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6 Zu viel Verkehr

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Die Dunkelheit wurde in der Grünanlage des Hotels lediglich von einigen wenigen Laternen durchbrochen, die ein weiches, gelbliches Licht auf die zurechtgestutzten Buchsbäume, die Rasenflächen und Kleinpflanzen warfen. Ausnahmsweise herrschte zudem einmal Stille in der nordafrikanischen Großstadt. Kein Verkehrslärm. Kein Ruf des Muezzins zum Gebet. Kein Stimmenwirrwarr. Einfache Stille. Colin Fox schlenderte entspannt über die schmalen Wege durch den kleinen Park. So viel Ruhe gab es in seinem Beruf sonst selten. In der Hotelbar war keine Menschenseele zu sehen; auch der Rezeptionsschalter schien beim Blick von außen in die Lobby hinein im Moment unbesetzt zu sein. Er sog die angenehme Mittelmeerluft ein. Nun würde ein Gespräch mit Opal Alpha ihn zwingen, die Ereignisse des Tages noch einmal in sein Gedächtnis zu rufen und spätestens nach Beendigung dieses Gesprächs würde es mit der Ruhe für die nächsten vierundzwanzig Stunden vorbei sein, so viel stand fest. Vielleicht gestattete sie ihm noch, ohne Hektik ein Frühstück einzunehmen. Das wäre dann aber schon alles.

Fox stellte sich an einen Beistelltisch aus weißem Plastik. Im Grunde passte dieses einfache Gestell so gar nicht in das sonst so elegante Ambiente des Tibesty-Hotels. Er nahm sein iPhone aus der Hosentasche und wählte die Sonderfunktionen für eine sichere Verbindung nach Konstanz. Opal Alpha meldete sich bereits nach dem ersten Freizeichen.

-„Guten Abend. Ich dachte schon, Sie melden sich gar nicht mehr.“

Natürlich – für Rebecca Lavoir, die Leiterin des European Secret Service war ein Uhr in der Nacht selbstverständlich Abend. Im Grunde machte es bei ihr gar keinen Unterschied, wie spät es war und ob andere Menschen um diese Uhrzeit schliefen oder nicht. Wenn man sie aber erst einmal richtig kannte, dachte Fox, dann war Rebecca Lavoir oder Opal Alpha eine faszinierende Frau, der man große Anerkennung zollen musste.

-„Mir ist der Verkehr dazwischen gekommen“, antwortete er und musste bei diesem Satz selbst grinsen. Ein Lachen konnte er sich gerade noch verkneifen. Seine Chefin ging auf diese Bemerkung gar nicht erst ein.

-„Als erstes klären Sie mich am besten über den aktuellen Stand Ihrer Nachforschungen auf. Ich habe von dem Bild gehört. Wo haben Sie das gemacht?“

Fox klärte sie in kurzen, präzisen Sätzen über den Hinterhalt und das Terroristencamp auf.

-„Konnten Sie wenigstens mehr über dieses Camp herausfinden?“

-„Nein, Ma’am, tut mir leid, die Situation schien mir nicht angemessen, um weitere Nachforschungen anzustellen. Immerhin musste ich meine Begleiterin in Sicherheit bringen. Die Dame vom Innenministerium.“ Den letzten Satz sagte er in seiner Muttersprache, was nicht oft vorkam. Obwohl beim ESS im Grunde alle Mitarbeiter des Deutschen mächtig waren und Rebecca Lavoir als Schweizerin mit ihm als Deutschen problemlos in seiner Landessprache hätte sprechen können, unterhielten sie sich fast ausschließlich in Englisch. Er hatte sich das während seiner Zeit in Oxford und Cambridge so angewöhnt. Selbst mit seinen Freunden sprach er zumeist nur noch in Englisch, möglicherweise auch, weil es mittlerweile besser war als sein Deutsch.

