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Januar 2003

Zu allem Übel war kurzfristig gleich im Januar für mich noch eine Geschäftsreise nach Moskau angesagt, die sich zwar nur über ein paar Tage erstreckte. Wie ich befürchtet hatte, war es mit minus 25° – 30°C extrem kalt, und der Wodka, den ich bei den Besprechungen zu trinken gedrängt wurde, eindeutig zu viel.

Bei all den Aktivitäten und ‚etwas‘ Arbeit im Büro verging der Januar wie im Fluge und ließ uns wenig Zeit für weitere Planungen bei unserem Vorhaben auf Sardinien. Vielleicht brauchten wir nach den Monaten, in denen wir uns überwiegend damit beschäftigt hatten, auch etwas Abstand von der Sache – das schadete sicher auf keinen Fall.

In diesen Wochen hörten wir viele interessante Reaktionen und Kommentare unterschiedlichster Art im Familien- und Freundeskreis, was unser Vorhaben anging! Die meisten waren sehr überrascht, aber es gab neben Bewunderung für unseren Mut auch Kritik an unseren Plänen oder unserer Naivität! Unsere erwachsene Tochter Christina hegte sowohl nach unserer spontanen Besichtigungstour im November als auch noch nach einigen Monaten Zweifel, ob wir das wirklich durchziehen würden. Sie meinte zwar, dass sie mir das Ganze schon eher zutraue – ich hatte ja immer wieder spontane Einfälle in meinem Leben gehabt und meist alles drangesetzt, sie auch zu verwirklichen. Sie konnte allerdings nicht glauben, dass ich ‚meine Firma‘ wirklich irgendwann loslassen könnte.

Noch weniger eingängig war ihr aber die Vorstellung, dass ihr Vater, der bekanntermaßen in der Vergangenheit allen kleineren und größeren Veränderungen mehr als skeptisch gegenübergestanden hatte, mit von der Partie sein sollte.

Ein befreundetes Paar, beide berufstätig und ohne Kinder, mit einem Segelboot im Mittelmeer, das sie nach ihren eigenen Vorstellungen hatten bauen lassen und dessen vorletztes Stadium der Fertigstellung in einem eigens dafür aufgestellten Bierzelt in ihrem Dorf (weitab von jedem See oder Gewässer) für beträchtliche Aufregung gesorgt hatte, waren äußerst angetan von unserer Idee. Sie wollten sofort wissen, ob es in dieser Region einen Hafen gebe und überlegten, ihr Boot bei nächster Gelegenheit im Frühsommer vom derzeitigen Liegeplatz am Capo Vaticano/ Kalabrien nach Sardinien zu bringen, damit sie uns dann im Urlaub besuchen können. Sofort wurden Kalender verglichen und geeignete Termine ins Auge gefasst… Hier sprang die Begeisterung offensichtlich gleich über!

Traudl, meine älteste Freundin aus Schulzeiten, die einige Jahre im Ausland gelebt hatte und nun nach Stationen in Paris und Zürich in München wohnte, beglückwünschte mich zu dem Entschluss, unserem Leben einen ganz neuen Inhalt zu geben und es demnächst in seiner wohl gesündesten Form, nämlich auf dem Land und am Meer zu genießen. Spontan kündigte sie auch gleich ihren Besuch dort an!

Wenn meine Mutter noch leben würde und in guter Verfassung wäre, hätte sie zu unserem Vorhaben sicher auch eine interessante Reaktion beisteuern können; entweder hätte sie mich für verrückt erklärt oder – was durchaus im Bereich des Möglichen gelegen hätte – sie wäre auf die Idee gekommen, mitzugehen. Sie liebte Wärme und Sonne überaus, und ich denke, dass es ihr dort auch gefallen hätte. Vor allem die Aussicht auf ein großes, noch zu bearbeitendes Grundstück hätte sie trotz gesundheitlicher Einschränkungen bestimmt gereizt!

Natürlich gab es auch ein paar Kritiker, die unser Vorhaben für unklug, nicht ausgereift oder als eindeutig ‚am Ziel vorbei geschossen‘ betrachteten, nach dem Motto, „man kann doch auch in unseren Breitengraden einen schönen Lebensabend verbringen…“ oder „Ihr habt doch ein schönes großes Haus, warum wollt Ihr weg von hier?“ Allerdings waren die wirklich kritischen Stimmen eindeutig in der Minderzahl.

Andere dagegen fragten uns, warum wir uns nicht in der Toskana etwas suchen würden; die wäre doch schneller und kostengünstiger mit dem Auto zu erreichen; da könnte man schon mal an einem langen Wochenende hinfahren (und Besuche wären auch leichter zu bewerkstelligen…). Sicher ist das Argument nicht ganz von der Hand zu weisen, aber erstens ist die Toskana schon von Ausländern ‚übervölkert’, vor allem von Reichen und VIP’s oder freischaffenden Künstlern und daher für unsere anspruchsvollen Wünsche, was die Nähe zum Meer oder die Größe des Grundstücks angeht, nicht mehr erschwinglich! Und zweitens ist es dort im Winter auch kalt und neblig, wenn auch nicht mit den tiefen Temperaturen, die bei uns möglich sind…

Dazu erhielten wir Antworten von Bekannten, die meinten, es gäbe doch auch interessante Objekte in Umbrien oder in den Marken, wo sich die Preise noch einigermaßen im Rahmen halten (gibt es, aber alles zu weit weg vom Meer). Nein, es musste unbedingt Sardinien sein, wo es uns von allen Regionen Italiens am besten gefallen hatte. Schon beim ersten Besuch fühlten wir die magische Anziehungskraft. Wir haben uns einfach in diese Insel und seine Landschaften dort verliebt und wir mögen die Menschen, ihre Mentalität und auch die sardische Küche, das Meer ist weitaus sauberer und klarer als an der Adria – und was noch viel wichtiger für uns ist: Die Verbauung der Strände und der Tourismus ist weit von entfernt von den exorbitanten Dimensionen, wie dies in anderen Gebieten am Mittelmeer der Fall ist!

Sardinien - Ein Traum wird wahr

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