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3. Feier

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"Alena! Dar'sal! Wo bleibt ihr?", rief eine glockenhelle, geliebte Stimme.

Ich drehte mich um und erblickte Xera, die auf uns zugesprungen kam. Noch außer Atem blieb die kleine Elfe vor Dar'sal stehen, stemmte ihre Hände in die Hüften und schaute mit trotzig vorgerecktem Kinn zu dem Symbionten auf, der mindestens drei Köpfe größer war als sie.

"Ich habe dir gesagt, dass du nicht trödeln sollst! Wie soll ich denn sonst fertig werden? Oh!", blitzschnell hatte sie die Stimmung bemerkt, in der Dar'sal und ich uns befanden.

Mitleid zog wie eine kleine Wolke über ihr Gesicht, schnell hellte es sich wieder auf und sie plapperte munter drauflos: "Kommt, ihr zwei! Ich werde euch aufheitern. Ihr braucht dringend Abwechslung, damit euch beiden klar wird, wie sehr ihr einander braucht, weil ihr euch liebt!"

Dar'sal und ich hatten zwar unsere Seelen füreinander und für jeden anderen unzugänglich gemacht, dennoch musste man keine Gedanken lesen, um zu sehen, in welcher Stimmung wir uns befanden. Außerdem war es nicht das erste Mal, dass Dar'sal und ich zu diesem Thema unterschiedlicher Meinung waren. Uns war es bewusst, dass wir in der momentanen Situation nicht glücklich werden konnten. Ebenso waren wir uns sicher, dass wir ohne den anderen kaum existieren konnten. Wir würden es nicht versuchen und bis auf diesen Tag hatten wir es sogar vermieden, es überhaupt anzusprechen.

Ich liebte Dar'sal, doch immer wieder schoben sich diese dunkle Schatten über meine Gefühle zu ihm und weilten jedes Mal länger. Ich schob es auf die viele Arbeit und die wenige Zeit, die wir miteinander verbrachten und hoffte, dass dies die einzigen Gründe waren. Zeit hatten wir nie, unsere Liebe reifen zu lassen, als wir gegen Parim kämpften. In der Zeit danach konzentrierte sich alles auf den Aufbau der neuen Stadt.

Wie sollten wir aus dieser Krise herauskommen?

Ich schüttelte den Kopf und begann mich auf den Abend zu freuen - was auch immer diese verrückte Bande geplant hatte!

Dar'sal und Xera waren sichtlich erleichtert und stimmten in meine Lebensfreude ein, als ich in die Richtung hüpfte, in der die Höhlen und die neue Stadt lag. Auf dem Weg dorthin unterhielten wir uns über belanglose Dinge, vom Wetter bis zum neuesten Tratsch. Letzterer ging an mir vorüber, denn ich war selten mit den Somanern zusammen. Meine Fähigkeiten, die Somaner zu heilen oder ihnen bei seelischen Problemen zu helfen, waren die einzigen Gelegenheiten, an sie näher heranzukommen.

Ab da tauchte ich wieder in meine dunklen Gedanken ein. Es stimmte mich traurig und machte mich wütend, dass die Somaner mich bloß als Magierin und nicht als ihresgleichen betrachteten. Sie hatten Achtung und Respekt vor mir, zum Teil fürchteten sie sich vor meiner Macht, gleichwohl sprachen sie nie über belanglose Dinge in meiner Anwesenheit. Ich kannte lediglich ihre Sorgen, Ängste, Gebrechen. Natürlich dankten sie mir, brachten mir kleine Geschenke und Aufmerksamkeiten entgegen, dennoch hatte ich niemals das Gefühl, dass ich ihre Freundin und Mitsomanerin sein konnte.

Ich wurde nicht geliebt!

