Читать книгу Unsere liebenswerte Familie - Bianka Kitzke - Страница 8

Kapitel 5

Оглавление

Eine Riskante Beziehung“

Chris fand Nora in ihrem Zimmer, wie sie weinend auf dem Bauch lag und schluchzte wie ein Baby. Leise betrat er das Zimmer, schloss hinter sich die Tür und stellte sich ans Ende des Bettes. Hier war er das letzte Mal vor ungefähr einem Jahr. Chris wusste es nicht mehr so genau, aber er wusste, dass es an dem Tag war als er und Danielle Emily gezeugt hatten. Dies war das letzte Mal, dass er seine Frau oder irgendeine Frau in den Armen gehalten hatte. Ein komisches Gefühl.

„Nora?“, sagte er vorsichtig und setzte sich auf die Bettkante ihres Bettes, direkt unterhalb von Noras Füßen. Sie hatte wunderschöne Füße und Beine, dachte sich Chris, als sein Blick an Nora hinauf glitt. Im Grunde genommen fand er alles an Nora wunderschön.

„Gehen Sie weg!“

„Ich will … ich muss mit Ihnen reden“.

„Nein! Gehen Sie weg!“, sagte Nora, doch Chris blieb stur sitzen.

„Nora, bitte. Es tut mir leid. Ich wollte nicht ausrasten. Entschuldigung! Und versuchen Sie erst gar nicht weiter mich loszuwerden, ich bleib hier sitzen … und wenn es die ganze Nacht ist“.

Nora drehte sich um und sah ihn mit ihrem verweinten Gesicht, den rot geschwollenen Augen und dem verzogenen Mundwinkel an. Chris wurde speiübel. Nora sah genauso aus wie die Mädchen, wenn sie geweint hatten. Wunderschön und verletzlich. Wie gern hätte er sie in den Arm genommen. Sie gestreichelt, geküsst und geliebt.

„Lassen Sie mich in Ruhe … Ich versteh gar nicht, wo liegt ihr Problem?“

Wo mein Problem liegt? dachte sich Chris. Es liegt hier vor mir auf dem Bett!

„Seit Tagen reden Sie kein Wort mit mir und dann schreien Sie mich an, als hätte ich die Ming Vase Ihrer Mutter kaputt gemacht“, sprudelte es aus Noras Mund und Chris merkte sofort, dass sie wütend war.

„Meine Mutter hat keine Ming Vase … und es tut mir wirklich schrecklich leid. Wirklich! Ich hatte meine Wut nicht unter Kontrolle. Vielleicht hätte ich doch lieber meine Faust im Gesicht von Peter platzieren sollen!“

„Was haben Sie eigentlich gegen Peter?“

„Peter ist ein Weiberheld. Er nimmt alles, was er bekommen kann. Und als ich seinen Blick sah, wie er …“, Chris hielt inne, als er in Nora´s Augen sah. „Ich bin ein tierisch eifersüchtiger Mann Nora. Und als ich sah wie du da an der Tür standest, in deinem knappen Outfit. Nora ich wollte nicht, dass er dich als ein Objekt der Begierde sieht. Im Grunde wollte ich, dass er dich niemals zu Gesicht bekommt“.

„Warum?“

„Weil … na, weil … du bist, eine wunderschöne Frau und ich wollte nicht, dass wenn du dich mit ihm einlässt, er dich verletzt und du dann traurig bist. Aber das er hier auftaucht, das hat mir den Rest gegeben und als du dann noch seinen Vornamen sagtest … mir brannten einfach die Sicherungen durch“.

Das „Du“ kam ihm plötzlich so leicht über die Lippen, so als würden sie sich schon ewig kennen. Und es gefiel ihm, sehr sogar. Jetzt war der Zeitpunkt um sie über die Gefühle zu ihr zu unterrichten. Nora sollte wissen, dass sie nicht alleine diese Gefühle hatte.

„Nora, mir wurde eines in den letzten Monaten und Tagen bewusst …“, setzte Chris an und ließ Nora dabei keinen Moment aus den Augen. Nora setzte sich aufrechter hin, damit sie ja genau hörte, was Chris ihr sagte. Nicht das sie später von sich selber dachte, sie hätte Wahnvorstellungen.

