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Kapitel 2


Hals über Kopf

Aufgeregt liefen sie den Burgweg hinunter bis zum Auto, sich immer wieder umblickend. „Da hat der werte Herr Freude, wenn er unsere Angst sieht!“, erregte sich Wernher. „Unsere Angst, nicht deine“, meinte Lene begütigend. „Lass ihm doch den Spaß! Bald wird er ihm nämlich vergehen“, meinte Lene augenzwinkernd. „Wie meinst du das?“ Ein misstrauischer Blick von Wernher traf sie beim Einsteigen. „Na, du und Horst werdet schon zu verhindern wissen, dass er etwas gegen uns unternehmen kann“, meinte Lene mit unschuldigem Gesichtsausdruck. Wernher wusste aus Erfahrung, dass Lene nicht zu trauen war, wenn sie ihn so ansah, als könnte sie kein Wässerchen trüben. Sie war alles andere als brav und brütete sicher bereits an einem Plan, wie man Hans beikommen konnte. Irgendwie stand es für keinen außer Frage, dass es sich um genau denselben handelte.

„Du wirst gar nichts tun, hast du verstanden Lene?“ Wernher sah ihr bezwingend in die Augen. „Wenn, dann werden Horst und ich etwas tun, wir sind die Männer und für euch verantwortlich. Ist das klar?“ Er zog die Augenbrauen zusammen. „Sonnenklar mein Schatz“, flötete Lene, liebreizend mit den Wimpern klimpernd und Oma rief lachend aus dem Fond: „Lene, ich kenne diesen Tonfall, aber nun hast du hoffentlich deinen Meister gefunden und bist vernünftig. Schließlich bist du jetzt nicht mehr allein!“

Lene sah gedankenvoll auf ihren sich wölbenden Bauch. Verstanden die anderen das denn nicht? Gerade deshalb, weil sie nun für dieses kleine Wesen verantwortlich war, das vollkommen von ihr abhängig war, konnte sie diese Sache nicht auf sich beruhen lassen. Insgeheim schwor sie sich, diese Gefahr endgültig zu bannen. Sie würde nie zulassen, dass ihrem Kind etwas passierte! Wernher sah genau, was hinter ihrer Stirn vor sich ging, weil er wahrscheinlich die gleichen Gedanken hegte. Doch bevor dieses unvernünftige Weib etwas Unüberlegtes täte, würde er die Sache in die Hand nehmen und ein für alle Mal erledigen. Seiner Familie und vor allem seiner Lene, die er über alles liebte, durfte nichts passieren. „Gut, dass du den Führerschein gemacht hast“, lachte sie ihn breit an. „Wenn ich noch dicker werde, passe ich fast nicht mehr hinter das Lenkrad!“

Oma schaltete sich ein: „Ach Lenchen, hast du eine Ahnung, du bist ja erst im achten Monat, da geht noch was!“ Sie lächelte sie liebevoll an. Erschrocken sah ihr Lene in die Augen. „Echt? Mir würde das schon reichen so.“ Wernher streichelte sie vorsichtig über den Bauch. „Dann hast du endlich mal was auf den Rippen und ich habe noch mehr von dir!“ kniff er sie zärtlich in die Seite. „Hey mein Schatz, lass meinen Speck in Ruhe, sonst fühl ich mich sonst gleich noch dicker“, brummelte Lene, gespielt beleidigt und Wernher sah seinen Schatz voller Liebe an. Sie konnte ihn nicht hinters Licht führen - er wusste, dass sie gar nicht in der Lage dazu war, wegen solcher Kleinigkeiten beleidigt zu sein. Behutsam legte er den Gang ein und fuhr los. Horst und Oma verdrehten die Köpfe, um einen Blick zurück zu werfen und womöglich noch einmal Hans zu entdecken, da rief Lene schon aufgeregt: „Da, seht mal!“ Wie auf Kommando, fuhren alle Köpfe in Richtung, Lenes deutenden Zeigefinger. Hinter einem Busch sahen sie Hans hervorlugen. „Wenn das ein Fremder gewesen wäre, würde er uns nicht so heimlich belauern“, meinte Wernher. „Das ist genau seine Art, immer schön aus dem Hinterhalt. Gerade heraus kann er nicht, weil er ein feiger Hund ist!“, zischte er wutentbrannt durch die Zähne und Lene überlief eine Gänsehaut bei seinen Worten.



Gefahr im Odenwald

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