Читать книгу Sardinien - Ein Traum wird wahr - Carlotta Renzo - Страница 8
ОглавлениеOktober 2002
In diesem Monat setzte der schon erwähnte glückliche Zufall alles schneller in Bewegung als uns eigentlich lieb war! Wir trafen einen flüchtigen Bekannten wieder, den wir Jahre nicht gesehen hatten, obwohl er nur einige Kilometer von unserem Ort entfernt ein kleines Geschäft hatte und auch dort in der Nähe wohnte.
Bei unserem Gespräch stellte sich heraus, dass er gar kein Spanier war (wie wir aufgrund seines Namens immer geglaubt hatten), sondern aus Sardinien stammte. Daraufhin verlagerte sich der Inhalt des Gesprächs natürlich auf Sardinien, auf unsere Begeisterung für diese Insel, auf die Regionen, die wir schon besucht hatten, und dass wir uns vielleicht später einmal dort überwiegend oder ganz aufhalten wollen. Er erzählte, dass er in einem kleinen verschlafenen Nest in eben der Region aufgewachsen war, die wir für uns ausgewählt hatten. Und dann fiel der folgenschwere Satz, der unser Leben fortan veränderte: ‚Wenn ihr da etwas sucht, habe ich vielleicht etwas für euch…’
Wir trauten unseren Ohren nicht, denn es war fast unglaublich: Er hatte vor einigen Jahren in der Nähe seines Heimatortes ein großes Grundstück erworben: in hügeliger Landschaft, mit Blick auf das Meer! Inzwischen wurde der Rohbau für ein kleines Haus im typisch sardischen Stil errichtet. Und genau dieses Grundstück mit dem noch unfertigen Gebäude wollte er verkaufen – die endgültige Entscheidung wollte er in diesen Tagen treffen!
Welcher Zufall – welche Macht hatte uns gerade jetzt zueinander geführt? Allerdings schien er seinen Entschluss noch zu überdenken - vor allem hatte er bisher offenbar weder mit seiner Familie noch mit Freunden konkret darüber gesprochen. Für uns hieß das trotzdem, dass wir vielleicht zur richtigen Zeit mit der richtigen Person in Kontakt gekommen waren. Denn nach mehr als 30 Jahren in Deutschland wollte er sein Geschäft aufgeben und sich zur Ruhe setzen. Seine durch und durch deutsche Frau dagegen hatte keine Lust, ihren Lebensabend in einem verträumten Nest auf Sardinien zu verbringen; schon gar nicht mit dem ganzen Familienclan ihres Mannes, der sie wohl zwangsläufig und wie sie vielleicht richtig vermutete, dort voll vereinnahmen würde. Sie sprach auch die Sprache kaum und wollte lieber nach Spanien oder Portugal gehen, um dort in einer ‚Interessanteren’ Gegend (wo vor allem mehr los ist…) ein Haus zu kaufen.
Bei einem dieser Gespräche mit uns kam auch heraus, dass er sich oft fragte, wo er nun wirklich hingehöre: auf Sardinien geboren und aufgewachsen, als junger Mann zuerst nach England und dann nach Deutschland gekommen, wo er dann geheiratet, ein Geschäft aufgebaut und über 30 Jahre verbracht hatte – eigentlich hatte er sich nun vorgenommen, zu seinen Wurzeln zurückzukehren. ‚Was soll ich in Spanien oder in Portugal? Ich weiß es wirklich nicht‘ – das waren seine Worte. Und dabei wirkte er fast ein wenig traurig. Aber letztendlich sei es wohl trotz aller Bedenken der richtige Entschluss, das Haus, das er für sich und seine Frau habe fertig stellen wollen, doch zu verkaufen.
Wir verabredeten uns für die darauffolgende Woche, um über weitere Einzelheiten zu sprechen, den Bauplan zu begutachten und die Fotos anzuschauen, die er bei seinem letzten Besuch auf Sardinien von Haus und Grundstück gemacht hatte. Außerdem wollten wir noch ein paar paar weitere, wesentliche Informationen bekommen.
Nach dem letzten Besuch waren wir noch sicherer, dass wir uns mit dem Objekt näher befassen wollten. Wir diskutierten das Thema zuhause natürlich stundenlang, und an manchen Abenden drehte sich das Gespräch kaum noch um etwas anderes. Vor allem beschäftigte uns der Gedanke daran, dass der Traum nun vielleicht schneller Wirklichkeit werden könnte, als wir das geplant hatten. Und dabei gab es nicht nur persönliche und berufliche, sondern auch finanzielle Aspekte zu berücksichtigen…
Die Feiertage Anfang November waren nicht mehr weit, und wir beschlossen spontan, diese Tage mit ein paar zusätzlichen Urlaubstagen so zu verlängern, damit es für eine Kurzreise nach Sardinien reichte. 5 Tage würden uns genügen – für die Fahrt mit dem Auto nach Livorno zur Fähre, die Überfahrt auf die Insel mit der Nachtfähre, die Anreise vom Hafen in Olbia in den Südosten der Insel, 2 Tage Aufenthalt, um uns gründlich umzusehen und danach wieder auf gleichem Wege zurückzukehren. Wir waren so beflügelt von der Neugier, was uns wohl erwarten würde und der unausgesprochenen Frage, ob es wirklich, das Fleckchen Erde war, das wir uns gewünscht und vorgestellt hatten, sodass uns die mit der Fahrt verbundenen Strapazen nebensächlich erschienen.