„Ich liebe dich! Ich weiß, ich darf das nicht. Ich bin dein Chef, und doch möchte ich dich in meinen Armen halten, dass du meinen Namen wimmerst oder auch schreist, wenn wir zusammen sind“.

„Ich soll Sie beim Vornamen nennen?“

„Nein … Ja … Das und noch viel mehr“, sagte Chris und zog Nora an sich, bevor er seine Lippen auf die ihren drückte. Sanft drückte er Nora auf die weiche Matratze und begann sie zu streicheln, während er sie immer weiter küsste, ihren Hals, ihre Augen und ihre Lippen.

„Ich liebe dich. Ich kann es nicht mehr leugnen, und doch tue ich es. Ich leugne, dich zu lieben. Ich kann mir keine Minute mehr ohne dich vorstellen. Ich habe mich so nach und nach in den letzten Monaten in dich verliebt. Genau genommen ist es schon nach den ersten Tagen passiert“.

Er liebte sie! Ihm ging es genau wie ihr und doch war es falsch - in was für eine Situation hatte sie sich da nur gebracht.

„Chris, wir sollten das nicht tun“, hörte sich Nora sagen, als sie einen Moment zum Atmen kam.

„Ich weiß, aber es fühlt sich so gut an. Ich kann nicht aufhören, und ich will es auch gar nicht“.

„Chris, wir müssen“, antwortete Nora ihm und schob ihn von sich. „Es tut mir leid, aber ich kann nicht dafür garantieren, dass wenn wir jetzt nicht aufhören was passieren würde“.

Chris stütze sich auf seinem Ellbogen ab und strich Nora eine Strähne aus dem Gesicht. Liebevoll sah er zu ihr herab.

„Du hast recht“, sagte er, gab ihr noch einen raschen Kuss und stand auf. An der Tür drehte er sich noch mal um und sagte dann „Unsere Zeit wird kommen, früher oder später. Das verspreche ich dir“.

Mit einem Lächeln auf den Lippen verschwand er und kurze Zeit später hörte Nora den Sprung ins Wasser. Chris schwamm also noch ein paar Runden im Pool. Wahrscheinlich um sich etwas abzukühlen, dachte sich Nora und begab sich zu Bett. Chris hatte insgesamt zwanzig Bahnen geschwommen als er aus dem Pool stieg, doch sein Verlangen nach Nora hatte kein bisschen aufgehört. Er wusste, dass er Nora nicht begehren durfte und doch war das Verbotene so verlockend. Er könnte ihr aus dem Weg gehen, doch das würde sie und auch ihn verletzen. Nein, dachte sich Chris, das musste auch so gehen.

Als Chris am Morgen die Küche betrat, stand Nora schon an der Arbeitsplatte und bereitete die Eier für das Frühstück vor. Chris nahm sie von hinten in den Arm und vergrub seine Nase an ihrem Hals.

„Herr Baxter, was tun Sie denn da?“

„Waren wir gestern Abend nicht beim Du?“

„Ich finde wir sollten es beim Sie belassen, solange …“, doch weiter kam Nora nicht, denn Chris verteilte kleine Bisse auf ihrem Hals, dass Nora sich gar nicht mehr wehren konnte.

„Was wenn die Kinder kommen?“

„Die schlafen noch!“, sagte Chris, doch er hatte die Rechnung ohne seine Mädchen gemacht.

„Nora, Nora … Emily weint. Hier habe ich das Telefon“, rief Fina und kam auch schon um die Ecke. Chris hatte Nora gerade noch rechtzeitig losgelassen, ehe es die Kleine gesehen hätte. Das war knapp, - dachte sie sich und nahm Fina das Babyfon aus der Hand um nach oben zu eilen, während sich Chris weiter um die Eier kümmerte. Beim Weggehen sah sie, dass es doch ein guter Zeitpunkt war das Fina gekommen war. Nora wurden die Beine weich und ihr Pulsschlag erhöhte sich, als sie sah wie Chris in seinen Shorts und dem freien Oberkörper an der Theke lehnte und Fina, die eng an ihn gedrückt vor ihm stand die Haare streichelte und dabei eine Tasse Kaffee an die Lippen führte, ohne Nora auch nur aus den Augen zu lassen. In seinem Blick sah sie so viel Verlangen und Liebe, dass es ihr selbst schwerfiel, nein zu sagen.

