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Kapitel 7

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Wie eine echte Mama“

Nora hatte so viel Spaß mit den beiden Mädchen. Sie schälte Äpfel und die beiden verteilten diesen auf dem großen Blech. Nora bereitete die Zutaten für die Streusel zu, und zeigte ihnen dann, wie man sie vermischte. Mit dem kleinen Hinweis, es sei wie im Dreck zu kneten. Und es klappte. Nora hatte die schönsten Streusel bekommen, die sie je selber gemacht hatte. Nach einer Stunde im Ofen war der Kuchen fertig. Er roch so gut, dass Chris es nicht lassen konnte, dieses wunderbar duftende Etwas zu begutachten. Als er in die Küche kam, traute er seinen Augen nicht. Es sah aus, als ob eine Bombe eingeschlagen hätte.

„Daddy, schau. Den haben wir ganz alleine gemacht. Schön?“

„Ihr seid ja super. Bekomm ich da auch mal einen von euch? Jetzt wo ihr so tolle Bäckerinnen seid“.

„Nein, nur wenn Nora Zeit hat“, antwortete Fina und Nora musste anfangen zu lachen. Das hatte gesessen. Nora sah man den ganzen Tag nicht mehr. Doch immer wieder hörte man Geschirr klirren und man konnte nur erahnen was sie in der Küche tat – Chaosbeseitigung!

Am darauf folgenden Tag hatte Nora die Mädchen angezogen und den gebackenen Kuchen in einen ihrer Kuchenbehälter gepackt, die sie aus ihrer alten Wohnung mitgenommen hatte, bevor sie alles verkauft hatte. Das waren wenige von den Dingen, die ihr geblieben waren, aber auch das nützlichste, denn Nora musste feststellen, dass der Haushalt von Chris nicht alles besaß, was ein guter Haushalt haben sollte. Und so hatte sie alles, was in Chris Küche fehlte, in einen großen Karton gepackt, der nun in der Kammer neben der Garage lagerte. Am Kindergarten angekommen, stellte sich Fina hinter Nora, während ihre Schwester fröhlich vorausrannte.

„Hallo, mein Name ist Gloria, ich bin die Erzieherin in einer der Gruppen hier“, stellte sich die Dame an der Tür vor, die die Mütter und ihre Kinder begrüßte.

„Angenehm“, gab Nora zurück und streckte ihre Hand aus. Dass diese Frau auch unbedingt so heißen musste wie ihre Mutter. Bäh! Das war ein Nullpunkt in Sachen Freundschaft „Ich bin Nora, die Ersatzmutter von Fina, Chana und Emily. Eigentlich bin ich ihre Nanny, aber das ist im Moment egal“.

„Sind sie schon lange im Haus der Baxters?“, fragte sie eine neugierige Mutter.

„Nun, ich kam vier Wochen nach dem Tod von Danielle Baxter hin. Chris … ich meine, Herr Baxter brauchte eine hilfreiche Hand“.

„Ich glaube, dass der noch viel mehr braucht … aber lassen wir das“.

Ok, die mag ich schon mal nicht, dachte sich Nora, lächelte aber tapfer weiter.

„Die beiden sind bestimmt glücklich, dass jetzt jemand da ist der für sie da ist. Ihr Vater hat ja nie Zeit für die beiden“, setzte Gloria an und schnatterte dann sofort zu ihren Freundinnen „Habt ihr den Mann überhaupt schon mal bei einer Veranstaltung der Kinder gesehen? Ich glaube nicht, dass er schon mal hier war. Kennt den einer von euch?“, und so begann das große Geschnatter der Damen, während Nora nur da stand und Opfer wurde. Fina und Chana blühten wieder etwas auf und auch keines der anderen Mädchen sagte noch etwas zu den Zwillingen, da sie ja nun gesehen hatten, dass sie nicht alleine waren. Fünf Stunden später nahm das Drama dann endlich ein Ende.

