Читать книгу Steinbruchpolka - Birgid Windisch - Страница 8

S E C H S

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„Oh Mann,“ stöhnte Anne. „Wie lange brauchst du denn noch, bis du deinen Revue-Körper in mein Autochen gefaltet hast?“ Missbilligend warf ihr Freddy einen Blick zu. „Erstens bist du kleiner und hast es daher leichter, in diese Sardinenbüchse zu kommen und außerdem war es deine Idee, mit diesem seltsamen Teil zu fahren.“ Er streifte Annes Mini mit geringschätziger Miene. „Sollte wahrscheinlich mal ein Auto werden,“ murmelte er dabei und schob seinen langen Körper mit Todesverachtung hinein, indem er sich kopfschüttelnd setzte und die Beine zusammenfaltete, um sie im Fußraum zu verstauen.

Anne grinste schadenfroh. Ihr war es lieber so. Wenn Freddy fuhr, wurde ihr regelmäßig schlecht bei seinem schneidigen Fahrstil. Sie fuhr zwar auch nicht langsam, war aber dennoch, ihrer Ansicht nach, von seinem selbstmörderischen Rasen, meilenweit entfernt. Sie setzte den Blinker und fuhr mit quietschenden Reifen los. Neben ihr saß Freddy, mit grünem Gesicht und hielt sich die Augen zu. Verächtlich grinsend, chauffierte Anne ihn zu Susi in die Gerichtsmedizin. Mit zitternden Beinen stieg Freddy mühsam aus. Ihn überaus freundlich anlächelnd, drückte sie anhaltend auf die Klingel, bis Susis genervte Stimme aus dem Lautsprecher drang. „Wer ist denn da?“ Anne gab mit fröhlicher Stimme Antwort. „Wir sind es, Susi! Wir kommen wegen der Ergebnisse deiner Obduktion!“ Prompt erklang der Summer. Freddy drückte schnell die Tür auf und rannte, alle Höflichkeit außer Acht lassend, hinein und die Treppe hinunter, zu Susis Reich.

Als er schwungvoll die Tür aufriss und Susi von ihrem Laptop aufsah, in dem sie gerade die Ergebnisse eintrug, stieg ihr wie auf Kommando wieder die Röte ins Gesicht. Anne erschien hinter ihrem Kollegen und konnte sich ein heimliches Lächeln nicht verkneifen. Freddy, der gefühllose Bursche, merkte, wie immer, nichts. Anne betrachtete ihn böse von der Seite.

„Hast du etwas für uns, das uns weiterbringt?“ Freddy sah Susi fragend an. „Todesursache war, wie ich schon im Wald sagte, die Stichverletzung mit der noch unbekannten Waffe, im Oberkörperbereich,“ gab ihm Susi mit heiserer Stimme zurück. „Aha,“ nickte Anne. „Und sonst, hast du DNA gefunden?“ „Das ist es ja,“ meinte Susi gedehnt. „Ich habe gleich mehrere DNA-Spuren gefunden!“ Freddy sah sie neugierig an. „Echt? Wo denn?“

Susi betrachtete ihre Eintragung im Laptop und sagte mit angestrengter Stimme: „Das ist seltsam – an dem Blumenkränzchen waren Spuren von mindestens zwei Frauen zu finden. Eine männliche war auch dabei, aber ich konnte nur feststellen, dass sie von einer männlichen Person stammt, ansonsten war sie zu gering, um mehr darüber sagen zu können.“ „Ach Manno,“ rief Anne enttäuscht aus. „Das wäre doch schön gewesen, wenn dieser Dreckskerl sich so direkt als Täter geoutet hätte.

Bedauernd zuckte Susi die Achseln. „Es tut mir leid, aber dafür reichte das Material leider nicht aus. Die Spuren waren teilweise zu alt und miteinander vermischt. Ich habe sie in die Datenbank eingegeben, die Suche läuft noch. Vielleicht finden wir ja etwas!“

„Das wäre schön,“ seufzte Anne sehnsüchtig und Freddy nickte finster. Es war manchmal schwer, immer einen Schritt hinter dem Mörder zu sein, ständig in der Befürchtung, dass dieser weitermorden würde. Ein leises Pling ertönte. „Er hat etwas!“ Elektrisiert beugten alle drei ihre Köpfe darüber, um gleich darauf mit lautem „Au!“ zurückzuzucken. Anne sah böse von Susi zu Freddy, während sie ihren Kopf rieb. Gleich von zwei Seiten hatte sie den Rumms abbekommen. „Du musst ja nicht immer vornedran sein, mit deinem Schwellkopp,“ brummte Freddy, während er seinerseits seinen Kopf rieb.

Susi studierte derweil mit zusammengekniffenen Augen das Ergebnis und murmelte dabei vor sich hin. „Was hast du eben gesagt?“ wollte Freddy stirnrunzelnd wissen.

Aufgeregt platzte Susi heraus: „Die eine DNA ist von einer Frau, die vor einem Jahr spurlos verschwunden ist, laut unserer Datenbank!“ „Was?“ entfuhr es Anne und sie beugte sich wieder über den Laptop, während sich Freddy wohlweislich zurückhielt. Langsam las sie: „Verschwundene Person – Claudia Zirkel, 54 Jahre alt, wohnhaft in Breuberg/Sandbach. Vermisst gemeldet am 1. August 2019, von ihrem Sohn Helmut.“

„Jetzt erinnere ich mich,“ rief Anne laut. „Das kam letztes Jahr sogar bei XY im Fernsehen. Hat aber auch nichts genutzt.“ „Stimmt,“ ereiferte sich Freddy. „Ich habe damals auch bei der Suche geholfen. Mein Adalbert war in der Rettungshundestaffel und wir suchten wirklich alle Möglichkeiten ab, wo sie sich normalerweise aufgehalten hat – keine Chance!“ Susi sah ihn fasziniert an. „Aber wie kommt ihre DNA ausgerechnet auf das Blumenkränzchen unserer Leiche?“ Anne fuhr auf: „Es kann nur eine Möglichkeit geben. Unser Mörder hat noch mehr Dreck am Stecken!“

„Ok,“ beschied Freddy. „Wir müssen zu Magda und die alten Unterlagen durchsehen.“ „Sind die bei uns?“ wollte Anne wissen. „Wir müssen sie sicher erst anfordern,“ brummte Freddy. „Magda soll das machen. Die kennt sich am besten aus – wenn sie es nicht bereits in die Wege geleitet hat.“

Aufgeregt sah Susi von einem zum anderen. „Haltet mich auf dem Laufenden. Ich möchte auch mehr darüber wissen, habt ihr gehört?“ „Machen wir,“ gab Freddy zurück. „Wahrscheinlich bist du sowieso bei den Besprechungen dabei,“ meinte Anne beruhigend. „Ja,“ warf Freddy ein. „Es siehst so aus, als ob dieser Fall weitaus komplexer ist, als er sich anfangs darstellte.“ Anne nickte finster. Dann verabschiedeten sie sich schnell, um ins Revier zu fahren.



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