„Passen Sie besser auf die Eier auf“, rief Nora noch und eilte dann nach oben. Nora hatte gerade Emily gewickelt und ihr die Flasche gegeben, als ihr Handy läutete. Ein Blick auf das Display zeigte ihr, dass es Joshua war. Zum Glück, denn hätte sie den Namen ihrer Mutter gelesen, wäre sie wahrscheinlich nicht rangegangen.

„Joshi, mein Lieblingsbruder, was kann ich für dich tun?“

„Hallo, meines Wissen nach bin ich dein einziger Bruder. Obwohl … ach egal. Nora ich brauche deine Hilfe. Kannst du bitte heute in die Firma kommen? Ich werde hier nicht mehr fertig“.

Was war denn das? Joshua, ihr überaus ordentlicher Bruder, der immer alles alleine konnte brauchte plötzlich ihre Hilfe.

„Was sollte ich denn machen?“

„Ach nur ein paar Ordner durchsehen. Ich schaff es nicht. Mir steht die Scheiße bis zum Hals. Ich brauche dich Nora, bitte! Sag mir, dass du kommst!“

„Joshua, so einfach ist das nicht. Ich habe hier drei Kinder, die müsste ich mitnehmen, und …“

„Kein Problem … bring sie mit. Solange du nur kommst“, unterbrach Joshua sie, sagte ihr eine Uhrzeit und legte dann auf. Na super! Wie sollte sie das nur machen? Na ihr würde schon was einfallen. Musste es einfach. Nora wartete bis Chris im Büro war und machte dann die Kinder fertig. Sie schnallte alle in ihren Wagen und fuhr dann mit ihnen zu RvL, der Firma ihres Vaters und ihr Erbe.

„So ihr Süßen. Da sind wir. Ihr versprecht mir, nix anzufassen und lieb zu sein. Ok?“

„Ok“, flöteten die beiden und Nora betrat, mit den Zwillingen zu ihrer linken und rechten und dem Kinderwagen in der Mitte das Gebäude. Es dauerte auch nicht lange, bis sämtliche Angestellten der Firma, ihre Köpfe aus ihren Büroräumen streckten und sie begafften. Ja, sie war wieder hier!!!

„Nora? Bist du das?“, fragte eine männliche Stimme hinter ihr, als sie den Knopf für den Fahrstuhl gedrückt hatte „Das ist ja eine Überraschung. Was führt dich denn hierher?“

Nora hatte keinen blassen Schimmer wer dieser Typ war und so machte sie einfach, als ob sie ihn kennen würde.

„Ich … ich besuche nur schnell meinen Bruder, ähm …“.

„Du erinnerst dich kein bisschen mehr an mich stimmt´s?“

Mist! Voll erwischt. Nora schüttelte nur den Kopf.

„Nicht schlimm. Ist ja auch schon ein paar Jahre her. Wir waren mal zusammen aus. Erinnerst du dich?“

Nora überlegte und überlegte und plötzlich ging ihr ein Licht auf. Oh nein! Sie erinnerte sich mit einem ungepflegten und pickeligen Typen aus der Firma ausgegangen zu sein, aber das war auch nur einmal, bevor sie dann die Firma verlassen hatte. Und das sollte nun dieser Typ sein. Er hatte irgendwie gar keine Ähnlichkeit mit diesem Kerl. Dieser Mann sah verdammt gut aus, trug einen perfekten Haarschnitt und einen Maßanzug.

„Ich erinnere mich. Nur an den Namen … da könntest du mir mal schnell helfen“.

„Natürlich“, lachte er und zeigte dabei eine Reihe strahlend weißer Zähne. Eindeutig ein Zeichen eines professionellen Zahnchirurgen. „Ich bin Robert, aber nenn´ mich bitte Robby oder Rob, aber bitte nie Robert“.

Nora musste lachen und auch Robert stieg in das Lachen mit ein, als dann endlich der Fahrstuhl kam und die Türen sich öffneten. Robert stieg auch mit ein, drückte dann den Knopf für die 5.Etage, während Nora nach oben in den 13. Stock musste.

