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Woher kommt sie nur, dieseFremdenfeindlichkeit?

Die im letzten Kapitel genannten Zahlen sind sicherlich größtenteils auf die aktuelle Flüchtlingspolitik der Bundesregierung zurückzuführen, zum Teil jedoch basieren sie wohl auch auf einer latenten Fremdenfeindlichkeit, die in unserer Gesellschaft herrscht.

Fremdenfeindlichkeit ist in Europa eine bedauerliche Konstante der Geschichte. Man kann auf der Zeittafel bis weit in die Antike zurückgehen - überall finden sich frühe Beispiele von Xenophobie und Fremdenhass. Bereits in der griechischen Antike grenzt man Fremde aus, im alten Rom sieht es nicht anders aus. Vom Reich der Mitte über das europäische Mittelalter bis zur Ära des modernen Rassismus: Vorurteile gegenüber Fremden begleiten uns Menschen seit Jahrtausenden.

Xenophobie, in Form von Araberphobie, Islamophobie oder Negrophobie – Ressentiments gegen andere Menschengruppen existieren zu allen Zeiten. Die Ursachen hierfür sind schwer zu ergründen, die Rechtfertigungen für Fremdenfeindlichkeit in unseren Gesellschaften verändern sich häufig (03).

Die Angst oder Scheu vor dem Fremden ist zunächst einmal etwas biologisch Notwendiges, ein Schutzmechanismus, der lebensrettend sein kann. Dieser Mechanismus muss sich jedoch nicht notwendigerweise zu Rassismus steigern, im Rahmen dessen die normale Angst vor Fremden umschlägt in Fremdenhass und aggressive Handlungen gegenüber Fremden.

Xenophobie ist im heutigen Europa zumeist Islamophobie. Hauptverantwortlich hierfür ist vor allem der islamische Terrorismus, auch werden islamische Migranten oft als wirtschaftliche Bedrohung wahrgenommen. Das Verhältnis zwischen Morgenland und Abendland, also zwischen muslimisch und christlich geprägter Welt, schürt Ressentiments, der Jahrhunderte lange Konflikt zwischen Islam und Christentum samt Kriegen und Kreuzzügen hat die Fronten verhärtet. So behaupten viele Christen, ihre Religion wäre die des Friedens, während der Islam die Konfession der Gewalt sei. Das ist so nicht richtig, denn auch die als friedsam bezeichnete christliche Religion hat Gräueltaten und Vernichtungsstrategien begangen, wie sie auch der Islamische Staat heute kaum radikaler zustande bringt (04).

Fremdenfeindlichkeit ist hierzulande heutzutage beinahe gleichzusetzen mit Muslimfeindlichkeit.

Eine Studie der Forscher und Soziologen Oliver Decker und Elmar Brähler von der Universität Leipzig zum Thema Autoritarismus verdeutlicht dies.

Für die 328 Seiten lange repräsentative Studie wurden zwischen Mai und Juli 2018 2416 Menschen in Deutschland (West: 1918, Ost: 498) interviewt. Die Forscher beobachten seit 2002 die Einstellungen der Deutschen zum Rechtsextremismus, bislang bekannt unter dem Namen "Mitte-Studien der Universität Leipzig". Sie erscheint alle zwei Jahre, nun unter dem Namen "Leipziger-Autoritarismus-Studie".

Die Befragung in der Kategorie Ausländerfeindlichkeit zeigt, dass 24 Prozent und damit rund ein Viertel der Deutschen eine ablehnende Haltung gegenüber Ausländern haben. Deutlich wird dabei ein Ost-West-Gefälle. Während im Westen 22% der Befragten ausländerfeindlich eingestellt sind, sind es im Osten 31%.

Insgesamt stimmen 36% der Deutschen der Aussage zu, dass Ausländer nur hierherkommen, um den Sozialstaat auszunutzen. Über ein Viertel würde Ausländer wieder in ihre Heimat zurückschicken, wenn in Deutschland die Arbeitsplätze knapp werden. Rund 36% halten die Bundesrepublik durch Ausländer in einem gefährlichen Maß für "überfremdet". Bei all diesen Antworten stimmen Ostdeutsche öfter zu als Westdeutsche. Obwohl interkultureller Austausch im Alltag stattfindet, werden Vorurteile offenbar nicht abgebaut. "Die Ausländer bleiben ein gewohntes Feindbild“.

Deutlich zeigt sich, dass Menschen mit Abitur viel seltener rechtsextrem sind als jene ohne Hochschulreife. Außerdem erreichen Männer in allen Kategorien, höhere Werte als Frauen. Weitaus mehr Männer (26,3%) stimmen zum Beispiel ausländerfeindlichen Aussagen zu als Frauen (22,2%). Ältere Befragte tendieren eher zu rechtsextremen Positionen als jüngere.

"Erschreckend hoch ist die Abwertung von Muslimas und Muslimen angestiegen", sagt Studienleiter Elmar Brähler.

44,1% der Befragten finden, dass Muslimen die Zuwanderung nach Deutschland untersagt werden sollte. In den neuen Bundesländern sieht das sogar jeder Zweite so. Der Anteil derer, die sich "durch die vielen Muslime wie ein Fremder im eigenen Land fühlen", ist 2018 in Deutschland ebenfalls gestiegen. Die Vorbehalte gegenüber Asylsuchenden sind gleich geblieben - allerdings gleich hoch. Vier von fünf Befragten finden, über Asylanträge sollte nicht großzügig entschieden werden. Dies werten die Forscher als Kritik an Flüchtlingen, nicht aber am Vorgehen der Verwaltung, die über Anträge entscheidet (05).

Die Ergebnisse der Leipziger Studie sind wenig überraschend, verhält es sich doch so, dass in Zeiten einer hohen Zuwanderung die Fremdenfeindlichkeit tendenziell zunimmt.

Die Fronten zwischen der einheimischen Bevölkerung und der stetig wachsenden Zahl an Zuwanderern scheinen verhärtet. Das Ziel muss sein, sich auf einen Konsens für die universalen Menschenrechte zu verständigen, so schwer dies auch sein, so unerreichbar ein solcher Ist-Zustand aus heutiger Sicht auch erscheinen mag.

Sonst entstehen parallele Subgesellschaften, die sich gegen feindseliges Verhalten mit Abwehr, Distanz, Rückzug oder aufgrund ihrer schwachen sozialen Position auch mit verdeckter oder offener Aggression wehren.


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