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Kapitel 2

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Der neue Job“

Nora freute sich. Der neue Job war klasse und auch die Kinder waren freundlich, lieb und nett zu ihr, zumindest bis jetzt. Man wusste ja nie was noch kommen mag. Am liebsten trug sie die kleine Emily durch die Gegend. Wann immer sie konnte und das Baby wach war, nahm sie es hoch und trug es hin und her, wobei sie ihre Wange an den weichen Haarflaum presste. Während dem Spielen mit den Kindern, schlief die Kleine meist in ihrem Bettchen im Haus oder in der Wiege im Garten. Das Babyfon war zu Nora´s ständigem Begleiter geworden. Nora hatte sich recht schnell eingelebt. Ihr Zimmer im Haus war hell und freundlich eingerichtet. Jedoch fehlten hier und da ein paar Bilder. Das sollte sich jedoch rasch ändern. Bei jeder Gelegenheit hatte sie seither einen Fotoapparat dabei. Jetzt musste nur noch der Zeitpunkt kommen wo sie die Bilder an die Wand hängen konnte. Chris hatte ihr, nachdem sie eingezogen war, zuerst das Haus gezeigt. Wo die Waschmaschine war, die Gefriertruhe stand, der Heizungsraum, Hobbykeller und alles, was noch wissenswert war. Am meisten fasziniert war Nora aber von dem riesigen Swimmingpool, der sich im Keller befand, direkt neben einer Sauna.

„Wow!“, hörte sie sich nur sagen, als Chris mit ihr die Führung machte. „Das ist wie in einem Wellness-Hotel. Der Hammer“.

Chris hatte ihr gesagt, sie könne jederzeit wann immer sie wollte schwimmen, in die Sauna oder in den Fitnessraum gehen und Nora fing bei dem Gedanken daran ein wenig an zu lächeln. Das war alles wirklich zu schön um wahr zu sein. Im Erdgeschoss befanden sich wie sie schon vorher gesehen hatte, das Wohnzimmer, die Küche und das Esszimmer. Im Obergeschoss, die Schlaf-und Kinderzimmer und das Badezimmer.

„So, das wäre dann Ihr Zimmer. Es war früher das Zimmer meiner Frau. Durch diese Tür gelangen Sie in Emilys Zimmer und eine Tür weiter, falls in der Nacht was mit Emily sein sollte, in mein Schlafzimmer“, hatte Chris ihr gesagt, als er Nora das Zimmer zeigte. Nora traute sich kaum auch nur einen Blick in das Schlafzimmer von Chris zu werfen, als er die Tür öffnete. Allein der Gedanke daran, wie er in diesem Bett lag brachte sie zum Schwitzen. Sie konnte machen, was sie wollte. Ob sie es nun akzeptierte oder ignorierte, es half alles nichts. In ihrem Kopf herrschte totales Kopfkino, mit den wildesten Fantasien. Nora wurde immer mehr bewusst, dass ihr was fehlte,- und zwar Geborgenheit! Und wenn es nur eine Nacht, wilder, heißer, hemmungsloser Sex war. Es war besser als gar nichts. Sie konnte es nicht fassen! Sie sehnte sich so sehr nach einem starken Männerkörper, dass sie nicht einmal vor ihrem Chef haltmachen würde. Schnell drehte sie sich weg und verließ das Zimmer. Chris fiel Noras Gesichtsausdruck auf und er kannte die Frage, die auf ihren Lippen lag, die jedoch unausgesprochen blieb. Die Frage, warum ein Ehepaar mit drei gemeinsamen Kindern, getrennte Schlafzimmer hatte! Nora wunderte sich schon ein wenig. Selbst ihre Eltern hatten in einem Zimmer und Bett genächtigt, obwohl in ihrer Ehe die Luft raus war. Chris nahm seinen Mut zusammen und erklärte Nora, die am Fenster des Zimmers, das nun ihr gehören sollte, stand und hinausblickte, dass es Danielles Wunsch war getrennte Schlafzimmer zu haben.

„Ich habe das Haus bauen lassen als wir erfuhren, dass Danielle schwanger war. Danielle war damals außer sich. Denn ich glaube nicht, dass sie die Kinder wollte. Ich habe sie gebeten mich zu heiraten, damit wir eine glückliche Familie sind. Doch da wollte sie schon nicht mehr in meiner Nähe sein und daher die getrennten Schlafzimmer“. Nora brachte ein Nicken zustande und verließ dann vor Chris das Zimmer.