„Sind das deine Kinder?“

„Nein. Ich bin ihre Nanny und ihre Vertrauensperson. Aber ich bin so was wie ihre Ersatzmama“, sagte Nora, als ihr Blick auf Chana fiel, die sie anblickte und lächelte. Nora liebte ihre Mädchen. Das war nicht zu übersehen. Der Fahrstuhl hielt und Robert trat hinaus.

„Vielleicht sieht man sich mal wieder. Lass dir unten meine Handynummer geben. Dann könnte man mal was essen gehen“.

„Ja mache ich. Bis bald“, sagte Nora und die Türen schlossen sich wieder, bevor sich der Fahrstuhl wieder in Bewegung setzte.

„Hallo, ich möchte gern zu Joshua van Ladbar. Können Sie mich bitte anmelden? Ich bin seine Schwester!“, sagte Nora am Empfang zu Joshuas Sekretärin, oder was auch immer sie für ihn war.

„Aber natürlich, warten Sie ein Moment“, sagte sie und verschwand kurz in Joshuas Büro, der auch nur wenige Sekunden später hinter der Dame herauskam.

„Nora! Schön, dass du kommen konntest“.

Joshua drückte seine Schwester kurz und wandte sich dann an die Kids.

„Hallo, ich bin Joshua, Nora‘s Bruder. Und wer seid ihr?“, fragte er die Kinder und Nora war sichtlich überrascht, wie gut ihr Bruder mit Kindern konnte. Fina und Chana stellten sich vor und begannen dann auch schon loszureden. Selbst als Joshua mit den Kindern in sein Büro ging, und die beiden Mädchen ununterbrochen durcheinander quasselten, blieb Nora wie angewurzelt stehen und bekam den Mund nicht mehr zu.

„Nora? Kommst du bitte?“, fragte er sie schließlich und Nora betrat das Büro.

„Aber sicher doch“.

„Nora, weshalb ich dich herbat, ist, weil … nun wir müssen was tun, sonst ist die Firma weg und das will ich nicht. Daher sieh dir bitte mal diese Unterlagen an, und sag mir dann was ich tun soll?“

„Joshi, du bist der Geschäftsführer hier und ich nur deine Schwester“.

„Du hast ebenso wie ich BWL studiert, also kennst du dich genauso aus wie ich. Also … bitte Nora. Ich will diese Firma nicht an irgendeinen dahergelaufenen Typen verkaufen, aber wenn du deine Unterschrift nicht gibst, wird das eh passieren“.

„Wie lange haben wir noch Zeit?“

„Keine Ahnung, aber so ca. ein Jahr oder so“.

„Wenn ich dir also meine Unterschrift gebe, ist die Firma futsch … und wenn nicht …“

„Nora, vergiss es. Das hatten wir schon mal. Ich brauch Geld. Ich kann nicht zur Bank und noch einen Kredit aufnehmen. Ich schulde denen schon genug. Ich weiß nicht mehr weiter“.

„Ich lass mir was einfallen!“ Die Frage war nur was? Nora würde ihrem Bruder gerne helfen, aber es schien nicht so einfach zu sein wie Joshua sich das vorstellte. Laut seiner Aussage hatte er bei der Bank seinen Dispo schon mehr als genug überzogen und die Firma schrieb auch nur noch rote Zahlen. Nora blieb nichts anderes übrig, sie musste selbst zur Bank und ihre Finanzen checken. Sie hatte in den Jahren immer wieder etwas zusammengespart, aber ob das reichen würde, daran glaubte sie nicht wirklich.

Chris stand am Fenster der Küche und starrte immer wieder nach draußen, als er das gelbe Taxi kommen sah und sah, dass Nora und Kinder ausstiegen. So schnell er konnte lief er nach draußen und nahm Nora Emily und die Tasche ab, während sie den Fahrer bezahlte und dann Fina und Chana hochhob und ins Haus trug. Die beiden waren so müde, dass sie sogar schon an Noras Schulter einschliefen. Nachdem sie die beiden auf das große Sofa gelegt hatte, ging sie und schloss die Tür. Sie deckte gerade die beiden Mädchen zu als Chris von oben runter kam und ihr mitteilte, dass Emily schlief.

