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Kapitel 7 - Sophie

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Langsam lief ein einzelner Tropfen über Marcs Stirn. Er rümpfte die Nase und wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß weg.

»Was machst du da?«

Er sah ziemlich konzentriert aus und hatte sich das Ende seines Kugelschreibers ans Kinn gedrückt. Ein paar Zettel lagen um ihn herum, auf denen ich nichts erkennen konnte.

»Lineare Algebra«, murmelte er und tippte etwas in seinen Taschenrechner.

»Das ist das mit den Buchstaben, richtig?«, vermutete ich. Irgendwann im Abi hatte ich das Thema ebenfalls mal durchgenommen, aber sofort wieder verdrängt. Gruselig.

»Es sind auch Zahlen dabei. Guck! Die Aufgaben sind durchnummeriert.«

»Ernsthaft?«, stöhnte ich, woraufhin Marc lachte und mich mit der Rückseite des Kugelschreibers anstupste.

»Was ist so witzig?«, wollte Sina wissen und lehnte sich zu uns.

»Lineare Algebra«, sagte ich, als wäre es ganz wichtig.

»Mathe? Was genau?«

Marc seufzte. »Sagen dir Vektoren etwas?«

Meine beste Freundin setzte ein liebes Grinsen auf. »Nein.«

»Euklid?«

»Hat er gerade Glied gesagt?« Sina wackelte mit den Augenbrauen und brachte mich zum Schmunzeln.

»Oh Gott. Dabei bist du gar nicht blond. Wie alt wart ihr gleich noch mal?« Marc stand auf und warf seinen Kugelschreiber auf das Handtuch. »Will jemand Pommes? Ich hole welche.«

»Gute Idee!« Mein Magen knurrte schon bei der Erwähnung von Schwimmbad-Pommes. Das war fast das Beste am Freibad. »Wir sollten die Mädchen abholen, damit sie uns tragen helfen. Die wollen sicher welche, also … wo sind sie?«

Sina zuckte mit den Schultern. »Ich glaube, Aaron und Dennis haben sie mit zum Einmeterbrett genommen und wollen es ihnen zeigen. Meinst du, Fee springt?«

Rieke zog sich ihre große Sonnenbrille von der Nase. »Ich denke schon. Das ist normalerweise kein Ding für sie.«

»Dann bin ich mal gespannt, ob sich Michelle anstecken lässt. Eigentlich ist sie da eher vorsichtig. Ich gehe schon, Sophie.«

Das ließ ich mir tatsächlich nicht zweimal sagen und plumpste wieder auf das Handtuch, während Marc mit Sina loslief.

»Gibt es etwas Besseres als Pommes im Schwimmbad?«, wollte ich von Rieke wissen.

»Ich mag sie eigentlich nicht so sehr, nur ab und zu esse ich auch welche. Hier geht’s.«

»Du magst keine Pommes?« Das war … Da wusste ich gar nicht, was ich dazu sagen sollte.

»Nee, ab und zu klaue ich Dennis welche, um ihn zu ärgern, aber eigentlich … Wenn ich mir eine Beilage aussuchen kann, nehme ich entweder Bratkartoffeln oder Kroketten. Oder beim Griechen Knoblauchkartoffeln.« Sie küsste ihre Fingerspitzen.

Kurz darauf kamen die anderen mit Pommes zurück.

»Was bekommst du?«, wollte ich von Marc wissen, der mir eine Schale hinstellte. Eigentlich hätte ich Mayo dazu gewollt, doch das hatte ich vergessen zu erwähnen. Pech gehabt.

»Nichts? Die zwei Euro kannst du dir schenken. Bringst mir nächstes Mal einfach eine Portion mit und wir sind quitt.«

Damit war ich zufrieden.

Marc sammelte seine Zettel zusammen, die er ausgebreitet hatte. Kein Lüftchen ging gerade, weswegen er sich keine Sorgen hatte machen müssen, dass sie weggeweht würden.

»Sagt mal, findet ihr es nicht unfair, wie braun Sophie schon ist?«, warf Sina plötzlich ein und alle sahen mich daraufhin an.

»Guckt lieber, wie weiß Marc ist.« Mit dem Finger deutete ich auf meinen Handtuchnachbarn, der mir seinen Arm hinstreckte, damit ich meinen zum Vergleich danebenhielt.

»Wo wir gerade dabei sind, kann mir gleich jemand den Rücken eincremen? Wenn ich das nicht regelmäßig mache, bin ich später rot.«

»Klar«, sagte ich, als nicht sofort Begeisterungsstürme ausbrachen. Ich liebte es, Leute mit Sonnencreme einzucremen. Gerade wenn …

»Mal mir nichts Obszönes auf den Rücken.«

Mit gespielt beleidigt zusammengepressten Lippen sah ich zu Rieke, die kichernd eine Pommes aus Dennis’ Schale stahl. Er hätte auch ein anderes Wort nutzen können, denn die Mädchen waren schon wieder am Kinderbecken in ihre Welt vertieft.

