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Tuberkuline Miasma

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Schon der Homo erectus, unser Vorfahre, ist an Tuberkulose erkrankt. Das ist bewiesen durch einen in der Türkei gefundenen Schädel. Dieser über 9000 Jahre alte Schädel hatte eine tuberkulose Hirnhautentzündung gehabt, dass durch mikrobiologische Untersuchungen bestätigt wurde. Schon damals waren Menschen an Tuberkulose erkrankt und daran gestorben. Die prähistorischen Menschen, um 4000 v. Chr., waren ebenfalls an der Tuberkulose erkrankt. An gefundenen Skeletten ist dies untersucht und bestätigt worden, dass sie der Tuberkulose zum Opfer gefallen waren. Im alten Ägypten sind Mumien aus der Zeit um 3000 – 2400 v. Chr. gefunden worden. Im alten Amerika wurden Skelettreste von 2000 v. Chr. gefunden, weiterhin in Indien von 1300 v. Chr, bei allen Funden wurde Tuberkulose nachgewiesen. Diese Erkrankung wurde von Hippokrates, 500 v. Chr., mit ihren Symptomen und dem Verlauf der Krankheit beschrieben und ist als Phthisis (Schwindsucht) in die Medizingeschichte eingegangen. In der Neuzeit, zwischen dem 15. und 18. Jahrhundert, war in der europäischen Region der Gipfel der Tuberkulose erreicht. Das war auch der Grund, warum in Venedig, Mitte des 18. Jahrhunderts die Meldepflichtverordnung erlassen wurde. Übrigens, bis heute gibt es die TBC-Meldepflicht. Allgemein ist diese Krankheit uns mehr oder weniger bekannt. Der Name der Tuberkulose wird aus dem lateinischen „Tuberculum“ (kleine Geschwulst oder kleiner Höcker,) abgeleitet. In der Literatur ist sie auch als kochsche Krankheit oder Morbus- (Krankheit) Koch bekannt. Der Mediziner und Mikrobiologe, Robert Koch (1843-1910) hatte die Stäbchenbakterien entdeckt, und ihm ist es 1876 gelungen, das Milzbakterium außerhalb des Körpers zu kultivieren und zu untersuchen. 1882 hatte er den Erreger der Tuberkulose entdeckt und 1905 den Nobelpreis dafür verliehen bekommen. In der damaligen Zeit waren sehr viele Menschen mit dem Tuberkuloseerreger infiziert und an der Tuberkulose erkrankt, dementsprechend war die Mortalität (Sterblichkeit) sehr hoch. Durch die Unwirksamkeit des Medikaments Tuberkulin gab es damals einen riesigen Skandal. Auch heute gibt es Skandale um diverse zugelassene Medikamente. Koch präsentierte 1890 das Medikament Tuberkulin gegen Tuberkulose. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden die Menschen mit Chinin behandelt, wie auch in der Malariaprophylaxe. Arzneiversuche gab es damals nicht. Trotz der Gaben von Tuberkulin starben sehr viele Menschen. Rudolf Virchow obduzierte, durch Tuberkulose gestorbene Menschen und fand heraus, dass dieses Medikament nicht in der Lage war, Bakterien zu vernichten. Auf Druck der Öffentlichkeit musste Robert Koch die streng geheim gehaltene Zusammensetzung seines kommerzialisierten Medikaments unverzüglich preisgeben und der Öffentlichkeit präsentieren. Aus heutiger Sicht ist dies unfassbar. Er mischte einfach Tuberkelbazillen mit Glyzerin. Bis sich die Wogen der Empörung in der Öffentlichkeit geglättet hatten, reiste er nach Ägypten. Sieben Jahre später, 1897, versuchte er erneut, das Gleiche Medikament auf dem Markt zu etablieren.

Der wichtigste Erreger ist der Typus humanus (menschlicher Typ), weniger wichtig sind Typus bovinus (Rind), Typus gallinaceus (Hühner). Auch Schweine, Pferde, Schafe und Ziegen erkranken an diesem Erreger und die in häuslicher Gemeinschaft lebenden Hunde, Katzen und Papageien. Dadurch können sich viele Menschen infizieren. Die Menschen werden durch Tröpfcheninfektion, zum Beispiel durch Husten oder durch Staub einatmen, infiziert. Beim Rinder-Typ kann man durch Rohmilch infiziert werden. Sogar durch infizierte Nahrung ist eine Ansteckung möglich.

