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KAPITEL DREI

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Rileys Puls wurde schneller, als Agent Sturman den Kleintransporter vor einem kleinen Haus in einer netten Nachbarschaftsstraße parkte. Hier war es, wo Robin Scoville gelebt hatte und wo sie ermordet wurde. Riley spürte immer diese gesteigerte Aufmerksamkeit, wenn sie kurz davor war, einen Tatort zu betreten. Manchmal konnte sie ihre einzigartige Fähigkeit nutzen um die verdrehte Psyche des Mörders Einblick zu erhalten, genau an dem Ort, an dem der Mord stattgefunden hatte.

Würde es ihr auch hier gelingen?

Wenn ja, so war es nichts, worauf sie sich freute.

Es war ein hässlicher und verstörender Teil ihrer Arbeit, doch sie musste es nutzen, wann immer sie die Möglichkeit bekam.

Als sie aus dem Transporter stiegen, bemerkte sie, dass das Haus das kleinste in der Nachbarschaft war –– ein bescheidener einstöckiger Bungalow mit einem kompakten Vorgarten. Doch wie alle Häuser auf dem Block war es hervorragend erhalten und akkurat gestrichen. Es war ein malerischer Anblick, der nur von dem gelben Polizeiband verdorben wurde, dass die Öffentlichkeit vom Grundstück fernhalten sollte.

Als Riley, Jenn, Bill und Agent Sturman durch das Zauntörchen gingen, trat ein großer, uniformierter Mann aus dem Haus. Agent Sturman stellte ihn den anderen als Clark Brennan, den Polizeichef Wilburtons, vor.

„Kommen Sie rein“, sagte Brennan mit einem angenehmen Akzent, der Sturmans ähnelte. „Ich zeige Ihnen, wo es geschah.“

Sie gingen eine lange hölzerne Rampe hoch, die zur Veranda führte.

Riley fragte Brennan: „Was das Opfer fähig sich selbstständig fortzubewegen?“

Brennan nickte und sagte: „Ihre Nachbarn sagen, dass sie die Rampe nicht mehr wirklich gebrauch hat. Nach einem Autounfall im letzten Jahr war ihr linkes Bein bis über dem Knie amputiert, aber sie kam sehr gut mit ihrer Prothese zurecht.“

Brennan öffnete die Eingangstür und alle betraten das gemütliche, komfortable Häuschen. Riley bemerkte keine weiteren Anzeichen dafür, dass hier eine behinderte Person gelebt hatte –– keine besonderen Möbel oder Handgriffe, nur ein Rollstuhl, der in der Ecke stand. Es war offensichtlich, dass Robin Scoville sich alle Mühe gegeben hatte, ein so normales Leben, wie es ihr nur möglich war, zu leben.

Eine Überlebende, dachte Riley voll bitterer Ironie.

Die Frau musste gedacht haben, dass sie bereits die schlimmsten Herausforderungen, die ihr das Leben nur präsentieren konnte, überstanden hatte. Sie hatte sicherlich keine Ahnung welch grausames Schicksal sie erwartete.

Das kleine, saubere Wohnzimmer war mit günstigen Möbeln ausgestattet, die ziemlich neu aussahen. Riley bezweifelte, dass Robin allzu lange in diesem Haus gelebt hatte. Der Ort machte irgendwie den Eindruck einer Übergangslösung und Riley dachte, dass sie sich vorstellen konnte, wieso.

Riley fragte: „Das Opfer war geschieden?“

Brennan schaute sie überrascht an.

„Ja, ganz genau“, erwiderte er. „Sie und ihr Mann hatten sich erst dieses Jahr getrennt.“

Es war genau, wie Riley vermutet hatte. Dieses Haus ähnelte stark der Unterkunft, in der sie und April gewohnt hatten, nachdem ihre Ehe mit Ryan in die Brüche ging.

Doch Robin Scovilles Herausforderungen waren sehr viel schwerwiegender, als Rileys. Sie musste nicht nur eine Scheidung, sondern auch einen Schrecklichen Unfall überwinden, in ihrem Versuch ein neues Leben aufzubauen.

Die Position, in der die Leiche aufgefunden wurde, war mit Kreppband auf dem Boden markiert. Brennan zeigte auf einen kleinen, dunklen Fleck auf dem Boden.

