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Vorwort

Die anhaltende Zuwanderung Schutz suchender Menschen ist seit dem Jahr 2015 eines der zentralen politischen Themen in unserem Land und anno 2020 bedingt durch die Grenzöffnung durch den türkischen Präsidenten Erdogan im März und das Feuer im Flüchtlingslager Moria im September wieder brandaktuell.

Der Ansturm der Flüchtlinge führte Deutschland in die größte Krise seit dem 'deutschen Herbst' 1977, als Terroristen der Roten Armee Fraktion (RAF) den damaligen Arbeitgeberpräsidenten Hanns-Martin Schleyer und 83 Passagiere der Lufthansamaschine 'Landshut' in Geiselhaft nahmen – und die zivile Bevölkerung gleich mit.

Auch heute bleibt die Staatskrise nicht ohne Auswirkung auf die einheimische Bevölkerung: Die Flüchtlingsfrage spaltet die Menschen hierzulande wie kaum ein zweites Thema. Die Kluft zwischen Befürwortern der „Willkommenskultur“ und Kritikern der unkontrollierten Zuwanderung wird hierzulande fortdauernd größer. In zunehmendem Maße werden dabei diejenigen Menschen verunglimpft, die gegen den Strom schwimmen, die die deutsche Asylpolitik kritisieren und die Gewalttaten von Zuwanderern thematisieren.

Auch und nicht zuletzt, weil unsere Regierung auf die elementaren Fragen ihrer Wähler zur Flüchtlingspolitik keine Antworten zu liefern weiß und ein Klima geschaffen hat, welches nur noch 'schwarz oder weiß', nur noch Extrempositionen, ein für oder gegen Flüchtlinge zuzulassen scheint und einer gemäßigten Betrachtung der Flüchtlingsproblematik kaum noch Raum lässt.

Im März 2019 wird eine 21-jährige Frau aus dem rheinlandpfälzischen Worms mutmaßlich von dem tunesischen Asylbewerber Ahmet T. erstochen (01). Die Berichterstattung über diesen grausamen Fall habe ich noch im Hinterkopf, als ich mich am Abend zur Saisoneröffnung in unserem Kleingartenverein aufmache. Es wird gegrillt, getrunken, erzählt und diskutiert. In Zeiten wie diesen kommt man dabei auch beim geselligen Zusammensein am Thema Flüchtlingspolitik kaum vorbei. Als ich in die Runde werfe, dass am Nachmittag „schon wieder“ eine Meldung über einen von einem Asylbewerber begangenen Mord in den Medien verbreitet wurde, haften von einem Moment auf den anderen alle Blicke auf mir. „Ist das denn sicher, dass das ein Asylbewerber war?“, fragt mich ein Mitgärtner. „Leute wie Du benutzen das jetzt wieder, um gegen die Ausländer zu hetzen“ meint ein anderer.

Hätte ich von einem Übergriff Rechtsradikaler auf ein Flüchtlingsheim berichtet, wäre ich wahrscheinlich der Star des Abends gewesen und wir hätten bis weit in die Nacht über das Thema diskutiert beziehungsweise die in unserem Lande herrschende kollektive Fremdenfeindlichkeit angeprangert. Aber so sieht das ganz anders aus. Den Rest des Abends werde ich mit Missachtung gestraft. Nicht die, die Verbrechen begehen, sind die Bösen, sondern die, die diese thematisieren, hat man manchmal den Eindruck.

Am nächsten Tag beim obligatorischen Morgenspaziergang mit meinem Hund erfahre ich von einer Bekannten, dass sich mein Fauxpas schon im Wohnviertel herumgesprochen hat. „Der ist doch so ein Netter! Dass der ein Nazi ist, hätte ich gar nicht gedacht“, soll eine, mir bis dato durchaus wohlgesonnene Hundebesitzerin aus der Nachbarschaft sich gewundert haben.

