Читать книгу Tochter der Diebin - Bo R. Holmberg - Страница 5

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Lehnsmann Stenberg leerte seinen Bierkrug, rülpste laut und winkte der Wirtsfrau, sie möge ihm nachschenken.

Sie watschelte mit einem neuen schäumenden Krug zu ihm heran.

»Gibt es einen Grund zu feiern?«, fragte sie im Vorbeigehen, wartete aber die Antwort nicht ab. Sie mochte ihn nicht. Er war groß und stattlich. Den Bart hatte er abrasiert, und sein Schädel, den er jedoch selten zeigte, war fast kahl. Meistens trug er seine Lehnsmannmütze. Er flößte ihr keine Ehrfurcht, sondern Angst ein.

Die Gaststube war voll, die Tische bedeckt mit Bierseideln, Holztellern, mit abgenagten Knochen und Talglichtern, die flackerten, wenn die schwere Holztür geöffnet und geschlossen wurde.

»Anderen zur Abschreckung und Warnung«, brummelte der Lehnsmann mehr zu sich selbst. Aber er war nicht allein am Tisch. Dort saßen auch zwei Bauern aus Flärke, die ins Kirchdorf gekommen waren, um bei der Züchtigung zuzuschauen, und die ihren Besuch jetzt vor dem Bierkrug beendeten.

»Jawohl, eine Diebin ist sie, und wer glaubt denn, dass sie es nun lässt nur wegen einiger Hiebe auf den Rücken«, sagte Lars Erhardsson und strich durch seinen leuchtend roten Bart.

»Sie wird am Galgen enden«, sagte der Lehnsmann. »Das kann ich euch schriftlich geben. Ich werde sie dorthin bringen, und sollte es das Letzte sein, was ich tue. Zuerst werde ich ihr die Diebin aus dem Körper peitschen, und dann werde ich ihr die Schlinge um den Hals legen.« Er hatte sich erhoben, und jetzt schrie er:

»Spöttisch und aufsässig ist sie, die Diebin, aber wartet nur ab, bis sie mit dem Seil um den Hals dasteht!«

Jon Sigfridsson schob seinen Krug beiseite, als ob er sich vom Wutausbruch des Lehnsmanns distanzieren wollte. Er war rundlich und hatte ein gutmütiges Gesicht mit traurigen Pferdeaugen.

»Eine Diebin ist sie«, sagte er nachdenklich, »aber eigentlich hat sie ja nur Essen gestohlen.«

»Ein Dieb ist ein Dieb!«, schrie der Lehnsmann.

Er hatte seit dem frühen Nachmittag getrunken. Seine Augen waren blutunterlaufen. Doch er stand noch gerade und lallte kaum. Jetzt sagte er mit Obrigkeitsstimme:

»Ich bin in diesem Kirchspiel Beauftragter des Königs. Es ist meine Pflicht, darauf zu achten, dass Gesetze und Verordnungen befolgt werden. Und Diebinnen darf ich nicht dulden unter anständigen Leuten. Sie soll am Seil baumeln.«

Sie hatten ihre Krüge noch einmal geleert. Jon schien genug zu haben, doch Lars Erhardsson und Lehnsmann Stenberg hoben ihre Krüge, damit sie nachgefüllt wurden.

Als die Wirtin auf sich warten ließ, schrie der Lehnsmann: »Her mit Bier für die anständigen Männer, du Schlampe!«

»Es gibt wohl noch ein paar mehr anständige Männer«, sagte die Wirtsfrau, als sie ihm schließlich den Krug hinstellte.

Sie schürzte die Lippen und watschelte davon.

Der Lehnsmann leerte seinen Krug in einem einzigen Zug, knallte ihn auf den Tisch und erhob sich.

»Nein, unsereins hat noch eine Menge zu tun.«

Die Leute verstummten, als er durch den Raum ging, sie starrten in ihr Bier oder auf die raue Tischplatte. Mit dem Lehnsmann wollte sich jeder gut stellen. Und da war es am besten, gar nichts zu sagen.

Hinter ihm schlug die Tür zu, und bald erhoben sich wieder die Stimmen und wurden laut.

Doch der Lehnsmann war längst weit entfernt. Eine Unlust befiehl ihn, er schlug mit den Händen gegen seine Schenkel und ging schneller.

Die Erinnerung an den Tag kehrte zurück. Dort stand sie mit erhobenen Händen vor ihm, mit entblößtem Rücken und einer frei hängenden Brust, und er spürte eine pochende Sehnsucht nach dem nächsten Mal, sie wieder ausgepeitscht zu sehen oder sie nur zu berühren. Schlagen oder kosen.

Tochter der Diebin

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