-„Ach, eine Dame also.“ Opal Alpha ließ ihre Worte nachwirken. Ein Gefühl sagte ihm, dass sie es von Anfang an gewusst hatte. Aber vielleicht wollte er auch nur, dass es so war. „Na ja, machen Sie sich keine Vorwürfe, an einem Ort von dieser Brisanz fällt es auch einem guten Agenten nicht leicht, sich umzuschauen.“

-„Es gibt da noch etwas“, musste Fox gestehen. „Man hat mir während meiner Bewusstlosigkeit wohl meine Waffe abgenommen. Die Walther PPQ, die ich auf dem Flug hierher ausgehändigt bekam, ist also weg.“

-„Das ist Sache der Abteilung Gamma. Ich kann mir schon vorstellen, dass Opal Gamma darüber nicht erfreut ist, aber ich werde Ihnen deswegen sicher nicht den Kopf abreißen. Wo befinden Sie sich im Augenblick eigentlich?“

Er blickte in den Nachthimmel.

-„In Benghazi, an der libyschen Mittelmeerküste. Müssten Sie nicht eigentlich mein Signal auf Ihrem Bildschirm empfangen?“

-„Irgendetwas ist hier noch nicht richtig angeschlossen. Ich habe Sie zwar auf einer sicheren Leitung, aber ich spreche mit Ihnen über ein ganz normales Telefon.“ Fox hörte, wie sie den Hörer zur Seite legte und auf Lautsprecher umschaltete. „Nun sollten wir allmählich überlegen, wie es weitergeht, Fox. Ihre Informationen habe ich jetzt bekommen. Meine bin ich Ihnen noch schuldig: Iwan Palach, der Europäer, den Sie im Camp fotografieren konnten, steht schon seit langem auf unserer Liste. Auch Interpol interessiert sich seit einer Weile für ihn, was nicht ungewöhnlich erscheint, wenn man weiß, für welch große Anzahl an Morden er verantwortlich gemacht werden soll. Trotzdem wissen wir, dass er nur ein einfacher Auftragskiller ist. Kein Mann der Planung. Er hat einen Befehlshaber. Wir gehen davon aus, dass dieser Befehlshaber Antonin Slota ist. Slota wohnt derzeit in Budapest, stammt aber aus der Slowakei. Er ist ein ehemaliger Oppositionspolitiker, der übrigens auch für das Veto der Slowakei gegen den Euro-Rettungsschirm vor einigen Jahren mitverantwortlich war. Anschließend ist er dann allerdings aus der Politik ausgetreten, wohl auch aufgrund größerer Differenzen mit dem Parteiführer. Heute lebt er im ungarischen „Exil“ und beschäftigt sich nach unseren Informationen mit kaum mehr legalen Aktivitäten. Sie haben doch sicher schon von den Ereignissen rund um die Herabstufung Deutschlands durch die großen Ratingagenturen gehört, oder geh ich da fehl in der Annahme?“

-„Nein, da liegen Sie mal wieder vollkommen richtig.“

-„Gut, oder besser: Nicht gut, dass es passiert ist. Hier in der Bundesrepublik ist im Moment die Hölle los. Und der Bundesnachrichtendienst bittet uns seit Stunden um Mithilfe bei der Aufklärung der Anschläge. Was ja im Übrigen für unsere Geheimhaltung spricht. Wie dem auch sei, wir sind auch durch die anti-europäische Einstellung Slotas auf ihn gekommen. Hinzu kommt, dass Palach derzeit ebenfalls in Budapest gemeldet ist, was eine Verbindung zwischen den beiden noch wahrscheinlicher macht. Ich schlage also vor, Sie frühstücken in der nächsten Stunde noch in Ruhe und suchen sich dann einen Flug nach Budapest.“ Fox triumphierte innerlich. Er hatte also mal wieder Recht gehabt. Allerdings wehrte die Freude nicht lange, da er sich erinnerte, dass er diese Art von Weltreisen verabscheute. „Die Maschine, die Sie hingebracht hat, können Sie allerdings vergessen. Man hat die Regierungsbeamten aus Libyen bereits zurück nach Deutschland geflogen und nur deshalb stand die Maschine ja überhaupt zur Verfügung. Aber ich werde Ihre Sekretärin Miss Maytree mal damit beauftragen, etwas für Sie herauszusuchen. Sie wird sich dann bei Ihnen melden – die letzten Instruktionen gebe ich ihr dann noch rechtzeitig. Frühstücken Sie jetzt erst mal in Ruhe, damit sie dann fit nach Ungarn aufbrechen können.“

