Читать книгу Broken Hearted - Cara Lay - Страница 10
7 Brenda
ОглавлениеHanks alter Ford, den Brenda inzwischen häufiger fuhr als ihr Onkel, klang ähnlich wie die riesigen Mähmaschinen, die in Kürze mit dem ersten Schnitt auf den Bergwiesen beginnen würden. Stotternd und laut kam der Wagen in Gang und Brenda nahm sich vor, nicht allzu nah bei der Bank zu parken. Der Termin bei der Vail Money Trust Bank war zu wichtig, um einen schlechten ersten Eindruck aufgrund des schäbigen Fahrzeugs zu riskieren.
Viel zu früh traf sie in Vail ein, fand ohne Probleme einen Parkplatz und atmete einmal durch.
Dann stieg sie aus und holte die Sachen von der Rückbank, die sie dort am Vorabend deponiert hatte. Sie zog den Pullover aus und strich die Bluse glatt, die sie darunter trug. Dann schlüpfte sie in den neuen Blazer, den sie sich extra für diesen Termin gekauft hatte, ebenso wie die Aktentasche. Die Pumps, die ihren Aufzug der dynamischen Jungunternehmerin komplettierten, hatte sie noch von der Hochzeit einer Cousine gehabt. Ihre Haare hatte sie zu einem strengen Knoten geschlungen. Sie straffte die Schultern, reckte das Kinn vor und betrachtete sich in der Reflexion des Autofensters. Ja, so würde es gehen. Ein nervöses Kichern entschlüpfte ihr. Sie kam sich verkleidet vor. Wenn sie jemand aus Plansprings so sähe! Deshalb hatte sie sich auch erst in Vail umgezogen. Wie hätte sie Hank erklären sollen, wohin sie so aufgedonnert fuhr? Sollte sie das bittere Ende nicht abwenden können, wäre es immer noch früh genug, ihm reinen Wein einzuschenken.
Mit der Aktentasche unter dem Arm machte sie sich auf den Weg. Im Geiste ging sie ein letztes Mal ihren kleinen Vortrag durch, den sie einstudiert hatte. Sie beherrschte ihn perfekt, dennoch konnte sie nicht verhindern, dass ihre Handflächen einen schwitzigen Abdruck am kühlen Türgriff hinterließen, als sie die Bank betrat. Unauffällig wischte sie die Hände an der Hose ab und sah sich um. Es herrschte die typische ruhige Geschäftigkeit eines Geldinstituts. Gedämpfte Stimmen drangen aus Büros, Tastaturen klapperten. Ein Schalter war besetzt. Brenda wandte sich mit einem Lächeln dorthin, trug ihr Anliegen vor und wurde nach kurzer Rücksprache in den hinteren Bereich geführt.
›Nevin Abbit‹ stand auf dem Schild neben der Bürotür, vor der sie nun zum Stehen kamen. Der Mitarbeiter, der sie begleitet hatte, klopfte, öffnete die Tür und lud sie mit einer Geste ein, den Raum zu betreten. Brenda atmete noch einmal durch. Einen Moment später stand sie mit einem hoffentlich einnehmenden Lächeln vor dem derzeit wichtigsten Mann ihres Lebens. Sie fürchtete sofort, den Weg vergebens auf sich genommen zu haben. Selten war ihr ein Mensch auf den ersten Blick so unsympathisch gewesen. Das konnte nicht gut ausgehen. Dennoch zwang sie sich, ihr strahlendes Lächeln beizubehalten und dem Gespräch positiv entgegenzusehen. Schließlich wollte sie den Mann nicht heiraten, sondern nur sein Geld. Das klang seltsam. Das hysterische Kichern vom Parkplatz stieg erneut in ihrer Kehle auf. Sie schluckte es herunter.
Nevin Abbit trat auf sie zu. Sein Lächeln zeigte eine Reihe weißer Zähne. Ein Zahnpastalächeln. Zu künstlich, um sympathisch zu wirken. Helle, teigige Haut zeugte von langen Tagen am Schreibtisch. Auch die blauen Augen wirkten seltsam farblos, ebenso wie das hellblonde, bereits schüttere Haar. Er war höchstens Mitte dreißig, aber er verblasste in dieser Bank.
