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Kapitel 6
ОглавлениеNatürlich konnte an einem Tag nicht alles klappen wie man sich das vorstellt. Der Autohändler den ich gesehen hatte verfügte nur über Neuwagen. Sie waren zwar nicht wirklich teuer, wenn man sie mit den Preisen in Bochum verglich, aber lagen trotzdem weit außerhalb meines Budgets. Ich konnte mir kein so teures Auto leisten. Allerdings hatte ich etwas gesehen, was ich irgendwann in meinem Leben mal mein Eigen nennen wollte. In einem eingezäunten Bereich auf der anderen Straßenseite hatte er fünf Fahrzeuge aus den USA stehen. Was könnte es schöneres geben, als kleine Frau mit einem großen Hummer über die Insel zu fahren? Gut, sie waren zwar nicht neu, sondern gebraucht, aber das störte mich nicht. Ausgeschrieben waren sie für knapp über 30.000 Dollar. Irgendwann würde ich mir so etwas leisten. Ganz alleine für mich.
Auf wen sollte ich auch noch Rücksicht nehmen müssen. Liebe kam für mich als Lesbe eher nicht mehr infrage. Damit war ich in Deutschland schon genug bestraft. Da ich das auf keinen Fall noch einmal erleben wollte, musste ich mich damit abfinden alleine zu bleiben. Dann kann man auch so ein großes Auto fahren. Vorrangig hatte ich aber immer noch im Kopf ein günstiges Auto zu finden bevor ich meinen Mietwagen verlängern musste. Allerdings wusste ich zu der Zeit nicht wo ich jetzt auf die schnelle einen Wagen herzaubern sollte. Ich brauchte Hilfe und wusste auch wo ich sie bekommen würde. Ich startete zu meiner Maklerin. Sie verstand erstens meine Muttersprache und kannte sich auf der Insel deutlich besser aus als ich.
Als ich dort ankam und in das Büro stolperte, fand ich sie aber nicht. Nur ein Kollege saß am linken Schreibtisch. Sie war unterwegs und ich müsste warten. Die berühmten fünf Minuten also wieder. Damit hatte ich aber schon Erfahrung gemacht und überlegte mir, was ich in der Zwischenzeit tun könnte. Aber es gab ja noch einige Läden nebenan und da schauen kein Geld kostete und ein toller Zeitvertreib für eine Frau ist, entschied ich mich, die Wartezeit da zu verbringen. Außerdem gab es ja da noch einen Laden den ich noch nie in Deutschland gesehen hatte. Alleine das Schaufenster dieses Ladens war für mich ein Hingucker. Da lagen völlig unbekannte Geräte in einer Größe, die ich noch nie gesehen hatte. Die ersten Handys, die es zu meiner Zeit in Deutschland gab, hatten die Ausmaße eines Koffers, waren so schwer wie ein Backstein und kosteten ungefähr so viel wie ein Kleinwagen. Sie waren für uns Normalverdiener ungefähr so erreichbar wie die Eiger-Nordwand für einen Asthmatiker.
Diese Handys in dem Schaufenster passten locker in eine Hosentasche und kosteten auch nicht wirklich viel. Eines davon lachte mich richtiggehend an. Da ich sowieso Zeit überbrücken musste, betrat ich den Laden. Ich wollte so ein Gerät schon immer mal in der Hand haben und wann würde sich die Gelegenheit mal wieder ergeben? Das Handy, was mich im Schaufenster schon anlächelte, war gerade neu. Die Bezeichnung waren einfach vier Zahlen. Auf dem Aufsteller stand einfach nur Nokia 1011. Es lag völlig offen vor mir und ich nahm es vorsichtig in die Hand. Es war noch ganz schön schwer, aber es genügte mir schon so ein Gerät mal in der Hand gehalten zu haben. Die Gelegenheit hatte ich bisher noch nie und da ich sowieso nichts zu tun hatte außer zu warten war es ein tolles Gefühl. Damit kann man wirklich telefonieren? Gut, der erste Computer war auch so groß wie ein ganzes Zimmer und mittlerweile passten sie auf einen Schreibtisch. Eine ältere Verkäuferin kam auf mich zu und begann das Gerät anzupreisen. Kaufen wollte ich so etwas nicht, aber sie beantwortete geduldig meine Fragen und davon hatte ich eine ganze Menge.
