Читать книгу Die Regulus-Botschaften: Band IV - Bettina Büx - Страница 19
Fürsorge
ОглавлениеMeine liebe Freundin, mein lieber Freund, das Tragen von Fürsorge ist ein fundamentales Bedürfnis jedes Menschen. Der Mensch, und damit sind ganz sicher nicht nur die Mütter dieser Welt gemeint, sehnt sich nach etwas oder jemandem, das oder den er umsorgen, hegen und pflegen will und kann.
Fürsorge ist sehr viel mehr als nur angenehmes Beiwerk des menschlichen Lebens, in der Fürsorge findet die Liebe des Menschen ihre ganze Erfüllung. Sie ist der praktische Nutzen der Liebe, denn hier kann sie sich Ausdruck verschaffen. In der Fürsorge erweckt sich die Liebe zum Leben, hier wird sie wirklich, praktisch, real und im wahrsten Sinne des Wortes ›genießbar‹, und zwar für den Gebenden wie auch für den Nehmenden. Es gehört zu den süßesten Wonnen menschlichen Daseins, Geliebte und Geliebtes umsorgen zu dürfen und zu können.
Fürsorge ist niemals Opfer. Wenn sie als Last empfunden wird, mangelt es mit Sicherheit an Fürsorge für sich selbst. Wie wir also sehen, kommen wir auch in diesem wie in jedem anderen Aspekt der Liebe nicht um die Selbstliebe herum. Wird Fürsorge als eine Bürde empfunden, geht es nicht um ein ungesundes Verhältnis zwischen dem Geben und Nehmen im zwischenmenschlichen Bereich, sondern vielmehr um ein Ungleichgewicht im Umgang mit der eigenen Persönlichkeit. Man kann einem anderen niemals zu viel geben. Fürsorge ist ein fundamentaler Eckstein gelebter Liebe, sie ist sozusagen ihr Gradmesser. Das Sichkümmern um den Erhalt dessen, was geliebt wird, entspringt dem tiefsten Wesenskern der Liebe selbst. Mehr noch als um den bloßen Erhalt geht es der Liebe um Wachstum, Entfaltung und Gedeihen dessen, was man liebt.
So wie die Liebe selbst in ewiger Ausdehnung begriffen ist, so will sie auch das immerwährende Wachstum für ihr Ziel. Alles, was der Liebe anvertraut ist, strebt nach steter Vermehrung und Erweiterung. So wie ein Kind, das in fürsorglicher Atmosphäre aufwachsend, ganz einfach und selbstverständlich seine Möglichkeiten auslotet, so leicht wächst es auch in seine Potenziale hinein.
Doch nicht nur beim Kinde ist dem so. Fürsorge bietet dem Menschen in jeder Lebensphase den Rahmen an emotionaler Geborgenheit, den er braucht, um zu seinem vollen Potenzial heranzureifen. Der Mensch, der sich geborgen fühlt in einem inneren Zuhause, kann sozusagen ›hinausgehen und seine Welt erobern‹. Derjenige, dem es an Fürsorge mangelt von sich selbst für sich selbst wie auch von seinesgleichen, ist wie ein Baum, dem die Bewurzelung fehlt, die er braucht, um seine Krone ausstrecken zu können. Wer jedoch Fürsorge kennt und erfahren hat, der wird sein Leben lang Sicherheit nur dort suchen, wo sie auch zu finden ist, in der Liebe.
Wie wir in Band II Um Gottes willen und um deinetwegen gesehen haben, suchen Menschen Sicherheit in den absurdesten Dingen. Am augenfälligsten ist wohl die Suche nach Halt und Sicherheit im Geld. Wer die Liebe wirklich kennt, wird diesen eklatanten und tragischen Denkfehler niemals machen und Geld mit Liebe verwechseln: Nur Liebe ist Liebe!
Wie wir wissen, bedeutet Liebe auch Loslassen. So kann wahre Fürsorge sich rühmen, den Menschen niemals zu überfordern, weder den Gebenden noch den Nehmenden.
Liebe lebt im ständigen Spannungsfeld zwischen Kommen und Gehen, Nehmen und Geben, Kümmern und Sichselbst-Überlassen. Wie der liebevolle Gärtner, der seinen Garten hegt und pflegt, ihn ansonsten sich selbst überlässt und sich am Wachsen und Werden erfreut, so umgibt die sanftmütige Fürsorge den geliebten Menschen wie mit einem weichen Mantel. Dem Menschen, der Fürsorge kennt, ist immer warm ums Herz.
Fürsorge macht den Menschen unabhängig, denn sie lehrt den sorgsamen Umgang mit sich selbst und das Vertrauen in die eigene Kraft.
Das A und O der Fürsorge ist nicht etwa eine Frage der Quantität – in der Liebe kann es niemals ein Zuviel geben –, sondern vielmehr eine Frage der Qualität. Wenn ›Fürsorge‹ Abhängigkeit, Enge und Furchtsamkeit hervorruft, dann ist sie keine. Da wahre und weise Fürsorge der Liebe entspringt, besudelt und belastet sie das Objekt ihres Strebens niemals mit Angst und Sorge, sondern stärkt vielmehr das Urvertrauen in das Leben schlechthin und den Glauben an die eigenen Fähigkeiten.
Wenn die Welt allgemein von ›Überbehütung‹ spricht, dann ist in der Tat genau das Gegenteil der Fall. Wo keine Freiheit, keine Selbstverantwortlichkeit und kein Gottvertrauen gelehrt und vermittelt werden, da ist grobe Vernachlässigung am Werk. Der Liebe ist nie zu viel getan. Wo dies so scheint, ist die Liebe nicht verstanden und mit Egoismus, Dominanz und Kontrollbedürfnis verwechselt worden. Mit alledem hat Liebe nicht das Geringste zu tun, denn solche irrigen Konzepte entstammen samt und sonders der Angst und dem Glauben an Schwäche, Schuld und Mangel. Fürsorge will niemals dominieren, sie will das Glück des anderen, das nur im Respekt seiner Freiheit entstehen kann.
»Beständige Aufmerksamkeit ist
das Ärmelhochkrempeln der Liebe.«
Regulus