Читать книгу Münster - Jede Woche hat ihre Geschichten - Carsten Krystofiak - Страница 29
In dieser Woche im Jahr 1948 …
Оглавление… eröffnete das Apollo-Kino am Marienplatz.
Das Apollo war eines von fünf (!) Kinos in der zentralen Innenstadt. In dem großen Saal mit edlem Ambiente und der großen Balkonloge liefen die Publikumserfolge der Nachkriegszeit. Doch schon drei Jahre später erlebte das Apollo einen Skandal: Eine Szene in dem deutschen Film »Die Sünderin«, in der man für wenige Sekunden Hildegard Knef im Bildhintergrund verschwommen nackt erahnen kann, war der Aufreger des Jahres 1951! Religiöse Fundamentalisten demonstrierten wie im ganzen Land auch in Münster gegen die Vorführung des nach ihrer Ansicht unmoralischen Streifens. Der Protest nahm krasse Formen an: Manche Münsteraner ließen sich auch von der ständigen Belagerung des Kinoeingangs mit Transparenten und aggressivem Geschubse nicht vom Besuch des Films abhalten. Darum griffen die Sittenwächter zur Kelle und mauerten die Tür des Apollo über Nacht zu. Die Wand wurde am nächsten Tag jedoch wieder aufgestemmt … 2000 wurde das Apollo neben dem Fürstenhof und Kino Stadt New York (vorher Schauburg) zugunsten des neuen Cineplex aufgegeben. Viele Münsteraner fanden das schade, mussten aber einsehen, dass es dazu keine Alternative gab. Nur weil Münsters Kino-Monopolist Felix Esch anderen Konkurrenten zuvorkam und selbst ein Großkino eröffnete, konnte er einen Verdrängungswettkampf um Münsters begehrten Kinomarkt verhindern und damit wenigstens das Schloßtheater als Spartenkino retten. Die Stadt unterstützte Eschs Strategie und garantierte ein Zuzugsverbot für auswärtige Multiplex-Betreiber. Das Apollo fand eine geeignete Nutzung als Kaufhaus für Titus-Skatewear. Immerhin besser als Discounter-Kette.
Aufreger für Anstands-Ayatollahs: Wegen ein paar Sekunden hüllenloser Hilde mauerten Fanatiker den Eingang zum Apollo-Kino zu.