Ich hielt mich fast eine Stunde in dem Laden auf. Als ich, ohne etwas zu kaufen, wieder in die Wärme kam, sah ich das große Auto meiner Maklerin auf dem Parkplatz stehen. Also ging ich wieder in ihr Büro. Als sie mich sah, lächelte sie. Ich setzte mich an ihren Schreibtisch. Ohne abzuwarten, was ich wollte, begann sie, »Ich wollte dich schon besuchen. Der Schlüssel für dein Appartement liegt in meiner Schublade. Du darfst da jetzt offiziell rein, wenn du willst.«
»Den nehme ich gerne mit. Dann kann ich auch mein Hotel vorzeitig kündigen und vielleicht ein bisschen Geld sparen. Aber ich bin wegen was anderem hier. Ich brauche ein günstiges Auto und habe keine Ahnung wo ich eins herbekomme.«
»Wie günstig?«, verlangte sie zu wissen.
Ich hatte mir ja ein Budget gesetzt und sagte ihr daher, »Maximal 2.500 Dollar. Muss nichts Großes sein. Hauptsache ich komme damit zur Arbeit und kann ein bisschen was einkaufen.«
»Kennst du dich damit aus?«
»Sicher, ich weiß wie ich sie fahre und dass sie Benzin brauchen.«
»Also eher nicht. Dann sollte ich dich zu einem seriösen Händler schicken der dir nicht irgendeinen Mist andrehen kann. Ich schreib dir den Weg auf, da findest du bestimmt was. Die sind auch in Ordnung.«
»Perfekt. Wie läuft das mit dem anmelden und was kostet der Spaß? Außerdem brauche ich ja auch noch eine Versicherung.«
»Ach, die Steuer ist lächerlich. Egal was du für eine Kiste fährst, kostet dich das 80 Dollar im Jahr. Versicherung findest du gleich neben dem Händler und keine Angst, ist auch nicht teuer. Anmelden geht da wo du dein Visum geholt hast, dann bekommst auch gleich deine Schilder. Soll ich besser gleich mitkommen?«
»Wäre mir sehr recht. Falls ich was finde, kann ich ja nicht mit zwei Autos fahren.«
»Stimmt auch wieder. Dein Mietwagen muss ja dann auch wieder an den Flughafen.«
Sie griff in die Schublade und überreichte mir die Schlüssel zu meiner Wohnung. Dann nahm sie ihre Tasche und begleitete mich zu meinem Mietwagen. Zusammen fuhren wir einmal quer über die Insel zu dem Händler den sie mir genannt hatte. Da standen gleich hunderte Autos zur Auswahl. Die Preise waren mit einem Filzschreiber auf die Windschutzscheibe geschrieben. Ich konnte es kaum glauben. Für mein Budget bekam ich deutlich mehr als ich erwartet hatte. Für meine Auswahl brauchte ich fast zwei Stunden. Schließlich kaufte ich einen Ford Sierra von 1987 für 1750 Dollar.
Schräg gegenüber konnte ich auch gleich eine Versicherung für mein Fortbewegungsmittel abschließen. Um Geld zu sparen, entschied ich mich für eine Teilkaskoversicherung mit geringem Eigenanteil. Mit den ganzen Bescheinigungen machten wir uns in den beiden Autos auf den Weg zum Flughafen, damit ich meinen Mietwagen abgeben konnte. Ich fuhr mit meinem neuen hinter der Maklerin in meinem Mietwagen hinterher. Sie kannte natürlich die schnellsten Wege. Was ich beeindruckend fand, war der Verkehr an sich. Ständig waren die Straßen verstopft, aber wenn man aus einer Parklücke auf die Straße wollte blieben die anderen Verkehrsteilnehmer freiwillig stehen und gaben einem die Chance sich einzureihen. Noch beeindruckender als die freiwillige Wartezeit waren allerdings die Reaktionen auf eine nahende Sirene. Was in Deutschland nicht einmal auf Autobahnen funktionierte, klappte hier reibungslos. Sofort fuhren alle so weit auf die Seite, dass ein überbreiter Lastwagen hätte passieren können.
Noch etwas anderes fiel mir auf. Ständig sah man Polizeiautos durch die Straßen fahren und da gab es große Unterschiede. Einmal waren es die normalen die man kannte, in Schwarz und weiß gehalten, mit den blauen Lichtern auf dem Dach. Die Beamten trugen auch alle eine schwarzweiße Uniform. Dann allerdings gab es aber auch noch ganz schwarze Polizeifahrzeuge mit Beamten in komplett schwarzen Uniformen. Erklären konnte ich mir die Unterschiede nicht, aber es würde schon einen plausiblen Grund dafür geben. Den Weg den meine Maklerin fuhr, führte uns über mehrere Seitenstraßen bis von hinten an den Golfplatz, wo auch mein Appartement in der Nähe war. Der Weg erschien mir deutlich länger, aber die Straßen waren frei. Wir mussten uns nicht durch Simpson Bay quälen, sondern erreichten den Flughafen von der anderen Seite.