Da erst erkannte ich den Unterschied zwischen Verehrung und Liebe. Die Verehrung einer Person ist noch keine Liebe, sie schreckt vor der scheinbaren Vollkommenheit der Person zurück. Das zeigt sich deutlich an den Schatten, die durch die Somaner auf mich fielen. Doch selbst der Respekt, den sie am Anfang an den Tag gelegt hatten, hielt sich in der letzten Zeit in Grenzen. Die ehemals dankbaren Somaner wollten Unmögliches von mir! Gerade am vergangenen Tag kamen zwei zu mir. Der eine wollte, dass ich es regnen ließ, damit seine Saat aufging, der andere sehnte sich nach Sonne und Wärme, damit der Lehm seiner Hütte schneller trocknete. Als ich nichts von beidem tat, sondern sie darauf hinwies, dass das Wetter schon seine Richtigkeit hätte und ich nicht darin eingreifen wollte, waren beide wütend auf mich. Und ich auf sie! Sie verstanden nicht, warum ich der Natur ihren freien Lauf lassen wollte. Sie verstanden nicht, warum ich ihnen das Leben nicht einfacher machen wollte, wenn ich über solch magischen Kräfte verfügte. Sie verstanden nicht, dass es egoistisch war, nur an sich zu denken. Ich konnte und wollte nicht der Spielball ihrer Bedürfnisse werden! Meine Magie hatte Grenzen und die wollte ich nicht überschreiten für derart banale Begehren. Ganz sicher kommen in naher Zukunft wichtigere Notwendigkeiten auf mich zu, für deren Erfüllung ich mich voll einsetzen würde. Vor allen Dingen konnte ich nicht an allen Orten gleichzeitig sein und Schnee, Regen, Wind und Sonne in einem Quadratkilometer großem Gebiet verteilen, damit jeder zufrieden ist!

Ich versuchte, das nagende Gefühl, das in der letzten Zeit meine Seele quälte und Ungerechtigkeit hieß, zu verdrängen. Es gelang mir sehr schwer und hinterließ gleichzeitig einen bitteren Nachgeschmack. Meine Freude auf die angekündigten Überraschungen war plötzlich sehr bescheiden.

Bedrückt lief ich hinter Xera und Dar'sal her und nach einer halben Stunde hatten wir die Höhlen erreicht. Wir liefen zu meinem Zimmer - die beiden wurden immer ungeduldiger, zerrten mich fast in die Tür hinein.

Ich ließ mich von ihrer Vorfreude anstecken und bettelte, als sie mich in meinen Raum bugsierten: "Jetzt redet endlich! Was habt ihr ausgeheckt?"

Atemlos und erstaunt blieb ich stehen. Als ich plötzlich anfing zu lachen, lachten alle, die dicht gedrängt im Raum standen und kaum Platz zum Atmen fanden, freudig mit.

Alle meine Freunde waren hier: Yyro'ha, Semmin, Balon mit Frau und Kindern, Solim, Sa'ira, Kuram, Foron. Ich freute mich und platzte vor Neugier.

Dar'sal räusperte sich und Balon trat vor, streckte mir ein großes Päckchen hin: "Das hier möchten wir dir schenken als Dank für deine unermesslichen Dienste und aus Liebe zu dir. Es ist von uns allen. Wir lassen dich jetzt mit Xera allein und freuen uns auf den heutigen Abend."

Ich nahm sprachlos das unförmige Päckchen entgegen und verhinderte gerade noch, dass sich eine Träne aus meinem Auge stahl - wer weiß, was sonst geschehen wäre?

Ich grübelte: 'Ob die Somaner mich nicht lieben, weil ich versuche, absolut perfekt zu sein? Weil ich nie weine, selten lache, immer ernst und gefasst bin, wenn ich sie heile und mir ihre Sorgen und Probleme anhöre? Könnte ich einen solchen Somaner lieben? Nein. Ich würde ihn bewundern und achten oder fürchten und misstrauen!? Andererseits – „privat" lache ich, bin umgänglich und, und – ach, Alena, hör endlich auf zu grübeln!‘

Laut sagte ich: "Balon, ihr Lieben. Ich danke euch. Ihr wisst nicht, was mir das bedeutet. Danke."

Ich wischte gerade noch eine Träne aus meinem Augenwinkel, bevor sie noch ein Unheil anrichtete und die Liebe meiner Freunde in Bewunderung verwandelte. Zum Glück gingen alle nacheinander nach draußen und ich blieb mit Xera alleine in meinem kleinen Raum.

"Wollten sie nicht sehen was für ein Gesicht ich mache, wenn ich das Geschenk auspacke?", fragte ich Xera etwas verwirrt.

