Читать книгу Steinbruchpolka - Birgid Windisch - Страница 10

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Konzentriert spannte der Mörder den Bandschleifer in den Schraubstock ein und stellte ihn auf Dauerbetrieb. Dann drehte er den Stock so lange am Schleifer, bis die Spitze nadelscharf war.

Liebevoll strich er mit dem Zeigefinger darüber und sah befriedigt, wie ein Blutstropfen daraus hervordrang. Verzückt leckte er ihn ab und verstaute den Stock in einem weichen Futteral, bevor er ihn auf dem Werkzeugschrank, hinter dem Bohrmaschinenkasten versteckte.

Von weitem drang eine lästige Stimme an sein Ohr. Er runzelte kurz die Stirn und lauschte der keifenden Stimme einer Frau. Er drehte sich um, ging in den Hof hinaus und schloss sorgfältig die Werkstatttür. Dann wandte er sich zum Haus, aus dem die unangenehme Stimme gedrungen war. Er öffnete die Haustür und rief laut: „Ich bin da, Mama, hast du gerufen?“ Von oben schrie eine schrille Stimme: „Bubele, bist du das? Komm sofort herauf, ich brauche deine Hilfe!“

Seufzend stieg er die Treppe hinauf, der lauten Stimme entgegen. Mit einem Ruck öffnete er die Tür. Eine hilflos wirkende, alte Frau, lag in einem Pflegebett und sah ihn anklagend an. „Wo warst du denn so lange, Bubele? Ich hab so dringend auf die Toilette gemusst. Jetzt ist alles in die Hose gegangen!“ Er maß sie mit kaltem Blick. Mit gekünstelter, freundlicher Stimme antwortete er: „Ich musste heute länger arbeiten, Mama. Ein dringender Auftrag für einen meiner besten Kunden. Den musste ich schnellstmöglich erledigen.“ Die alte Frau sagte mit weinerlicher Stimme: „Ja, das glaub ich ja, mein Bubele, aber du kannst doch deine alte, kranke Mutter nicht hilflos so lange alleine da liegen lassen!“ Mit monotoner, leiser Stimme sagte er: „Aber Mama, wir leben von dem, was ich verdiene. Oder hast du das schon vergessen? Von deinem bisschen Rente kannst du nicht existieren!“ Weinerlich sah die Mutter ihn an. „Ja, ich weiß, ich bin dir lästig, gell? Dabei habe ich dich unter Mühen großgezogen. Deswegen konnte ich nicht arbeiten gehen und bekomme nun so wenig Rente. Verstehst du das denn nicht?“ Er zuckte die Schultern und verdrehte die Augen. „Doch, doch, ich versteh schon. Ich bin mal wieder an allem schuld. Aber weißt du was, Mutter?“ Er sah sie mit zusammengezogenen Augenbrauen fest an. „Wenn ich du wäre, würde ich nicht mehr drauf herumreiten. Du brauchst mich und bist auf mich angewiesen. Da würde ich an deiner Stelle viel vorsichtiger mit meinen Äußerungen sein!“

Triumphierend sah ihn die Alte an. „Aber jetzt ist schon alles in der Hose und du musst mich saubermachen und waschen!“ Er zuckte die Achseln und ging ins Bad, wo er Wasser in eine Waschschüssel gab, das so heiß war, dass er gerade noch hineinfassen konnte. Sie würde schon noch dahinterkommen, dass sie nicht mehr alles mit ihm machen konnte. Die Morde hatten ihn verändert und ihm das dringend nötige Selbstbewusstsein beschert, das er brauchte, um gegen sie anzukommen. Sie hatte keine Macht mehr über ihn. Er lächelte grausam.

Dann zog er sich Einmalhandschuhe an und ging ins Pflegezimmer zurück. Die Mutter sah ihm mit befriedigter Miene entgegen. E registrierte ihren Gesichtsausdruck und stellte die Wanne betont vorsichtig auf dem Waschtisch ab. Dann riss er ihr mit einem Ruck die Bettdecke weg, sah mit Ekel auf ihre dürren Beine, mit der Windel, aus der dünner Stuhlgang drang und rümpfte die Nase, bevor er sie widerwillig, öffnete. Mit einem Blick sah er ihr zufriedenes Lächeln und schloss die Windel wieder. Verwirrt sah sie ihn an. „Was machst du denn, Bubele?“ Gespielt freundlich, lächelte er sie an. „Ich lasse dich in deiner Scheiße liegen, mein liebes Mütterlein. Ich mache es mit dir genauso, wie du es mit mir gemacht hast.“

„Aber du hast doch schon Waschwasser geholt, Bubele!“ Die Alte sah ihn drängend an. „Für dich, mein liebes Mütterlein!“ Er gab ihr den nassen, heißen Waschlappen in die Hand. „Hier kannst du dich selbst waschen!“ Sie zuckte zurück, als sie den heißen Lappen spürte. Er legte seine Hand um ihre.

„Aber willst du mich nicht zuerst saubermachen?“ rief sie mit weinerlicher Stimme. Sanft drückte er ihre Hand, mit dem Waschlappen daran, aus. „Das kannst du schon selber. Ich musste es als kleines Kind auch können. Weißt du noch?“ „Das war doch etwas ganz anderes, du musstest doch lernen, die Toilette zu benutzen!“ Flehend sah sie ihn an. Er maß sie mit kaltem Blick. „Mit nicht mal einem Jahr?“ „Das Alter spielt doch überhaupt keine Rolle, du warst eben ein frühreifes Kind!“ „Dann kannst du das sicher auch wieder lernen, liebes Mütterlein. Wie du sagtest, spielt das Alter dabei überhaupt keine Rolle. Du musst nur aus dem Bett steigen und dann ins Bad gehen. Dort steht die Toilette und wartet auf dich!“ Er drehte sich um, verließ das Zimmer und schloss die Tür mit Nachdruck hinter sich.

Die alte Frau sah fassungslos die Tür an, hinter der ihr Bubele verschwunden war.



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