„Sie hat nur ein bisschen aus dem Ohr geblutet. Genau wie bei einer Gehirnblutung. Doch wegen des kürzlichen Mordes an Cranston war der Gerichtsmediziner sofort misstrauisch. Und genau wie erwartet hat die Obduktion gezeigt, dass Robin auf dieselbe Art wie Cranston ermordet wurde.“

Riley dachte…

Dieselbe Methode, aber unter derart unterschiedlichen Umständen.

Und sie wusste, dass jegliche Unterschiede oftmals genauso wichtig waren wie die Ähnlichkeiten.

Sie fragte Brennan: „Gibt es Indizien dafür, dass sie sich zur Wehr gesetzt hat?“

„Überhaupt keine“, sagte Brennan.

Sturman fügte hinzu: „Es sieht ganz danach aus, als wäre sie überrascht worden und ganz unerwartet von hinten angegriffen worden.“

Bill fragte: „Hat sie ihre Prothese zum Zeitpunkt ihres Todes getragen?“

„Nein“, sagte Brennan. „Sie hatte ihre Krücken benutzt.“

Riley kniete sich hin und untersuchte die Position des Körpers, wie das Kreppband sie wiedergab. Sie war direkt vor dem Fester zusammengebrochen. Robin wurde höchstwahrscheinlich angegriffen, als sie gerade vor dem Fenster stand.

Sie fragte Brennan: „Was ist der ungefähre Todeszeitpunkt?“

Brennan antwortete: „Gegen vier Uhr morgens.“

Riley stand am Fenster und schaute hinaus auf die ruhige, freundliche Straße und fragte sich…

Wieso hat sie aus dem Fenster geschaut?

Was konnte in dieser Nachbarschaft um diese Uhrzeit passieren, dass es ihre Aufmerksamkeit beansprucht hatte? Und war das überhaupt relevant? Hatte es irgendetwas mit dem tatsächlichen Mord zu tun?

Riley fragte: „Wie hat man ihre Leiche gefunden?“

Brennan sagte: „Sie ist am nächsten Morgen nicht zu ihrer Arbeit bei einer örtlichen Literaturzeitschrift erschienen. Und sie hat auch nicht den Hörer abgenommen. Ihr Boss fand das merkwürdig und hat sich Sorgen gemacht, da es überhaupt nicht zu ihr passte. Er befürchtete, dass sie zuhause vielleicht irgendeinen Unfall hatte, wegen ihnen Behinderung. Also schickte er einen Mitarbeiter zu ihr nach Hause, um nach ihr zu sehen. Als sie die Tür nicht öffnete, ging der Mitarbeiter hintenrum und stellte fest, dass die Hintertür aufgebrochen war. Er betrat das Haus und fand die Leiche und rief die Rettungskräfte und Polizei.“

Riley stand noch einen Moment lang da und fragte sich, was Robin wohl aus dem Fenster gesehen haben könnte.

War dort irgendetwas passiert, was sie geweckt und ans Fenster gebracht hatte?

Riley hatte keine Ahnung.

In jedem Fall war es für Riley viel weniger interessant, was das Opfer in den letzten Momenten ihres Lebens erfahren hatte, als das, was im Kopf des Mörders vor sich gegangen war. Sie hoffte, dass sie vielleicht einen Anhaltspunkt dafür bekommen konnte, während sie hier war.

„Zeigen Sie uns, wo der Mörder eingebrochen ist“, bat Riley.

Brennan und Sturman führten Riley und ihre Kollegen durch das kleine Haus zu einer Tür, die in den Hinterhof führte.

Riley sah sofort, dass das Glas in der Nähe des Türriegels und der Klinke zerbrochen war. Der Mörder hatte offensichtlich das Glas zerbrochen und hatte anschließend die Tür entriegelt und geöffnet.

Doch nun bemerkte Riley noch etwas, was ihr wichtig vorkam.

Reste von Abklebefolie hafteten an den Scherben, die noch im Rahmen hingen.

Riley berührte vorsichtig eine Scherbe, an der etwas von der Folie klebte.

Der Mörder hatte die Scheibe mit Abklebefolie beklebt in der Hoffnung, nicht allzu viel Lärm zu machen, doch auch weil…

Vielleicht wollte er keine zu große Unordnung verursachen.

Riley fuhr zusammen von der plötzlichen Sicherheit, die sie verspürte.

Er ist penibel.

Er ist ein Perfektionist.

Das war die Art der plötzlichen intuitiven Einsicht, auf die sie gehofft hatte.

Wie viel mehr konnte sie über den Mörder hier und jetzt herausfinden?

Ich muss es versuchen, dachte sie.

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