„Falls Sie möchten, können Sie das Zimmer auch umgestalten. Es ist nun Ihres. Ich habe bisher alles so gelassen wie es war. Ich konnte nicht in diesen Raum. Danielles Mutter hat alles ausgeräumt was ihr gehörte, und … egal. Kommen Sie, ich zeig Ihnen den Garten“.

Chris führe sie an der Terrasse entlang in den großen Garten. Er war wunderschön mit Blumen, Bäumen und Sträuchern angelegt. Ein Paradies für Kinder. Direkt hinter dem Haus lag ein großer Swimmingpool. Noch einer! Zum hinteren Teil des Gartens führte ein Weg zu einem Pavillon, der mit Blumen übersät war. Am Abend, das sollte Nora noch herausfinden, würden hier viele winzige Birnchen leuchten und dem Ganzen ein romantisches Aussehen geben. Nora war rundum happy bei Chris und seinen Kids. Und so langsam verliebte sie sich immer mehr in die Kinder, ob sie es wollte oder nicht.

„Herr Baxter ist am Telefon“, sagte Berta zu Joshua am Telefon. „Soll ich ihn durchstellen?“

„Danke Berta, ja stellen Sie ihn durch“, antwortete Joshua und nahm den Hörer fester in die Hand. Chris, der einen Tag nachdem Nora bei ihm angefangen hatte, wieder in die Firma ging duldetet keinen weiteren Aufschub in der Sache, die Firma RvL-Investment von Richard Ladbar zu kaufen. Er hatte sich alle Unterlagen nochmal angesehen und war zu dem Entschluss gekommen, dass es am besten wäre die Firma zu kaufen und so den Ladbars etwas Geld zukommen zu lassen. Und das je früher desto besser.

„Herr Baxter? Hallo … was kann ich für Sie tun?“

„Tun Sie nicht so freundlich, Herr van Ladbar. Sie wissen ganz genau und ich weiß es auch, dass Ihnen der Gerichtsvollzieher im Nacken sitzt und Sie, wenn Sie nicht verkaufen die Firma verlieren. Was Sie so oder so werden, aber durch mich wenn Sie an mich verkaufen, wenigstens noch Geld zum Leben haben“.

„Hören Sie Herr Baxter. Es tut mir leid, dass es so lange dauert aber ich komme zu Geld. Und wenn Sie mir noch ein wenig Zeit lassen werden Sie sehen, dass ich die Firma wieder nach oben bringe und wieder schwarze Zahlen habe. Und außerdem, ich kann das Erbe meines Vaters nicht verkaufen. Es geht nicht“.

„Und warum nicht? Sagen Sie mir warum sie nicht an mich verkaufen können und es lieber den Finanzhaien zum Fraß geben wollen“.

„Nun ja … die Sache ist die … ein Drittel der Firma gehört meiner Schwester, und die unterschreibt auf keinen Fall. Daher kann ich die Firma nicht an Sie verkaufen“. Mist! dachte sich Chris.

„Wissen Sie was? Klären Sie das mit ihrer Schwester, und rufen mich dann an. Vergessen Sie nicht, ich kann Ihnen helfen indem ich ihre Firma kaufe. Wenn Sie es nicht tun, verlieren Sie alles“, sagte Chris noch und legte dann auf. Joshua hatte schweißnasse Hände. Was sollte er nun tun? Chris Baxter saß ihm im Nacken, und das Finanzamt noch viel stärker. Entweder er verkaufte das Erbe von Richard und machte Gewinn oder er ließ es und verlor alles. Jetzt konnte nur noch Nora ihm helfen. Chris saß an seinem Schreibtisch und stützte die Hände auf seinen Tisch. Er wollte diese Firma und er würde sie auch bekommen, egal was es koste. Gerade als er eine E-Mail an einen Kollegen schrieb, ging die Tür seines Büro auf. Chris hob den Kopf und sah die brünette Frau, mit ihren langen Beinen und dem kurzen engen Rock, darin stehen.

„Chris, du bist wieder da. Ich habe es gerade gehört. Wie sieht es aus, wollen wir was essen gehen?“

„Hallo Estelle. Ja ich bin wieder hier und nein ich kann nicht weg“.

„Schade, ich dachte wir könnten ein wenig reden. Du weißt ich bin immer für dich da“.