»Deswegen hab ich extra nicht Ja gesagt«, murmelte Rieke und reichte die Hälfte der Pommes wieder an ihren Freund zurück.

»Schmecken sie dir etwa nicht?«, wollte dieser sarkastisch wissen, was uns alle zum Lachen brachte.

Nachdem wir aufgegessen hatten, reichte mir Marc seine Flasche mit Sonnencreme.

»Das ist nicht dein Ernst!«, rief ich lachend, weil die Lichtschutzfaktor 50+ hatte. »Wenn ich mich damit eincremen würde, wäre ich auch so weiß, weil kein UV-Licht je zu mir durchdringen würde.«

»Und wenn ich das nicht tue, darfst du mich heute Abend mit Quark einschmieren, weil ich überall krebsrot bin. Ich lüge nicht, wenn ich das sage.«

Ich konnte mir mein freches Grinsen nicht verkneifen. »Quark? An welchen Körperstellen denn genau?« Ich liebte es, so flirty zu tun, denn bei Marc musste ich mir keine Gedanken machen, ob er es falsch auffasste. Wir waren Kumpels, und unser Humor lag auf derselben Wellenlänge.

Marc starrte mich regungslos und völlig unbeeindruckt an. Er versuchte so übertrieben gleichgültig auszusehen, dass ich es ihm nicht abnahm. Innerlich lachte er sich bestimmt schlapp.

»Ja, okay, dann Sonnencreme.« Mit einem Schulterzucken fügte ich mich. »Leg dich hin«, forderte ich ihn auf.

Mir war sehr deutlich bewusst, dass wir hier eine Show gaben, aber Marc wirkte auf mich nicht so, als ob es ihn stören könnte. Er hinterfragte meinen Befehl gar nicht, sondern legte sich auf den Bauch, eine seiner Aufgaben vor sich.

Ich erhob mich, was ihn fragend aufblicken ließ, ehe ich mich mit Schwung auf seinen Hintern fallen ließ.

»Oh Gott«, stöhnte er. »Was soll das?«

»Ich denke, ich soll dich eincremen? Stell dich doch nicht so an.«

Mit einem Seufzen schien er sich zu ergeben, denn er blickte wieder auf seinen Zettel und tippte etwas in den Taschenrechner. Mir gefiel es hier ausgesprochen gut, denn Marc besaß einen schönen Rücken. Von meinem Platz aus sah er gar nicht mehr so, na ja … unattraktiv aus. Also dafür, dass er blass war und nicht mein Typ.

»Was macht ihr da eigentlich?«, fragte Sina und sah mit hochgezogenen Augenbrauen zwischen uns hin und her.

»Was meinst du?«, erkundigte ich mich und sah mir die Flasche an, die zum Sprühen gedacht war. Wie langweilig.

»Keine Ahnung. Ihr seid so …« Sie vollführte eine Geste, als würde sie zwei Halbkugeln zusammenstecken. »… close.«

»Ja.« Ich schmunzelte. »Marc ist jetzt mein neuer BFF. Er unternimmt die coolen Dinge mit mir.«

»Er unternimmt die coolen Dinge mit mir«, äffte mich Aaron nach und ließ es zweideutig klingen.

»Ja, Dumpfbacke. Ich sagte ›cool‹, nicht ›heiß‹ oder ›geil‹.«

Als Marc lachte, wackelte ich leicht mit. Im nächsten Moment schnappte er nach Luft, da ich ihm den ersten Stoß Creme auf den Rücken gesprüht hatte.

»Das ist kalt«, stellte er klar, als wäre das nicht offensichtlich gewesen.

»Ich sagte, du sollst dich nicht so anstellen.«

Da Sina grinste, nahm ich an, dass Marc es auch tat. Ich drückte noch ein paar Mal auf den Kopf der Flasche und stellte sie beiseite. Mit gleichmäßigen Bewegungen meiner Hände verteilte ich das Zeug auf seinem Rücken. Ich baute eine leichte Massage mit ein und als ich aufsah, bemerkte ich den spöttischen Blick, den mir Aaron zuwarf. Leider hatte ich mich bei der Menge total verschätzt.

»Wir haben hier ein kleines Problem«, merkte ich an.

»Ich hab mich schon gefragt, wann du da fertig bist.« Marc drehte sich, so weit es ging, um.

»Ich hab viel zu viel Creme draufgemacht. Das ist sehr ergiebig. Steh mal auf, ich wisch dir was vom Rücken, dann kannst du es verteilen.«

Bei der Aktion blieb sogar etwas für meine Schultern übrig, die sich doch ein bisschen heiß anfühlten. Eigentlich war ich mir sehr sicher, dass ich keinen Sonnenbrand mehr bekam, dafür hatte meine Haut schon zu viel Sonne abbekommen, aber Vorsicht war besser als Nachsicht.

Als wir endlich mit der Prozedur fertig waren, suchten wir die Kinder und gingen noch mal zum Einmeterbrett.