„Du siehst geschafft aus! Und die Kids erst! Was habt ihr denn den ganzen Tag gemacht?“

„Zuerst war ich bei meinem Bruder, dann bin ich zu meiner alten Wohnung, und dann bin ich zum Autohändler und dann wieder zu meinem Bruder“.

„Ok! Da wir gerade dabei sind … wo ist dein Wagen?“

„Verkauft! Genau wie meine Wohnung und meine Möbel. Ich habe alles verkauft. Ich bin praktisch mittellos. Das Einzige was ich noch besitze ist das was ich in meinen Koffern habe oder in deinem Kleiderschrank“.

Chris dachte er hörte nicht richtig. Nora hatte alles verkauft. Doch warum nur?

„Und wie war dein Tag?“, fragte sie schließlich, um vom Thema abzulenken. Nicht das Chris noch auf die Idee kam, ihr Fragen zu stellen, warum sie das alles getan hatte.

„Nicht übel. Eigentlich wollte ich mit dir essen gehen, aber das hat sich ja wohl dann für heute erledigt. Komm, geh ins Bett. Du schläfst ja fast ein. Ich bring dann die Kinder nach oben“.

„Das ist zu süß von dir. Danke“, sagte Nora, stand auf und drückte Chris noch einen Kuss auf die Lippen, als wäre es das Selbstverständliche das es gab und begab sich dann nach oben. In Chris’ Körper sprühten nur so die Funken, als Nora´s Lippen die seinen berührten. Oh Mann! Wie sollte das nur weitergehen? Nora täglich zu sehen und sie nicht berühren zu dürfen, das brachte ihn fast um. Chris brachte die Zwillinge ins Bett und begab sich dann auch in sein Schlafzimmer, doch schlafen konnte er nicht. Immer wieder dachte er an Nora. Das würde wieder eine sehr unruhige Nacht geben.

Chris wachte am nächsten Morgen auf und fühlte sich als wäre er von einem Traktor angefahren worden. Müde strich er über sein Gesicht, bevor sein Blick auf die Uhr neben seinem Bett glitt.

„Oh nein“, murmelte er und drückte sein Gesicht wieder in das Kissen. Die Uhr zeigte, dass es kurz nach vier Uhr am Morgen war. Er war die halbe Nacht wach gelegen, mit einer schmerzhafte Erregung und dem Gedanken an Nora. Und nun war er schon wieder wach und genauso erregt wie vorher. Chris wusste, dass es so nicht weiter gehen konnte. Er musste sich was einfallen lassen, um nicht ständig in erregtem Zustand leben zu müssen. Es gab verschiedene Möglichkeiten, doch keine schien ihm irgendwie zuzusagen. Er könnte sich mit einer Frau verabreden, eine Nacht mit ihr verbringen und alles wäre wieder gut. Doch das kam nicht infrage, denn was würde passieren, wenn er wieder nach Hause kam und Nora gegenübertrat? Nummer eins, schied definitiv aus. Nummer zwei wäre, Nora zu vernaschen. Nein! Nicht gut, solange sie noch hier arbeitete. Obwohl, sie liebten sich. Warum denn nicht? Chris verdrängte seine Gedanken und versuchte wieder einzuschlafen, doch es ging einfach nicht. Kurz entschlossen stand er also auf, zog sich seine Motorradkluft an und begab sich so leise es ging in die Garage, wo seine Maschine stand. Chris stand ein paar Minuten vor der blauen Suzuki GSXR 1000, nachdem er sie abgedeckt hatte. Sie war noch immer wunderschön. Seit fünf Jahren hatte er sie nicht mehr gefahren, doch heute würde sich das ändern. Chris erinnerte sich noch daran, wie er damals stundenlang arbeiten ging, um sich diese Maschine kaufen zu können und dann massenweise Frauen aufgerissen hatte. Unter ihnen war dann auch Danielle. Sie war ganz scharf darauf, hinter ihm zu sitzen und ihren Körper an seinen zu drücken. Doch schon kurz nach der Hochzeit hatte sie was dagegen und so mottete Chris sein „Baby“ ein … bis heute. Chris legte den Überzug zur Seite und strich über den Sattel, bevor er sich auf das Motorrad setzte. Es war ein klasse Gefühl. Er nahm den Helm vom Tank und setzte ihn auf. Yes! Er war wieder da!!! Chris betätigte die Zündung und wunderte sich ein wenig, dass die Maschine noch anging. Wahrscheinlich hatte Fred sie ab und an laufen lassen, mit dem Gefühl im Bauch, dass Chris vielleicht irgendwann doch fahren würde. Vorsichtig rollte Chris aus der Garage. Das Hoftor stand offen und Chris musste nur noch Gas geben. Chris saß auf der Maschine und wollte gerade Gas geben, als er spürte, wie ihn jemand beobachtete. Sein Blick ging zum Haus, an der Tür entlang zum Schlafzimmerfenster von Nora. Und da sah er sie. Nora stand am Fenster, in einem Nachthemd oder Schlafanzug aus Satin, und hatte die Arme um sich geschlungen. In Noras Kopf spielten sich Bilder ab, die dort absolut nichts zu suchen hatten. Die Vorstellung Chris aus diesen engen Klamotten zu schälen, erregte sie mehr als ihr lieb war und das sollte es nicht. Ihre Blicke verweilten eine Weile, denn mehr konnte Nora nicht sehen, nur Chris´ Augen, bis er den Blick abwendete, Gas gab und davon brauste. In Nora breitete sich Angst aus. Hoffentlich war er vorsichtig genug!