„Nora, dürfen wir noch im Garten spielen?“, fragte Chana, als Nora den Wagen vor der Garage abstellte. Das hineinfahren übernahm immer Chris, da Nora etwas Angst hatte, irgendwo hängen zu bleiben, mit dem großen Land Rover, den er fuhr. Sie kletterte gerade aus dem Wagen, als auch schon Chris zur Einfahrt reinbrauste. Zwei Meter neben ihr kam er zum Stehen und nahm sich den Helm ab. Boa, was bist du sexy, schoss es Nora durch den Kopf und schnell wandte sie den Blick ab, um Emily aus ihrem Sitz zu befreien.

„Hallo Hübsche … Lust auf eine Spritztour?“, fragte Chris und legte seinen Helm auf den Tank.

„Nein, lass mal. Ich bin total fertig. Ich bring nur noch die Kids ins Haus und dann ist sense“.

„Schade, ich hätte da eine Fantasie in meinem Kopf, die ich nur zu gern mit dir ausleben möchte“, sagte Chris mit einem lüsternen Blick zu Nora und stützte sich auf dem Tank ab.

„Psschh. Bist du verrückt geworden? Wenn das einer hört. Ich hatte heute schon genug Getratsche“.

„Was war denn los?“

„Das übliche … Mütter! Wenn ich dir das erzähle, fällst du um“.

Chris war von seinem Bike abgestiegen und schlenderte nun auf Nora zu.

„Willst du es mir erzählen?“

„Das sollte ich sogar, aber zuerst …“, Nora sah an Chris vorbei und sah eine der Mütter den Hof heraufkommen.

„Hallo. Entschuldigen Sie das ich störe, aber Chana hat ihr Täschchen liegen lassen und ich dachte, ich bringe es Ihnen. Nicht dass sie es sucht“. Die Dame suchte verdächtig den Garten ab und schaute dabei immer an Chris vorbei.

„Suchen Sie was?“, fragte Nora plötzlich.

„Nein! Ich dachte nur, vielleicht könnte ich Herrn Baxter dazu bringen, dass er mit den Kindern zum Sommerfest kommt. Ist er denn zu Hause?“

Nora fing beinahe an zu lachen, bei dem Gesichtsausdruck den Chris an den Tag legte. Aber auf den Gesichtsausdruck der Dame freute sie sich noch mehr, wenn sie erfuhr, dass er direkt vor ihr stand. Was dachte sie denn, dass Chris ein alter Herr mit Cordhosen und Pfeife war!

„Und Sie wollen ihn nun fragen?“

„Ja, wenn er denn da ist“.

„Na dann fragen Sie mich doch einfach, bevor Sie sich noch den Hals ausrenken“.

Nora konnte nicht anders, als zu gehen. Sie bedankte sich noch bei der Frau, deren Namen sie nicht mal kannte, und verschwand mit der Ausrede sie müsse auf Toilette, während Chris sie nur böse anfunkelte. Nach gefühlten Stunden war die Dame dann endlich weg und Chris betrat das Haus.

„Naaa?“, fragte Nora scheinheilig.

„Das verzeihe ich dir nie. Wie konntest du mich mit dieser Frau alleine lassen! Die ist ja noch schlimmer als meine Mutter“.

„Pah. Du kennst meine Mutter nicht“, antwortete Nora und verzog sich wieder in die Küche, während Chris ihr nur hinterher sah. Am Abend, als die Kinder schon im Bett lagen, traf Nora Chris im Garten.

„Hey, so alleine?“

„Hmm … ich genieße die Stille. Ich hör noch immer das Gequatsche dieser Frau in meinem Innenohr. Wie kann man als Frau so viel reden? Aber das Gesicht, das sie gemacht hat, als sie erfuhr, dass ich der Vater von den Zwillingen bin, den hättest du sehen sollen“.

„Ich habe es gesehen“.

„Hast du?“

„Hmm. Ich stand am Küchenfenster und grinste mir einen“, antwortete Nora und konnte nicht schnell genug reagieren, als Chris auch schon aufgesprungen war und sie packte.

„Das war gemein. Mich dieser Furie auszusetzen“, Chris stand dicht gepresst hinter Nora und sie spürte nur zu deutlich, wie sein Körper auf sie reagierte.

„Ich glaube ich sollte besser auch schlafen gehen“.

„Es ist erst acht Süße. Du kannst mir nicht erzählen, du seist müde. Du läufst davon“.

