Читать книгу Das Baustellenhandbuch für den Innenausbau - Brigitte Hallschmid - Страница 15

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Untergrundbehandlung

{Untergrundbehandlung}

Die Vorbereitung von belegreifen Untergründen auf die Verlegung ist von der Art des Untergrunds und vom vorgesehenen Bodenbelag abhängig. Untergründe müssen durch Schleifen und Saugen gereinigt werden. Es ist zwischen neu erstellten Untergründen, wie z. B. Estrichen und Fertigteilestrichen, und Altuntergründen zu unterscheiden. Alte Stein- und Dielenböden, die neu belegt werden sollen, oder auch Estriche und Fertigteilestriche, die bereits belegt waren, zählen zu Altuntergründen.

Neue Untergründe

Werden bei der Prüfung des Untergrunds Risse oder Scheinfugen vorgefunden, können diese als Besondere Leistung kraftschlüssig verschlossen werden. Risse werden durch Fräsen oder Bohren auf 5 bis 8 mm verbreitert. Im Abstand von etwa 20 cm wird rechtwinkelig zu den Rissen der Estrich bis etwa zu ¾ der Dicke ca. 15 cm lang aufgefräst. In diese Öffnungen wird gerippter Betonstahl eingelegt. Die Fugen werden mit nach Herstellerangaben gemischtem 2K-Reaktionsharz gefüllt und mit Quarzsand abgestreut.

Zur Verlegung von Bodenbelägen müssen Estriche angeschliffen werden. Bei Calciumsulfatestrich bildet sich eine Sinterschicht, welche durch Schleifen beseitigt werden muss.

Zur Verbesserung der Haftung von Voranstrich, Spachtelmassen und Klebstoffen sind durch den Bauablauf stark strapazierte Estriche durch Schleifen und Absaugen zu säubern. Harte Schalen durch Verflüssiger oder Zementleim, welche ein Austrocknen und Verbinden von Grundierungen mit den tieferen Estrichschichten verhindern, sind vom Estrichleger durch Schleifen nachzubessern.

Voranstrich {Voranstrich}/Grundierung {Grundierung}

Ist ein Voranstrich, z. B. auf Magnesia-, Gussasphalt- und Calciumsulfatestrichen notwendig, damit sich die Spachtelmasse oder Ausgleichsmasse {Ausgleichsmasse} ausreichend mit dem Untergrund verbindet, so ist dieser als Besondere Leistung zu vereinbaren und auszuführen. Auf Zementestrich, Span- und Gipsfaserplatten ist die Notwendigkeit eines Voranstrichs zu prüfen. Voranstriche dienen außerdem der Reststaubbindung und Reduzierung der Saugfähigkeit des Untergrunds. Die Auswahl unter Dispersions-, Lösemittel- und Reaktionsharzgrundierungen richtet sich nach dem Untergrund und der vorgesehenen Spachtelmasse. Der Untergrund kann dadurch nicht verfestigt werden.

Werden lösemittelhaltige Produkte verwendet, z. B. für Magnesiaestriche, sind die Auflagen der Gefahrstoffverordnung zu beachten. Der Voranstrich ist mit Lammfellrolle, Flächenstreicher oder Gummischieber aufzutragen. Die Trocknung kann zwei bis 24 Stunden dauern und hängt vom Raumklima sowie dem gewählten Voranstrich ab.

Spachtelmasse {Spachtelmasse}

Werden Beläge ohne Unterlage verlegt, ist der Untergrund mit Spachtelmasse zu glätten. Die Ebenheit wird dadurch verbessert und eine gleichmäßige Saugfähigkeit des Untergrunds hergestellt, z. B. auf Gussasphaltestrichen und Alt-Untergründen. Dies dient auch als Pufferschicht, wenn Dispersionsklebstoffe auf feuchtigkeitsempfindlichen Untergründen, beispielsweise auf Magnesia- oder Calciumsulfatestrich, aufgetragen werden. Zu beachten sind hierbei auch die Vorschriften der TRGS 610, wonach lösemittelhaltige Klebstoffe durch Dispersionsklebstoffe zu ersetzen sind, wo das technisch möglich ist.

Spachtelmassen werden eingeteilt in:

Reaktionsharzspachtelmassen – nicht saugfähig
Dispersionsspachtelmassen – wenig saugfähig
Zement- oder Calciumsulfatspachtelmassen – saugfähig

Je nach Schichtdicke unterteilt man Spachtelmassen in:

•Spachtelmassen0–3 mm
•Ausgleichsmassen3–10 mm
•Füll-, Nivelliermassen5–10 mm

Vollflächige Spachtelungen sind als Besondere Leistung extra zu vereinbaren und auszuführen.

