Читать книгу Gemieden - Блейк Пирс - Страница 13
KAPITEL SIEBEN
ОглавлениеRiley konnte sehen, wie geschockt Jenn aussah von dem, was Riley soeben gesagt hatte. Der Mund der jungen Agentin stand einen Moment lang weit offen.
Jenn schaute kurz zu Bill und Captain Brennan hinüber, die aufmerksam zuhörten und starrte dann wieder Riley an.
Riley unterdrückte ein Lächeln, als sie darauf wartete, dass Jenn etwas sagte.
Endlich fragte Jenn: “Du glaubst auch, dass er schuldig ist? Des Mordes schuldig?”
“Das habe ich nicht gesagt”, entgegnete Riley.
Riley sah, dass Bill nun breit grinste und dass Brennan verwundert dreinschaute. Doch sie wollte nicht genau erklären, was sie meinte, zumindest nicht direkt. Sie wollte, ihre junge Protegé durch Fragen selbst darauf kommen lassen. Schließlich musste Jenn noch viel darüber lernen wie ein Agent der Verhaltensanalyseeinheit zu denken hatte. Und vielleicht konnte Riley Jenn dazu bringen die Dinge aus Rileys Perspektive zu sehen, was Duane Scoville anging. Riley fragte: “ Was war dein erster Eindruck, als Du in die Wohnung gekommen bist?”
Jenn runzelte nachdenklich die Stirn. “Naja, es war komisch. Ich meine, die Musik war schon komisch genug, dafür dass er ein Rockmusiker ist. Aber auch wie es dort aussah… Robins kleines Haus war so anders. Alles war so ordentlich. Und so konservativ.”
“Schwer zu glauben, dass sie jemals verheiratet waren, oder?” fragte Riley.
Jenn zuckte mit den Schultern und sagte: “Na, jedenfalls nich glücklich.”
Riley lächelte ein wenig.
“Es ist nicht so schwer für mich, das zu glauben”, sagte Riley. “Ich habe eine Ahnung, wie es ist sehr jung zu heiraten, wenn man dumm und naiv ist. So ziemlich genauso war es bei mir auch. Robin und Duane waren wahrscheinlich wahnsinnig verliebt und eine Weile lang glücklich zusammen. Ihre Ehe hat vielleicht nicht einmal lange genug angehalten, sodass sie wirklich begreifen konnten, wie wenig sie wirklich gemeinsam hatten.”
Jenn sprudelte los: “ Aber –– er verhielt sich so…”
Riley sagte: “Schuldig. Ja, ich weiß. Er hatte seinen Gründe. Was meinst du, wieso ihre Ehe in die Brüche gegangen ist? Abgesehen von den Unterschieden, die sie früher oder später wahrscheinlich ohnehin zur Trennung getrieben hätten?”
Jenn starrte ihren unangetasteten Burger an und versuchte offensichtlich auf eine Antwort zu kommen.
Riley sagte: “Naja, es ist nicht so schwierig da draufzukommen. Was weißt du über Robins jüngste Vergangenheit?”
Jenn sagte: “Sie hatte letztes Jahr einen Autounfall und hatte ein Bein verloren, und dann…”
Riley sah, wie Jenn ein Licht aufging.
“Oh mein Gott”, sagte Jenn. “Duane konnte damit nicht umgehen. Er hatte eine wunderschöne junge Frau geheiratet, hatte sie geheiratet, weil sie wunderschön war, und dann war sie plötzlich… entstellt. Er fand sie einfach nicht mehr attraktiv.”
Riley nickte: “Kurzgesagt, er war ein oberflächlicher kleiner Scheißkerl.”
Jenn nickte langsam und sagte: “Und er weiß es auch. Das er ein Scheißkerl war, meine ich. Er fühlte sich schuldig, sobald er sie verlassen hatte. Und jetzt, wo sie tot ist…”
Jenn hielt einen Moment lang inne, fuhr dann fort.
“Er denkt sich immerzu, wenn er nur ein besserer Ehemann gewesen währe, ein besserer Mensch, wäre Robin jetzt vielleicht noch am Leben. Und er hat wahrscheinlich recht. Seine Schuldgefühle zerfressen ihn langsam von Innen.”
Jenn schüttelte den Kopf und fügte hinzu: “Kein Wunder, dass er sich so verhalten hat. Aber… was war dann mit dem Schrank? Wieso wurde er so angespannt, als ich so getan habe, dass ich ihn öffnen wolle?”