"Nein, sie möchten viel lieber heute Abend sehen, wie du dich freust."

Ich zuckte mit den Schultern und wickelte das Päckchen aus. Sprachlos setzte ich mich auf mein Bett und hielt ein Kleid in die Höhe - es war wunderschön!

Xera half mir beim Anziehen, nachdem ich in dem Wasserbecken unseres unterirdischen Flusses gebadet hatte. Das Kleid passte wie angegossen. Das weiche Rehleder schmiegte sich um meine Arme, Oberkörper, Taille und ergoss sich wie ein Wasserfall über meine Hüften bis zu den Zehnspitzen. Es war großzügig an den Beinen ausgeschnitten, sodass ich große Schritte beim Laufen machen konnte, ohne das Leder zu verziehen. An der Oberseite waren die langen Ärmel spitz zugeschnitten, sodass ich die Mittelfinger durch eine am Ende befindliche kleine Schlaufe durchstecken konnte. Der U-förmige Ausschnitt war großzügig geschnitten, sodass die Ansätze meiner Brüste zu sehen waren. Die Gerbung des Leders erfolgte so kunstvoll, dass dieses wunderbare Kleid bei jeder meiner Bewegungen matt zu schimmern schien. Jegliche Verzierung hätte von der wahren Schönheit abgelenkt.

Xera strahlte mich freudig an: "Du siehst wunderschön darin aus. Komm, lass mich dein Haar schmücken."

Ich setzte mich hin und überließ mich Xeras Händen.

Nach einer halben Stunde war sie fertig und ich bewunderte ihre Kunst im Spiegel. Xera hatte mein Haar nach oben gesteckt, mit kleinen, bunten Blumen geschmückt, mit Nadeln fixiert und an Stirn und Ohren einzelne Strähnen herausgezupft. Die einzelnen Haarsträhnen umtanzten mein Gesicht wie ein Heiligenschein. Ich hatte mich noch nie so schön gefühlt.

"Komm jetzt. Wir sind viel zu spät dran", schmunzelte Xera.

Ich erschrak: "Xera, ist das nicht für heute Abend zu viel des Guten?"

Erst bei meinen Worten fiel mir auf, dass Xera ein traumhaftes rotes Kleid trug, das meinem in nichts nachstand. Der V-förmige Ausschnitt bei dem Kleid ließ ihre vollen Brüste wundervoll zur Geltung kommen, ohne aufdringlich zu wirken. Kleine weiße Perlen waren entlang des Ausschnittes aufgestickt, ebenso bei den langen Ärmel und dem Saum. Fächerartig faltete sich das Kleid über ihren Hüften bis zu den Fußspitzen.

Langsam dämmerte mir etwas...

Xera reichte mir Schuhe, die passend zu meinem Kleid angefertigt waren und ich schlüpfte hinein - natürlich passten auch diese wie angegossen. Xera zwinkerte mir schelmisch zu und ging voraus. Wir schritten zu dem Versammlungsraum und ich wunderte mich, dass wir niemandem in den Gängen begegneten. Wir blieben vor der Tür zu dem großen Raum stehen und ich horchte - kein Laut drang zu uns heraus. Xera öffnete die Tür, wir schlüpften hinein und ich blieb wie vom Donner gerührt stehen.

Mit großen Augen versuchte ich die ganze Szene, die sich mir darbot, auf einmal zu erfassen: Drei Lautenträger spielten mit ihrer Musik auf, sobald ich den Saal betreten hatte und sangen über "Alena, die Fremde aus der anderen Welt" eine Ballade, in der ihre Heldentat gewürdigt wurde. Alle Tische standen im großen Oval im Saal, innen und außen Bänke aufgestellt, auf denen sämtliche Somaner von der ehemaligen Stadt Parim und die von der Untergrundbewegung saßen. Alle Somaner, in ihre besten Gewänder gekleidet, sprangen auf, als die Musik zu spielen begann, klatschen und jubelten. Die Tische waren feierlich gedeckt mit Tellern, Bechern, Gläsern, Tischtüchern in kunterbunten Farben mit unzähligen brennenden Kerzen - überall funkelten Schmuckstücke auf bunten Stoffen. Über dem offenen Feuer brieten drei Wildschweine, die knusprig braun über den züngelnden Flammen gedreht wurden und deren Fett zischend in die Glut troff. Ich roch gebratenes Geflügel, das von einigen Somanern serviert wurde. Ganz schnell füllten sich die Tische mit herrlichen Speisen wie Fisch, Wild, Geflügel, Soßen, Gemüse, gerösteten Kartoffeln, Salate, Brote, geräuchertem Schinken, Käse, Butter und Suppe. Weinkaraffen und Bierkrüge rundeten das Ganze ab.