„Wovor denn? Ich laufe nicht weg. Ich bin echt müde. Drei Kinder strengen echt an. Und nach dem Programm, das ich heute im Kindergarten hatte. Ich bin echt froh, wenn das Jahr um ist und die beiden ab nächstes Jahr zur Schule gehen …“.

„Nora, du lenkst ab. Warum gibst du es nicht zu? Und du brauchst es gar nicht zu versuchen, denn ich hab Augen im Kopf. Du verzehrst dich nach mir, genauso wie ich mich nach dir. Du willst genauso gern mit mir ins Bett, wie ich mit dir“, sagte Chris und streichelte ihre Arme. Langsam drehte sich Nora zu ihm um, um ihm in seine Augen zu sehen. Ein Lächeln lag auf seinen Lippen und nur zu gern hätte Nora diese Lippen geküsst.

„Chris, du weißt, wie sehr ich möchte dass wir es tun, aber wir dürfen nicht“.

„Dann erzähle ich eben rum, du bist meine Freundin. Ich bin ein gesunder, alleinstehender Mann, warum sollte ich keine Freundin haben?“

„Rede keinen Müll. Du weißt ganz genau, dass es nicht schicklich ist, wenn ein Mann, nicht mal ein Jahr nach dem Tod seiner Frau, schon eine Freundin hat. Da reden dann die Leute noch mehr als eh schon“, sagte Nora und löste sich aus Chris’ Umarmung. „Denk bitte an die Kinder. Sie haben es schon schwer genug“.

„Aber Nora, die Kinder lieben dich, und ich tue es auch. Was wäre daran schlecht zu sagen, wir wären ein Paar?“

„Das Getratsche! Versteh es bitte … es geht einfach nicht“, antwortete Nora, drehte sich um und ging in ihr Zimmer. Es geht einfach nicht! - hatte sie gesagt. Papperlapapp! Es musste doch einen Weg geben, Nora davon zu überzeugen, dass sie zusammengehörten. Vielleicht sollte er mit den Kindern sprechen, bevor sie am Wochenende zu ihrer Großmutter fuhren. Chris war mit seinem Latein am Ende. Nora liebte ihn, bestimmt genauso sehr wie er sie und doch konnte sie nicht einfach sagen, was sie wollte. Völlig frustriert legte sich Chris im Wohnzimmer auf die Couch und starrte in den Fernseher, bis er einschlief.

Nora fand die beiden Mädchen am Morgen im Wohnzimmer, vor der Couch, auf dem Boden kniend vor. Sie setzte Emily auf dem Boden ab, und schaute was die Mädchen machten. Nicht dass sie wieder etwas anstellten und Nora musste es schnell wieder beseitigen, bevor Chris es fand und die Mädchen schimpfte. Als sie sah, was es war legte sie sich schnell die Hand auf den Mund, um nicht zu lachen. Fina und Chana saßen auf dem Boden mit einem Grashalm in der Hand und kitzelten abwechselnd Chris´, der die ganze Nacht auf dem Sofa lag an der Nase. Das lustige an diesem Bild war, dass Chris’ immer wieder versuchte, das Etwas, das ihn kitzelte zu verscheuchen, was ihn allerdings nicht so richtig gelang.

„Psscchhh, hört auf damit“, flüsterte sie, doch die beiden schien es absolut nicht zu stören, sie ärgerten ihren Vater einfach weiter.

„Hey, ich sagte ihr sollt damit aufhören. Los kommt …“, sagte sie und zog die beiden vom Boden hoch. „Ihr geht eure Zähne putzen und dann anziehen. Los Abmarsch … nicht zu glauben. Seht euch das an … überall liegt Gras“. Danach schickte sie die Mädchen nach oben. Sie selber räumte die Grasbüschel, die neben dem Sofa lagen weg, bevor Chris sie sah und wusste, wer ihn geärgert hatte. Gerade als sie den letzten Grashalm in der Hand hielt, wurde sie an der Hüfte gepackt und mit einem Ruck auf einen harten Oberkörper katapultiert.

„Heey!“

„Ha! Hab ich dich erwischt. Warum tust du so was?“

„Was? Ich war das nicht. Ehrlich“.

„Ich habe dich erwischt, du kannst es nicht leugnen. Du hast das Tatwerkzeug noch in der Hand“.