Der Verleiher nahm meinen Mietwagen anstandslos zurück und erstattete mir sogar einen Anteil der Kosten. Leider waren wir aber jetzt schon zu spät um mein Auto anzumelden. Das Amt hatte bereits geschlossen. Das musste ich also direkt Morgen erledigen. Mir war nicht wohl dabei ohne Kennzeichen durch die Gegend zu fahren. Wir starteten zum Büro meiner Maklerin und standen wieder einmal vor der Brücke im Stau. Aber ich wusste jetzt zumindest welchen Strand ich unbedingt noch besuchen wollte, solange ich noch nicht arbeiten musste. Meine Mitfahrerin nannte ihn Maho Beach. Was ich dort sah, machte mich sprachlos. Der Strand lag direkt vor der Landebahn des Flughafens und auf der hinteren Seite gab es eine Bar mit großem Außenbereich. Alleine das Hinsehen machte schon Lust auf mehr. Dort würde ich morgen mein Mittagessen zu mir nehmen.
Auf dem Weg zurück in dem zähen Stau vor der Brücke hörte ich plötzlich einen Signalton. Es war keine Sirene, sondern klang wie ein Telefon. Ich blickte mich um, ob das vielleicht durch die offenen Fenster an mein Ohr drang, aber es kam direkt vom Beifahrersitz. Meine Mitfahrerin öffnete ihre Tasche und zog eins von den Telefonen heraus, die ich mir vorher erst angeschaut hatte. Ich fand das furchtbar spannend so ein Gerät mal im Einsatz zu sehen und ich war ein bisschen neidisch. Allerdings erinnerte es mich auch daran Karsten in Deutschland anzurufen. Er machte sich sicher schon Sorgen. Trotzdem war ich angefixt von einem Mobiltelefon. Aber wer sollte mich auch schon anrufen?
Ich lieferte meine Maklerin an ihrem Büro ab und machte mich auf den Weg zu meinem Appartement. Zum einen wollte ich genauer wissen wie ich da hinfahren kann, zum anderen kannte ich die Gegend nicht wirklich und musste auch ein bisschen was dafür besorgen. Den Supermarkt, der in der Nähe war, kannte ich ja schon und obwohl er so klein wirkte, bot er doch eine relativ große Auswahl des täglichen Bedarfs. Mit meinen wenigen Besorgungen machte ich mich auf den Weg. Dabei fiel mir auf, dass ich immer wieder in der Nähe eines Casinos auf die Hauptstraße kam. An der Fassade prangte ein großes Schild und darauf stand Atlantis Casino and Resort. Jetzt weiß eigentlich jeder, dass man nicht unbedingt in einem Casino spielen sollte. Gewinnen konnte man da nichts, dafür aber Haus und Hof verlieren. Trotzdem wollte ich mir den Laden mal etwas genauer ansehen. Außerdem gab es dort ein niedliches Restaurant im Außenbereich mit Sportfernsehen, was mein Interesse weckte. Selbst wenn ich dann mal 20 Dollar verspielen sollte würde mich das nicht in Probleme stürzen.
Als es gegen 18 Uhr dunkel wurde, kannte ich die Gegend um mein neues Appartement gut genug, was ich allerdings noch nicht kannte war das spezielle Wetter meiner neuen Heimat. Die Wolken hatte ich während der letzten beiden Stunden gesehen. Sie sahen nicht wirklich nach einem großen Regenguss aus. Wie man sich doch täuschen konnte. Der Wind frischte auf und mit einem Mal setzte eine wahre Sturmflut ein. Die Scheibenwischer in meinem neuen Wagen kamen nicht mehr hinterher, die Sicht freizuräumen. Ich musste tatsächlich, mit den anderen Verkehrsteilnehmern auf der Straße stehen bleiben, weil wir nichts mehr sehen konnten. Über eine Stunde saß ich in meinem Auto am Straßenrand und habe gewartet bis der Regen nachließ.
Nachdem ich dann endlich wieder sehen konnte, wo ich hinfuhr und der Regen wie ein Wasserhahn von einer Sekunde auf die Nächste aufgehört hatte, öffnete ich mein Fenster und fuhr in Richtung meines Hotels. Beziehungsweise wollte ich es versuchen. Der Weg führte am Flughafen vorbei nach Philipsburg, aber ich war noch weit hinter dem Flughafen und erlebte eine Überraschung. Durch den starken Regen stand die Straße auf hunderten Metern tief unter Wasser. Auf dem Asphalt stand das Regenwasser über 20 cm hoch und lief einfach nicht ab. Ich musste fast eine weitere Stunde darauf warten an den Flughafen und dann in mein Hotel zu kommen. Gut, dass ich das heute schon feststellte. Wenn ich zur Arbeit musste und es vorher geregnet hatte, konnte ich nicht über diesen Weg zum Hafen fahren.
