Читать книгу Eine erfolgreiche Saison. Historischer Roman - Catherine St.John - Страница 4

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„Ich habe mich wohl verhört, Vater?“

„Nein, Rupert. Du hast durchaus richtig gehört. Ich habe meiner Base Abby das Haus für die nächste Saison zur Verfügung gestellt.“

Rupert Claremont, ein hochgewachsener, muskulöser junger Mann in durchaus modischer, aber an die Erfordernisse der Arbeit im väterlichen Unternehmen angepasster Kleidung, ließ sich mit verwirrter Miene in einen der bequemen Sessel fallen, seinem Vater, der mit der Morning Post da saß, gegenüber.

„Aber – warum? Dieses nutzlose -“

Andrew Claremont hob gebieterisch die Hand. „Abby ist meine Base, bitte wahre den gebotenen Respekt! Und ich habe meine Gründe.“

Rupert biss die Zähne zusammen und unterdrückte das Wort Pack.

„Und wo wohnen wir während dieser Zeit? Das sind doch mehrere Monate! Sollen wir ins Hotel ziehen? Oder wie zu Großvaters Zeiten im Hinterzimmer der Firmenverwaltung hausen?“

„Warum so aufgeregt, mein Sohn? Natürlich bleiben wir auch hier. Abby und ihre Töchter brauchen einige Gästezimmer, wir müssen ein oder zwei Zofen unterbringen und vielleicht noch Mr. Bertram, Graythorpes einzigen Sohn. Beruhige dich, Graythorpe selbst bleibt bestimmt auf dem Land, und die beiden ältesten Töchter sind bereits verheiratet.“

„Warum nehmen die denn dann ihre Familie nicht auf?“, schmollte Rupert weiter.

„Die ein hat gar kein Stadthaus, das der anderen ist zu klein.“ Er grinste seinem renitenten Sohn vergnügt zu. „Die ersten Töchter haben durchaus vornehm geheiratet, aber die Graythorpes sind recht knapp bei Kasse, nachdem, was man so hört. Vermutlich soll die dritte Tochter einen Krösus angeln. Und da macht unser Stadthaus wohl den besseren Eindruck. Ich denke, das hat Abby sich recht gescheit überlegt. Wahrscheinlich muss sie in dieser Familie alles organisieren.“

„Und was macht Graythorpe?“ Wider Willen begann sich Rupert für diese Frage zu interessieren.

„Spielt den Gutsherrn, vermute ich. Schau, so arg vornehm sind die Graythorpes auch wieder nicht. Er ist der neunzehnte Baron, hat Abby mir erzählt, aber die Familie hat den Baronstitel im späten Mittelalter bekommen und seitdem offenbar nichts mehr geleistet – Barone sind sie immer noch.“

„Das ist dir zu wenig?“ Rupert fand seinen plötzlich so an Adelsfragen interessierten Vater ein wenig erheiternd, aber vor allem irritierend – was waren das denn für neue Töne? Hatte ein Mann wie sein Vater das nötig?

Ein Mann, der den bescheidenen, vom Vater ererbten Betrieb für mechanische Präzisionsinstrumente zu einer Firma ausgebaut hatte, mit der man rechnen musste?

Ein Mann, der als geschickter und erfolgreicher Investor in der Londoner City bekannt war?

Ein Mann, der bei allem großzügigen Lebensstil seine bürgerlichen Werte nicht vergessen hatte?

Ein solcher Mann sollte sich plötzlich für die arrogante adelige Verwandtschaft interessieren, sich womöglich noch danach verzehren, dass sie im Rang aufstieg?

Was war nur los mit seinem vernünftigen Vater?

Er starrte ihn immer noch an und merkte erst, dass er den Kopf schüttelte, als Claremont senior ihn anfuhr: „Lass das Kopfschütteln! Ich bin weder senil noch verrückt – und du wirst den Verwandten höflich begegnen, hast du verstanden?“

Rupert fuhr hoch. „Ich denke, ich kann mich so benehmen, dass auch der Hochadel“ - die Betonung war eindeutig höhnisch – „nichts daran auszusetzen hat. Wenn du mich dann bitte entschuldigen würdest, ich habe zu arbeiten.“

Mr. Claremont sah ihm leicht erstaunt nach: Warum war Rupert so dagegen, dass Verwandte zu Besuch kamen? Seit dem Tod seiner Mutter waren sie beide ganz allein – da musste ihm etwas Abwechslung doch willkommen sein? Und die Anwesenheit weiblicher Wesen im Haus konnte seinem Sohn nur gut tun, immerhin wurde es auch für ihn allmählich Zeit, zu heiraten und einige Kinder in die Welt zu setzen, die später bei Claremont Tools arbeiten konnten. Im Moment stellte sich ja ohnehin die Frage, wie man solche Geräte bei dampfgetriebenen Maschinen einsetzen konnte… aber dahin war es noch ein weiter Weg. Eine schöne Aufgabe für Rupert!

Eine erfolgreiche Saison. Historischer Roman

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