Fox schnaufte verächtlich, was Opal Alpha am anderen Ende der Leitung aber überhörte.

-„In Ordnung, Ma’am, ich erwarte dann Nachricht von Miss Maytree. Eine angenehme Nachtruhe wünsche ich dann noch“, fügte er mit süffisantem Unterton hinzu.

-„Ihnen einen guten Flug. Ach und eins noch, Fox!“

-„Ja?“

-„Versuchen Sie doch mal, einfach ganz normale Nachforschungen anzustellen, ohne sich dabei wieder in Lebensgefahr zu bringen, okay?“

-„Ich werde es versuchen.“

Damit beendeten sie das Gespräch.

Wie Fox es erwartet hatte: Kaum Informationen für ihn, nur ein Auftrag, der ihn mal wieder mehrere tausend Kilometer um den Globus führen würde und die Aussicht auf eine Menge Stress.

Er ging zurück, wie er gekommen war. In der Lobby angelangt, überlegte er sich, auf einen Drink in die immer noch menschenleere Bar einzukehren. Die indirekte Beleuchtung war bis auf ein Minimum herunter gedimmt und wenn in der Lobby nicht ein großes Schild darauf hingewiesen hätte, dass die Bar bis in die frühen Morgenstunden geöffnet sei, wäre Fox vermutlich gar nicht auf die Idee gekommen, dass er hier noch einen Drink bekommen könnte. So setzte er sich aber auf einen der Hocker vor dem Tresen und starrte auf das Plakat an der Wand. „Viva la rivoluzione“ stand in großen bunten Buchstaben vor einigen Rebellen im Freudentaumel im Hintergrund des Bildes. Es war schon faszinierend, wie schnell die Welt sich veränderte. Noch vor wenigen Monaten hatte hier ein erbitterter Bürgerkrieg geherrscht und nun erinnerte allein dieses Plakat an die Auseinandersetzungen zwischen Muammar Al-Gaddafis Anhängern und den Rebellen, in die sogar die NATO zwischenzeitlich eingegriffen hatte.

Aus einem Raum hinter der Bar kam die Frau von der Rezeption. Sie trug nun ein anderes Kopftuch - das war Fox sofort aufgefallen - und wirkte etwas müde.

-„Sie wünschen?“, fragte sie gelangweilt.

-„Whisky Soda on the Rocks, bitte.” Er kramte bereits einige Münzen hervor, als er ihren überraschten Blick bemerkte.

-„Tut mir leid, aber Alkohol haben wir nicht im Angebot. Wie wäre es mit einem Tee?“

Unwillkürlich musste er lachen. Wie konnte er nur vergessen, dass Alkohol in diesem Land verboten war! Und der Vorschlag „Tee“ schien auch nicht verwunderlich, immerhin war es das beliebteste Getränk Libyens. Die junge Frau schien sein Lachen missverstanden zu haben. Sie lächelte zwar, fragte aber „Keinen Tee?“, und blickte ratlos unter den Tresen.

-„Könnte ich vielleicht einen Espresso bekommen?“

Die Miene der Rezeptionistin hellte sich auf.

