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9 Brenda

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Stumm stapfte sie neben Matt den Berg hinauf. Wo war nur die Lockerheit zwischen ihnen hin? Als Matt vorhin vor Noels Chalet gestanden hatte, so gutaussehend und genießerisch das Gesicht der Sonne entgegengestreckt, da hatte sich ihr Herz mit einem Mal ganz leicht angefühlt. Die unbeschwerten Momente mit Matt waren selten geworden. Umso mehr bedeuteten sie ihr.

Von dieser gelösten Stimmung war nichts mehr zu spüren. Sie konnte sich nicht erinnern, jemals zuvor in seiner Gegenwart so verspannt gewesen zu sein.

Immerhin schien er sie nicht weiter ausfragen zu wollen. Wenn er wüsste, welchen Anteil sein Hotel an ihren Sorgen hatte, würde ihre Beziehung noch mehr belastet. Schon, um wenigstens ihre Freundschaft zu retten, musste sie den Mund halten. Allerdings stand ihr Schweigen ebenso zwischen ihnen. Sie verspürte den Drang, ihren Schritt zu beschleunigen, um zu Cadie aufzuschließen. Die unterhielt sich jedoch gerade angeregt mit Noels Mutter, während Irving mit Noel und Jayden in eine lebhafte Diskussion vertieft war. Der Weg war flacher geworden und erlaubte es deshalb, die Gespräche wieder aufzunehmen. Noch eine Wegbiegung und sie würden den Bergsee erreichen.

Schon sah sie zwischen den Bäumen den ersten Schimmer in Blau und Türkis. Auch die Luft hatte sich verändert. Eine frische, kühlere Note hatte sich unter den Duft der Nadelbäume gemischt.

Dann lag er vor ihnen – der Lieblingsort ihrer Kindheit. Bis heute konnte sie sich nicht an dem kristallklaren Wasser sattsehen, das im Licht der Sonne in hellem Blaugrün funkelte.

Früher hatte sie unzählige Sommertage mit ihren Freunden hier oben verbracht. Auch Cadie und Matt waren häufig dabei gewesen. Einmal hatte er sie mit all ihren Sachen in das eiskalte Wasser geworfen, weil er sie erwischt hatte, als sie ihm eine Kröte in die Schuhe stecken wollte. Sie drehte leicht den Kopf und fing Matts Blick auf. Seine Augen blitzten amüsiert. Ob er in diesem Moment in ähnlichen Erinnerungen schwelgte?

»Das mit dem Skateboard damals warst du, richtig?«

»Skateboard?«, gab sie sich ahnungslos. Dabei wusste sie genau, auf was er anspielte. Aus Rache für ihr unfreiwilliges Bad im See hatte sie ihm sein Skateboard geklaut, es mit Marmelade eingeschmiert und vor einem riesigen Ameisenhaufen abgestellt. Matt hatte vor Wut geschäumt und den Tätern furchtbare Vergeltung angedroht, sodass Brenda sich tagelang nicht aus dem Haus getraut hatte. Aber Matt hatte ihr nichts nachweisen können und die Tat war bis heute ungesühnt geblieben.

Sie erreichten die Stelle, an der sie ihr Picknick abhalten wollten, und Brenda ließ den Rucksack von den Schultern gleiten.

»Vielleicht sollte ich die Gelegenheit für eine späte Strafe ergreifen«, ertönte in diesem Moment Matts Stimme nah an ihrem Ohr. Sie war so in der Vergangenheit gefangen gewesen, dass sie nicht mitbekommen hatte, wie er sich von hinten angeschlichen hatte. Ehe sie sichs versah, hatte er sie hochgehoben und sich wie ein Handtuch über die Schulter geworfen.

Sie quiekte und zappelte mit den Beinen, doch er hielt sie eisern fest. Er war kräftig und bändigte sie mit Leichtigkeit. Hilflos musste sie erdulden, dass er unter dem Gelächter der anderen mit ihr zum Ufer stapfte.

»Das wagst du nicht«, kreischte sie. »Das Wasser ist noch eiskalt!« Viel wärmer würde es auch im Hochsommer nicht werden, aber dann wäre die Lufttemperatur wenigstens höher.

