Читать книгу 5 mörderische Herbst Thriller - Krimi Sammelband 5003 September 2019 - Cedric Balmore - Страница 20

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June gähnte zum dritten Mal innerhalb von fünf Minuten und blickte ziemlich genervt auf die Uhr an ihren Handgelenk.

Die Sekunden schienen zäh wie Sirup dahinzurinnen. Bount war jetzt schon eine ganze Weile weg und sie stand immer noch da und versuchte möglichst unauffällig, die Postfächer im Auge zu behalten.

Eine aufregende Sache war das! Jede Bürotätigkeit war dagegen eine unwahrscheinlich spannende Angelegenheit. Und das Schlimmste war: Vermutlich kam bei der ganzen Aktion überhaupt nichts heraus! Vielleicht musste sie hier stundenlang stehen, ohne dass es sie und Bount auch nur ein bisschen näher an Kimberley Morgan heranbrachte.

Innerlich fluchte sie, versuchte aber, sich nichts anmerken zu lassen.

"Na, haben unsere Freunde ihre Post inzwischen abgeholt?", hörte sie dann jemanden hinter sich sagen und wirbelte herum.

Es war Bount.

"Na, endlich!"

"Es hat ein bisschen länger gedauert!"

"Hier hast sich nichts getan. Vielleicht bekommen diese Esoteriker ja auch gar keine Post, Bount. Wäre doch möglich, oder?" Sie lachte und setzte ironisch hinzu: "Wahrscheinlich übertragen die ihre Botschaften durch außersinnliche Wahrnehmung!"

"Das glaube ich nicht."

Bounts Blick ging an June vorbei zu den Postfächern. Ein blasser, schwarzbärtiger Mann stand am Postfach des Esoteriker-Zentrums und blickte sich mehrfach um. Dann erst steckte er den Schlüssel ins Schloss, um die Post zu holen. Er drehte sich erneut um, ganz so, als würde er etwas Verbotenes tun und wüsste es.

"Was machen wir jetzt?", flüsterte June.

"Erst mal abwarten."

Bount hatte plötzlich den Arm um sie gelegt und sie an sich gepresst. Sie sahen jetzt aus wie ein Liebespaar und würden dem Schwarzbart nicht weiter verdächtig erscheinen.

Leider war es nichts weiter als eine Tarnung.

June hätte nichts dagegen gehabt, wenn es auch der Wirklichkeit entsprochen hätte, aber da hatte sie bislang bei Bount auf Granit gebissen.

Indessen kam der Schwarzbart sehr nahe an ihnen vorbei, um sich dann in Richtung Ausgang zu bewegen.

"Komm, wir müssen sehen, dass wir ihn nicht verlieren", meinte Bount und löste sich ziemlich abrupt von June.

"Wie wär's, wenn wir das in Zukunft öfter machen", hörte June sich selbst sagen, aber Bount nahm das schon gar nicht mehr wahr. Er hatte die Verfolgung bereits aufgenommen und sie musste sich alle Mühe geben, ihn wieder einzuholen.

Im Freien sahen sie den Schwarzbart in einen Landrover steigen, dessen vordere Stoßstange einen ziemlich ramponierten Eindruck machte.

Der Mann stieg ein, warf die Post auf den Beifahrersitz und startete sofort, setzte zurück und versuchte, sich in den Verkehr der Main Street einzufädeln.

Bount und June schafften es noch gerade rechtzeitig in den geliehenen Chevrolet und jagten dem Landrover hinterher. Der Schwarzbart hatte ein ziemliches Tempo drauf und wirkte ungeduldig.

Es ging nach Norden auf den Highway Nr.10, der über Phoenix bis zum über 600 Meilen entfernten Los Angeles führte. Aber eine so lange Reise würde der Mann im Landrover nicht machen, da war Bount sich ziemlich sicher. Während erzählte Bount seiner Assistentin von der Serie mutmaßlicher Ritualmorde und dem, was sich sonst noch bei der Polizei ergeben hatte.

June seufzte unwillkürlich.

"Ich sehe bei all dem noch keinen Zusammenhang", meinte sie verzweifelt.

"Ich auch nicht", gab Bount zu. "Aber wenn es einen gibt, dann bekommen wir ihn heraus."

