genügen.

Die Vorstellung aber, dass ein gelernter Betriebswirt als Unternehmer aus ethischen Gründen Mindestlöhne bereitstellt, findet die Study Times gut. Dabei sollte der Mindestlohn für Vollzeitarbeit so hoch sein, dass der Arbeitnehmer (m/w) davon leben kann, ohne einen zweiten Job haben zu müssen. Bei der Gründung und Unterhaltung eines Unternehmens sollten die Umsätze ständig den laufenden Personalkosten gegenübergestellt werden. Bei ungünstiger Wirtschaftslage müssen ideologisch angefärbte Personalkosten (zum Beispiel Extravergütungen, Boni) von oben nach unten reduziert oder sogar gestrichen werden. Gleichzeitig ist das Gesamtkonzept des Unternehmens zu überprüfen und zu ändern. Es müssen Vorschläge zur Verbesserung der gesamtwirtschaftlichen Lage des Unternehmens eingeholt werden. Die ST bietet eine Datenbank und ein Forum Kleinunternehmer und mittelständische Betriebe für Sie an. Hier können Sie sich informieren, vernetzen und gegenseitig helfen.

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