Читать книгу 5 mörderische Herbst Thriller - Krimi Sammelband 5003 September 2019 - Cedric Balmore - Страница 18

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Als Bount der Polizei von Tucson seinen Besuch abstattete, musste er sich wohl oder übel mit den niederen Chargen abgeben, weil die größeren Tiere gerade ausgeflogen waren oder vielleicht auch schlicht und ergreifend keine Lust hatten, sich seine Geschichte anzuhören.

Der Mann auf der anderen Seite des völlig überfüllten und nicht besonders aufgeräumten Schreibtischs hieß Milland und war groß und schlaksig.

Bount hielt ihm Fotos von Kimberley Morgan und Morris Clansing unter die Nase. Und als der Privatdetektiv dann das Wort Okkultismus fallen ließ, da war Milland plötzlich hellwach.

"Ich will Ihnen keine Angst machen, Mister..."

"Reiniger. Bount Reiniger."

"...aber wir hier in der Gegend eine ganze Reihe von Leichen gefunden, bei denen wir vermuten, dass sie möglicherweise Ritualmorden zum Opfer gefallen sind." Bount hob die Augenbrauen. Eine Spur war das noch nicht, aber vielleicht ein Punkt, an dem es lohnte, noch etwas nachzubohren.

"Gibt es irgendwelche Anhaltspunkte, wer dahinterstecken könnte?", fragte er.

Milland machte kein glückliches Gesicht und Bount konnte sich an zwei Fingern ausrechnen, wie erfolgreich die Polizei in dieser Sache bislang gearbeitet haben musste.

"Die Täter konnten nie gefasst werden. Wir hatten so etwas vor Jahren schon einmal. Damals steckte ein karibischer Geisterkult dahinter, den Einwanderer hier her gebracht hatten. Aber dies scheint mir etwas anderes zu sein, schon weil die meisten Opfer Weiße waren."

"Gibt es in der Umgebung irgendwelche Sekten oder Kulte, die in Frage kämen?"

Milland lachte.

"Jede Menge. Wir sind ein freies Land, da darf jeder an das glauben, was er will - selbst wenn es grober Unfug ist."

"Aber Menschen umzubringen, das fällt nicht unter diese Freiheit!" stellte Bount ernst fest.

Milland fixierte Bount mit einem nachdenklichen Blick und nickte dann.

"Sie sagen es!"

"Kennen Sie ein ZENTRUM FÜR ESOTERISCHE STUDIEN?"

"Nein."

"Es hat aber ein Postfach in Tucson."

Milland zuckte desinteressiert die Schultern. "Muss es ich es deshalb kennen?"

Bount lächelte dünn.

"Ich dachte, dass Sie sich als Polizist etwas auskennen."

"Tu ich auch. Hat dieses Zentrum etwas mit den beiden Figuren zu tun, die Sie mir gezeigt haben?"

Bount wusste, dass es zwecklos war, an dieser Stelle weiterzumachen.

Deshalb fragte er: "Haben Sie Fotos von den Opfern dieser Ritualmorde?"

"Mutmaßlichen Ritualmorde!", verbesserte Milland.

"Absolute Sicherheit haben wir da nicht. Nur Indizien!" Er zuckte mit den Schultern und setzte noch zynisch hinzu:

"Wahrscheinlich wird unser Chief die Akten am Ende unter 'ungeklärte Bandenmorde' ablegen. Die gibt es nämlich überall. Das macht nicht so viel Aufsehen!"

Bount begleitete Milland dann ins Archiv, wo das Bildmaterial aufbewahrt wurde.

"Insgesamt sind es cirka dreißig Fälle gewesen", meinte Milland fast wie beiläufig. "Die Opfer sind oft vergraben und nur durch Zufall entdeckt worden. Wahrscheinlich gibt es noch mehr, die nicht gefunden wurden. Der Letzte ist vor einer Woche von Campern entdeckt worden." Er zuckte mit den Schultern. "Vielleicht sind Ihre Leute ja dabei, Mister Reiniger!"

"Ich will es nicht hoffen!"

"Bekommt einer wie Sie dann weniger Honorar, wenn die Ermittlungen auf diese Weise vorzeitig abgeschlossen sind?" Milland grinste unverschämt.

"Sie sind geschmacklos", erwiderte Bount.

"Tut mir Leid, Sir. Berufskrankheit. Ich muss Sie übrigens warnen. Die Fotos sind ziemlich unappetitlich!" Bount verzog den Mund.

"Ich denke, ich bin alt genug dafür."

Als Bount die Bilder dann allerdings vor Augen hatte, musste er dennoch schlucken. Milland hingegen gab sich alle Mühe, überhaupt keinen Blick auf das Material zu werfen.

Bount ging die Bilder einzeln durch. Aber weder Kimberley Morgan noch Morris Clansing waren unter den Toten.

Dafür sah Bount auf einem der Bilder etwas anderes. Es war eine kleine Tätowierung in der geöffneten Hand eines der Ermordeten.

Ein daumennagelgroßes Pentagramm.

"Haben Sie so etwas schon mal irgendwo sonst gesehen?", fragte Bount an Milland gewandt und zeigte ihm die Tätowierung.

Millands Blick auf das Foto war betont kurz. Die scheußlichen Einzelheiten der übel zugerichteten Leichen waren auch bestens dazu geeignet, den Betrachter in Form von Alpträumen zu verfolgen.

Dann schüttelte der Polizist den Kopf.

"Ich habe keine Ahnung, was das sein könnte." In Bounts Gehirn arbeitete es.

Er hatte Spuren, Hinweise, aber alles schien mehr oder weniger ins Nichts zu führen. Kimberley Morgan und ein Toter, den man irgendwo zwischen den Kakteen am Highwayrand abgelegt hatte, trugen dasselbe Symbol als Tätowierung am Handballen. Möglich, dass sie derselben Sekte, demselben düsteren Kult angehörten. Und was hatte dieses mysteriöse ZENTRUM FÜR ESOTERISCHE STUDIEN damit zu tun?

Vielleicht gar nichts.

Vielleicht war es aber auch der Schlüssel zu der ganzen Geschichte. Schließlich wäre es nicht das erste Mal gewesen, dass sich hinter einem sogenannten 'Studienzentrum', einer Stiftung oder ähnlichem nichts anders, als eine Sekte verbarg, die ihre Mitglieder auf kriminelle Weise unterdrückte, ausbeutete - und in diesem Fall möglicherweise sogar ermordete.

Und wenn diese Morde tatsächlich rituelle Tötungen - Menschenopfer - waren, dann war es natürlich unmöglich, das in aller Öffentlichkeit zu tun und sich dazu zu bekennen. Es lag auf der Hand, dass ein Kult, der so etwas praktizierte, sich tarnen musste.

"Tut mir Leid, dass ich Ihnen nicht helfen konnte", hörte Bount Millands Stimme. Aber es klang nicht sehr bedauernd. Er schien zu hoffen, dass sich der Privatdetektiv bald davonmachte. Irgendwie konnte Bount ihn auch verstehen.

Warum sollte der Polizist auch annehmen, dass irgend so ein dahergelaufener fremder Privatschnüffler von der anderen Seite des Kontinents einen Fall löste, bei dem die örtliche Polizei ganz offensichtlich schon kapituliert hatte.

"Macht nichts", murmelte Bount.

Gemeinsam verließen sie das Archiv.

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