Eine gleichmäßig saugfähige Schicht ist für den Einsatz von Dispersionsklebstoffen erforderlich. Mit einer Mindestschichtdicke von 2 mm kann eine optimale Saugfähigkeit erreicht werden. Bei geforderter Stuhlrolleneignung oder bei dichten Untergründen, wie Gussasphaltestrichen, ist eine 2 mm dicke Spachtelschicht aufzubringen. Mittlere Schichtdicken von 10 mm sollten auf einer Epoxidharzgrundierung ausgeführt werden.

Die Spachtelmasse ist mindestens 3 mm dick aufzutragen, zu rakeln und mit einer Stachelwalze zur Entlüftung abzurollen, wenn hochglänzende elastische Bodenbeläge verlegt werden sollen, bei welchen im Gegenlicht jede Unebenheit gesehen werden kann. Hier kann es auch sinnvoll sein, die Spachtelschicht abzuschleifen, um Verunreinigungen zu entfernen, welche sich unter dem Belag abzeichnen könnten.

Spachtelmassen werden poliert, wenn sie sich nicht schleifen lassen. Dies kann allerdings zu Haftungsproblemen führen.

Eine frische Spachtelschicht ist vor Zugluft zu schützen, und je nach Produkt kann erst nach einer Trocknung über Nacht weitergearbeitet werden. Die Herstellervorschriften sind einzuhalten. Durch Zugabe von Fasern oder Kunststoffdispersion werden Spachtelmassen vergütet, z. B. für ableitfähige Verlegung oder den Einsatz auf schwimmend verlegten Fertigteilestrichen.

Elektrisch ableitfähige Verlegung

Sollen Bodenbeläge ableitfähig verlegt werden, sind VDE-Vorschriften zu beachten. Zur Wahl steht die Verlegung auf Kupferbändern oder auf leitfähigem Voranstrich.

Bei der Verlegung auf Kupferbändern wird der Untergrund einschließlich Spachtelung normal vorbereitet. Kupferbänder werden aufgeklebt, und der Bodenbelag wird darauf mit einem leitfähigen Klebstoff verlegt. Bei guten Lichtverhältnissen können sich die Kupferbänder bei elastischen Belägen in der Oberfläche abzeichnen. Potenzialanschluss mit Anschlussstellen je 30–50 m² Bodenfläche ist notwendig.

Bei großen Hallen sind die Abstände zum nächstgelegenen Erdungspunkt mit maximal 10 m anzulegen. Die Erdung erfolgt durch den Elektriker.

Alternativ wird ein normal vorbereiteter Unterboden mit einem leitfähigen Voranstrich beschichtet, auf den auf leitfähigem Klebstoff ein leitfähiger Bodenbelag aufgeklebt wird. Kupferbänder werden im Randbereich angeordnet und vom Elektriker geerdet. Pflegemittel dürfen die Leitfähigkeit nicht beeinträchtigen. Die Herstellerangaben sind zu berücksichtigen.

Alt-Untergründe

{Alt-Untergründe}

Hierbei ist zu unterscheiden, ob auf alten Untergründen Beläge liegen, die entfernt werden sollen, oder ob auf bereits vorhandene Beläge neue aufgebracht werden sollen.

Entfernen von alten Belägen

Sind vorhandene Beläge von alten Untergründen zu entfernen, so sind diese auf einen möglichen Schadstoffgehalt, wie Asbest, zu prüfen und ggf. von sachkundigen Firmen (Sachkundenachweis) unter Beachtung der TRGS 519 als gesondert vereinbarte Leistung auszubauen und zu entsorgen. Asbest kann in alten Flexplatten (Vinylasbestplatten), CV-Bodenbelägen mit Papperücken und Magnesiaestrichen enthalten sein, welche bis Anfang der 1980er-Jahre produziert wurden. PAK-belastete Holzpflaster, Bodenbeläge, Parkett und Klebstoffe sind nur durch sachkundige Firmen zu behandeln. Die Handlungsanweisungen der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft sind zu beachten.

Alle übrigen Beläge, wie Fliesen, Bodenbeläge, Beschichtungen, Rückstände von Spachtelschichten und Klebstoffen, sind als Verlegeuntergrund problematisch und können entfernt werden, was gesondert als Leistung zu vereinbaren und auszuführen ist.

Schwimmend verlegtes Laminat oder Mehrschichtparkett und lose verlegte, verspannte oder fixierte Bodenbeläge sollten generell entfernt werden. Druckluftschaber werden zum Entfernen von alten Steinfliesen, Bodenbelägen und Parkett verwendet; Stripper werden bei textilen Bodenbelägen eingesetzt. Verbleiben Reste von Klebstoffen, Belag oder alten gipsgebundenen Spachtelmassen auf dem Untergrund, sind diese als gesondert zu vereinbarende Leistung abzuschleifen und abzusaugen, notfalls abzufräsen oder abzustrahlen.