„Du spinnst ja“. sagte Nora „Ich habe die Kids damit erwischt“.

Nora krabbelte gerade von Chris runter, als auch schon Fina angerannt kam.

„Daddy bist du endlich wach. Chana wollte schon das ganze Gras in deine Nase stecken, aber ich sagte das muss man anders machen und … habe es nur leicht reingeschoben“. strahlte sie.

„Siehst du. Ich war es nicht“.

„Bist du böse?“. fragte das Kind und sah Chris vorwurfsvoll an.

„Nein, aber das merke ich mir. Ich mache das bei euch auch mal …“, sagte er schnappte sich Fina und drückte ihr einen fetten Knutscher auf die Backe, so wie sie es mochte. Sie quickte wie ein Meerschweinchen und wollte immer mehr, doch Chris musste los und auch die Kinder mussten in den Kindergarten. Wie von der Tarantel gestochen, sprang er von Sofa, merkte aber gleich, dass es keine gute Idee gewesen war. Ihm taten alle Knochen weh.

„Was machst du heute?“, fragte Chris und sah Nora an.

„Ich will zu Joshi und dann mal sehen“.

„Brauchst du das Auto? Ich bin spät dran und …“

„Nein. Ich laufe. Wenn die Leute mich schon wieder in deinem Wagen sehen, denken sie was weiß ich was“.

„Nora, lass es doch endlich gut sein. Ist doch egal, sollen sie doch denken, was sie wollen. Ich scheiß da drauf“.

„Ich aber nicht und nun geh. Bis heute Abend“, sagte Nora und drehte sich zum Gehen, bis Chris sie eingeholt hatte.

„Denkst du bitte daran, dass die Zwerge das Wochenende bei meinen Eltern verbringen? Meine Mutter und mein Vater holen sie um sieben!“

Nora starrte hinter Chris her, als er die Stufen nach oben rannte. Wie konnte sie vergessen, dass seine Eltern die Kinder über das Wochenende zu sich nehmen würden. Seit Tagen war es „das“ Gesprächsthema im Hause. Wenige Minuten später kam Chris dann wieder nach unten. Er trug eine schwarze Hose mit einem weißen Hemd und ein blaues Sakko. Die Krawatte, die er dazu gewählt hatte, passte zwar nicht unbedingt dazu, aber schließlich musste ja er damit rumlaufen und nicht sie.

„Ich werde daran denken und pünktlich wieder hier sein“.

„Super! Ach, noch was“, rief, Chris von der Tür her. „Zieh dich heute Abend schick an. Wir werden heute nicht zu Hause essen“, grinste er noch, als auch schon die Tür ins Schloss flog und er zu seinem Wagen sprintete. Na super! Essen gehen. Auch das noch, - dachte sich Nora. Was sollte sie denn jetzt nur tun? Denn was ihr fehlte, war nun eindeutig das passende Outfit! Na dann würde sie wohl einkaufen gehen müssen. Pünktlich auf die Minute klingelten die Eltern von Chris am Abend. Nora hatte gerade Emilys Windeln erneuert und ihr das neue Kleid, das sie am Nachmittag in der Stadt gekauft hatte, angezogen. Nachdem sie die beiden Großen im Kindergarten abgeliefert hatte, war Nora zum Firmenkomplex ihres Vaters gegangen um Joshua zu treffen, doch der glänzte mit Abwesenheit, daher tat Nora das, was ihr das Liebste war wenn sie mal wieder sitzen gelassen wurde. Sie ging shoppen. Da sie ja eh noch was brauchte, kam es ganz gelegen. Und da entdeckte sie auch die Kleider für die Kinder und auch noch ein paar für sie selbst. Immerhin ging sie heute mit ihrem Chef aus!

„Hallo Frau Baxter. Kommen Sie rein“, sagte Nora, als sie die Tür geöffnet hatte. Hinter Chris‘ Mutter kam sein Vater. So musste Chris in dreißig Jahren aussehen, dachte sich Nora und trat einen Schritt beiseite um ihn eintreten zu lassen.

„Edward, das ist das Kindermädchen. Sie heißt Nora“.

Edward Baxter war so groß wie sein Sohn, also genau einen Kopf größer als Nora, und schaute mit einem schelmischen Blick auf sie hinunter.