»Dann gestehe und bettle um Gnade«, erwiderte Matt mit düsterer Stimme.

Er zog sie nach vorne, sodass er sie vor seinem Körper auf seinen Armen trug und grinste sie an. »Nun?« Er hob die Augenbrauen. Das Blau seiner Iriden funkelte mit dem des Sees um die Wette. Seine Lippen waren auf einmal nah. Viel zu nah. Sie verzogen sich zu einem diabolischen Grinsen. »Höre ich ein Geständnis?«

»Niemals! Es wäre ohnehin alles längst verjährt.« Mit einer energischen Bewegung wand sie sich herunter. Ihre Landung erzeugte ein platschendes Geräusch. Sie hatte nicht gemerkt, dass Matt sie direkt an den Rand des Sees getragen hatte. Vor Schreck wollte sie an Land springen, verlor das Gleichgewicht und fand sich plötzlich in kräftigen Armen wieder.

»Vorsicht.« Matt hielt sie fest umschlossen. »Sonst gehst du wirklich noch baden.« Klang seine Stimme etwas rauer als gewöhnlich?

»Davon träumst du nur.« Brenda drehte sich aus der Umarmung und eilte zurück zu der kleinen Wandergruppe, die das Schauspiel amüsiert verfolgt hatten. Das Wasser dort am Rand war kaum zwei Finger hoch gewesen und ihre Wanderschuhe überdies wasserdicht. Angst vor einem unfreiwilligen Fußbad war also nicht der Grund für ihre Flucht. Etwas anderes trieb sie von der Stelle weg, wo Matt noch stand und ihr hinterher sah. Etwas, über das sie in Ruhe nachdenken musste. Was um alles in der Welt hatte sie da gefühlt, als sein Gesicht ihrem so nah gewesen war?

Die anderen hatten inzwischen die mitgebrachten Decken ausgelegt. Brenda kümmerte sich um Noels Geburtstagskuchen. Damit sie ihn transportieren konnte, hatte sie den Kuchen auf verschiedene Kunststoffboxen verteilen müssen, nun kniete sie sich auf eine Decke und richtete die Stücke sorgfältig auf einer Glasplatte an.

Auch die übrigen Gäste öffneten nach und nach ihre Rucksäcke und breiteten die mitgebrachten Köstlichkeiten in der Mitte aus. Vor ihnen türmten sich auf Platten und in bunten Schüsseln Sandwiches, Salate und diverses Fingerfood. Hinzu kamen Flaschen mit Wasser und Wein. Ein Geburtstagspicknick mit all seinen Lieben war Noels Wunsch gewesen. Jetzt saß er strahlend inmitten von Familie und Freunden, die sich um ihn herum auf farbenfrohen Decken scharten. Auf den Platz vor Noel stellte Brenda nun den Kuchen ab.

Begleitet von einem eher herzlich als gut intonierten Ständchen blies Noel lachend die Kerzen aus. Er wirkte rundum glücklich, ebenso wie seine Gäste. Auch Matt scherzte mit allen. Mit allen außer mit Brenda. Sie bemerkte seine Seitenblicke, aber die Ungezwungenheit ihr gegenüber fehlte. Traurig wandte sie sich ab. Etwas hatte sich zwischen ihnen verändert.

Während des Essens berichteten Noel, Cadie und Matt abwechselnd von den weiteren Plänen für das Hotel. Brenda wurde immer stiller. Zum ersten Mal erfuhr sie von Matts Überlegungen, die Berghütte, in der sie im Winter gearbeitet hatte, für Wanderer attraktiver zu machen. Sie hätte schreien mögen. Damit würde die Konkurrenz für das ›Inn‹ noch größer.

Mit Begeisterung stellte Matt anschließend seine Ideen vor, wie man auch Mountainbiker und Kletterer nach Plansprings ziehen könnte, um den Sommertourismus zu beleben. Alle hingen an seinen Lippen und prophezeiten dem Resort eine glorreiche Zukunft. Brenda fühlte sich ausgeschlossen wie nie zuvor.

Broken Hearted

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