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Kapitel 6

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Kein guter Start“

„Hallo … Sie da!“, rief Clarissa Baxter schon von weitem. Nora drehte sich um, und sah wie die Dame in ihren hohen Pumps, die Auffahrt hochstolzierte.

„Wer sind Sie? Und was machen Sie mit diesem Baby?“

„Ähm, entschuldigen Sie, aber ich glaube, das geht Sie einen Scheißdreck an“.

Oh nein! Bitte nicht!, dachte sich Chris hinter dem Busch Nora halt deine Zunge in Zügeln!

„Oh das würde ich nicht sagen. Wo ist Christopher?“, fragte Clarissa und versuchte ins Haus zu gelangen, doch Nora ließ ihr keine Chance.

„Lassen Sie mich durch!“

„Nein, ich denke ja gar nicht dran. Zuerst sagen Sie mir, wer Sie sind“.

„Ich bin Clarissa Baxter. Christophers Mutter und die Großmutter dieses Babys. Also, her mit dem Kind und dann sagen Sie mir gefälligst wer Sie sind. Und bevor Sie anfangen, sagen Sie mir wo mein Sohn ist!“

„Einen alten Scheiß werde ich tun. Da kann ja jeder kommen und mir erzählen, dass er zur Familie gehört. Haben Sie einen Ausweis dabei?“

Chris hatte genug gehört. Er rannte zur Hinterseite des Hauses, durch das Wohnzimmer in den Eingangsbereich. Nachdem er sich das Haar und die Kleidung etwas gerichtete hatte, begab er sich an die Tür.

„Nora, wer ist denn an der Tür? Mutter?“ tat er überrascht „Was tust du denn hier?“

„Ich wollte mal nach euch sehen, du hast dich ja seit Danielles Tod nicht mehr gemeldet. Das war jetzt vor … oh mein Gott … Christopher! Schämst du denn nicht?“

Nein! Eigentlich nicht !!!

„Ich weiß Mutter. Aber ich hatte viel zu tun, und …“

„Das sehe ich!“, fiel sie ihm ins Wort und verschaffte sich Zugang zum Haus. „Deine neue Freundin?“, fragte Clarissa und deutete auf Nora.

„Nein!“, … Zumindest noch nicht … „Sie ist das Kindermädchen“.

„Christopher! Das ist ja wohl nicht dein Ernst. Dieses junge Ding. Bist du von allen guten Geistern verlassen? Du lässt so eine Frau in die Nähe der Kinder? Hast du schon mal ihren Umgangston beachtet? Eine nette Figur macht noch lange kein gutes Kindermädchen aus. Was wenn die Kinder diese Wörter mitbekommen. Ich darf gar nicht dran denken“.

„Mutter wirklich. Ich hatte in den ersten Wochen mindestens ein Dutzend Frauen hier und alle taugten nichts. Und dann kam Nora. Die Kids lieben sie und …“, beinahe wäre ihm rausgerutscht, dass er sie auch liebte, doch er schluckte es hinunter „… ich bin sehr zufrieden mit ihrer Arbeit“.

Seiner Mutter schien diese Aussage nicht sehr zu gefallen. Mit rollenden Augen sah sie sich im Haus um. Doch was sie sah, schien sie zu beruhigen.

„Wer macht den Haushalt?“

„Soll das ein Kontrollbesuch sein? Mutter, bitte, es geht mir gut. Den Kindern geht es gut. Alles prima. Du hast Emily gesehen. Sie gedeiht prächtig. Und auch Fina und Chana geht es gut. Komm mit nach draußen und du wirst es sehen“.

Chris begleitete seine Mutter in den Garten und was Clarissa dort sah, beruhigte sie wirklich. Fina und Chana saßen mit Nora in der Sandkiste und backten Sandkuchen, während die beiden Kinder Nora sagten, was sie zu tun hatte und wie sie die Förmchen umstoßen musste. Emily hingegen hatte viel mehr Spaß an Noras Kette gefunden, die sie trug. Die Kleine war nun ein halbes Jahr alt und Nora wartete nur darauf, dass sie aufstand und loslief, aber darauf musste sie wahrscheinlich noch ein bisschen warten.

„Siehst du. Es geht ihnen gut. Alles bestens“.

„Ich sehe es ja, aber … mich beunruhigt eher, dass du mich so schnell wieder loswerden willst. Lass mich ein wenig mit den Kindern spielen. Immerhin bin ich ihre Großmutter“.

„Na schön. Nora? Kommen Sie bitte mal“, rief Chris Nora zu sich. Nora sagte rasch etwas zu den Kindern und diese nickten, als Nora sich erhob und davonging.

