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Mitgefühl

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Meine lieber Freund, meine liebe Freundin, Mitgefühl, nicht etwa Mitleid, ist eine der tragenden Säulen der Liebe. Liebe ist das drängende Streben nach Verschmelzung und Einheit, im Geiste wie auch im Herzen. Liebe strebt danach, das Leben des anderen mit ihm zu teilen. Verbindung und Gemeinsamkeit zu leben ist jedes Menschen tiefstes Bedürfnis, denn die Einheit von Alles-was-Ist ist ein der Natur aller Schöpfung inhärenter Seinszustand.

Alles, was ›natürlich‹, also von Gott vorgegeben ist, ist unwiderstehlich in seiner Anziehungskraft. Der ewig unveränderliche Urzustand der vollkommenen Schöpfung will wiedererkannt werden. So sehr dieser Schöpfungszustand der Einheit von und mit Alles-was-Ist auch bedroht oder sogar zerstört anmuten mag, so war er es doch nie. Die Wirklichkeit kann niemals gefährdet sein, denn es kann keine Macht außerhalb der göttlichen, allumfassenden und vollkommen reinen Liebe geben.

Der Mensch strebt nach Einheit und Verschmelzung in Liebe. Er fürchtet kaum etwas so sehr wie das Alleinsein oder gar die Einsamkeit. Räumliche Trennung macht den Menschen noch nicht einsam, das Sich-unverstandenFühlen macht den Menschen einsam. So kann auch nur Liebe, die immer Mitgefühl anstrebt und sucht, die Brücke vom Individuum zum Nächsten schlagen.

Liebe ist ›von Natur aus‹ neugierig, sie will das Geliebte verstehen und es in seinem Sosein begreifen, ihm nachempfinden und ihm somit nachspüren können. Das ist Einswerdung im Geiste und im Herzen. Den feinen und doch so folgenschweren Unterschied zwischen Mitgefühl und Mitleid haben wir an anderer Stelle bereits beleuchtet. Hier sei kurz daran erinnert, dass Mitleid aus der Rückerinnerung an das eigene Leid herrührt und somit die vermeintliche eigene Schwäche zementiert. So erhält Mitleid den Status quo beim anderen. Anstatt zu heilen, vermittelt es Ausweglosigkeit.

Mitleid ist im Grunde und in Wahrheit immer eine getarnte Form von Selbstmitleid. Es meint nicht wirklich den anderen und somit meißelt es bei beiden den Glauben an das eigene Unglück in Stein, anstatt Hoffnung, Trost und Erlösung zu bringen. Mitleid ist passiv, wohingegen das Mitgefühl hochgradig aktiv wirkt. Mitgefühl fußt auf Liebe, auf Selbstlosigkeit und somit auf ehrlichem Interesse für die Belange des anderen.

Wer Mitleid hat, redet, wer Mitgefühl hat, hört zu.

Liebe versteht alles, weil sie alles verstehen will. Sie will wissen, wie es ist. Liebe will die Dinge nicht anders sehen, als sie sind, denn Verschmelzung und Einheit zwischen zwei Menschen sind immer nur im Hier und Jetzt möglich, also in der vorbehaltlosen Anerkennung und Akzeptanz des Istzustandes.

Wo Leid gelindert werden soll, muss es erst einmal anerkannt werden. Nichts tröstet und ermutigt einen leidenden Menschen so sehr wie Mitgefühl. Wo Mitleid den Menschen in seinem Elend erstarren lässt, da mobilisiert echtes Mitgefühl ungeahnte Kräfte und Reserven, denn erfahrene Liebe ist immer auch aktive und konkrete Rückerinnerung an die Selbstliebe. So setzt Mitgefühl heilerische Kräfte ungeahnten Ausmaßes frei, denn die Liebe verfehlt nie ihr Ziel, das ewig das Glück und nichts als das Glück des anderen ist.

»So mancher scheint beim ersten Blick

verschlossen, starr und eisig kühl,

doch birgt sein Herz für den, der sucht,

den reichsten Schatz an Mitgefühl.«

Wilhelm Jordan

Die Regulus-Botschaften: Band IV

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