Jetzt war es genug! Estelle hatte ihn schon mehr als einmal angemacht und jedes Mal hatte er nein zu ihr gesagt, weil er verheiratet war und sie Kinder hatten. Ob sich Danielle an die Treue in ihrer Ehe gehalten hatte, wusste er nicht, aber für ihn war fremdgehen tabu.

„Estelle hör auf damit. Danielle ist gerade mal ein paar Wochen tot und du machst mich schon wieder an, als wäre nichts gewesen. Ich habe dir gesagt, dass ich kein Interesse an einer Beziehung hab, egal ob sexuell oder nicht. Und nun raus, ich habe zu tun!“

„Aber Chris. Ja, deine Frau ist tot, aber du bist auch nur ein Mann!“

Und wenn ich mir täglich in der Dusche einen runter hole, mit dir gehe ich nicht in die Kiste, - dachte sich Chris und widmete sich wieder seinen Unterlagen. Gerade als er mit einer Akte fertig war, kam Peter an seinem Büro vorbei und rief hinein, wie es denn mit Mittagessen aussah.

„Nein! Verdammt! So werde ich nie fertig. Ich muss bis vier meine Unterlagen fertig haben, damit ich nach Hause kann“, brüllte Chris und man sah, dass er sichtlich wütender wurde.

„Warum?“ wollte Estelle noch wissen und machte es sich auf der Kante von Chris’ Schreibtisch bequem, wobei sie darauf achtete, dass ihr Rock der eh viel zu kurz war, noch ein wenig höher rutschte.

„Weil Nora heute zum Yoga geht, und ich die Kinder ins Bett bringen muss“.

Peter wurde bei dem Namen Nora hellhörig, denn auch er hatte schon ewig keinen Sex mehr und vielleicht könnte Chris ja was arrangieren.

„Wer ist denn Nora?“

„Mein neues Kindermädchen“.

Oha - das Kindermädchen. Wer´s glaubt!!!

„Wie Kindermädchen? Seit wann hast du denn ein Kindermädchen?“

„Hmm? Ach so! Ein paar Tage“.

„Ist sie hübsch? Wie groß sind ihre … du weißt schon? Hat sie einen Knackarsch?“

„Peter! Sie ist mein Kindermädchen. Denkst du wirklich ich schau ihr auf die Möpse und den Hintern? Sie soll lediglich nach den Kindern sehen“.

„Und du nach ihr!“, antwortete Peter grinsend.

„Ihr seid ekelhaft. Ich gehe! Bis bald Chris“. Estelle stöckelte davon, während Peter noch immer auf eine Antwort wartete.

„Was?“

„Ach vergiss es! Werde endlich wieder ein Mann, Chris Baxter. Deine Frau ist tot! Lass es krachen. Fang endlich wieder an zu leben!“, sagte er und verließ wieder das Büro. Es krachen lassen? Die hatten ja einen an der Klatsche. Dachte er sich und widmete sich wieder seiner Arbeit. Doch an Konzentration war nicht mehr zu denken. Hatten seine Kollegen etwa Recht? Sollte er es wirklich krachen lassen? Immerhin war er erst siebenunddreißig. Aber wenn „es krachen lassen“ bedeutete sich eine Frau zu suchen, um mit ihr eine Nacht heißen willenlosen Sex zu haben, dann verzichtete er lieber. Chris hatte seinen Tisch aufgeräumt und wollte gerade das Büro verlassen, als sein Telefon läutete. Nicht zu fassen! Hatte er denn nicht genug telefoniert heute? Sollte er es einfach klingeln lassen? Aber wenn es wichtig wäre, wenn was mit den Kindern ist? Wütend über seine Entscheidung, doch dran zu gehen, nahm er den Hörer ab. Am anderen Ende der Leitung meldete sich sein Bruder. Conrad, der mittlere der Baxter Brüder.

„Chris, mein alter Bruder. Schön, dass ich dich erreiche. Eigentlich dachte ich du bist zu Hause, jetzt wo du alleinerziehender Vater bist, aber Pustekuchen. Diese nette Dame, - namens Nora, sagte mir du seist im Büro. Also was hast du mir zu sagen, mein Brüderchen?“

Zum Glück hatte Chris kein Bildtelefon und Conrad konnte nicht sehen, was für Grimassen er gerade schnitt.