Tränen der Rührung stiegen in mir auf. Ich suchte Xera, aber sie war schon lange davon gehuscht. Nun war ich allein, blickte in die erwartungsfrohen Gesichter der Somaner und spürte so etwas wie Liebe auf mich zukommen. Wenn ich sah, was sie alles für mich organisiert hatten und wie sie mir zujubelten - hatte ich mich in ihnen getäuscht? Ich hatte ein schlechtes Gewissen. Wie musste ich mich von ihnen innerlich und äußerlich entfernt haben, wenn ich nicht einmal den Ansatz davon mitbekommen hatte, dass sie absolut Großes für mich planten?

Ich blickte mich um - sie hatten sich wahnsinnig viel Mühe gegeben. Die Wände mit Moosgirlanden, Weinblättern und Blumen verziert, roch es frisch, wie nach Frühling.

Ich stand hilflos da und wartete, dass die Ballade und das Jubeln ein Ende nehmen würde, aber es ging endlos weiter.

Überraschend stand eine strahlend weiße Gestalt neben mir und bot mir ein Glas Wein an. Benommen nahm ich es entgegen und blickte mit großen Augen zu Dar'sal hinauf. Er hatte mir zuliebe seine Symbiontengestalt angenommen und seine Flügel bebten vor Aufregung auf seinem Rücken. Er beugte sich zu mir herunter und küsste mich kurz, was zu noch lauterem Jubel führte, bevor er zu seinem Platz zurück ging. Ich wartete weiterhin, aber war nicht mehr hilflos, weil ich wusste, was von mir erwartet wurde. Ich hob mein Glas in die Höhe und nach und nach verstummte das Jubeln und Klatschen. Jeder ergriff das vor ihm stehende Glas und hob es mir aufmunternd entgegen.

Noch konnte ich den Kloß der Rührung in meinem Hals herunterschlucken und prostete den Somanern zu: "Ich freue mich sehr über diese Überraschung! Ihr habt all Eure Fantasie und Liebe eingesetzt, mich zu überraschen mit diesem rauschenden Fest. Es ist so schön, so herrlich, ...so ...so ..."

Ein Kloß schnürte nun doch meinen Hals zu und dicke Tränen der Freude quollen aus meinen Augen, liefen über meine Wangen oder kullerten gleich auf mein neues Kleid - ich konnte sie nicht mehr aufhalten.

Als die ersten Tränen mein neues Kleid berührten, verwandelte es sich: Zuerst glänzte es an den direkt betroffenen Stellen auf, doch nach und nach überzog ein Schimmer das gesamte Kleid, das plötzlich in einem solchen Gold glänzte, dass sich alle Kerzenlichter darin brachen und ihr Licht funkelnd zurückwarfen.

Atemlose Stille herrschte im Saal. Sogar das Feuer schien einen Moment lang aufzuhören zu flackern und zu prasseln. Wie auf ein Kommando begann der Jubel erneut, die Somaner strahlten, ihre Gesichter schimmerten, wie bei einem Somaner, der gerade ein Wunder gesehen hatte. Was auch in gewisser Weise geschehen war. Ich wurde sofort wieder traurig und bedauerte, dass das glückliche Gefühl nur so kurz angehalten hatte. Die Somaner hatten erneut einen Grund, mich „nur" zu verehren, nicht aber zu lieben. Dennoch hatten sie gesehen, dass die "Magierin" auch weinen konnte, dass sie Gefühle zeigen konnte. Ich dachte mir, dass das ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung war. Ich prostete ihnen zu, trank mit ihnen, dankte ihnen und befühlte heimlich mein goldenes Kleid. Es war samtweich und leicht geworden, sodass ich es an meinem Körper kaum spürte. Ich begriff, dass es nicht nur wie Gold aussah. Es bestand aus den feinsten Goldfäden - fein wie Spinnweben. Noch nie wurde auf Soma ein solches Kleid gewoben und würde in dieser Form nie wieder existieren.

