Читать книгу Steinbruchpolka - Birgid Windisch - Страница 6
V I E R
ОглавлениеZehn Minuten später waren Ben, Eddie, Anne und Freddy da. Sie hatten von unterwegs angerufen und Magda hatte sie zum Parkplatz an den Steinbrüchen gelotst. Glücklicherweise war die Schranke oben gewesen, wie sie bei ihrem Aufgang bereits gesehen hatte und so war es für ihr Team kein Problem, zum bezeichneten Parkplatz zu gelangen. Von dort aus waren es höchstens zwei Minuten zu Fuß zum Tatort.
Kurz danach stieß auch Susi zu ihnen, die mollige Rechtsmedizinerin. Sie kannte sich in Mömlingen gut aus, von ihren früheren Spaziergängen mit Magda und hatte problemlos alleine hergefunden.
Freddy begann sofort damit, die Leiche zu fotografieren, während Eddie und Anne vorsichtig die Umgebung absuchten. Magda hatte ihnen den Baum gezeigt, hinter dem der mutmaßliche Täter gestanden hatte und kurz darauf hielt Anne triumphierend ein gebrauchtes Papiertaschentuch in der Hand. Magda grinste spöttisch. „Du bist eine absolut genügsame Frau. Schon ein gebrauchtes Papiertaschentuch kann dich glücklich machen!“
„Das ist wahr, Chefin,“ lächelte Anne zufrieden. „Besonders dieses, denn ich hoffe, es ist die DNA des Täters drauf.“ „Ich denke schon,“ meinte Eddie langsam. „Aber wenn er nicht in unserer Datei ist, nutzt es uns wenig.“ „Warte nur ab,“ blitzte ihn Anne temperamentvoll an. „Wir werden schon noch ein paar Verdächtige finden und dann haben wir ihn!“ Magda sah sie nachdenklich an. „Möglich! Aber nur dann.“
„Ja, ich weiß,“ sagte Anne kleinlaut. „Macht nichts,“ beschwichtigte Ben. „Wir finden ihn einfach und damit basta.“
„Habt ihr den Blumenkranz gesehen?“ wandte sich Magda an ihr Team. „Klar Chefin, so etwas würde mir nie entgehen,“ rief Anna mit blitzenden Augen. „Das glaub ich sofort,“ lächelte Ben süffisant. „Habt ihr ihn eingetütet?“ Eddie hob seinen Spurenkoffer. „Na klar, was denkst du denn!“ „Was meint ihr dazu?“ wollte Magda wissen. Nachdenklich zog Eddie die Nase hoch. „Ich würde auf den ersten Blick sagen, dass es sich um einen alten Kinderreif handelt. Die Blüten sind zerdrückt und ein wenig vergilbt.“ „Er hat recht,“ meinte Anne kurz. „Er sieht fast aus wie meiner, als ich noch Kind war,“ sagte Magda langsam. „Vielleicht hat er ihn vom Flohmarkt,“ erwiderte Ben. „Möglicherweise.“ Magda wandte sich um.
Susi hatte inzwischen Frau Mollebusch untersucht und zog ihr Handy heraus, um den vorläufigen Text darauf zu sprechen. Sie räusperte sich und begann: "Im Wald von Mömlingen, Nähe Königswald und Steinbrüchen, wurde am heutigen 25. September 2020, um 10 Uhr, die 72jährige Frau Anna Mollebusch aufgefunden.“ Sie hatte vom Ausweis der Frau abgelesen, den sie in deren Jackentasche in der Geldbörse gefunden hatte. Dann sprach sie weiter: „Sie starb durch äußere Gewalteinwirkung im Brustbereich. Eine tiefe Stichwunde direkt ins Herz war die Todesursache.“ Sie hob die Hände der toten Frau hoch und drehte die Handinnenflächen nach außen. "Massive Abwehrverletzungen an beiden Händen.“ Behutsam legte sie sie wieder ab. „Der Todeszeitpunkt liegt höchstens eine Stunde zurück. Sie kam ungefähr um 9 Uhr zu Tode.“ Sie sah auf.
„Den Rest kann ich erst nach eingehender Untersuchung in der Rechtsmedizin sagen.“ Langsam sagte sie: „Wahrscheinlich hast du ihn gestört.“ Magda zuckte zusammen, dann straffte sie sich energisch. „Weißt du schon, was die Tatwaffe gewesen sein könnte?“ Susi schüttelte bedauernd den Kopf. „Leider nicht. Ich habe noch nie eine derartige Verletzung gesehen. Es kommt mir fast so vor, als habe der Mörder mit einem spitzen Ast zugestochen, weil die Wunde einen so großen Umfang hat.“ Magda nickte zustimmend.
„Alles klar. Näheres nach der Obduktion?“ Sie lächelte die kleine Rechtsmedizinerin freundlich an, die sich errötend abwandte, weil ihre Augen die Freddys gestreift hatten. In seiner Nähe befiel sie immer eine unverständliche Schüchternheit. Magda lächelte zartfühlend. Es war offensichtlich, dass die sensible Susi und der elegante Freddy füreinander bestimmt waren. Die einzigen, denen das nicht bewusst war, waren die beiden selbst. Magda seufzte und betrachtete den schönen Freddy, der mit seinem Freund Adalbert zusammenlebte, in der Illusion, schwul zu sein.
Sie zuckte die Achseln und sah ihre Mitarbeiter der Reihe nach an. „Also wie es aussieht, haben wir wieder einen Mordfall, den es aufzuklären gilt.“ „Aber das hier ist doch Bayern,“ wandte Eddie vorsichtig ein. „Wir sind aber ein hessisches Polizeirevier!“ Magda wischte seinen Einwand mit einer Handbewegung beiseite. „Wir waren zuerst da, erster geht schon gar nicht mehr.“ Die anderen gackerten im Hintergrund. Sie hörte von Anne: „Seht ihr, das hab ich euch gleich gesagt!“ Dann brach sie in Lachen aus. Magda verzog unwillkürlich die Mundwinkel und sagte dabei: „Schön, dass ihr euch so freut, obwohl ein Mensch ums Leben gekommen ist. Ich rufe gleich, vom Revier aus, die Kollegen aus Obernburg an. Vielleicht ist der nette Kommissar, der nette Jugendfreund meiner Mutter, wieder da, dann können wir uns die Ermittlungen teilen.“ „Der dicke Glatzkopp?“ Eddie konnte es nicht lassen. „Da kann er schließlich nichts dafür!“ „Aber sein Kollege, der hat einen richtigen Knackarsch, kann ich euch sagen,“ warf Anne frech ein. „Na, na, na,“ tadelte Magda, während Ben verstohlen sein Hinterteil befingerte. Er schwärmte heimlich für Anne, die ein paar Jahre älter war, als er. Für seine körperlichen Attribute hatte Anne zu seinem Leidwesen noch keine Komplimente übriggehabt. Magda knuffte ihn liebevoll in die Seite und raunte ihm: „Deiner ist auch nicht von schlechten Eltern,“ zu. Ben sah sie überrascht an und wurde prompt rot. „Na klar, meine Eltern sind einsame Spitze!“ „Sag ich doch,“ murmelte Magda und blinzelte ihm lächelnd zu.