Früher wurde, aus klinischer Sicht, ihr Ablauf in drei Stadien beschrieben. Heute ist sie in zwei Stadien eingegliedert, in Primärtuberkulose und Postprimärtuberkulose, da das Erscheinungsbild der Krankheit unterschiedlich ist. Im ersten Stadium kommt es zum sogenannten Primärkomplex, dieser hat sich nach circa 5-6 Wochen Brutzeit herausgebildet. Er besteht aus einem Entzündungsherd. Die Lymphknoten und Lymphbahnen sind auch entzündet. Der Patient hat keine oder diffuse Beschwerden, wie Appetitlosigkeit, Kopfschmerzen, Müdigkeit, leichter Husten oder rheumatische Beschwerden; erhöhte Temperatur ist nicht, oder gelegentlich leicht vorhanden. Bei der Untersuchung ist der röntgenologische Befund negativ, in der Lunge ist nichts zu sehen. Nur in der Mundhöhle ist der Primärherd vorhanden und es sind geschwollene Lymphknoten, im Halsbereich, zu finden. Im Verlauf von bis zu zwei Jahren entwickelt unser Körper eine Hypersensibilität. In diesem Zeitraum wird durch Bindegewebe das Tuberkulin eingekapselt und die Krankheit kommt zum Stillstand. Der eingekapselte Erreger kann noch jahrzehntelang in unserem Organismus lebensfähig bleiben. Unter bestimmten Lebensbedingungen und Wohnverhältnisse oder bei einem schwachen Immunsystem und großem Abverlangen des Organismus kann es zu Komplikationen kommen und zum Ausbruch der TBC. Durch Entstehen von Primärkavernen (Höhlenbildung aus dem Primärherd der Lunge), Pneumonie (käsige Lungenentzündungen), Pleuritis exsudative (feuchte Rippenfellentzündung) oder Erythema nodosum (entzündliche Rötung mit Knotenbildungen).

Bei der Postprimärtuberkulose entsteht die gefürchtete Miliartuberkulose (miliar = von Lat. „Hirse“). Die Erreger werden über die Lymphe oder durch geplatzte, verkäste Lymphknoten verstreut und gelangen über die Blutbahn in Lunge, Leber, Milz, und sehr gefürchtet, ins Gehirn. Anschließend bilden die Erreger, in diesen Organen, Tuberkel (verkäsende Tuberkuloseknötchen). Es kann akut oder schleichend zu einem Miliartuberkulose Ausbruch kommen.

Beim akuten Verlauf hat der Patient heftige Beschwerden. Nach ca. einer Woche kommt es durch die Streuung, der Tuberkuline zu hohem Fieber, und es bleibt konstant hoch. Parallel mit dem Fieber entsteht dementsprechend eine erhöhte Herzfrequenz, Dyspnoe (Atemnot), Zyanose (bläuliche Verfärbung der Lippen und Haut), eventuell eine Schwellung der Milz.

Beim schleichenden Beginn sind Symptomatik und Beschwerden, nicht so heftig wie beim akuten Verlauf. Erst nach ca. zwei Wochen ist das Fieber deutlich erhöht und die entzündlichen Veränderungen der befallenen Organe zu erkennen. Auf dem Röntgenbild sind die stecknadelkopfgroßen Herde in der Lunge zu sehen, vermehrt in beiden Lungenflügelspitzen. Es kann auch latent (verborgen) ablaufen, ohne krankhafte Symptomatik. Bei diesem chronischen Ablauf sind die Beschwerden abgemildert. In diesem Stadium kommt es oft zu Roseolen (roter Hautausschlag, als bakterielle Ansiedlungen) auf der Haut. Sie sind nicht schmerzhaft. Und bei der Augenhintergrunduntersuchung sind auf der Aderhaut Tuberkuloseknötchen zu sehen.

Die Behandlung erfolgt auf der Isolierstation im Krankenhaus mit Tuberkulostatika und Kortison. Wenn bei der Kontrolle von Sputum (Auswurf bei Husten = ausgehustete Absonderung), dieser in den ersten drei Monaten negativ ausfällt, dann ist der Heilungsverlauf günstiger. Beim positiven Sputum entwickelt sich durch die Behandlung mit Antibiotika von bis zu fünf Monaten ein resistenter Stamm. Je nachdem wie der Verlauf ist, verlängert sich dadurch die Behandlung bei Gabe von bis zu drei verschiedenen Medikamenten. Die Genesung und Heilung kann bei regelmäßiger Einnahme von Medikamenten bis zu zwei Jahren dauern.