„Nora, das ist meine Mutter. Sie möchte etwas Zeit mit den Kindern verbringen. Kommen Sie, wir machen was zu trinken und lassen die vier allein“.

Nora wollte noch etwas erwidern, wurde aber schon von Chris davon gezogen, während sich Clarissa, mit Emily auf dem Arm, zu Fina und Chana in den Sandkasten setzte. Chris konnte es nicht erwarten, in die Küche zu kommen. Kaum waren sie dort angekommen, riss er Nora auch schon in seine Arme und küsste sie stürmisch. Seine Hände schienen überall zu sein. Oh mein Gott, dachte sich Nora und krallte sich an seiner Kleidung fest.

„Chris? Chris … wir dürfen das nicht. Deine Mutter …“

„Ach lass sie doch. Sie sitzt bei den Kids und ich konnte nicht länger warten. Nora, ich brauche dich. Ich warte schon so lange darauf, dass ich dich wieder küssen und im Arm halten kann“.

„Es geht nicht … deine Mutter sitzt draußen und …“

„Nein, tut sie nicht!“, ertönte plötzlich die Stimme von Clarissa. Chris und Nora fuhren auseinander und sahen Clarissa an

„Mutter?“

„Scheiße!“, murmelte Nora und blickte Chris erschrocken an.

„Emily hat die Windeln voll. Und ich denke du schuldest mir eine Erklärung“.

Nora eilte zu Clarissa und nahm ihr Emily ab, während Chris sich die Kleidung richtete und mit seiner Mutter ins Wohnzimmer ging.Als Nora mit der frisch gewickelten Emily runter kam, waren Chris und seine Mutter noch immer lautstark am Diskutieren. Nora gesellte sich zu Ihnen, stellte sich aufrecht hin und verkündete, dass sie an der ganzen Misere schuld war.

„Hätte ich Chris nicht gesagt, dass ich in ihn verliebt bin, dann wäre das alles nie so weit gekommen. Es tut mir leid. Wenn Sie das nicht dulden können, dass ihr Sohn mich weiter beschäftigt, kann ich …“.

„Nein! Nora, das haben wir ausdiskutiert, mehr oder weniger. Ich liebe dich genauso wie du mich, und es ist meine Entscheidung und es sind meine Kinder. Ich will, dass du bleibst und basta. Mutter, da gibt es nichts mehr zu reden. Ich bin alt genug. Ich kann tun und lassen was und mit wem ich will. Haben wir uns verstanden?“

„Na schön. Wenn du meinst“, sagte Clarissa. Aber wohl war ihr bei der ganzen Sache nicht wirklich. Aber ihr Sohn war erwachsen und tat, was er für richtig hielt. Damit musste sie leben. Obwohl ihr Nora sehr gut gefiel, aber das hätte sie nie zugegeben. Clarissa hatte Danielle nie ausstehen können, ihr Mann dafür aber umso mehr. Und als sie ihr dann noch verboten hatte, die Kinder am Wochenende oder auch an anderen Tagen zu sehen, war diese Verbindung für Clarissa ohnehin zerrissen. Sie traf sich mit ihrem Sohn nur noch in der Stadt, in seinen Mittagspausen. Privat jedoch sah sie ihn in den letzten fünf Jahren, was ihr sehr wehtat, nur selten. Meist heimlich, wenn Danielle nicht zu Hause war. Denn in sein Elternhaus kam Chris ja nicht wegen seines Vaters.

„Dann werde ich wohl wieder gehen. Ich wollte eigentlich nur mal nach den Kindern sehen und … vielleicht kann ich … sie ja jetzt auch wieder mal über ein Wochenende haben? Als Danielle noch lebte, durfte ich das ja nicht. Vielleicht hast du ja deine Meinung nun geändert“.

„Oh Chris, das wäre doch schön. Die Kinder wären bestimmt happy darüber“.

Clarissa traute ihren Ohren nicht. Nora machte doch wirklich den Vorschlag, ihr die Kinder zu überlassen. Doch! Clarissa war sich sicher, mit ihr würde sie sich verstehen, wenn sie die Angestellte von Chris blieb.

„Hmmm … Sie wären bestimmt glücklich. Mutter, was hältst du von nächstem Wochenende?“

Nora war selbst etwas überrascht von Chris, aber warum auch nicht. Clarissa schien begeistert und stimmte zu, die Kinder das nächste Wochenende zu sich zu nehmen. In Chris‘ Hinterstübchen sammelten sich schon Pläne was er das nächste Wochenende alles tun würde und er freute sich.