Riley kicherte und sagte: “Du wärst auch angespannt, wenn in deiner Wohnung drei FBI Agenten und ein Polizeichef wären, und du einen Bong im Schrank stehen hättest.”
Jenn rollte mit den Augen. “Natürlich. Ich hätte es wissen müssen.”
Riley sagte nichts. Die Wahrheit war, dass…
Wir wissen eigentlich überhaupt nichts.
Duane Scoville hätte seine Frau ebensogut eben doch umgebracht haben können. Vielleicht war ihr Mord ein verzweifelter Versuch seine Scham und Schuldgefühle loszuwerden, dafür, dass er sie verlassen hatte –– ein Versuch der kläglich gescheitert war.
Riley dachte zwar nicht, dass das wahrscheinlich war, aber sie konnte sich nicht sicher sein. Sie hatten wirklich keinerlei Anhaltspunkte bisher und sie wollte Jenn nur davon abhalten, voreilige Schlüsse zu ziehen. Sie war froh, dass Jenn nicht wütend und abwehrend wurde, wie sie es in Mississippi gewesen war.
In diesem Moment klingelte Chief Brennans Handy. Er nahm den Anruf entgegen, hielt dann aber sofort die Hand vor den Hörer und sprach zu Riley und ihren Kollegen…
“Es ist Agent Sturman am Apparat. Er sagt, dass seine Leute Kontakt mit den Copelands in Europa aufgenommen haben. Sie haben erzählt, dass ihre Kamera kontinuierlich filmen sollte und dass daher alles, was seit ihrer Abreise passierte, aufgenommen sein sollte. Sturman meinte, dass sie die Dringlichkeit der Situation einsehen und uns daher Erlaubnis erteilen, die Videobänder durchzuschauen. Sie haben uns soeben die gesamten Zugangsdaten überlassen, die wir brauchen um auf die Aufnahmen zugreifen zu können.”
Riley sah, dass Bill strahlte.
“Das bedeutet, dass wir nicht um einen Durchsuchungsbefehl betteln müssen und uns im Anschluss noch mit dem Security Unternehmen rumschlagen”, sagte er.
Riley war auch aufgeregt. Sie fragte: “Wie kommen wir an die Aufnahmen?”
Jenn sagte: “Soweit ich weiß, können wir bei diesen Überwachungssystemen von jedem Computer oder sogar Smartphone online zugreifen.”
“Ich finde es heraus”, sagte Chief Brennan.
Er widmete sich wieder dem Anruf mit Sturman und schrieb etwas auf. Danach legte er auf und zeigte den Kollegen seine Aufzeichnungen.
Er sagte: “Sturman hat mir einen Link gegeben, einen Benutzernamen und ein Kennwort. Wir sollten in der Lage sein und von hier aus direkt einzuloggen.”
Riley schaute zu Jenn, die offensichtlich mehr von diesen Sachen verstand als Bill oder sie selbst. Sie sagte zu ihr: “Na, dann lass mal sehen.”
Chief Brennan überreichte Jenn seine Notizen und sie holte ihren Laptop heraus und stellte ihn auf den Tisch. Sie brauchte nur wenige Sekunden um die Verbindung herzustellen. Die Gruppe drängte sich um den Laptop um sehen zu können, was auf dem Bildschirm passierte.
Das Bild war unscharf und verschwommen. Aber die Kamera hatte genau das aufgenommen, was Riley der Position der Kamera entsprechend erwartet hatte.
Sie zeigte auf den Bildschirm und sagte: “Schaut, das ist die Straße direkt vor dem Copeland Haus. Obwohl man es hier nicht sehen kann, befindet sich Robins Haus direkt gegenüber, auf der anderen Straßenseite.
“Wonach suchen wir denn?”, wollte Chief Brennan wissen.
Riley unterdrückte ein Seufzen.
Gute Frage, dachte sie sich.
Sie erinnerte sich an ihren Versuch in Robin Scovilles Haus einen Einblick in die Psyche des Mörders zu gewinnen. Sie dachte daran, dass sie sich vorgestellt hatte, wie der Mörder Robin aus dem Fenster starrend vorgefunden hatte, als er sich von hinten an sie heranschlich.
Robin hatte draußen etwas beobachtet, davon war Riley überzeugt.
Sie wandte sich an alle: “Wir wollen so viel wie möglich darüber wissen, was sich in den frühen Stunden dieses Morgens ereignet hat. Wir werden den Mörder wahrscheinlich nicht höchstpersönlich auf den Aufnahmen zu sehen bekommen, aber wir könnten auch Glück haben. Es scheint so, als hätte Robin aus ihrem Fenster auf die Straße geschaut, als sie angegriffen wurde. Vielleicht können wir ja einen Hinweis darauf finden, was sie da draußen gesehen hat. Ich habe keine Ahnung, was es sein könnte. Aber ich hoffe wir erkennen es, sobald wir es selbst sehen.”