„Es freut mich, Sie kennenzulernen“.

„Die Freude ist ganz auf meiner Seite. Möchten Sie vielleicht was trinken? Ich kann Ihnen einen Kaffee machen! Oder was anderes!“

„Machen Sie sich keine Umstände. Wir wollten nur die Kinder holen und dann wieder gehen“, mischte sich Clarissa ein und sah wütend zu ihrem Mann, den sie gerade dabei erwischt hatte wie er Nora von oben bis unten begaffte, wobei er an ihrem Busen und dem Hintern hängen blieb.

„Edward, nimm bitte die Taschen und trag sie ins Auto. Ich werde Emily nehmen“.

Edward Baxter war schlagartig wieder da. Freundlich lächelnd nahm er die Taschen der Kinder und stellte sich neben die Eingangstür, um auf seine Frau zu warten.

„Wo sind Fina und Chana?“

„Ähm ... In ihrem Zimmer. Soll ich sie holen?“, fragte Nora und wollte schon zur Treppe laufen, wurde jedoch von Clarissa aufgehalten.

„Lassen Sie ruhig. Ich mache das schon. Edward, du kannst schon mal die restlichen Sachen ins Auto tragen. Ich werde gleich da sein“, sagte sie noch zu ihrem Mann, bevor sie die ersten Stufen nach oben ging

„Ich warte auf dich“, antwortete Edward und erntete dafür einen missmutigen Blick, bevor sie weiter nach oben ging. Von dort hörte man wenig später die Stimmen der Kids, die fröhlich durcheinanderredeten und dabei lachten.

„Wollen Sie wirklich nichts trinken?“, fragte Nora noch einmal, doch Edward lehnte wieder dankend ab.

„Aber sagen Sie später nicht, ich wäre unfreundlich und hätte Ihnen nichts angeboten. Das würde Chris mir nicht verzeihen“.

„Machen sie sich keine Gedanken“, lächelte Edward und blickte Nora lange an. In diesem Moment kam jedoch Clarissa mit den Kindern die Stufen runter.

„Opa ... Opa“, riefen die Zwillinge und rannten stürmisch auf ihren Großvater zu, um sich ihm in die Arme zu werfen.

„Hallo ihr beiden Süßen. Oh, wie groß ihr doch geworden seid. Ich habe euch so vermisst“, sagte Edward und drückte seine Nase tief in das Haar der Kinder. Nora traten Tränen in die Augen beim Anblick dieses Bildes. Was musste in einer Person vorgehen, wenn man seine Familie voneinander trennt? Nora konnte machen was sie wollte, sie kam einfach zu keinem Ergebnis. Vielleicht sollte sie einfach Chris bei Gelegenheit danach fragen! dachte sie sich und wandte sich lächelnd Clarissa, Edward und den Kids zu.

„So dann wollen wir mal. Komm mein Kleines“, sagte Clarissa und nahm Emily auf ihren Arm. Kaum hatte sie Emily auf dem Arm fing diese auch schon fürchterlich an zu heulen und wandte sich immer stärker in den Armen ihrer Großmutter.

„Was hast du denn?“, fragte Clarissa und versuchte Emily so gut es ging zu beruhigen, jedoch ohne Erfolg. Emily brüllte, was das Zeug hielt und dann kam das Unerwartete. Clarissa und Edward versuchten das Kind zu beruhigen, während Nora nur Augen für Emily hatte, deren Kopf schon hochrot war.

„Komm her mein Schatz. Nicht weinen“, sagte Nora zu ihr und nahm Emily auf ihren Arm, worauf diese sich eng an Nora presste.

„Vielleicht sollten wir warten bis Chris kommt wegen Emily, sie weint sonst wieder“.

„Nein, ich werde sie zum Wagen tragen und ihr zureden. Falls sie doch quengeln sollte, können sie Emily immer nach Hause bringen und die beiden Zwerge natürlich auch“.

