Читать книгу EndstationHotel Ali Pascha - Birgit Vobinger - Страница 5

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Der Drucker lief auf Hochtouren und auf Martins Schreibtisch türmten sich die Aufträge, die er vor seinem Urlaub noch bearbeiten wollte. Sein Arbeitsplatz war gut strukturiert, sauber und ordentlich. Im Gegensatz zur Arbeitsauffassung seines Kollegen. Mit einem Becher Kaffee in der einen und einem Brötchen in der anderen Hand stand Schröder am Fenster und beobachtete den Regen. Es störte ihn nicht, dass sein Schreibtisch vor Arbeit überquoll.

„Du hast es gut. Du liegst morgen schon in der Sonne und wir können hier schuften“, murmelte Kai mit vollem Mund und nahm noch einen Schluck aus der Tasse.

„Ja, du siehst wirklich gestresst aus. Hauptsache du schaffst alle Brötchen bis zum Feierabend.“

Martin beachtete den verwirrten Blick nicht, nahm einen Stift aus dem Tischorganizer, unterzeichnete die Papiere und verließ das Büro. An den Laderampen herrschte reges Treiben.

„Morgen. Hier sind die Papiere. Ist der LKW schon beladen?“

„Ja, ich haben alles. Fehlen nur Papiere. Wann müssen ich sein in Spanien?“, fragte der dunkelhäutige Fahrer.

„Barcelona, morgen früh um 7:00Uhr. Ihr müsst euch ranhalten. Fahrtzeit 14 ½ Stunden. Ihr dürft nicht mehr als 3 ½ Stunden verlieren.“

Der Speditionskaufmann wandte sich ab und machte sich auf in Richtung Büro. Gerade, als er die Tür öffnete, rief Kramer Junior ihn zu sich und wies ihn freundlich an, in dem modern eingerichteten Büro Platz zu nehmen. Martin ahnte, dass es um seinen Urlaub ginge. Normalerweise gab Kramer Junior nur im Vorbeigehen Anweisungen, aber Zeit, sich mit seinen Angestellten zusammenzusetzen, nahm er sich nur selten. Zögernd setzte er sich in den schwarzen Ledersessel.

„Herr Brümmer, ich sehe sie ahnen schon, worum es geht?“

„Ich kann es mir denken“, erwiderte mit einem missbilligenden Unterton.

„Nun ja, wir alle müssen Opfer bringen. Malke & Sohn ist nun einmal ein großer Auftrag. Sie brauchen auf den Urlaub ja nicht zu verzichten. Verschieben sie ihn einfach ein paar Tage.“

„Opfer hast du doch noch nie gebracht. Du hast doch die Firma von Papi übernommen“, dachte er. Martin verbrachte täglich mehr Stunden im Büro als sein Sonnenstudio gebräunter Chef in den Designer – Klamotten. Seine sportive Erscheinung zeigte, dass er reichlich Zeit für Squash oder Ähnliches hatte. Um sich blickend suchte Martin nach den passenden Worten. Als er das Bild an der Wand sah, dass Kramer auf seinem Segelboot zeigte, wäre ihm fast endgültig der Geduldsfaden gerissen.

„Nein Chef, nicht schon wieder. Wir haben gebucht, unser Flieger geht morgen schon. Schröder ist da, und solange Sie im Haus sind, kann ja nichts schiefgehen.“

Einen Moment lang zögerte Kramer. Bei Martin hatte er nicht mit Gegenwehr gerechnet. Bisher hatte er alles hingenommen, was ihm aufgetragen wurde.

„Schröder ist eine Pfeife, dass wissen sie so gut wie ich. Entweder schaffen sie es bis zu ihrem Abflug den Auftrag abzuwickeln oder verschieben.“

Niedergeschlagen verließ Martin das Büro seines Chefs. „Dieser Arsch. Wenn Schröder seinen Job nicht kapiert, dann soll er ihn rausschmeißen. Gibt genug Leute, die auf die Stelle warten.“

Er knallte die Unterlagen wütend auf seinen Schreibtisch.

Ohne den Blick aus dem Fenster zu wenden, meinte Schröder, dass er sich das unbedingt ansehen sollte. An der Bushaltestelle stände eine Frau, die von einem Auto, dass durch eine riesige Pfütze gefahren sei, total nass gespritzt worden war.

„Das ist mir so was von scheißegal!“

„Ist was?“, fragte Schröder.

„Ob was los ist? Lern' mal deinen Job. Ich kann deinetwegen die Nacht durcharbeiten. Der Chef hat mir gesagt, dass du keine Ahnung hast, und wollte meinen Urlaub streichen. Langsam reicht es mir.“

Geschockt setzte sich Kai in Zeitlupe auf einen Stuhl am Fenster. Seine Kaffeetasse ließ er langsam auf seinen Oberschenkel sinken.

„Das hat er gesagt? Ich mache doch meine Arbeit. Andauernd mache ich länger, nur damit alles fertig wird und er sagt, ich mache meinen Job nicht?“

„Ja, länger bleiben tust Du aber wie viele Vorgänge bearbeitest Du? Du brauchst doch für alles die dreifache Zeit.“

„Hat er gesagt, dass er mich rausschmeißt? Was soll ich denn dann tun? Wir haben gerade die Eigentumswohnung am Schölerberg gekauft und Nicki braucht eine Zahnspange, ...“

„Nein, hat er nicht. Sorry, ich war halt sauer. Packst du mit an?“ Martin bereute seine Äußerungen, als er das geschockte Gesicht seines Kollegen sah. Er wollte Kai nicht verletzen, nur wäre er ihm als Nachbar statt als Kollege, lieber. Nicht direkt angrenzend aber dieselbe Straße wäre für Martin in Ordnung.

Schröder nickte. „Klar, du wirst Deinen Flieger nicht verpassen.“

Martin rief zu Hause an und erklärte Hannah, was geschehen war und dass sie die Koffer alleine packen sollte. Prompt fing sie an zu jammern, dass sie noch mit Anne weg wollte und das für sie zu viel Arbeit sei.

„Hallo? Kommst du klar? Ich komme später, weil ich arbeiten muss, nicht weil ich was unternehmen will. Dann musst Du Anne eben mal absagen.“

„Na toll und wann kommst du? Du weißt genau, wie früh es losgeht.“

„Hannah, wir brauchen bis Frankfurt vier Stunden. Wenn wir um 7 Uhr losfahren, sind wir immer noch rechtzeitig da. Also mach' alles fertig. Wenn ich komme, geht’s gleich los.“

„Ja gut.“

Die Männer gaben ihr Bestes. Stunde um Stunde wurden Papiere gewälzt und die Logistik geplant. Endlich um 6:00 Uhr druckten die letzten Frachtpapiere und Martin machte sich auf den Heimweg.

EndstationHotel Ali Pascha

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