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Schutz

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Mein lieber Freund, meine liebe Freundin, jeder Mensch kennt den starken Impuls, das zu beschützen und zu bewahren, was er liebt. Der sogenannte ›Beschützerinstinkt‹ ist dem Drang nach Fürsorglichkeit sehr nahe.

Liebe ist in ein Höchstmaβ gesteigertes Wohlwollen und will immer das Optimum für den Geliebten. Wie wir wissen, definiert sich die Liebe durch den absoluten Respekt des Soseins des anderen. Mit anderen Worten: Liebe nimmt den anderen nicht nur so, wie er ist, Liebe will ihn auch so. Da Liebe, wie gesagt, das Optimum für den anderen will, sucht sie immer, ihn vor Schaden zu bewahren.

Dieser ›Instinkt‹, dieser Wesenszug ist in der ganzen Schöpfung zu beobachten und ebenso kreatürlich und menschlich wie göttlich. Obwohl dieses Attribut, wie auch das der Fürsorge, vor allem der Mütterlichkeit zugeordnet wird, ist es doch ebenso sehr ein väterliches. Wie wir es bei der Fürsorge schon gesehen haben, so dient auch die Schutzfunktion sowohl der Lebenserhaltung als auch der Steigerung der Lebensqualität. Wenn wir im direkten Zusammenhang mit der Liebe von Schutz sprechen, dann kann Schutz nur definiert werden als der heftige und unwiderstehliche Drang, den anderen vor Verletzung zu bewahren.

Wer liebt, der zollt dem geliebten Wesen ganz selbstverständlich den Respekt seines Gesamtwesens in all seinen Facetten und damit auch seines freien Willens. Ebendiese Willensfreiheit impliziert, dass jeder Mensch die Möglichkeit wie auch die Freiheit besitzt, sich selbst in qualvolle Situationen zu bringen. Es gehört wohl mit zum Schwierigsten und Schmerzlichsten menschlicher Erfahrungsrealität, ›mit ansehen zu müssen‹, wenn ein von Herzen geliebter Mensch in misslicher Lage leidet. Da Verletzung und Not letztlich immer selbst verursacht sind – wir erinnern uns an Band I Des Menschen Wunsch und Gottes Wille –, kann Schutz immer nur Schutz vor Selbstverletzung bedeuten. Die Ermahnung zur Selbstliebe ist die höchste, weiseste und wirkungsvollste Form von Schutz, die Du einem anderen angedeihen lassen kannst.

Wie könntest Du einen anderen besser beschützen, als ihn stark zu machen im Glauben an sich selbst?

Die Ermahnung zur Selbstliebe ist das kompromissloseste, eindeutigste und umfassendste ›Ja‹, das ein Mensch einem anderen jemals anbieten kann. Schutz ist niemals partiell, also nie ausschließend. Der Aufruf zur Selbstliebe ist Liebe in ihrer höchsten und schönsten Ausprägung, denn er ist Angebot von Unabhängigkeit und Freiheit.

Wer beschützen will, fördert die Autonomie des anderen wie auch die eigene, denn Dein Selbstschutz ist der beste Schutz für all jene, die Du liebst. Wo keine Abhängigkeiten sind, sind auch keine Zwänge, keine Überforderung und keine Ausbeutung. Es kann gar nicht deutlich genug gesagt werden, wie sehr der Glaube an die Kraft des anderen und das Vertrauen in seine Stärke ungeahnte Kräfte und ungenutzte oder unerkannte Potenziale in ihm zum Vorschein bringen und mobilisieren kann. Nichts spornt einen Menschen mehr zu Höchstleistungen an als das Vertrauen, das ein anderer in ihn setzt. Der Mensch, an den geglaubt wird, kann an sich selbst glauben. Das ist aktiver Schutz und die Weisheit der Liebe weiß, an welchem Punkt sie handelnd eingreifen muss und wann nicht.

Wenn man beschützen will, muss man die Grenzen kennen, die eigenen wie auch die des anderen.

Liebe wertet nicht, Liebe liebt. Sie erkennt die Grenzen ebenso freudig an und heißt sie so herzlich willkommen wie die Potenziale und Fähigkeiten. In der Liebe verschwimmen die Grenzen zwischen den Grenzen und den Potenzialen und verwachsen ganz einfach miteinander zu der geliebten Gesamtpersönlichkeit. Der Mensch wird in seiner ganzen Individualität geliebt, in der alle Charakterzüge in des Menschen ganz persönlicher Eigenart harmonisch miteinander verschmelzen.

Und damit wären wir am Ende unserer Ausführungen zum Thema Schutz, denn hier, bei der bedingungslosen Liebe, schließt sich der Kreis. Die Liebe ist das Beste, das man einem Menschen und jeder Kreatur antun kann. Punktum. Die Liebe als solche bietet dem Geliebten völlig selbstverständlich Schutz, und zwar ganz und gar aus sich selbst heraus, durch ihr reines Sein. Der Mensch, der geliebt wird, lebt wie in einer Wolke aus Licht. Die Wirkungen dieser Liebe sind schier unbeschreiblich, sie wirkt ähnlich wie ein Blitzableiter und fügt die Dinge auf wundersame Weise. Wo Liebe ist, da geschehen immer Wunder. Wer die Liebe liebt und echte Begeisterung für sie aufbringt, dem erschließen sich diese Wunder auf ganz einfache Weise. Für die Liebe ist ein Wunder eine ganz natürliche Sache, ist sie doch selbst ein Wunder. Liebe, die Schöpferkraft schlechthin, ist sowohl die natürlichste als auch die wunderbarste Sache der Welt, im wahrsten Sinne der Worte. So Du dies wirklich verstehst, tun sich Dir neue Welten auf. Gott schütze Dich.

»In einem Augenblick gewährt die Liebe,

was Mühe kaum in langer Zeit erreicht.«

Johann Wolfgang von Goethe

Die Regulus-Botschaften: Band IV

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