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Kapitel 6 Die Falle
ОглавлениеEigentlich müssten wir ihm doch eine Falle stellen können“, grübelte Lene gedankenverloren. „Eine Falle?“ Wernher fuhr erschrocken hoch. „Wie meinst du das?“ „Naja, wenn er so ein materieller, geltungssüchtiger Mensch ist, der nicht genug bekommen kann, müssten wir ihn, mit einem Zeitungsartikel zum Beispiel, irgendwohin locken können. Er braucht nur zu denken, dass es dort etwas für ihn zu holen gibt und – voila – wird er nicht anders können und dorthin kommen, wo wir ihn schon erwarten werden!“ „Und was dann? Was wollen wir mit ihm machen?“ Wernher blieb skeptisch.
„Wir müssen ihn zurück in die alte Zeit lotsen und dafür sorgen, dass er nie mehr hierherkommen kann“, rief Lene aufgebracht. „Und woher wissen wir, dass es wirklich sicher ist und er nicht doch wieder einen Weg findet, hierher zu kommen?“ Wernher war realistischer als Lene und traute seinem Ziehbruder alles zu, nur nichts Gutes. „Naja, umbringen können wir ihn ja leider nicht, dann wäre Ruhe!“ „Also Lene!“, fuhr Oma hoch, die still dabeigesessen hatte. „Du versündigst dich!“ „Ich hab doch nur gesagt, wie es ist“, verteidigte sich Lene. „Aha“, meinte die Oma trocken, „das klang aber verdammt realistisch!“ „Oma! Du hast verdammt gesagt!“ Frau Faust schlug die Hände vor das Gesicht. „Du bringst mich noch dazu, Dinge zu sagen, die ich sonst nie über meine Lippen bringen würde!“ Wernher stand auf und sagte nachdenklich: „Wir müssten ihm eine Falle stellen und ihn mit seinen eigenen Waffen schlagen!“ „Ja!“ rief Lene. „Aber wie?“ „Es muss etwas sein, dem er nicht widerstehen kann, zum Beispiel Geld oder etwas ganz Wertvolles.“ „Haben wir nicht noch ein paar Goldmünzen von damals als wir in dem Geheimgang der Starkenburg waren?“ Lene sprang wie elektrisiert auf und wollte in ihr Zimmer rennen, doch Wernher hielt sie im wahrsten Sinne des Wortes, am Hemdzipfel fest. „Halt, bleib hier mein Schatz, ich habe es gut versteckt. Es ist nicht mehr im Zimmer!“ „Nicht mehr im Zimmer?“, Lene ließ sich kraftlos auf die Eckbank plumpsen, „wo ist es dann?“ „Ich wollte es nicht mehr im Haus haben“, erklärte Wernher kurz. Es erschien mir nicht sicher und so habe ich es weggebracht.“ „Aber wohin denn nur um Gottes Willen?“, rief Lene ungeduldig.
„Ich war bei eurem Herrn Pfarrer, der mir ein rechter Mann erschien und habe es ihm zu treuen Händen übergeben.“ „Ohne mich zu fragen?“ Lene stemmte die Arme in die Seiten und funkelte Wernher wütend an. „Ja, mein Schatz, es erschien mir nicht notwendig zu sein, weil ich es für unwichtig erachtete.“ „Unwichtig? Ich bin deine Frau und ich dachte, wir treffen alle Entscheidungen gemeinsam!“ Lene konnte es nicht fassen. Manchmal hatte ihr Mann unvorstellbar blödsinnige Ansichten. Daran merkte sie dann doch, dass er aus einer anderen Zeit kam. Ich hielt es nicht für wichtig“, erklärte Wernher noch einmal betroffen. „Entscheidungen betreffen wichtige Dinge und dies war für mich – äh, wie sagst du manchmal“, erzog die Stirn in Falten, – „Pipifax?“ „Ja, Pipifax, so sage ich, bei unwichtigen Dingen!“, Lene sprang ungeduldig auf. „Aber für mich war es wirklich wichtig. Ich wollte es später einmal unseren Kindern zeigen können, oder es aufheben, für unvorhergesehene Ereignisse, wie dieses hier zum Beispiel!“, funkelte sie ihn wütend an. Wernher schüttelte aufgeregt den Kopf. Dieses Weib, immer gleich auf 180! Auch so ein Ausdruck, den er sich von ihr angeeignet hatte, wie so viele andere. „Ich gehe gleich zum Pfarrer und hole die Münzen“, rief er ungehalten und sprang auf. „Damit endlich Ruhe ist!“ Er nickte bekräftigend und verließ die Küche. „Halt!“, stand nun auch Lene auf. Das hatte sie auch wieder nicht gewollt. So schnell sie aufgebracht war, so rasch war sie auch wieder unten - auf dem Boden der Tatsachen. „Das ist doch nicht so wichtig!“ Sie rannte ihm hinterher, sah aber nur noch die Tür zufallen. Rumms! Die war zu. Sie zuckte zusammen. Ihr Wernher war eigentlich kein Freund davon, Türen zuzuschlagen. Das war eher ihre Spezialität. Er musste wirklich aufgebracht sein. Schuldbewusst betrat sie die Küche. Frau Faust sah sie kopfschüttelnd an. „Hast du es geschafft und deinen Mann endlich einmal so richtig schön aufgeregt und in Rage gebracht? Da habe ich schon lange darauf gewartet!“ Die Oma schüttelte den Kopf. Ihre Lene, sie legte manchmal los, ohne vorher in Ruhe nachzudenken und das Hirn einzuschalten. Naja, früher oder später musste Wernher ja damit konfrontiert werden und lernen, damit umzugehen. Oma schüttelte noch einmal finster den Kopf.
Lene setzte sich geknickt auf die Eckbank. Jetzt tat ihr der Ausbruch leid und sie nahm sich fest vor, nie mehr gleich zu explodieren, sondern vorher erst einmal nachzudenken, bevor sie loslegte.