-„Natürlich. Espresso ist kein Problem.“

Sie verschwand wieder durch die Tür, durch die sie gekommen war und Fox nahm kopfschüttelnd eine Zeitung aus dem Ständer. Die gesamte erste Seite der Times war voll mit Berichten über den drohenden Zusammenbruch Europas. Es schien kein anderes Thema mehr zu geben. Während er lustlos einige Artikel überflog, wurde sein Espresso gebracht. Immerhin würde der ihm über seine Müdigkeit hinweg helfen.

-„Milch oder Zucker?“, fragte die Frau.

-„Keins von beiden.“ Fox wollte schließlich die volle Wirkung des „Wachmachers“.

Die Rezeptionistin nickte und verschwand wieder durch die Tür in das Hinterzimmer. Eine Weile saß er nur so da und trank seinen Espresso. Er genoss es, einfach mal an gar nichts zu denken. Nicht an seinen Job und die anstehende Reise nach Budapest. Nicht an Lavinia oder irgendwen sonst aus seinem Privatleben. Und auch nicht an irgendetwas anderes auf der Welt, das ihn vielleicht beschäftigt hätte. Die Gelegenheit, sich auf diese Art zu entspannen, bot sich ihm nicht oft. Diese wenigen Minuten in der Hotelbar des Tibesty-Hotels in Benghazi waren vermutlich die ruhigsten und auch erholsamsten Minuten der letzten Jahre.

Als Fox sich gerade etwas fitter fühlte und fast zwangsläufig wieder an seinen Auftrag dachte, vibrierte sein iPhone in der Hosentasche. Obwohl sich die Hotelbar weiterhin vollkommen verlassen darstellte, ging er die wenigen Schritte nach draußen, um vor dem Haupteingang des Hotels den Anruf anzunehmen. Er meldete sich mit einem kurzen „Hey“.

-„Und wie ist es so in Nordafrika, allein mit einer bezaubernden Mitarbeiterin des Innenministeriums?“, meldete sich die eifersüchtig klingende Stimme von Lisa Maytree am anderen Ende der Leitung.

-„Nicht so schön, wie es mit Dir wäre“, sagte er nach einem kurzen Moment, in dem er sich diese Antwort zurechtgelegt hatte. Mit so einer Begrüßung hatte Fox nicht gerechnet, auch wenn er ihre Nummer auf dem Display gesehen hatte. „Aber Du rufst mich doch sicher nicht an, weil Du mit mir über meine hübsche Begleitung sprechen willst.“

-„Warum denn nicht?“, fragte sie schnippisch. „Immerhin hast Du ja behauptet, Du wärst mit einem Mann in Libyen. Wenn Du mir schon solche Lügen erzählst, muss da doch wohl ein ernsterer Hintergrund bestehen.“

Fox konnte es nicht fassen. Da sollte seine persönliche Assistentin ihm die letzten Instruktionen für die bevorstehende Operation in Budapest geben und dann diskutierte sie mit ihm über seine Begleitung. Mal abgesehen davon, dass ihm dieser plötzliche Anfall von Eifersucht in gewisser Weise schmeichelte, kam er sich bei diesem Gespräch ganz schön in seiner Autorität untergraben vor. Er war ihr doch keine Rechenschaft schuldig, noch dazu, wo er von der eigentlichen Tatsache, nämlich, dass er von einer Frau begleitet werden würde, im Voraus überhaupt nichts gewusst hatte.

-„Jetzt beruhig Dich doch erst mal, Maytree“, sagte er spöttisch. „Auch wenn es Dir eigentlich egal sein könnte: Ich habe Dich nicht angelogen. Ich habe auch erst am Flughafen erfahren, dass der Beamte eigentlich eine Beamtin ist. Was im Endeffekt aber keinen Unterschied gemacht hat; Leonie hat sich vollkommen professionell verhalten.“

-„Oh, Ihr seid also schon per Du.“

-„Schluss jetzt, Maytree. Es gibt weitaus Wichtigeres als diese kindische Diskussion. Außerdem ist mein Interesse an ihr rein beruflicher Natur“, log er.