„Ich habe nichts zu sagen, Conrad. Du hattest mein Kindermädchen am Rohr, nicht weniger und nicht mehr. Was willst du überhaupt?“

„Eigentlich wollte ich nur wissen, ob du eventuell mitkommst. Charlie ist mal wieder hier in der Stadt, wohnt im Hotel und wir wollten uns ein Bier genehmigen“.

Charlie, Chris‘ und Conrads jüngerer Bruder und der kleinste im Bunde, war Nachrichtenkorrespondent und die meiste Zeit im Ausland unterwegs. Chris hatte ihn seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen. Ja, das letzte Mal an seiner Hochzeit. Aber so gern wie er möchte, er konnte nicht mit. Er hatte es Nora versprochen.

„Ich kann nicht! Aber sag ihm Grüße von mir. Ich ruf ihn morgen mal an“.

Chris wimmelte Conrad ab und eilte dann nach draußen. Er war spät dran – viel zu spät!

Nora hatte den ganzen Vor-und Nachmittag damit verbracht, sich mit den Kindern zu beschäftigen. Nachdem sie die Zimmer der Kinder aufgeräumt hatte, ihnen was passendes, das auch farblich übereinstimmte, angezogen hatte fuhr sie mit ihnen und dem Baby in den Park. Dort ließ sie die Kids klettern, rennen, schaukeln und im Dreck spielen. Zu Hause angekommen steckte sie die Zwillinge in die Badewanne und rannte ihnen hinterher um sie abzutrocknen, als sie ihr ausgebüxt waren. Nachdem ihr dies gelungen war, brauchte sie erst mal eine Pause. Sie nahm sich Emily und legte sich draußen auf einen Liegestuhl, während die andern beiden im Pool schwammen. Hätte sie vorher schon gewusst, dass die Zwillinge noch mal in den Pool wollten, hätte sich Nora nicht die Mühe machen müssen sie zuerst zu baden. Dann hätte sie die beiden mit dem gesamten Dreck rein gelassen. Emily schlief seelenruhig auf ihrem Busen, als Chris zur Tür rein kam.

„Verzeihen Sie mir meine Unpünktlichkeit“, sagte er völlig außer Atem. „Ich habe vor lauter Arbeit die Zeit vergessen. Und dann rief auch noch mein Bruder an. Wenn Sie wollen pass ich jetzt auf die Krümel auf und Sie können zum Yoga“.

„Ach hat er Sie noch erreicht. Scheint ein netter Kerl zu sein, Ihr Bruder. Wir haben dreißig Minuten lang gequatscht ehe er überhaupt mal sagte, dass er Ihr Bruder ist. Naja egal. Beruhigen Sie sich wieder. Ich mach mein Yoga ab sofort hier. Ich habe mir eine DVD geholt, die kann ich mir anschauen und meine Übungen machen. So muss ich dann wenigstens nicht mit den vielen verschwitzten Frauen in einem Raum sein. Und es hat auch Vorteile!“, sagte sie lächelnd und streichelte dabei Emilys Rücken.

„Die da wären?“

„Na ganz einfach. Ich kann bei den Kindern bleiben und ich muss Sie nicht aus dem Büro, oder wo auch immer Sie gerade arbeiten, hierher bugsieren. Von daher ist es wirklich nicht nötig das Sie hierbleiben“.

Chris war völlig baff. Nora ließ wirklich alle ihre bisherigen Aktivitäten sausen, nur um bei den Kindern zu sein.

„Ok … hmm. Dann zieh ich mich schnell um, hops noch ein wenig in den Pool und bring dann die Kinder ins Bett“, antwortete Chris ihr.

„Sie könnten sich aber auch umziehen und sich mit Ihren Brüdern treffen! Conrad erzählte mir, dass Ihr anderer Bruder Charles da wäre“.

