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Kulturelles Erbe
ОглавлениеAufgrund der Tatsache, dass Amerikaner mit nationalen Wurzeln im deutschen Sprachraum seit Bestehen der USA zu den größten Bevölkerungsgruppen zählen, haben sie in entscheidender Weise zur Herausbildung einer US-amerikanischen Kultur beigetragen. Baron von Steuben, ein ehemaliger preußischer Offizier, hat den Aufbau der US-amerikanischen Armee im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg geleitet und dadurch den Sieg über die britischen Truppen möglich gemacht.
Während der nationalsozialistischen Herrschaft im Deutschen Reich und im übrigen Mitteleuropa immigrierten zahlreich deutsche, vor allem jüdische Wissenschaftler in die Vereinigten Staaten. Der bekannteste davon ist Albert Einstein, bekannt für die Relativitätstheorie. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Wernher von Braun und die meisten Ingenieure der Heeresversuchsanstalt Peenemünde in die USA gebracht, wo sie am US-amerikanischen Raketenprogramm entscheidend mitarbeiteten.
Auch der Einfluss der Deutschen Küche ist in den USA spürbar: Frankfurter, Hamburger, Bratwurst und Strudel sind weit verbreitete Gerichte. Auch die Renaissance der Mikro-Brauereien ist von deutschen Brauern geprägt. Eine weitere deutschamerikanische Spezialität sind Brezeln, die in den USA erstmals von Julius Sturgis (Lititz, Pennsylvania, 1861) auf den Markt gebracht wurden.
Ohio ist bekannt für das deutschamerikanische Festival Zinzinnati, und in New York, Philadelphia und anderen Städten findet jedes Jahr die Steubenparade, ein Umzug von Deutschamerikanern, statt. Außerdem finden im ganzen Land deutschamerikanische Festivals und Octoberfests statt. Zehntausende US-amerikanischer Touristen reisen jedes Jahr nach Deutschland, um das Land ihrer Vorfahren zu entdecken.
Die deutschen Einwanderer haben das gesellschaftliche, geistige und kulturelle Leben der Vereinigten Staaten deutlich mitgeprägt, etwa im Bereich der Presse und der Religion. Während die Deutschen bis ins 20. Jahrhundert eine der am besten organisierten und am höchsten angesehenen Einwanderergruppen des Landes waren, deren Mitglieder es gelegentlich zu beträchtlichen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Karrieren brachten, zerfiel ihre kulturelle Eigenständigkeit im Verlaufe des 20. Jahrhunderts fast vollständig.
Hintergrund dieser jähen Assimilation war der Konflikt einer Bevölkerungsgruppe, die sich als amerikanisch verstand, aber auch in einem Land verwurzelt fühlte, das mit den USA in diesem Jahrhundert zweimal Krieg geführt hatte. Abgesehen von einigen Minderheiten, die – wie die Texasdeutschen und die Amischen – Teile ihrer Kultur bis in die Gegenwart bewahrt haben, pflegen die meisten Deutschamerikaner von ihrem kulturellen Erbe heute nur noch folkloristische Relikte.
Der Druck zur Assimilation hat die deutsch-amerikanische Migration jedoch niemals entmutigt oder beeinträchtigt, und als Arbeitsmigration von Akademikern besteht sie bis in die Gegenwart fort.