„Prima!“, antwortete Chris und geleitete seine Mutter zur Tür, während Nora das Tablett mit dem Frühstücksgeschirr zurück in die Küche brachte.

„Was hast du heute noch vor?“, fragte Nora, als Chris wieder kam.

„Ich weiß es nicht. Eigentlich wollte ich dich ja vernaschen, aber das wäre keine gute Idee. Das hebe ich mir für das nächste Wochenende auf“, grinste Chris. „Daher werde ich wohl noch ein paar Unterlagen durchsehen, danach Fernsehen und irgendwann ins Bett. Und du?“

„Nach dem Kochen und abwaschen, werde ich mich um die Kinder kümmern, was Einkaufen fahren, dazu bräuchte ich dann deinen Wagen. Danach die Kinder baden und sie ins Bett bringen, dann selber duschen und dann im Bett lesen“.

Allein der Gedanke an Nora unter der Dusche ließ ihn erschauern. Und Nora sah dies in seinem Blick.

„Schön … sehr schön. Na dann wünsche ich dir viel Vergnügen“.

„Danke ebenfalls“, sagte Nora und lief hinter ihm vorbei, nicht ohne seinen Hintern zu berühren, was Chris natürlich gefiel und er sie erneut anlächelte.

Die kommende Woche verging für Chris viel zu langsam. Seine Kollegen wunderten sich allerdings immer mehr über ihn. Chris fuhr nicht wie üblich mit seinem Wagen in die Firma, sondern mit dem Motorrad. Er trug die Kluft, während er seinen Anzug, Hemd, Krawatte und Schuhe in der Firma hatte. Statt der Aktentasche trug er einen Rucksack auf dem Rücken und seine Haare waren nicht mehr streng, sondern wild gestylt.

„Chris? Bist du das?“, fragte die Empfangsdame, als er das Gebäude am Montag betrat.

„Ja, Louise. Ich bin es“, sagte er und beugte sich über ihren Tisch. Louise war eine Frau, Mitte fünfzig und arbeitete schon in der Firma, seit er denken konnte. „Louise, sie sehen heute besonders gut aus. Einen schönen Tag wünsche ich Ihnen“, sagte Chris und verschwand lächelnd im Lift, wo er sich lässig gegen die Wand lehnte, als sich die Türen schlossen. Aber nicht nur Louise bemerkte die Veränderung von Chris, auch seine anderen Kollegen beäugten ihn. Gerade als Chris aus dem Waschraum, büroalltagmäßig gekleidet ging, kam Peter auf ihn zu.

„Chris, mein Alter. Na alles fit?“

„Was willst du?“

„Ich wollte mich mal erkundigen, wie die Lage zu Hause steht. Du weißt, was ich meine“, sagte er und gab Chris einen leichten Schubs von der Seite.

„Nein, ich weiß nicht was du meinst, aber falls das eine Anspielung auf Nora sein sollte, finde ich sie geschmacklos und widerlich“, sagte er und betrat sein Büro.

„Na hör mal“.

„Peter, ich bin nicht daran interessiert dir Details aus meinem Liebesleben Preis zu geben und …“.

„Herr Baxter, Herr Ladbar ist in der Leitung“, unterbrach seine Sekretärin das Gespräch.

„Danke! Wenn du mich bitte entschuldigen würdest, ich habe zu tun“, antwortete Chris, schob Peter zur Tür hinaus und schloss diese.

„Was ist denn mit dem los?“, fragte Estelle, die gerade vorbeikam und den verwunderten Peter vor Chris‘ Büro stehen sah.

„Unser Chris hat eine scharfe Biene zu Hause und ich glaube, dass es da gewaltig funkt“, grinste er Estelle an und ging dann ebenso seinen Weg, während diese etwas geknickt stehen blieb.

Chris und eine Freundin? Das wäre nicht gut, wo doch sie Interesse an ihm hatte, und das nicht erst seit gestern. Vielleicht sollte sie sich diese Dame mal genauer ansehen!

„Herr Ladbar, das ist ja mal eine Überraschung. Was kann ich für Sie tun?“

„Grüße Sie Herr Baxter. Nun ich wollte Ihnen sagen, dass ich nun genügend Geld habe, um die Firma weiter zu führen. Falls Sie jedoch an einer Zusammenarbeit, oder Zusammenschließung unserer Firmen interessiert sind, können wir gern darüber reden“.

Chris lehnte sich in seinem Stuhl zurück und drehte sich in Richtung Fenster.