Dann sagte sie zu Chief Brennan: “Sie sagten, der Todeszeitpunkt wir gegen vier Uhr morgens gewesen sein, richtig?”
Brennan zuckte mit den Schultern. “Das ist die Einschätzung, die der Gerichtsmediziner uns gegeben hat”, erwiderte er.
“Damit können wir arbeiten”, sagte Riley. “Jenn, spul die Aufnahme zu, sagen wir mal, drei Uhr dreißig zurück. Spul vor, bis wir irgendetwas Interessantes sehen.”
Jenn spielte die Aufnahme im Zeitraffer ab. Zuerst war die Straße leer. Dann fuhr ein Auto vorbei. Einige Minuten später fuhr ein weiteres Auto vorbei und danach war wieder alles still.
Jenn stoppte die Aufnahme.
“Was ist das?”, rief sie, als sie auf etwas großes und sperriges zeigte, dass ins Bild geraten war.
Chief Brennan schaute das Standbild genauer an und sagte dann: “Das ist nur die Müllabfuhr. Nichts dubioses.”
Womöglich nicht, dachte Riley sich.
Trotzdem sagte sie zu Jenn: “Spul zurück und lass es langsam laufen.”
Jenn spulte zurück zu dem Zeitpunkt kurz bevor der Müllwagen ins Bild kam. Dann ließ sie es in Zeitlupe laufen. Der Müllwagen war ein Modell mit mechanischen Armen, die die Müllcontainer selbstständig einsammelten und deren Inhalt in das Innere des Wagens beförderten. Obwohl die Aufnahme Robins Haus nicht zeigte, zeigte es wie der Wagen den Müllcontainer vor ihrem Haus einsammelte und ausleerte.
Doch Riley sah etwas viel Bedeutsameres.
Sie zeigte auf den Bildschirm und sagte: “Dort ist ein Mann.”
Rileys Kollegen beugten sich noch näher über den Bildschirm und Jenn ließ die Aufnahme weiterhin in Zeitlupe ablaufen. Genau wie Riley gesagt hatte, lief dort ein Mann neben dem Wagen her. Die niedrige Auflösung des Bildes zeigte ihn extrem unscharf. Er war in den Aufnahmen bloß als schummrige Silhouette erkennbar.
Als der Müllwagen fertig mit Robins Müllcontainer war, fuhr er weiter zum nächsten Haus. Doch der Mann blieb weiterhin dort stehen.
Riley begriff mit einem Kribbeln…
Er starrt Robins Haus an.
Dann fuhr sie zusammen und sagte zu Jenn…
“Halt das Bild an!”
Jenn drückte auf Stop, starrte das Bild an und fragte…
“Was macht er da?”
Die schummrige Silhouette schien nun einen Arm erhoben zu haben.
“Fast so, als würde er mit einer Waffe zielen”, sagte Brennan. “Aber das Opfer wurde nicht erschossen.”
“Für mich sieht es so aus, als würde er auf etwas zeigen”, sagte Bill.
“Auf das Opfer zeigen?”, fragte Jenn nach. “Droht er ihr?”
Riley sagte: “Lass es in Zeitlupe weiterlaufen.”
Jenn ließ die Aufnahme wieder laufen, Bild für Bild. Riley und ihre Kollegen konnten den Mann da stehen sehen, mit erhobenem Arm starrte er auf das Haus des Opfers. Dann ließ er seinen Arm fallen und rannte aus dem Bild.
Riley sagte zu Jenn: “Spiel die ganze Szene nochmal ab.”
Jenn spulte zurück zu dem Zeitpunkt, an dem der Müllwagen ins Bild einfuhr und spielte die Aufnahme in Zeitlupe erneut ab. Erneut sahen Riley und ihre Kollegen wie der Müllwagen anhielt um Robins Müllcontainer einzusammeln. Sie sahen auch wieder, wie der Mann neben dem Müllwagen herging. Dann sahen sie, wie der Müllwagen aus dem Bild zu fahren begann, der Mann aber stehen blieb, gestikulierte und dann endlich auch das Bild verließ.
“Wer ist der Typ?”, fragte Chief Brennan verblüfft.
“Was macht er da?”, fügte Jenn hinzu.
Und wo ist er hin? fragte Riley sich.