Nevin Abbit deutete auf den Besucherstuhl vor seinem Schreibtisch und hielt ihre Hand zur Begrüßung fest, bis Brenda Platz genommen hatte. Sie hasste derlei kleine Übergriffigkeiten. Im ›Plansprings Inn‹ hatte sie sich ein dickes Fell zulegen müssen, was diese Dinge anging. Nur deshalb lächelte sie stoisch weiter.
»Nun, Miss Callen, Sie hatten am Telefon bereits umrissen, dass es um ein Darlehen für die Modernisierung eines – ja, was ist es eigentlich? Ein Restaurant? Ein Diner? Ein Café?« Der Banker runzelte die Stirn und Brenda sah ihren ersten Eindruck bestätigt. Er stand ihrem Ansinnen nicht positiv gegenüber. Aber so leicht würde sie nicht aufgeben.
»Es lässt sich nicht einordnen.« Ihre Stimme war fest, der Ton so, wie sie ihn wollte. Selbstbewusst, freundlich, souverän. »Da es die einzige Gaststätte am Ort ist, erfüllt es vielfältige Aufgaben und ist zudem der Treffpunkt von Einheimischen und Gästen.« Das klang gut, fand sie, und die innere Anspannung ließ nach.
Mit einem einzigen Kopfschütteln machte ihr Gegenüber alles zunichte.
»Soviel ich gehört habe, können Sie auf die Urlauber nicht mehr setzen.« Er lächelte gönnerhaft. »Das Resort von Mister Miller ist außerordentlich erfolgreich. Es ist bewundernswert, was er in den wenigen Jahren aus diesem einfachen Gasthaus gemacht hat.« Abbit deutete auf die Aktentasche, die Brenda inzwischen wie einen Schutzschild umklammerte. »Haben Sie einen Plan, der mindestens ebenso viel Potenzial hat?« Seine Stimme verriet erhebliche Zweifel.
Jetzt kam es darauf an. Sie nestelte am Verschluss der Tasche herum.
»Nicht so!«
Sein barscher Tonfall ließ sie innehalten.
»Tragen Sie mir Ihre Ideen mündlich vor«, wies er sie an. »Bevor ich bereit bin, mir die Unterlagen anzusehen, muss ich überzeugt sein, dass es sich für mich lohnt, meine kostbare Zeit zu opfern.« Er lehnte sich in seinem Bürosessel zurück und nickte ihr zu. »Also los, überzeugen Sie mich.«
Unmerklich hatte er seine Haltung verändert. Je unsicherer Brenda wurde, desto selbstbewusster wurde er. Er genoss sichtlich die Macht, die ihm diese Situation verlieh. Er wusste, dass es um ihre Existenz ging. Es ging vermutlich meist darum, wenn man hier bei ihm landete. Die kleine Bank verlangte höhere Zinsen, stand dafür aber im Ruf, risikofreudiger zu sein als große Bankhäuser. Offenbar nicht risikofreudig genug, wie Nevin Abbits Miene verriet, während Brenda nicht nur von der Renovierung sprach, sondern vor allem auch von ihren Plänen, auf selbstgemachte Backwaren zu setzen. Sie hatte sich intensiv mit den Profimaschinen auseinandergesetzt und ihr war schwindelig geworden von den horrenden Beträgen, die Dinge wie Etagenöfen, Zutatenstationen, Rührgeräte und Spezialkocher sogar gebraucht noch kosten sollten. Selbst wenn sie sich auf das Notwendigste beschränkte, wäre sie schnell im fünfstelligen Bereich. Dazu die dringend nötige Instandsetzung der heruntergekommenen Terrasse und das neue Mobiliar. Alles, was sich zu Hause noch so plausibel und durchdacht angehört hatte, klang plötzlich selbst in ihren Ohren dürftig. Sie musste nur in die Augen von Nevin Abbit blicken, um ihre Angst bestätigt zu sehen. Von ihm würde sie kein Geld erhalten.