Die mir entgegengebrachten Reaktionen verdeutlichen ein bemerkenswertes gesellschaftliches Phänomen in unserer Zeit:

Nach Gewalttaten wie der in Worms, bei denen Asylzuwanderer als Tatverdächtige ermittelt werden, wird jeweils direkt nach der Tat die Debatte davon dominiert, wie es verhindert werden könne, dass Fremdenfeinde die Tötungen für ihre Ziele instrumentalisieren. Relativ wenig wird allerdings darüber diskutiert, wie der Staat seine Bürger besser schützen und künftig das Risiko für ähnliche Taten minimiert werden könnte.

Die Frage, wie mit der Flüchtlingskrise umgegangen werden soll, treibt mehr und mehr einen Keil in unsere Gesellschaft. Es hat den Anschein, als gäbe es in diesem unserem Lande nur noch die extrem Rechten, für die „Ausländer raus“ die ultima ratio darstellt und die 'Willkommenskulturler', die händeringend nach Rechtfertigungen suchen, alles und jedes rund um die deutsche Flüchtlingspolitik zu verteidigen und vermutet anders denkende als rechtsradikal zu brandmarken.

Nicht nur die Feindlichkeit gegen Asylbewerber und Flüchtlinge in Deutschland nimmt zu, sondern auch die Ächtung jener Menschen, die es wagen, die deutsche Flüchtlingspolitik auch nur im Ansatz zu kritisieren. Mittlerweile darf man kein negatives Wort mehr über Flüchtlinge sagen, ja, man darf Kapitalverbrechen wie das oben genannte nicht einmal erwähnen oder zur Diskussion stellen, will man nicht Gefahr laufen, als Rassist abgestempelt zu werden.

Wo andere europäische Länder sich weigern, überhaupt Flüchtlinge aufzunehmen, ist es hierzulande beinahe schon verpönt, die damit verbundene Politik auch nur zu in Frage zu stellen.

Oder aber ein Buch darüber zu schreiben…Sie ahnen nicht, wie einige meiner Freunde und Bekannten schon allein auf die bloße Idee, meine Gedanken zu Papier zu bringen, reagiert haben. Offenbar zeugt die Intention, dies zu tun, bereits unzweifelhaft von rechtsradikaler Gesinnung. Unglaublich.

Im Folgenden möchte ich Gedanken beschreiben, die einen politisch interessierten Menschen in Zeiten wie diesen bewegen. Dabei versuche ich, die Sorgen, die die Bevölkerung angesichts des nicht enden wollenden Zuzugs von Menschen aus aller Herren Länder plagen, auch jenen verständlich zu machen, die die deutsche und europäische Flüchtlingspolitik für nicht kritikwürdig halten.

Ich möchte weder anklagen noch verurteilen, sondern einfach nur die Fragen formulieren, die sich viele Menschen in unserem Land bezüglich der deutschen Flüchtlings- und Asylpolitik stellen, jedoch in unseren Zeiten kaum mehr offen vorbringen dürfen, wenn sie nicht sozial geächtet werden wollen.

Viele Leser werden sicher denken: Diese Fragen habe ich doch schon tausendmal gehört. Geht mir genauso, nur habe ich nie befriedigende Antworten bekommen. Vielleicht ist das ja beim eintausendundersten Mal anders…

Sollte ich auch nur mit einigen wenigen meiner dreißig Fragen eine Antwort provozieren, so hat mein Werk seinen Zweck schon erfüllt.

Dieses Buch wendet sich an diejenigen, die irgendwo in der Mitte zwischen verklärter Willkommenskultur und nationalistischem „Germany first“ stehen und deren Fragen viel zu oft ungeklärt bleiben.

Ich schreibe es auch deswegen, weil ich einfach meine Gedanken loswerden muss, die selbst in meinem engsten Umfeld kaum noch jemand hören will.

Ich hoffe, damit nicht nur zu informieren, sondern vor allem auch einen Beitrag dazu leisten zu können, dass Menschen, die sich kritisch mit der deutschen Flüchtlingspolitik auseinandersetzen, nicht weiterhin rechtsradikale Tendenzen unterstellt werden.

Köln, im September 2020

Peter Wolff

...und schon bist Du Rassist!

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