„Charlie! Er hasst es, wenn man ihn Charles nennt. Liegt wahrscheinlich daran, weil meine Mutter früher in diesen Prinzen verknallt war. Ähm, aber nein - ich bleibe hier. Er ist zwar hier und ich würde mich freuen, aber … jetzt habe ich auch keine Lust mehr. Ich werde ihn morgen anrufen und dann sieht man weiter. Ähm … ich zieh mich dann mal schnell um und … komm dann wieder runter“. Nora blickte Chris nach, wie er im Haus verschwand und machte sich dann wieder an ihre Arbeit. Im Schlafzimmer, als er sich seine Badehose anzog, wunderte Chris sich immer noch über Noras Worte. Sie nahm ihren Job wirklich sehr ernst, wenn sie selbst ihr Yogatraining sausen ließ, um stets bei den Kindern zu sein. Chris schnappte sich ein Handtuch und schlang es sich um seine Hüften, bevor er wieder nach unten ging. An der Tür zur Terrasse blieb er stehen und beobachtete wie die Zwillinge, die mit ihren Schwimmflügeln im Wasser planschten, und Nora liebevoll mit dem Baby sprach. So hätte seine Familie aussehen sollen. Er, die Kinder und Danielle. Die Liebe seines Lebens. Schnell schob er die Gedanken beiseite, denn es war keine Zeit um Trübsal zu blasen. Danielle war Tod, das Leben ging weiter und die Kids brauchten ihn und sie sollten nicht gerade sehen, dass ihr Vater traurig und unglücklich war, wo sie doch das Leben noch vor sich hatten.

„Achtung … ich komme!“, rief Chris und Nora zuckte etwas erschrocken zusammen, als er auch schon barfuß und in einer knappen Badehose an ihr vorbei rauschte, um mit einem Hechtsprung im Pool zu verschwinden. Nora hatte einen kleinen Blick riskieren können und musste feststellen, dass ihr Chef doch tatsächlich tätowiert war. Nicht zu fassen! dachte sich Nora und konnte den Blick einfach nicht von ihm abwenden. Chris trug ein Tribal an seinem linken Oberarm, das verdammt sexy an ihm aussah und durch seine breite, unbehaarte Brust erst richtig zur Geltung kam. Nora sah zu wie Chris seine Runden drehte, und erwischte sich dabei wie sie sich vorstellte, ob er noch mehr Tattoos hätte. Oh mein Gott, er ist dein Chef. Hör auf damit, schalte sie sich und streichelte weiter Emilys Rücken. Den Zwillingen machte es ein riesen Spaß im Pool mit Chris zu planschen, und sie genossen wirklich jeden Minuten mit ihrem Vater. Nora blickte wieder zu den Kids und musste lachen, wie die beiden zu Chris schwammen. Es sah eher aus als ob zwei kleine Hunde im Wasser paddelten. Auch das musste man ändern. Sie merkte, in dieser Familie musste noch viel getan werden, was nicht allzu schwer sein sollte, wenn man genügend Zeit hatte. Während Chris die Mädels ärgerte und ab und zu den Ertrinkenden mimte, was die beiden Zwillinge zum Kullern fanden, legte Nora Emily in ihr Bett. Sie deckte das Baby zu, gab ihr noch ein Küsschen auf die Stirn, und nahm das Baby-Fon mit nach unten. Schweigend ging Nora in die Küche. Sie sollte den Kindern etwas zu essen machen, denn die beiden hatten bestimmt Hunger und außerdem sollten sie unbedingt noch etwas essen, bevor sie ins Bett mussten. Nora nahm das Brot aus der Box die auf der Arbeitsplatte stand, und legte einige Scheiben auf ein Brett. Sie belegte die Brote gerade mit Salat als Chris hereinkam.

„Schatz, sag mal …“, setzte er noch während des Laufens an, hielt jedoch sofort inne als er merkte, dass es das Falsche war was er gerade gesagt hatte. „Entschuldigung! Ich dachte …“,

Nora schüttelte den Kopf, lächelte ihn milde an und machte sich weiter daran die Brote zu belegen.

„Entschuldigen Sie sich nicht dafür, Herr Baxter. Ich weiß, wie sehr Ihnen ihre Frau fehlen muss“.

„Ich … es tut mir trotzdem leid“.

„Herr Baxter, es ist ok. Vergessen Sie es! Ihre Frau ist gerade mal ein paar Wochen tot, da kommt es noch des Öfteren vor das Sie mich oder eine andere Frau mit dem Kosenamen ihrer Frau ansprechen. Ich mach gerade das Abendessen für die Zwerge. Möchten Sie auch was essen? Oder hatten Sie schon was in der Firma?“ Chris schüttelte nur den Kopf, denn er war noch nicht imstande wirklich was zu sagen. Nie im Leben hätte er gedacht, das sein Kindermädchen es so gut wegsteckt, das er sich verplappert hatte, wo es sich doch um ein so vertrautes und intimes Wort handelte. Noch während er in Gedanken war, teilte Nora ihm dann mit er könne schon mal die Kids aus dem Wasser holen, sie serviere das essen draußen.