Prompt hob er Einhalt gebietend die Hand. »Danke, Miss Callen. Doch leider war nichts dabei, was mich überzeugt hat.« Er nahm einen Kuli und ließ ihn spielerisch durch seine Finger wandern. Kühl ruhte sein Blick auf ihr. »Sehen Sie der Tatsache ins Gesicht – Plansprings ist nicht groß genug, um ausreichend Gäste für das Resort und ihren kleinen Betrieb zu bieten. Es tut mir leid.« Er legte den Kugelschreiber zurück auf den Schreibtisch und erhob sich.
Aus. Das war es also. Ein Zahnpastalächeln besiegelte das Ende des ›Plansprings Inn‹. Tränen brannten in Brendas Augen, doch die würde sie hier nicht weinen. Nicht vor diesem Kerl, der sie mit seinen wässrigen Iriden mitleidlos ansah. Mit einer wütenden Bewegung fuhr sie sich durch die Haare, allerdings vergaß sie dabei den ungewohnten Knoten im Nacken. Die Hand verhedderte sich und eine dicke, rotblonde Strähne fiel ihr ins Gesicht. Großartig, jetzt hatte sie nicht einmal mehr eine Frisur. Ein würdevoller Abgang sah anders aus.
Da nun ohnehin alles egal war, griff sie in ihren Nacken, löste die Klammern und das Haargummi und schüttelte ihre Haare auf.
Als sie den Kopf zu Nevin Abbit drehte, bot sich ihr ein seltsames Bild. Der Banker war hinter seinem Schreibtisch hervorgetreten und starrte sie mit offenem Mund an. Rasch hatte er sich wieder unter Kontrolle, doch das unverhohlene Interesse in seinem Blick blieb. Er trat auf Brenda zu und sie konnte es kaum glauben, als er die Hand hob. Er würde doch nicht in die jetzt weich fallenden Wellen greifen wollen?
Genau dies schien er unbewusst im Sinn zu haben, doch kurz bevor seine Finger nah genug waren, begriff er offenbar selbst, was er da tat. Seine Hand kam stattdessen auf ihrem Oberarm zu liegen und er sah ihr tief in die Augen.
»Vielleicht sollte ich mir Ihren Plan doch genauer erläutern lassen?«, erklärte er mit einem Augenzwinkern. »Bei einem Abendessen. Wie klingt das?«
Brenda traute ihren Ohren kaum. Sie musste sich zwingen, ihn nicht mit offenem Mund anzustarren, und schluckte. Seine Hand auf ihrem Arm war schon fast mehr, als sie ertrug. Sein Blick ließ sie erschauern. Obwohl seine Miene wohl freundlich wirken sollte, fand sie keine Wärme darin. Die Vorstellung, dass er sie einen Abend lang anstierte, jagte ihr eine Gänsehaut über den Rücken. Sie war doch nicht käuflich! Es musste einen anderen Weg geben, ihren Betrieb zu retten, ohne dass dieser nichtssagende Mann ihr ein Date aufzwang.
»Mister Abbit«, begann sie zurückhaltend.
»Nevin, bitte.«
»Nevin, ich fühle mich geschmeichelt, aber unter der Woche hält mich das ›Plansprings Inn‹ auf Trab und am Wochenende habe ich schon etwas vor.«
Ihr Gegenüber zeigte mit keiner Regung, ob ihn die Zurückweisung kränkte. Im Gegenteil: Mit der Sicherheit eines Mannes, der sich kurz vor dem Ziel wähnte, griff er an Brenda vorbei zum Schreibtisch und überreichte ihr mit einer galanten Bewegung eine Visitenkarte.
»Bitte, Brenda. Wenn du mich doch noch für dein Projekt begeistern möchtest, ruf mich an. Ich würde mich freuen, mit dir einen Abend verbringen zu dürfen.« Er deutete eine kleine Verbeugung an, ging voran und öffnete die Tür. Sie war entlassen. Ohne Kredit. Ohne Idee, wie es weitergehen sollte. Aber wenigstens auch ohne Zwangsdate.