Chris brauste durch die verlassenen Straßen der Stadt, raus zur Autobahn, mit Voll-Speed düste er über den Asphalt bis zur nächsten Ausfahrt, die zur nächsten Stadt führte und genau zwei Stunden später stand er vor Conrads Apartment. Von der Straße aus sah man, dass noch Licht brannte. Was so viel hieß, dass er gerade erst aufgestanden war oder vielleicht erst nach Hause gekommen sein musste. Chris stellte seine Maschine ab, zog Helm und Handschuhe aus, und machte sich auf den Weg zur Haustür. Keine zwei Minuten später erklang Conrads Stimme aus der Gegensprechanlage.

„Ich bin es, Chris. Lässt du mich rein?“, fragte er und sogleich ertönte das Summen des Türöffners. Chris stieg in den Fahrstuhl und drückte den Knopf für das Stockwerk in dem Conrad wohnte. Conrad erwartete ihn an der Tür, als Chris aus dem Lift stieg.

„Bruderherz, wie kommt´s, dass du schon wach bist? Haben dich die Kids geweckt?“

„Nein! Ich wurde um vier wach und konnte ums Verrecken einfach nicht mehr einschlafen. Ich werde noch verrückt in diesem Haus.“

„Lass mich raten. Dein Kindermädchen?“

„Woher weißt du von Nora? Ah warte … Charlie hat es dir gesagt. War ja klar!“, sagte Chris und setzte sich auf einen Stuhl in der Küche, nachdem sie die Wohnung betreten hatten und Conrad die Tür hinter seinem Bruder geschlossen hatte.

„Ja, Charlie hat mich noch am gleichen Abend, nachdem er bei dir war angerufen und mir von der wirklich heißen Schnitte erzählt, die um dich herum schwebt. Hast du dich deshalb wieder nach so langer Zeit auf dein Motorrad gesetzt?“

Chris sah seinen Bruder an, der ihm einen Kaffee reichte und lächelte.

„Kann sein. Nora ist wirklich was Besonderes. Aber sie bringt mich um den Verstand. Ich habe fünf Jahre nur sporadischen Sex gehabt und kam gut klar damit, bis sie kam. Ein weibliches Wesen, das mehr Sex ausstrahlt wie sonst was. Sie stolziert in engen, kurzen Tops und Hosen, wo man den Hintern sehen kann durchs Haus. Es macht mich rasend. Ich … ich bin in sie verknallt. Und zwar mächtig“.

„Das hört man. Du sprichst von ihr wie damals als du deine erste Freundin hattest und man nix mehr mit dir anfangen konnte, weil sich alles nur um sie drehte“.