Nach den zuvor beschriebenen Maßnahmen kann der Untergrund mit einem geeigneten Voranstrich und einer Spachtelmasse bearbeitet werden.

Alte Beläge als Untergrund nutzen

Sollen vorhandene Beläge als Untergrund bleiben, ist zu prüfen, ob sie geeignet sind, den neuen Boden aufzunehmen und ob sie fest liegen. In der TRGS 610 ist die schwimmende/lose Verlegung oder das Verspannen als Ersatzverfahren genannt.

Der Wasserdampfausgleich in der Deckenkonstruktion muss bei allen Verlegungen auf vorhandenen Böden erhalten bleiben. Wasserdampfdiffusion darf nicht zu Tauwasser führen! Darauf ist besonders bei Konstruktionen auf Holzbalkendecken und Lagerholzkonstruktionen zu achten. Verrottungsgefahr von organischen Bestandteilen, wie Wolle, besteht, wenn der Feuchteausgleich mit der Raumluft unterbunden ist. Dadurch entstehen üble Gerüche!

Vorhandener FußbodenNeuer FußbodenUntergrundvorbereitung
Steinfußbodenalle Bodenbeläge und alle VerlegeartenGrundreinigung; alle Trennschichten sind vor einer Verklebung zu entfernen; vorstreichen, spachteln
Fliesen
Naturstein
Terrazzo
Laminat, verklebtLaminat schwimmend; Teppich lose, fixiert, gespanntGrundreinigung; alle Trennschichten sind vor einer Verklebung zu entfernen
CPL-Laminat
HPL-Laminat
Fest verklebte elastische Bodenbeläge
mit Filzrückenentfernen (Geruch)
ohne SchaumschichtenTeppich lose, fixiert, gespannt; Laminat schwimmendGrundreinigung; alle Trennschichten vor einer Fixierung entfernen
mit SchaumschichtenLaminat schwimmendGrundreinigung
Holzfußböden genagelt/verklebtLaminat schwimmend verlegt; alle Bodenbeläge lose, gespannt, verklebtGrundreinigung; vor einer Verklebung evtl. Überzähne/Schüsselungen egalisieren; evtl. Spanplatte einlegen
Parkett
Dielen
Holzpflaster
Fest verklebte textile Bodenbeläge
PolteppichbödenEntfernen (Geruch)
Nadelvliesgespannte Teppichböden, Laminat schwimmendreinigen

Tab. 13: Übersicht für die Kombination von vorhandenen und neuen Belägen sowie den notwendigen Maßnahmen (Quelle: „Fachbuch für Parkettleger“)

Bei alten Holzfußböden sind lose Dielen zu verschrauben. Geschüsselte Dielen werden durch Schleifen egalisiert.

Als Untergrund für einen neuen Belag eignet sich eine ca. 10 mm dünne Spanplatte.

Reicht die Höhe nicht aus, sind für die Dielen geeignete Spachtelmassen zu wählen, welche mit Gewebe armiert oder auf Renovierungsvlies eingebaut werden müssen. Notfalls ist zum Wasserdampfausgleich die Konstruktion von oben zu hinterlüften. Diese Maßnahme ist als gesonderte Leistung zu vereinbaren und auszuführen.

Anforderungen an die Ebenheit {Ebenheit, Anforderungen}

Die Grenzwerte nach DIN 18202:2019-07, Tabelle 3, Zeile 3, sind für die Ebenheit sowohl bei flächenfertigen Böden als auch bei Bodenbelagarbeiten gültig. Werden höhere Anforderungen gestellt, sind diese nach Zeile 4 gesondert zu vereinbaren und als Besondere Leistung auszuführen.

Werden trotz Einhaltung der Grenzwerte bei Streiflichteinfall Unebenheiten sichtbar, sind diese zulässig.

EstrichartUnbeheizte EstricheBeheizte/gekühlte Estriche
Elastische und textile Bodenbeläge, Laminat, Parkett, HolzpflasterElastische und textile Beläge, Laminat, Parkett, Holzpflaster
Zementestrich2,0 cm-%1)1,8 cm-%1)
Calciumsulfatestrich0,5 cm-%1)0,5 cm-%1)
Magnesiaestrich1 bis 3,5 cm-%1); je nach Anteil der organischen Bestandteile; bei Herstellern sind Erfahrungswerte anzufragen
1)Masseprozent gemessen mit der cm-Methode

Tab. 14: Maximal zulässige Feuchte für die Belegreife (Quelle: DIN 18560-1:2015-11)

Das Baustellenhandbuch für den Innenausbau

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