„Alles klar“, antwortete er ihr und eilte dann wieder nach draußen. Schweigend und ohne auch nur einen Blick auf Chris und die Mädchen zu werfen, stellte sie das Tablett mit den Broten auf den Tisch, während ihr Chef versuchte, Fina und ihre Schwester Chana aus dem Becken zu holen. Nora deckte den Tisch für drei Personen, stellte noch etwas Gemüse - was die Kinder überhaupt nicht mochten, aber die Kinder sollten sich gesund ernähren, und einen großen Krug Saft hinzu und gesellte sich dann zu Chris an den Beckenrand. Mit verschränkten Armen stand sie nur wenige Meter von ihm entfernt und konnte sich das Grinsen kaum verkneifen. Es war aber auch zu witzig, wie ihr Chef versuchte mit lieben Worten und kleinen Versprechungen, seine Kinder aus dem Wasser zu holen. Nora konnte nicht anders. Sie musste eingreifen. Wenn sie es nicht tat, würden entweder die Kinder noch ewig im Wasser bleiben und blaue Lippen bekommen oder Chris hüpfte mit rein und dann wäre eh fertig. Dann würden wieder Spielchen von Ertrinkenden oder weiß der Herr was gespielt, das Essen wäre vergessen und auch die Schlafenszeit verschob sich um etliche Minuten. Langsam, aber zielsicher bewegte sich Nora an den oberen Beckenrand, stellte sich breitbeinig hin, nahm Daumen und Zeigfinger zwischen die Lippen und stieß einen Pfiff aus, der sich gewaschen hatte. Alle Blicke waren auf sie gerichtet, während die beiden Mädchen im Wasser wie kleine Hunde zappelten.

„Los! Raus aus dem Wasser! Essen steht auf dem Tisch“, sagte sie nur und begab sich wieder in Richtung Küche, während Chris den beiden Mädchen aus dem Wasser half und sie abtrocknete. Chris war noch immer fasziniert, dass Nora so gut pfeifen konnte als er sich mit den Kindern, die er in ihre Bademäntel gehüllt hatte an den Tisch setzte. Sie verblüffte ihn von Tag zu Tag mehr. Und jeden Tag mochte er sie dafür ein wenig mehr.

„Ich wünsche euch guten Appetit“, sagte sie in die Runde, nachdem die Familie Platz genommen hatte und Nora nochmals schaute ob sie alles hatten, bevor sie sich wieder in die Küche verzog, um die Reste und den Müll wegzuräumen.

„Wow Daddy, das war ja toll“, schwärmte Fina und schob sich ein Stück Paprika in den Mund. Chris konnte es nicht fassen. Seine Tochter aß Gemüse. Am besten sagte er jetzt nichts, denn ihr Teller war noch halb voll damit.

„Was war denn so toll?“

„Na wie Nora in ihre Finger gepustet hat und dann das laute Pfeifen rauskam“.

„Meinst du so?“, fragte Chris und demonstrierte den Mädchen sein Pfeifen.

„Jaaa … cool“.

Chris musste lächeln, wie schnell die Kids doch zufriedenzustellen waren und er sie zum Lachen bringen konnte. Und das Wort „Cool“ hatten sie sich von Nora abgekupfert. Von wem auch sonst. Aber das machte nichts. Nora war gerade fertig mit dem abwischen, als Chris mit den Tellern und Gläsern die Küche betrat. Schweigend stellte er die restlichen Brote in den Kühlschrank und die Gläser in die Spülmaschine. Er war der perfekte Hausmann, stellte Nora gedanklich fest und wandte ihren Blick wieder woanders hin, nicht dass ihr Boss noch dachte sie würde ihn anstarren.

„Ähm …“, setzte Chris an um Nora etwas zu sagen, hielt jedoch inne als ihr Handy anfing zu bimmeln. Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als Metallicas „Nothing Else Matters“ als Klingelton erklang. Nie und nimmer hätte er Nora als Fan von Metallica eingeschätzt. Aber so konnte man sich täuschen. Mit einem verlegenen Lächeln nahm Nora ihr Handy und teilte ihm lächelnd mit, sie fände Metallica eben geil.