»Wenn ich du wäre, würde ich jetzt vom Fünfer springen«, sagte Marc, während wir dabei zusahen, wie uns Fee bewies, dass sie für ihre fünf Jahre echt Mumm besaß.

»Wenn du ich wärst?«

Er schmunzelte mich herausfordernd an. »Kennst du das Spiel?«

»Klar.«

»Also, wenn ich du wäre, würde ich vom Fünfer springen«, wiederholte er.

Ich warf einen Blick den Sprungturm hinauf. Es sah von hier schon hoch aus, aber ich lag sicher richtig, wenn ich dachte, dass es schlimmer von oben war. Das Dreimeterbrett hatte ich bereits überwunden und es war nicht so schlimm gewesen. Also konnte ich das auch schaffen.

»Gut.«

»Geil«, war sein einziger Kommentar dazu.

»Machst du’s?«, mischte sich meine beste Freundin ein. »Dann komme ich mit.«

»Ja!«, rief ich aufgeregt, packte sie bei der Hand und zog sie hinter mir her.

Bereits auf der Leiter bereute es Sina. Das spürte ich an der langsamen Art, wie sie die Sprossen erklomm. Mir ging ebenfalls ordentlich die Düse, aber Augen zu und durch. Außerdem durfte ich mir dann eine Aufgabe für Marc überlegen.

»Was ist?«, fragte ich, als Sina oben am Fünfer nicht mehr weiterging. Sie musste nur auf das Brett, vorlaufen und springen.

»Ähm … ist recht hoch«, stammelte sie.

»Ja, los«, forderte ich sie auf. Je länger wir hier standen, desto mehr Zeit blieb mir, um mich umzusehen und Zweifel zu bekommen.

»Bist du sicher, dass du …«

»Ja«, unterbrach ich. »Spring oder lass mich vorbei. Ich gehe nicht runter, nur weil du dich nicht traust. Das hab ich früher gemacht. Ehrlich, da ist nichts dabei. Ich zeige es dir, indem ich zuerst springe, ja?«

Sina grunzte, stieg dann nach oben auf das Brett. Sie klammerte sich am Geländer fest, aber es reichte, damit ich an ihr vorbeigehen konnte.

Es war zugig, obwohl die Sonne nicht weniger brannte. Die leichte Brise wollte meine Haut abkühlen, kam jedoch gegen die sengende Juli-Hitze nicht an. Das blaue Plastik unter meinen Füßen wurde schnell unerträglich. Während Sina noch überlegte, trat sie von einem Fuß auf den anderen.

»Denk nicht zu viel nach«, riet ich ihr, ehe ich langsam nach vorne ging. Wackelig war es, und alles unter mir erschien winzig. Auch das Becken. Bevor ich mich von der Angst lähmen lassen konnte, befolgte ich meinen eigenen Rat. Nicht denken. Drei Schritte.

Eins, zwei, drei. Ich sprang. Und fiel.

Wahnsinn, wie lang es da einfach nur nach unten ging. Wie so ein nasser Sack. Ich hatte nicht einmal Zeit, Angst zu haben, weil ich dieses Gefühl des Fallens so spannend fand.

Da ich mit den Füßen zuerst eintauchte, war die Wucht nicht so groß, doch ich tauchte ganz schön tief unter. Es brauchte einige Schwimmzüge, bis ich endlich durch die Wasseroberfläche brach. Prustend wischte ich mir das Wasser aus dem Gesicht und meine Haare nach hinten.

Als ich hochsah, stand Sina noch immer am Geländer.

Mit »ziemlich cool« begrüßte mich Marc, als ich aus dem Becken stieg.

»Kein Ding«, gab ich großspurig an, obwohl ich mir zwischendurch echt nicht sicher gewesen war, ob ich sprang.

Das Gefühl, etwas geschafft zu haben, wovor ich Angst gehabt hatte, war unglaublich. Jetzt musste nur meine beste Freundin da oben runter. Und ich war mir nicht sicher, auf welchem Weg es stattfinden sollte.

»Aaron sagte gerade, dass sie Höhenangst hat?«

Ich sah erst zu Sina hoch, danach wieder zu Marc. »Früher, ja, ich dachte, das hätte sich verwachsen. Sie war eben sofort dafür, mitzukommen. Ich hab sie nicht mal gefragt.«

Aaron hatte sich mittlerweile auf den Weg gemacht, seine Freundin zu retten. Es wäre kein Problem gewesen, selbst noch mal hochzusteigen, doch vielleicht war Aaron da die beste Besetzung.

Nach einigem Zureden stiegen sie die Leiter runter, schafften es dann, vom Dreimeterbrett zu springen. Das war ein Teilerfolg, der dafür sorgte, dass Sinas Laune nicht am Tiefpunkt anlangte. Das wäre nämlich passiert, wenn sie komplett runtergestiegen wäre. Es war ihr schlicht peinlich und das verstand ich total. Aber für ihre Höhenangst konnte sie schließlich nichts.

Den Nachmittag ließ ich Marc mit einer Gegenaufgabe in Ruhe, brannte jedoch darauf, mir etwas besonders Fieses auszudenken.

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