Einsam und verloren stand ich vor den Somanern, als sich Balon erhob, mir seinen Arm reichte und mich zu meinem Platz zwischen ihm und Dar’sal begleitete. Ich trank fassungslos ob der Erlebnisse von dem Glas Wein. Der Wein war rot und süß und ich trank das Glas gierig leer.

Dar'sal strahlte mich an: "Ist uns die Überraschung gelungen?"

"Ja. Ich hatte keine Ahnung!"

Dar'sals Grinsen verbreiterte sich.

"Ich habe Hunger", stellte ich fest.

Ich häufte auf meinen Teller einen Hähnchenschlegel, ein Stück vom Wildschwein, Salat, Schinken und Käse. Dazu einen Becher Bier. Überall um mich herum wurde gegessen, getrunken, geredet, gelacht. Es war ein solch hoher Geräuschpegel, dass man sein eigenes Wort nicht mehr verstand. Ich musste brüllen, um mit Balon und Dar'sal zu reden. Als ich mich umsah und die vielen glücklichen Gesichter in mich aufnahm, freute ich mich mit ihnen und darüber, dass ich unter ihnen sein konnte. Aber ich beneidete sie auch, weil sie ihren Blick einzig auf das Heute und Morgen richten konnten und selten an das Übermorgen dachten. Vielleicht war es ihnen deswegen so unverständlich, was sie mir mit ihren Forderungen und ihrer Art antaten. Ich war für sie da und das reichte ihnen, es war gut so für sie. Ich schüttelte ärgerlich den Kopf - dieser Abend sollte durch meine Grübeleien keinen Schaden nehmen. Ich wollte fröhlich sein und nicht mehr nachdenken!

Dar'sal stupste mich liebevoll an: "Nicht grübeln! Heute wollen wir unseren Spaß haben. Balon hat noch etwas vorbereitet."

"Oh, habe ich das überhaupt verdient?", fragte ich kokett zurück.

"Schon längst! Das war überfällig! Lass dich feiern und genieße es."

Ich nickte.

Es gab noch Nachtisch und obwohl ich pappsatt war, versuchte ich zu gerne die karamellisierten Früchte mit süßer Sahne.

"Ich platze!", beschwerte ich mich bei Balon und Dar'sal und erntete dafür freundschaftliches Lachen.

Xera trat hinter mich: "Den vollen Bauch wirst du dir beim Tanz wieder wegarbeiten."

"Tanz?"

Ich blickte meine Freunde entsetzt an: "Oh nein! Da ich Ehrengast bin, werde ich stundenlang keine Bank unter meinen Hintern bekommen, weil jeder mit mir tanzen möchte..."

"Wenn ich jeden mit dir tanzen lasse!", wehrte sich Dar'sal.

Ich grinste: "Zumindest muss ich bis zum Schluss bleiben und bin jetzt schon todmüde! Ich würde mich am liebsten eine Stunde hinlegen!"

Erstaunt rissen meine Freunde die Augen auf: "Jetzt schon?"

Ich nickte. Das Essen, der Wein, das Bier hatten mich müde gemacht und mit vollem Bauch ruhte ich mich am liebsten aus.

Balon winkte ab: "Bis wir fertig sind und aufgeräumt haben, damit wir hier tanzen können, hast du sicher noch eine Stunde Zeit zum Ausruhen."

Ich seufzte erleichtert auf: "Gut. Bis dahin werde ich hoffentlich wieder fit sein."

Ich lehnte mich mit geschlossenen Augen an Dar'sal an und döste vor mich hin.

Die Tische wurden abgeräumt, die Somaner liefen geschäftig hin und her.

Wenn ich hellwach gewesen wäre, hätte ich es bestimmt nicht gehört, weil ich von irgendetwas abgelenkt worden wäre. Da ich entspannt mit geschlossenen Augen dasaß, arbeitete mein Gehörsinn wesentlich schärfer...