"Was ist denn mit den Opfern dieser Mord-Serie genau geschehen?"

"Stell dir eine Herzoperation mit einem stumpfen Messer vor - durchgeführt von einem, der nicht einmal ein Metzger ist - geschweige denn ein Chirurg..."

"Hör auf, Bount!"

"Du hast mich gefragt."

Sie fuhren jetzt durch eine steinige, karge Landschaft. Auf dem Highway war nicht viel Betrieb. Ab und an kam ihnen ein Truck entgegen, aber sonst war nicht viel los. Das hatte den Nachteil, dass der Mann im Landrover früher oder später Verdacht schöpfen würde. Bount hoffte später - aber diese Hoffnung schien sich nicht zu erfüllen, denn der Schwarzbart blickte sich einige Male nervös um.

"Er scheint zu ahnen, dass wir ihn verfolgen!", stellte June fest und Bount nickte. Der Landrover beschleunigte sichtlich und Bount ließ ihn etwas davonziehen. Die Gefahr, ihn zu verlieren, war hier draußen nicht besonders groß.

Eine ganze Weile ging das so und June war nahe daran, zwischendurch einzuschlafen. Doch dann schreckte sie plötzlich hoch.

"Bount! Ich glaube, er biegt ab!"

Der Privatdetektiv nickte.

"Ja, sieht so aus", murmelte er.

June holte eine Landkarte aus dem Handschuhfach des Chevys heraus und entfaltete sie. Knapp über 20 Meilen hatten sie auf dem Highway Nr.10 von Tucson aus hinter sich gebracht.

"Seltsam!", meinte June. "Der nächste Ort, bei dem es sich lohnt, den Highway zu verlassen ist Marana - aber das ist noch ein ganzes Stück entfernt." Sie zuckte mit den Schultern und schüttelte verständnislos den Kopf. "Hier draußen ist doch - nichts! So weit das Auge reicht."

"Wer weiß", erwiderte Bount.

"Vielleicht will er nur, dass wir an ihm vorbeiziehen, Bount!"

"Ja, kann sein, dass es eine Falle ist. Aber vielleicht auch nicht."

Wenig später kamen sie an die Abfahrt, die der Landrover genommen hatte. Schon bald befanden sie sich auf einer schmalen Nebenstraße, deren Zustand von Meile zu Meile schlechter zu werden schien. Das Gelände wurde bergiger.

Der Abstand zum Landrover wurde größer und das war durchaus Bounts Absicht. Es hatte keinen Sinn, den Fahrer verrückt zu machen.

"Glaubst du, dass hier in dieser Einöde irgendwo dieses ZENTRUM FÜR ESOTERISCHE STUDIEN zu finden ist?"

"...UND PERSÖNLICHKEITSBILDUNG!", ergänzte Bount. Er grinste. "Ist doch ein idealer Ort! Ich weiß nicht, was das für Dinge sind, die dort geschehen und wodurch die Persönlichkeit gebildet werden soll - aber jedenfalls kann die 'Kundschaft' schlecht davonlaufen, wenn die... Nach der Gehirnwäsche bleiben sie dann ohnehin freiwillig."

June seufzte.

"Auch wieder war. Du hältst dieses ZENTRUM für die Tarnung von etwas anderem, nicht wahr?"

"Keine Ahnung. Aber selbst wenn das nicht der Fall ist, könnte Morris Clansing dort einen Besuch abgestattet haben. Und wenn Clansing dort war..."

"Dann vielleicht auch Kimberley Morgan!"

"So ist es!"

Aus der Straße wurde jetzt eine rutschige Geröllpiste. Der Chevy humpelte durch tiefe Schlaglöcher, die die Federung auf ihre Belastbarkeit durchtesteten. Staub wirbelte auf. Der Boden war trocken, aber wenn es hier einmal regnete - was selten genug vorkam - dann gab es vermutlich überhaupt kein weiterkommen mehr.

Auf so einem Gelände war der Landrover natürlich gegenüber einem für den Asphalt gedachten Chevrolet im haushohen Vorteil.

Er verschwand hinter einem Hügel und nachdem sich schließlich auch Bounts Chevy den Hang hinaufgequält hatte, war er verschwunden.

"Wir haben ihn verloren!"

Das war June und sie klang ziemlich ärgerlich.

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