„Nun, Interesse hätte ich schon, allerdings habe ich im Moment alle Hände voll zu tun. Aber wissen Sie was, ich verbinde Sie mit meiner Sekretärin und die soll Ihnen dann einen Termin geben. Einverstanden?“

Chris und Joshua machten noch ein wenig Small Talk und legten dann auf. Der Tag verlief recht angenehm, so Chris beurteilen konnte. Seine Firma lief gut und er brachte im Monat genügend Geld nach Hause, um sich und seinen Kindern was zu gönnen. Er sah auf die Uhr und beschloss kurzfristig etwas früher Feierabend zu machen. Chris schloss sein Büro und begab sich in die Umkleide um sich wieder in seine Motorradkluft zu zwängen.

„Chris? Wo willst du hin?“

Oh nein, die hat mir noch gefehlt, dachte sich Chris und drehte sich lächelnd um.

„Estelle! Hallo, schön dich zu sehen. Was kann ich für dich tun?“

„Ich wollte wissen, wo du um diese Zeit hin willst? Du machst doch nie um … dreiviertelvier! Feierabend. Was ist los?“

„Nichts ist los. Ich möchte einfach nach Hause zu meinen Kids“.

„Pah, dass ich nicht lache. Als deine Frau noch lebte, bist du auch nie vor … acht hier raus und nun … also stimmt es wirklich!“

„Was stimmt?“, fragte Chris und lehnte sich lässig an die Wand. Irgendwie cool.

„Ich will ja nicht tratschen, aber Peter meinte bei dir lebt eine Frau, die echt der Hammer sei und du …“, Estelle unterbrach ihr Geplapper als Chris schallend anfing zu lachen. Nachdem er sich die Tränen, die er gelacht hatte, aus den Augenwinkeln gewischt hatte, stellte er sich wieder gerade hin und drückte den Knopf für den Fahrstuhl.

„Was ist nun?“

„Ihr denkt wirklich alle, ich habe was mit dem Kindermädchen! Ihr spinnt ja … nur weil ich ein Mann bin und eine Frau meine Kinder versorgt, und diese noch verdammt gut aussieht muss ich ja nicht gleich ein Verhältnis mit ihr haben. Aber jetzt wo du es sagst …“

„Chris … Chris … das war doch nur Getratsche … Chris, mach keinen Quatsch“.

Doch er hörte sie nicht mehr, denn die Türen hatten sich schon geschlossen und der Fahrstuhl setzte sich in Bewegung. Chris grinste noch immer, als er zu Hause ankam und das Haus zur Hintertür betrat. Doch dann traf ihn plötzlich der Schlag. Emily saß auf dem Boden, war voll mit Schokolade verschmiert, während Nora, Fina auf ihrem Schoss hin und her wiegte.

„Was ist passiert?“, fragte er alarmiert und war sofort bei seiner Tochter.

„Im Kindergarten findet so eine Mutter-Tochter-Veranstaltung statt, und du weißt ja wie kleine Kinder sind. So eine Kleine hat sie natürlich fertiggemacht, weil sie … du weißt, schon!“

„Oh wie gemein. Komm her mein Baby, sag mir was das Mädchen zu dir sagte“, sagte Chris und nahm Nora, Fina ab.

„Sie sagte … dass ich nicht zu dem Fest darf, weil … weil ich keine Mama habe und Papas da nicht hinkommen, weil die keine Kuchen backen können“, schniefte Fina und fing auch gleich wieder an bitterlich zu weinen. Chris zog es das Herz zusammen. Es war schon schwer genug für die Kinder keine Mutter zu haben, doch nun kam noch das böse Gerede der Kinder hinzu.

„Wisst ihr was … ich, gehe mit euch dahin“, sagte Nora schließlich „und ich kann sogar Kuchen backen“.

Fina schien wieder etwas fröhlicher zu werden, denn urplötzlich wollte sie nicht mehr gehütet und bemuttert werden. Sie krabbelte von Chris´ Schoss herunter und gesellte sich zu Nora, die sie in den Arm nahm.

„Echt? Du kannst Kuchen backen?“, schniefte die Kleine noch ein wenig.

„Natürlich! Kommt wir gehen zusammen in die Küche und dann fangen wir an“.

Freude kreischend rannten die Mädchen hinter Nora in die Küche und Chris folgte ihnen mit Emily. Nora zog beiden Kids ein Shirt von ihr an, was eigentlich viel zu groß war, aber zum Backen reichte es. Sie setzte die beiden an den Tisch und gab ihnen leichte Aufgaben wie den Teig zu kneten oder Mehl zu verteilen. Chris und seine Jüngste verzogen sich lieber, das wollte er sich lieber nicht ansehen. In der Zwischenzeit zog er sich um und spielte mit Emily auf dem Boden ihres Zimmers.

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