„Conrad, ich bin ihr Chef. Ich darf das nicht“.

„Ach komm, seit wann bist du so spießig. Wie viele Männer haben was mit ihren Angestellten? Außerdem muss das doch keiner erfahren“.

„Ich weiß nicht – Ich halte das für keine gute Idee, aber wenn ich gar nichts unternehme, werde ich wahnsinnig“.

„Chris, ich kann dir nicht wirklich helfen, aber einen Tipp kann ich dir geben. Hör auf dein Herz und glaub an das was du fühlst“.

Die beiden Brüder unterhielten sich noch eine Weile miteinander und merkten so gar nicht, wie schnell die Zeit rum ging. Chris dachte nicht mal mehr an Nora, zumindest für den Moment.

Nora hatte geduscht und bereitete das Frühstück vor, als sie das erste Mal zusammenzuckte. Die Sirenen des Notarztes waren zu hören. Hoffentlich ging es Chris gut? Nach dem Aufstehen hatte sie gemerkt, dass Chris noch immer nicht zu Hause war, denn das Garagentor, das normalerweise geschlossen war wenn er zu Hause war, noch offen stand und auch die Einfahrt war nicht zu. Und nun hörte sie schon zum zweiten Mal die Sirenen. Lass es ihm bitte gut gehen, betete sie vor sich hin. An den Wochenenden passierten immerhin die meisten Unfälle. Um sich abzulenken, zog sie die Kinder an und schickte sie nach draußen in den Garten. Mit der Hilfe von Fred hatten sie einen Sandkasten gebaut und ihn befüllt. Als sie das letzte Mal in der Stadt zum Einkaufen war, hatte Nora noch Spielsachen für den Kasten gekauft und diese hineingeworfen. Und in diesem Kasten saßen nun die beiden Zwillinge und spielten, während Nora nebendran saß und das Babyfon fast zerdrückte.

„Guten Morgen ihr Süßen!“, hörte sie die Stimme von Fred und zuckte wieder zusammen.

„Hallo Onkel Fred“.

„Guten Morgen“.

„Was ist denn los, Nora? Sie sind so schreckhaft und so blass. Alles ok?“, fragte Fred und warf einen besorgten Blick auf Nora.

„Ja alles prima“, antwortete Nora und ließ prompt das Baby-Phon fallen, als wieder die Sirene ertönte. „Entschuldigen Sie, ich … ich muss nach dem Baby sehen“, und rannte davon.

Fred sah die Kids an, wunderte sich und machte seine Arbeit weiter, während die Mädchen weiter mit Sand spielten. Doch Ruhe ließ es ihm keine, und so folgte er Nora ins Haus.

„Entschuldigen Sie, aber es lässt mir keine Ruhe, was ist passiert?“

„Ich hoffe nichts“, antwortete sie.

„Ich versteh nicht“.

„Chris ist mit seinem Motorrad unterwegs und die Sirenen. Ich habe eine scheiß Angst“,

Fred fing zu lachen an.

„Beruhigen Sie sich. Chris fährt schon so lange Motorrad. Er weiß was er tut“, antwortete Fred und begleite Nora auf die Terrasse, wo sie das Tablett aus der Küche neben dem Frühstücksgeschirr abstellte und anfing den Tisch abzudecken.

„Aber es ist schön, dass Sie sich so Sorgen. Es ist schon schwer genug die Mutter zu verlieren, wenn jetzt auch noch Chris … naja sprechen wir nicht drüber“.

Ja, dachte sich Nora. Für die Kids wäre es schlimm, aber nicht nur für sie. Denn auch ich liebe ihn! Nora unterbrach ihre Gedanken, als sie das Röhren eines Motorrads und danach die Haustür hörte. So schnell sie konnte sprang sie auf, ließ Fred stehen und rannte nach drinnen, wo Chris gerade aus der Küche kam. Stürmisch fiel sie ihm um den Hals, dass er gar nicht wusste wie ihm geschah, und presste ihre Lippen auf seinen Mund. Fred, der ihr gefolgt war, traute seinen Augen kaum, als er sah wie sich Nora und Chris, mitten im Hausflur, stürmisch küssten. Es ähnelte eher dem herumknutschen zweier liebeshungrigen Teenager, als zweier erwachsener Menschen, aber egal!