Clarissa stimmte zufrieden zu und alle begaben sich zu der Familienkarosserie von Chris‘ Eltern, die auch schon bessere Tage gesehen hatte, fand Nora. Nora schnallte Emily vorsichtig und unter Zuspruch in den Kindersitz des Autos, während ihre Großeltern sich um ihre Geschwister kümmerten, dass diese, ebenso wie Emily, richtig angeschnallt waren. Nora brach es fast das Herz in Emily‘s verweintes Gesicht zu blicken und jeden Moment damit rechnen zu müssen, dass sie wieder anfing zu weinen.

„Ich habe dich lieb. Nicht mehr weinen, Baby. Morgen bist du wieder bei mir“, sagte Nora und streichelte Emily die Tränen weg, worauf diese Nora ein kleines Lächeln schenkte. Das Auto rollte langsam die Auffahrt hinaus und Nora musste zusehen, wie ihre Babys sich immer weiter von ihr entfernten. Tränen traten in ihre Augen, und sie ließ sich langsam auf die Stufen zum Haus nieder, wo Fred sie wenige Minuten später weinend vorfand.

„Nora? Alles ok mit Ihnen?“, fragte er und näherte sich langsam. Nora hob den Kopf und schüttelte diesen dann.

„Wollen Sie mir vielleicht erzählen, was los ist?“

Nora wischte sich mit der Hand über das Gesicht und seufzte auf.

„Gerade eben haben Chris‘ Eltern die Kinder abgeholt, über das Wochenende und ... Und Emily hat geweint und dann ...“.

„Was dann?“

„Es tut so weh, sie gehen zu lassen. Dabei ist es ja nicht mal mein Baby!“

Fred sah sie mit großen Augen an, als ob er es nicht glauben konnte, was er da gerade gehört hatte.

„Stellen Sie sich das vor. Ich liebe dieses Kind so sehr, als wäre es meines. Aber ich bin nicht ihre Mutter“.

„Nora, in den Augen des Kindes sind Sie es. Emily sieht in Ihnen ihre Mutter, und Sie sollten ihr die Beste sein, die sie je haben würde. Danielle wollte Emily nicht, sie liebte die Kleine nicht. Aber Sie tun es“.

„Ja, ich liebe die Kinder. Sehr sogar“.

„Na sehen Sie. Und nun machen Sie sich keinen Kopf mehr“.

Nora nickte und verabschiedete sich dann von Fred. In dreißig Minuten würde Chris kommen und sie war noch nicht einmal geduscht. Chris fuhr mit einem Pfeifen auf den Lippen nach Hause. Heute Abend würde er mit Nora schön zu Abend essen, sich mit ihr unterhalten und dann vielleicht sogar die Nacht mit ihr verbringen. Sie kannten sich nun schon fast ein Jahr, ohne je darüber gesprochen zu haben. Sie begehrten zwar einander und hatten sich auch schon des Öfteren geküsst und berührt, aber das Thema Sex war nie von Bedeutung, doch heute würde sich das ändern. Chris wollte Nora und sie ihn, das spürte er. Chris parkte den Wagen vor der Garage und stieg aus. Er betrat durch die Hintertür das Haus und fand Nora im Wohnzimmer. Sie stand mit dem Rücken zu ihm am Fenster und starrte in das Leere.

„Hey“, sagte er und Nora drehte sich zu ihm um. „Alles ok?“

„Aber sicher doch!“

„Prima! Hör zu, ich geh schnell duschen, zieh mich um und dann können wir los. Ich habe einen Tisch beim Chinesen bestellt. Nach dem Essen von letzter Woche dachte ich, du musst das mögen“.

„Ja. Ich liebe chinesisch“.

„Ist wirklich alles in Ordnung?“

„Ja, das sagte ich doch. Und nun geh duschen“, gab Nora ihm zur Antwort und drehte sich wieder zum Fenster. Chris nickte und eilte nach oben. Chris wurde das Gefühl nicht los, das irgendwas nicht in Ordnung war. Nora wirkte so zermürbt und in Gedanken. Während er sich einseifte, dachte er auch daran ob sie vielleicht Ärger mit ihrer Familie haben könnte, denn in letzter Zeit kam es ja des Öfteren zu Spannungen zwischen ihr und ihrem Bruder. Chris stellte sich wieder unter den Wasserstrahl, bevor er das Wasser abstellte um die Dusche zu verlassen. Er würde Nora darauf ansprechen, denn er wollte nicht, dass dieser Abend in trüber Stimmung stattfand. Gerade als Chris aus dem Badezimmer kam, lief Nora an ihm vorbei. Den Blick gesenkt und irgendwie abwesend. Als sie auf gleicher Höhe von ihm war, hielt er sie zärtlich auf und hob ihren Kopf etwas an.