Ich brauchte also für die Tage einen anderen Arbeitsweg, der nicht über den Flughafen, sondern über Marigot, die Hauptstadt der französischen Seite führte. Bedeutete für mich, ich musste etwa zehn Minuten mehr Arbeitsweg einplanen, um nicht zu spät zu kommen. Zum Glück würde ich das auch frühzeitig bemerken, denn der überschwemmte Abschnitt begann ziemlich früh nach dem Casino. Es wäre also noch möglich einfach umzukehren und den anderen Weg zu nehmen. Ich überlegte mir jeden Tag besser zur früheren Zeit zu starten. Die zehn Minuten könnte ich auch noch mit einer gemütlichen Zigarette am Strand vertrödeln. Falls ich doch den anderen Weg fahren musste, würde ich diese Zigarette einfach schon während der Fahrt rauchen.
In meinem Hotel angekommen begann ich damit meine Sachen bereits wieder einzupacken. Morgen würde ich in mein neues Appartement einziehen und das Hotel hinter mir lassen. Gar nicht schlecht für weniger als eine Woche, die ich jetzt hier war. Morgen sollte ich mein Auto anmelden, umziehen und mir dann endlich mal die ganze Insel ansehen. Mein kleiner Teich deckte bisher nur einige Straßen ab, aber den größten Teil hatte ich noch nicht einmal zu sehen bekommen. Am Abend saß ich dann wieder vor dem Fernseher in meinem Hotelzimmer und verbesserte meine Englischkenntnisse.
Das Frühstück am nächsten Morgen ließ ich ausfallen. Die ganze Nacht hatte ich kaum ein Auge zugetan. Erst früh am Morgen war ich endlich eingeschlafen, nachdem mich die Hitze die ganze Nacht wach gehalten hatte. Die ansonsten verlässliche Klimaanlage wollte in der Nacht einfach nicht anständig arbeiten. In meinem Zimmer wurde es mit der Zeit immer wärmer. Wer schon einmal versucht hat im Hochsommer während der Nacht für eine Kühlung zu sorgen kann wohl nachfühlen wie es mir dabei ging. Außer meiner Haut hatte ich schon lange nichts mehr an beim Schlafen, aber in dieser Nacht war es wirklich brüllend heiß. Nach knapp zwei Stunden stellte ich mich unter die kalte Dusche und hängte nasse Handtücher in mein Hotelzimmer. Brachte nur leider keine Abkühlung. Der letzte Versuch der mir dann die Erholung brachte war meine Decke, die nur aus einem dünnen Betttuch bestand, feucht zu machen. Die entstehende Verdunstungskälte ließ mich dann endlich schlafen.
Erst am frühen Nachmittag konnte ich mich aufmachen meine Steuer zu bezahlen und mein Nummernschild zu besorgen. Vorher kündigte ich noch mein Hotelzimmer. Das war nicht ganz so gerne gesehen und ich bekam auch kein bereits bezahltes Geld erstattet, aber ich war das Zimmer los. Meine Sachen, die noch hier waren, landeten in meinem neuen Auto und ich machte mich auf den Weg zum Amt. Was soll ich sagen, die Maklerin hatte recht. Ich musste nur 70 Dollar auf den Tisch blättern, bekam meine Nummernschilder und das Ganze war erledigt. Mit besserem Gewissen machte ich mich auf den Rückweg, weil ich endlich Schilder an meinem Auto hatte.
Mein erster Weg führte mich zu meiner Wohnung. Dort stellte ich meine restlichen Sachen aus dem Hotel ab, bevor ich mich dann auf den Weg zu einem großen Laden an der Union Road machte. Der angebliche Baumarkt war deutlich mehr als ein gewöhnlicher Laden für Bretter oder Blumen. Im ACE Mega Center gab es bis auf Lebensmittel so gut wie alles. Immerhin brauchte ich wenigstens eine anständige Matratze, denn ein Bett war in meiner Wohnung nicht vorhanden. Ich hatte nur einen Schrank, einen Tisch mit Stühlen und eine Küche. So weit, so gut, aber ich konnte ja schlecht auf dem Tisch nächtigen. Zumindest eine halbwegs vernünftige Schlafunterlage brauchte ich in meiner Wohnung.