Fox hörte ein verächtliches Schnauben am anderen Ende der Leitung, auf das eine relativ lange Pause folgte.

-„Also gut“, meldete sich Lisa Maytree erneut zu Wort. „Dann wird es Dir ja vermutlich auch egal sein, dass Deine Leonie Dich nicht nach Ungarn begleiten wird. Das Innenministerium scheint das Interesse an unseren Erkenntnissen allmählich verloren zu haben. Stattdessen schickt der Bundesnachrichtendienst einen Agenten, der Dich begleiten soll. Mit Einzelarbeit wird es wohl nichts mehr bei diesem Fall.“

Er atmete einmal tief durch und schloss für einen Moment die Augen. Dass er wieder nicht ohne Begleitung würde arbeiten können, war ihm im Grunde gleichgültig, auch wenn er es vorzog, seine Aufträge alleine auszuführen. Aber die Nachricht, Leonie würde diese Begleitung nicht sein, löste auf unergründliche Weise etwas in ihm aus, das seine Stimmung trübte. Da er nicht antwortete, fuhr seine persönliche Assistentin fort:

-„Wenn ich die Zeitverschiebung richtig einkalkuliert habe, dann hast Du noch gut drei Stunden bis zum Abflug in Benghazi. Ich habe einen Platz auf einem Sonderflug nach Istanbul für Dich gebucht. Die Maschine fliegt um fünf vor sieben. Am Flughafen in der Türkei wartet dann auch der BND-Agent. Von dort aus fliegt Ihr mit Flug TK1035 nach Budapest. Alles in allem beträgt die Reisezeit rund fünf Stunden, die Ankunft in der ungarischen Hauptstadt ist also nach Einrechnung der Zeitverschiebung für zehn Uhr kalkuliert. Ich sag Dir das so genau, weil Du bei Deiner Ankunft eine Nachricht von einem Agenten des ungarischen Inlandsgeheimdienstes AH erhalten wirst. Er hat Deine Nummer erhalten und observiert seit heute Antonin Slota. Das ist alles mit Opal Alpha abgesprochen. Ein möglichst schnelles Treffen mit diesem Agenten ist angedacht, deshalb die Nachricht. Ich habe leider auch nicht alle Informationen, deshalb muss Dir das vorerst genügen.“

-„Fürs Erste ist das ja auch genug. Gibt es sonst noch irgendwas Neues?“

-„Im Grunde nichts Wichtiges, das Du noch nicht weißt. Abgesehen vielleicht von der Tatsache, dass Opal Gamma und sein Freund aus Berlin, dieser Conrad Hartmann, den wir in Friedrichshafen abgeholt haben, mit der Untersuchung einiger Sprengstoffüberreste begonnen haben. Wirklich neue Erkenntnisse haben sie aber, soweit ich informiert bin, noch nicht gewonnen.“

-„Wenn man mal von Deinem Eifersuchtsanfall absieht, bist Du wirklich gut, das muss ich Dir lassen.“

-„Vielen Dank für die Blumen.“ Miss Maytrees Stimme bekam einen verführerischen Unterton. „In etwas Anderem bin ich aber noch besser.“

Irgendwie amüsierten Fox diese sich mehrenden Annäherungsversuche in letzter Zeit. Fast war es mit seiner Arbeit vergleichbar. Ein Spiel mit verdeckten Karten. Wobei bei diesem speziellen Spiel eine Seite drauf und dran war ihre Karten aufzudecken.

-„Wenn ich es schon wüsste, Maytree, dann wäre die Vorfreude auf den Beweis ja nicht so schön“, sagte er und musste selbst lächeln. „Ich melde mich.“

-„Oh Colin“, stieß sie halb verärgert, halb lachend aus und beendete das Gespräch.

Kopfschüttelnd steckte er sein iPhone wieder in die Hosentasche und ging zurück in das Hotel. Drei Stunden blieben ihm noch.