"...wenn sie nicht so geizig mit ihren Zauberkräften wäre, hätte sie helfen können und diejenigen, die heute haben arbeiten müssen, hätten viel schneller ihren Spaß haben können..."

"...ja, wir hätten viel schneller mit dem Tanzen anfangen können..."

"...meiner Cousine graut es vor dem vielen Abwasch, dabei wäre doch alles einfach und schnell..."

"...warum hat sie ihre Kräfte, wenn sie sie nie nutzt..."

"...sie könnte uns das Leben viel einfacher machen..."

"...nein, sie hebt alles für sich und ihren Liebhaber auf..."

"...ja, und die Elfen..."

"...aber uns verweigert sie einfache Dinge wie Regen..."

"...oder Sonnenschein..."

"...mit ihrer Magie angeben, das kann sie - Tränen, die ein Kleid in Gold verwandeln..."

"...ist alles fauler Zauber..."

"...bestimmt hat sie damals ihre gesamten Kräfte aufgebraucht..."

"...genau, und jetzt spielt sie uns den Magier vor, damit sie bei uns was gut hat..."

"...hat sie dich schon einmal geheilt..."

"...nein, dich..."

"...ich kann mich nicht mehr erinnern, wem sie zuletzt geholfen hat..."

"...wird wohl nur fauler Zauber sein..."

Mit jedem Wort, jedem Satz waren die unterdrückte Wut, die unterdrückten Schmerzen in mir gewachsen.

Plötzlich sprang ich auf, stützte mich mit den Händen auf dem Tisch ab, ein Glas fiel klirrend zu Boden. Auf einmal war es totenstill, alle starrten mich erschrocken mit großen Augen an. Meine Augen blitzten sie an. Ich war wütend! Ich hatte es die ganze Zeit über gewusst! Sie dachten einzig an sich und ich hatte mich durch dieses Fest blenden lassen, hatte noch ein schlechtes Gewissen gehabt! Ich! Die Somaner, die ich schlecht über mich hatte reden hören, sanken in sich zusammen und die Angst ließ ihre Augen flackern.

"Ja, habt Angst! Ihr haltet mich nicht mehr zum Narren! Für euch ist alles ein Spiel. Ein einfaches Spiel! Ihr wisst nicht, was es bedeutet, Macht zu haben wie ich sie habe! Macht bedeutet auch eine ungeheuerliche Verantwortung!"

"Aber du drückst dich vor deiner Verantwortung! Wenn wir Sonne oder Regen von dir möchten, verweigerst du uns das!"

Ein junger Mann war aufgestanden und blickte mir trotzig in die Augen. Ich erinnerte mich an ihn. Er hatte auch schon ungehalten reagiert, als ich ihm den Wunsch nach Regen die Woche zuvor nicht erfüllte.

"Wenn es mich nicht gäbe, müsstet ihr die Natur hinnehmen, wie sie auf euch zukommt!", widersprach ich und wusste in dem Moment genau, was kommen würde.

"Du bist aber da."

Ich atmete ein paar Mal tief durch: "Ich helfe den Kranken."

Eine ältere Frau stand auf: "Wenn du uns das Jahr über helfen würdest, dass wir für den Winter genügend Kräuter, Feuerholz und Nahrung hätten, müsstest du viel weniger Kranken helfen."

Die Frau setzte sich mit gesenktem Kopf schnell hin, vermutlich war sie von ihrer eigenen Courage überrascht.

"Das erscheint im ersten Moment logisch. Aber wenn ich nicht mehr bin, wie wollt ihr euch aus eurer eigenen Faulheit aufraffen? Und wenn ich den Somanern hier helfe, ist es gegenüber den anderen Somanern nicht ungerecht?"

"Zauberer leben ewig! Die anderen sollen sich ihren eigenen Zauberer suchen!", ertönte eine Stimme mir gegenüber.

Ich blickte in die Richtung und erkannte, dass sie zu einem alten Mann gehörte, dem ich die Gicht aus seinen alten Gliedern gezogen hatte.

Das war zuviel!

Fluch der Pardonnex - Weltträumerin (II)

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