„Nora, ich merke doch dass etwas nicht stimmt. Wenn es etwas mit diesem Abend zu tun hat, dann lass es mich vorher wissen und wir blasen das Essen ab“.

„Chris nein, das ist es nicht. Es ist ... Oh Gott!“, sagte sie noch und rannte dann weinend in ihr Zimmer. Chris folgte ihr nicht. Sie sollte sich zuerst beruhigen, um ihm dann erzählen zu können, was denn los war. Er begab sich in sein Schlafzimmer und zog sich an. Da dieser Abend ein schöner werden sollte, wählte er eine helle Hose und ein schickes Hemd. Eine Krawatte ließ er weg. Chris gelte sich noch etwas die Haare und ging dann durch Emily Kinderzimmer zu Nora. Er hatte schon die Hand zum Klopfen gehoben als sein Blick auf etwas in der hinteren Ecke neben Emily´s Bett fiel - Nora.

„So, nun reicht es mir aber“, sagte er, zog Nora vom Boden und marschierte mit ihr in ihr Schlafzimmer.

„Setz dich und sag mir was los ist“.

„Nichts“.

„Nora ich hasse es wenn ich angelogen werde, und ich weiß du lügst. Also raus damit, was ist passiert?“

„Na schön! Als deine Eltern die Kinder holten, fing Emily bitterlich an zu weinen. Ich nahm sie deiner Mutter ab um sie zu beruhigen und dann ...“

„Was und dann?“

„Mir tat das so weh, die Kleine abzugeben. Ich liebe diese Kind abgöttisch“.

„Findest du das so schlimm?“, fragte Chris und wartete auf Nora´s Antwort, doch es kam nichts.

„Hör zu, Emily liebt dich. Chana und Fina auch, - aber sie wissen, dass du nicht ihre Mama bist. Emily nicht! Sie weiß nur, dass du immer bei ihr bist und daher bist du in ihren Augen, ihre Mama“.

„So, und nun machst du dich frisch, hörst auf zu heulen und kommst nach unten. Ich hab nämlich Hunger und möchte los“.

„Ok. Ich komm gleich“, antwortete Nora mit einem Lächeln, bevor Chris aus dem Zimmer ging und die Tür hinter sich schloss. Nora ging noch einmal ins Bad, trug noch etwas Puder und Wimperntusche auf, kämmte sich das Haar, bevor sie das Licht ausmachte und zu Chris nach unten ging. Chris erwartete Nora im Flur. Er trug bereits ihre Jacke und ihre Handtasche in den Händen, als sie die Stufen herab kam. Da sie bis zum Schluss nicht wusste was sie anziehen sollte, hatte sie einen schwarzen Rock und ein gelbes Oberteil gewählt. Und da man unter einem engen Rock einen normalen Slip gesehen hätte, hatte Nora sich für einen bequemen Tanga entschieden, natürlich passend zu ihrem BH.

„Schön siehst du aus. Hier, deine Tasche und deine Jacke. Ich würde sie mitnehmen, da ich nicht weiß wann wir wieder kommen“.

„Ich hoffe doch morgen. Denn deine Eltern bringen Emily ... Vergiss es! Lass uns den Abend genießen“.

„Ich weiß wie sehr sie dir fehlen und ich muss zugeben, mir auch!“

„Ehrlich?“

„Natürlich! Die Zwerge waren noch nie von uns getrennt. Danielle wollte das nicht“.

„Schön blöd“, antwortete Nora "Kein Wunder, dass bei euch nix mehr lief, wenn ihr nie alleine gewesen seid“.

Chris lächelte und verschloss die Tür des Autos, die er Nora aufgehalten hatte. Er begab sich um den Wagen herum, stieg ein und sah zu Nora.

„Auf einen wunderschönen Abend“, sagte er zu Nora und lächelte. Was in des anderen Kopf vor sich ging wusste keiner, aber sie konnten es sich denken.

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