Nachdenklich schlenderte er durch die Lobby. Bei den Aufzügen angekommen betätigte er den Anforderungsknopf und wartete, während er die Spitzen seiner Schuhe betrachtete. Da fiel ihm plötzlich etwas ein. Er ging zurück zur Rezeption und drückte auf einen Klingel-Schalter. Nach einem kurzen Moment erschien die ihm mittlerweile gut bekannte Rezeptionistin.

-„Ja?“, fragte sie erneut überaus gelangweilt.

-„Ich hätte gerne in einer Stunde ein komplettes Frühstück für zwei Personen. Wäre das möglich?“

Die Rezeptionistin sah ihn genervt an.

-„Ja, möglich wär’s. Aber das geht dann nicht auf dem Zimmer. Müssen Sie hier unten im Frühstücksraum essen.“

-„In Ordnung, also in einer Stunde.“

Damit ging er zurück zum mittlerweile im Erdgeschoss angekommenen Lift.


Als er wenig später die Tür zu seinem Hotelzimmer öffnete, erwartete er, Leonie wecken zu müssen, um das Frühstück mit ihr genießen zu können. Wider Erwarten schien sie allerdings bereits wach zu sein, denn das Bett war leer und Fox vernahm leise Geräusche aus dem Bad. Er ging zum Bett und registrierte, dass die Tür zum Bad verschlossen war. Also legte er sich wieder auf die weiche Matratze und schloss für einen womöglich letzten Moment der Entspannung die Augen. Wenigstens schienen die Schmerzen allmählich zu verschwinden.

Nachdem er die Augen wieder geöffnet hatte, weil er Leonie aus dem Bad fluchen hörte, flog mit einem Mal die Tür auf und eine Parfum-Flasche auf ihn zu. Fox reagierte blitzschnell und fing die Flasche aus der Luft. Zufrieden nahm er zur Kenntnis, dass seine Reflexe noch intakt waren und seine Reaktionsschnelligkeit sich in keinster Weise verschlechtert hatte. Leonie kam, nur mit Unterwäsche bekleidet, ins Zimmer. Als sie ihn sah, schlug sie lachend die Hand vor den Mund.

-„Oh, entschuldige. Ich habe gar nicht mitbekommen, dass Du schon wieder da bist. Ich habe angenommen, Du wärst… na, ich weiß auch nicht, was ich eigentlich gedacht habe.“ Sie zuckte mit den Schultern. Fox lächelte sie an. Nach einem Augenblick der Stille griff sie sich entnervt an den Rücken. „So ein Mist. Ich bekomme das Ding hier einfach nicht zu, kannst Du mir vielleicht helfen?“ Leonie drehte sich um und deutete auf den Verschluss ihres BHs. Fox zog sie zu sich herunter und drehte sie um. Sie blickte ihn an, kam aber nicht dazu, etwas zu sagen, da er sie schon küsste. Sie erwiderte es und er warf ihren BH neben das Bett. Gerade als er sie auf den Rücken drehen wollte, riss sie sich von ihm los.

-„Tut mir leid, aber ich habe dafür jetzt keine Zeit.“ Man sah ihr an, dass es ihr wirklich leid tat. „Das Innenministerium zieht mich von der Angelegenheit ab. Ich muss um kurz vor sieben in einem Flieger nach Istanbul sitzen, um von dort aus nach Berlin zurückzufliegen. Ich…“

-„Ich weiß“, unterbrach er sie. „Den Flieger nehm ich auch. Aber kein Grund zur Eile – Frühstück ist bestellt und mit dem Taxi sind wir in weniger als einer halben Stunde beim Flughafen. Wir haben also noch jede Menge Zeit.“

-„Na wenn das so ist“, begann sie, während sie ihm wortwörtlich das Hemd vom Leibe riss. Der Satz blieb allerdings unvollendet. Das nächste was sie ausstieß, war ein leises Stöhnen.

Das Euro-Attentat

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