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Vom Großen und Ganzen
ОглавлениеDas Meer ist eine große Verschönerung aller Landschaften.
Karl Friedrich Schinkel (1781 bis 1841)
Diese Erfahrung werden Sie vermutlich sofort bestätigen: Vom Wasser – und selbst von den kleinen Binnengewässern – geht erwiesenermaßen eine eigenartige Faszination aus. Als Kind haben Sie gewiss viel lieber an einem Bachufer oder Teichrand gespielt als auf der staubigen Straße. Dieser besonderen Vorliebe für das nasse Element kommt man heute in vielen (Groß-)Städten sinnvollerweise entgegen: Vielfach gibt es hier die bei Kindern außerordentlich beliebten Wasserspielplätze mit ihren vielen Aktionsmöglichkeiten. Die so schon frühzeitig begründete Affinität zum Wasser bleibt meist ein Leben lang erhalten. Wenn der Reisekatalog mit Südseestrand und Palmenhainen zielführend zur nächsten Urlaubsplanung motiviert, zeigt er zwar meist nur den Rand des Festlandes, lenkt aber die eigentlichen Sehnsüchte höchst wirkungsvoll auf das Großgewässer Meer.
Tatsächlich erleben wir vom Meer jedoch meist nur den unverhältnismäßig schmalen Küstensaum zwischen Hochwassermarke und Horizontlinie – aber der ist zweifellos schon spannend genug. Wenn man sich dagegen vergegenwärtigt, dass unsere Erde – zumindest nach ihrer Oberflächenbeschaffenheit – eher ein Wasserplanet ist, erscheint eine andere Sicht angemessen. Eine gewisse Einschätzung von den ozeanischen Weiten gewinnt man beispielsweise, wenn man als Zielgebiet des Traumurlaubs eine tropische Küste in der Karibik oder in Südostasien ansteuert und nun im Flieger mehrere Stunden über dem offenen Ozean zubringt. Der gelegentliche Blick aus dem Kabinenfenster zeigt nun wirklich nur Wasser – eine endlos schimmernde Fläche ein gutes Dutzend Kilometer tief unten. Manchmal erlebt man bei solchen Gelegenheiten jedoch nur horizontweite Wolkenfelder. Aber selbst diese sind eine wichtige Komponente der irdischen Wasserkreisläufe, denn seit Urzeiten ist das Wasser auch in der Atmosphäre ständig unterwegs. Und wer weiß: Was Sie ein paar Stunden später am Strand erfrischend umbrandet oder im nächsten Fünfuhrtee erfreut, könnte tatsächlich schon einmal die Träne eines kreidezeitlichen Dinosauriers gewesen sein. Denkbar wäre aber ebenso ein Tautropfen in irgendeinem vorantiken Paradiesgärten oder möglicherweise erst letztes Jahr ein Nebeltropfen im tropischen Regenwald.