Ahja, - dachte sich Chris und lächelte. Er wäre gern weiter mit Nora in der Küche gestanden, doch nun musste er zu den Kids.

„Ich bade die Kinder“, flüsterte er ihr zu, ehe Nora das Gespräch annahm. Und im nächsten Moment wäre sie lieber bei den Kids oben, als dieses Gespräch zu führen. Am andern Ende der Leitung war ihre Mutter. Nichts hasste Nora mehr als Gespräche mit ihrer Mutter zu führen, die sie noch immer behandelte, als wäre sie ein fünfjähriges kleines Mädchen, das von nichts und niemandem eine Ahnung hatte und nur darauf wartete, dass sie angelaufen kam, um Hilfe bei ihrer Mami zu suchen.

„Nora, Kind …“. Wenn Nora diese Worte schon hörte, wurde ihr kotzübel. Das Schlimmste daran war, dass ihre Mutter sie nicht nur zu Hause oder am Telefon so benannte. Nein! Sogar wenn ihre Freundinnen oder ihr damaliger Freund dabei waren. Stets hieß es Kind, kannst du mal oder Kind, was hältst du von ... An manchen Tagen fragte sie sich wirklich wie alt sie werden musste, dass dies endlich aufhörte. Eine Antwort bekam sie allerdings nie! Nora hatte aufgehört zu zählen, wie oft sie ihrer Mutter schon beibringen wollte, sie doch bitte mit ihrem Namen anzusprechen und das „Kind“ wegzulassen. Aber immer wieder kam es ihr dann vor als ob sie mit einem Bild an der Wand reden würde. Wenn sie nicht Kind sagte, dann kam ihr voller Name zum Einsatz – Eleonora! Was genauso heftig war wie Kind. Doch Nora wusste sich mittlerweile zu helfen. Sie nannte ihre Mutter nicht mehr Mama, oder Mutti so wie früher, sondern rief sie schlichtweg Mutter, was Gloria aber nicht sonderlich beeindruckte, denn das Kind blieb. Stolze zwanzig Minuten quatschte Gloria nun Nora schon das Ohr voll. Wie sie mit Joshua gesprochen hätte und wie er ihr erzählte, dass sie bei einem wildfremden Mann eingezogen sei. Wie verantwortungslos das wäre und sie sich doch mal Gedanken über die ganzen Perversen machen sollte. Nora war mit ihrem Latein am Ende. Und was noch schlimmer war, sie verspürte wie Wut und Aggression in ihr Hochstieg und es nicht mehr lang dauern würde, bis sie aus der Haut fuhr.

„Mutter, beruhige dich. Ich bin keine Fünf mehr und ich weiß mir zu helfen. Ich kann Karate und weiß, wie man einem Mann in die Eier tritt, falls es drauf ankommt“.

„Nora, ich bitte dich. Komm nach Hause und such dir was anderes, oder arbeite mit Joshua in der Firma. Und bitte, ich möchte dich nicht noch einmal ermahnen, benutze nicht solche Wörter“.

„Hör auf damit … ich bin erwachsen!“, brüllte sie - hatte sich jedoch schnell wieder im Griff, als ihr bewusst wurde, dass es eh nichts bringen würde wenn sie sich aufregte. Es war jedes Mal dasselbe. Mit was hatte sie das nur verdient. Nora versuchte zwar stets die Ruhe zu bewahren, doch sie schaffte es einfach nicht. Gloria brachte es immer wieder fertig sie auf die Palme zu bringen. Warum konnte sie nicht so cool sein, wie andere Mütter, die ihre Kinder so nahmen, wie sie sind und sie auch behandelten wie einen Erwachsenen, wenn sie auf die dreißig zugingen. Das konnte doch nicht so schwer sein. Ihre Freundinnen lachten nur, wenn sie mal wieder kam und sich über Gloria beschwerte.

„Nora, denk immer, wie wir sind wissen wir. Wie wir werden steht in den Sternen“. Oh nein! So werden wie ihre Mutter. Niemals!

„Mutter ich muss Schluss machen. Ich ruf dich wieder an“, sagte sie und legte auf „oder auch nicht“, murmelte sie beim Hinausgehen. Nora stellte das Handy auf stumm und warf es in ihre Handtasche, die sie an einem Kleiderhaken im Flur des Hauses gehängt hatte, bevor sie nach oben eilte um wenigstens den Kids noch Gute Nacht zu wünschen, bevor sie schliefen.

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