Mein Auto tauschte ich gegen einen Einkaufswagen und machte mich auf den Weg in das kühlere Geschäft. Im Gegensatz zu gestern war heute wieder das beste Wetter. Zu meinem Erstaunen gab es in dem Laden wirklich alles Erdenkliche an Möbeln zu kaufen, die man brauchte. Mit Blick auf mein Budget, das nicht wirklich groß war, musste ich mir genau überlegen, wofür ich mein Geld überhaupt ausgebe. Wichtig war für mich in dem Moment eigentlich nur ein anständiges Bett. Zur Not hätte ich auf dem Boden schlafen können, aber die Zeit in dem abbruchreifen Haus in Bochum war vorbei und ich hatte mich daran gewöhnt wieder bequem zu schlafen.
Im oberen Stockwerk entdeckte ich jede Menge Betten in allen Farben und Formen. Die Höherpreisigen Modelle, die ganz vorne standen, ließ ich links liegen und suchte nach den günstigen. Dann kam auch schon ein älterer Verkäufer mit prüfendem Blick auf mich zu. Anstatt mich zu fragen, ob er denn helfen könnte, hatte er eine bessere Ansprache auf Lager.
»Lassen sie mich raten! Sie suchen ein Bett!«, sagte er, als er vor mir stand.
Mit meinem Konter war er allerdings etwas überfordert, »Nein, ich möchte mich hier über das Tauchen informieren, deswegen schau ich mir auch Betten an.«
Der Gesichtsausdruck wechselte von blöd grinsend in verwirrt und man konnte fast die Zahnrädchen in seinem Kopf klackern hören, als er überlegte, was er denn darauf sagen sollte. Er entschied sich für eine andere Variante und fragte mich, ob er mir ein paar Modelle zeigen dürfte. Ich wollte mich alleine umschauen. Auf einen Verkäufer der nur die Vorzüge des jeweiligen Modells hervorhob, konnte ich gut verzichten. Ich erklärte ihm, dass ich mich lieber alleine umschauen würde und falls ich etwas finde mich dann wieder bei ihm melden würde. Bevor er mich wieder alleine ließ setzte er sein breitestes Lächeln auf und erklärte mir das ich ihn in seinem Büro finden würde.
Nachdem er sich verzogen hatte, streifte ich ziellos durch die aufgebauten Betten. Mein erster Blick fiel immer auf die angeschriebenen Preise. Das System, wie sie aufgestellt waren, wurde mir aber nicht klar. Alles war irgendwie völlig durcheinander. Neben einem Billigbett, das schon zusammenfiel, wenn man es nur anschaute, stand ein Luxusmodell für einen höheren Preis. Davor stand wieder ein hochpreisiges Modell gefolgt von einem mittelpreisigen. Für mich bedeutete das einen deutlich längeren Aufenthalt als ich dachte. Ich musste mir sehr viele anschauen und mich dann für eines entscheiden.
Viele konnte ich aufgrund des Preises schon von vorneherein aussortieren. Am Ende blieben nur noch vier Modelle übrig, die für mich infrage kamen. Davon musste ich aber ausgerechnet meinen Favoriten wieder von der Liste streichen. Bei dreien war die Matratze gleich dabei, nur bei meinem Favoriten musste ich die noch extra besorgen. Am Ende entschied ich mich für ein Bett aus dem mittleren Preissegment, was gerade im Angebot war. Es war zwar nicht besonders groß, machte aber einen stabilen Eindruck. Auch die Matratze die es dazu gab, war bequem. Das Bargeld was ich bei mir hatte, reichte für das Modell aus. Ich war mir nicht sicher, ob man meine Karte von der Bank schon akzeptierte. Aus Deutschland war ich ja gewohnt, dass alles immer erst einige Wochen dauerte und hier waren fünf Minuten ja auch eine gefühlte Ewigkeit.
Das Gespräch mit dem Verkäufer war ziemlich schnell erledigt und ich bekam einfach nur einen Zettel mit Unterschrift und Stempel ausgestellt. Den sollte ich dann an der Kasse bezahlen. Es gab sogar einen Aufbauservice, extra für solche speziellen Kandidatinnen wie ich. Handwerklich war ich nicht gerade begabt. Auf meine Frage, ob das heute noch funktionieren würde mit dem Aufbau fing der Verkäufer heftig an zu lachen. Er erklärte mir, dass alles was ich bestelle und bezahle noch am selben Tag geliefert und aufgestellt wird. Selbst eine komplette Küche würde man mir noch am selben Tag aufstellen, wenn ich das wollte.