Aus homöopathischer Sicht wird Tuberkulini als miasmatische Erkrankung betrachtet, und dementsprechend als selbständiges Miasma und chronische Krankheit behandelt. In den Schriften von Hahnemann wurde das tuberkulinische Miasma nicht erwähnt, er kannte es wohl nicht. Die Symptome ordnete er beim milderen Verlauf der Sykose und beim schwereren und aggressiven Verlauf dem syphilitischen Miasma zu. J. H. Allen hat die Symptome präsentiert und uns als gemischtes Miasma von Psora und Syphilinum vorgestellt. Dagegen hatte Pierre Schmidt sie als gemischtes Miasma von Psora und Sykosis dargestellt. In der heutigen Zeit ist allgemein bekannt, dass es ein eigenständiges Miasma ist. Und alle klassischen Homöopathen sind auch dieser Meinung.

1910 machte Dr. León Vannier seine erste Veröffentlichung über Tuberkuliniker. Er war der Meinung, dass sie durch Toxine entstehen. Die Toxine können von tuberkulösen oder von tuberkulinischen Vorfahren nach durchgemachter tuberkulöser Infektion vererbt werden. Die Ansteckung zweier Tuberkuliniker in diversen Stadien ihrer Erkrankung führt zum tuberkulinischen Miasma. Als erstes Szenario der präläsionelle (vor der Infektion) Tuberkuliniker mit einem hereditärer (vererbbar) Tuberkuliniker. Und als zweites Szenario der postläsionelle (nach durchgemachter Infektionskrankheit) Tuberkuliniker mit einem klinisch geheilten Tuberkuliniker. Vannier meint, dass ein genesender Tuberkulöser trotzdem immer ein Tuberkuliniker bleibt (wie zum Beispiel ein Alkoholiker nach dem Entzug Alkoholiker bleibt und ein trockener Alkoholiker ist). Für Dr. León Vannier war ein TUBERKULINIKER ein tuberkulöser Mensch, der sich mit Bazillus Erregern infizierte oder eine oder mehrere Stadien der Tuberkulose gehabt oder durchlaufen hatte. Also ein Mensch, der nicht geheilt wurde, oder seine Tuberkulose ausgeheilt hatte oder ein Patient, der seine Organtuberkulose überwunden hatte und aus der Klinik durch Tuberkulostatika (bakterizid wirkende Chemotherapeutika = „Antituberkulotika“) als geheilt entlassen worden war.

Ein Mensch, der an ein tuberkulinisches Miasma erkrankt ist, zeigt ein auffallendes Bedürfnis nach frischer Luft, er leidet in einem warmen Zimmer. Es sind ständig wechselhafte Symptome vorhanden. Er hat das Bedürfnis, viel zu reisen und unterwegs zu sein. Am besten fühlt er sich im Freien in Bewegung, dies kann beim Reiten, beim Segeln, beim Motorradfahren oder auch beim Cabrio fahren sein. Als solche sind sie durch Kleinigkeiten reizbar, rechthaberisch, eigensinnig, schnippisch, streitsüchtig, leicht beleidigt, mürrisch, und sie werfen mit Gegenständen. Vergesslichkeit und Konzentrationsmangel sind vorhanden und im Extremfall ist ihn zu Verstehen fast unmöglich. Oft sind periodische Beschwerden zu bestimmten Tageszeiten oder an Wochenenden zu beklagen. Je nach Beschwerdebild sind Vorbelastungen dem sykotischen oder dem syphilitischen Miasma zuzuordnen.

Es ist ein interessanter Aspekt, dass dieses Miasma die grüne Farbe als Symbol bekommen hat. Neben ihrer Wellenlänge ist auch ihre Entstehung, durch Mischen der Farben rot, blau und gelb, ein interessanter Aspekt. Denken wir an die Miasmen-Farben. Grün ist die Farbe des Frühlings, es entsteht Wachstum und positive Veränderungen. Kinder stehen im Frühling des Lebens, dementsprechend sind sie oft in ihrer eigenen Entwicklung gestört. Dies alles hat ihre Ursache in der tuberkulinieschen Vorbelastung. Auch die Hoffnung, Zuversicht und Frische gehört zur Farbe grün. Unreife in der Natur, wie Früchte oder bei Jugendlichen die Unerfahrenheit wird hier als Symbol angewendet. Bei Kindern ist oft die Redensart vom Grünschnabel zu hören oder, du hast keine Ahnung, bist noch grün hinter den Ohren. Im Mittelalter hatte man für die beginnende Liebe grün als Symbol gewählt, die zarte Pflanze der Liebe oder das Gegenteil davon, man war sich nicht grün. Im Christentum war und ist grün die Farbe der Auferstehung. Aus der Lehre der traditionellen chinesischen Medizin gilt sie als Zeichen des Lebens und des Frühlings. Auch wird sie bei Neid, Gier, Giftigkeit, spuckt grüne Galle, symbolisch genutzt und benutzt. Dementsprechend habe ich sie auch als chronische Krankheit in grüner Farbe dargestellt.


Tuberkulini, gezeichnet von Branko Džakula 1996

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