„HmHm“, räusperte er sich und Nora ließ Chris los. Sie wollte schon weg, doch Chris dachte nicht daran, sie loszulassen.

„Ich glaube ihr sollte euch was einfallen lassen, um mir das zu erklären“, sagte Fred nur mit einem Lächeln auf den Lippen.

„Jetzt weiß ich auch, warum Sie so zittrig und nervös waren. Sie lieben ihn, stimmt´s?“

„Ja! Wir lieben uns“, antwortete Chris, anstelle von Nora. „Aber es ist noch ein Geheimnis. Du weißt doch, es ist nicht so gern gesehen, wenn der Chef mit seiner Angestellten rum macht …“.

„Ach Kinder … oohhh … Ich kann schweigen wie ein Grab. Aber lasst euch nicht noch einmal erwischen. Zum Beispiel von den Kindern. Du weißt sie hängen noch immer sehr an ihrer Mutter. Und wenn sie nun mitbekommen, dass du eine neue Frau an deiner Seite hast … die auch dein Kindermädchen ist. Das wäre nicht gerade super“, sagte Fred noch und verschwand dann wieder.

„Es tut mir leid. Ich wollte nicht, dass er uns sieht. Ich konnte ja nicht wissen …“

„Sssccchhh“, sagte Chris und legte Nora seinen Zeigefinger an die Lippen „Es ist ok! Irgendwann wäre es eh rausgekommen. Aber wir müssen aufpassen. Die Kinder. Es wäre wirklich noch zu früh ihnen zu sagen, was wir füreinander fühlen“.

Nora nickte und schmiegte sich an Chris’ Brust.

„Und du hattest wirklich Angst?“

„Ja! Große!“

„Schön! Es freut mich, nicht dass ich dich ängstlich mache, aber es ist schön zu wissen, dass sich jemand um einen sorgt. Ich zieh mich schnell um und hole dann die Kinder. Oder haben sie schon gefrühstückt?“

„Ja, haben sie. Und nun sitzen sie im Sandkasten“.

„Was denn für ein Sandkasten? … Ach ich schau später“, antwortete er und ging nach oben. Auf halben Weg kam er zurück und küsste Nora noch einmal.

„Ich liebe dich!“

„Ich dich auch!“

Chris begab sich nach draußen und wollte gerade zu den Kindern, als Fred ihn abfing.

„Chris? Kann ich dich kurz sprechen?“

„Ähm … na schön. Was ist denn?“

„Ich wollte mit dir über Nora reden. Was läuft da genau zwischen euch?“

„Ach daher weht der Wind. Fred, ich kann dich beruhigen. Es läuft nicht viel. Sie hat sich in mich verliebt und ich mich in sie. Ich habe es ihr gesagt und mehr als uns geküsst haben wir nicht. Noch nicht! Und ich kann dich beruhigen, falls ich mit Nora in die Kiste steige, mache ich das, wenn wir einen Babysitter haben, aber dann werden wir auch nicht hier sein. Ich könnte sie ja auch zu meiner Mutter bringen, jetzt wo Danielle nicht mehr lebt, kann sie nichts einwenden, dass meine Eltern ihre Enkel sehen. Aber du weißt ja … ich und der Alte! Ich kann ihm einfach nicht verzeihen“.

„Das beruhigt mich ein wenig. Und da wir grad von deiner Mutter sprechen. Sie kommt da grade die Einfahrt hoch und trippelt genau auf Nora zu“.

Chris drehte sich um und Fred hörte nur noch ein „Oh verdammte Scheiße“, bevor er Chris davonrennen sah. Chris war zwar ziemlich schnell – doch nicht schnell genug. Er schaffte es nicht rechtzeitig bei Nora zu sein, um sie vor seiner Mutter zu retten. Schwer atmend blieb er hinter dem Rhododendron Strauch, der neben der Eingangstür stand stehen und belauschte seine Mutter wie sie auf Nora zu stolzierte, die gerade mir Emily auf dem Arm nach der Post gesehen hatte.

Unsere liebenswerte Familie

Подняться наверх