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Für diejenigen, die mich ermutigt haben über meinen schrecklich schwarzen Schatten zu springen.

Danke für alles.

John Montgomery

Es gab viele Dinge, die ich tun würde, um von Zuhause zu verschwinden. Der Krieg war keiner dieser Dinge.

Ich saß mit meiner Mutter im Garten und sah meinen Geschwistern beim Ballspielen zu, als uns die Nachricht, dass Japan eines unserer amerikanischen Schiffe angriff, durch das Radio erreichte. Ich stand sofort auf und drehte das Radio lauter, ignorierte währenddessen den ängstlichen Blick meiner Mutter, der auf mir lag. Ich wusste genau, was sie dachte. Der Sprecher im Radio sprach von der zerstören Pearl Harbor und dass jetzt vieles aus den Fugen geriet. Als ich zu meinen Geschwistern sah, waren sie so in ihr Spiel vertieft, dass sie nichts davon mitbekamen.

„Jonathan“, sagte meine Mutter, als ich weiterhin konzentriert zuhörte. Sie schaute zu mir auf und flehte mich mit ihren Augen an, doch meine Entscheidung war längst gefällt. „Bitte verlass uns nicht“, flüsterte sie. „Bitte.“

In ihrem Gesicht erkannte ich die tiefe Trauer und wie stark sie im letzten Jahr gealtert war, nachdem mein Vater starb. Ja, ich wusste, sie würde alles dafür tun, um mich aufzuhalten und ich wusste auch, meine Geschwister würden mich brauchen und vermissen, doch sie konnten meine Meinung nicht ändern. Von einem Moment auf den anderen, hatte sich in meinem Kopf der Wunsch verfestigt, für mein Land zu kämpfen und nichts hielt mich davon ab.

Deswegen sagte ich, während ich zusah, wie meine Schwester lachend dem Ball hinterherrannte. „Morgen früh werde ich gehen. Sag ihnen nicht, wo ich bin.“

Meine Mutter schnappte nach Luft und ich streichelte ihr vielleicht das letzte Mal über das braune, lange Haar. In der Nacht verabschiedete ich mich von meinen Geschwistern während sie schliefen. Irgendwann würden sie bestimmt fragen, wo ich sei, aber jetzt brachte ich es nicht übers Herz, es ihnen persönlich zu sagen. Ihnen zu versprechen, ich würde von dort wiederkommen, wo ich hinging, wäre falsch und ihnen zu sagen, ich würde nie wiederkommen, konnte ich auch nicht, denn das hatten sie nicht verdient. Ich wusste, sie liebten mich und hielten große Stücke auf mich, nachdem Vater gestorben war, war ich ihre Konstante und ihr Aufpasser, ihr Beschützer, ihr Held, und nun ließ ich sie alleine. Ich musste es tun.

Was man ihnen erzählte, nachdem ich gegangen war, wusste ich nicht, ich hoffte nur, dass meine Mutter ihnen eine gute Erklärung bieten konnte, die sie vielleicht sogar selbst glaubte, um nicht unglücklich zu werden.

Es war eisigkalt, als ich über den riesigen Militärplatz lief, auf dem bereits viele andere Soldaten, - manche kannte ich, manche nicht – für den Aufbruch vorbereitet wurden. Es war hektisch, die Kommandeure schrien umher, irgendwo war ein Radio mit Musik aufgedreht. Es gab Gruppen von Männern, die feierten, dass endlich der Krieg nun auch für Amerika begann und es gab welche, die sich vor ihrem eigenen Mut fürchteten und nicht wussten, ob das was sie taten richtig war. Ich gehörte zu keiner dieser Gruppen, zumindest noch nicht.

„Name“, brummte ein unfreundlicher Mann, der für die Auflistung der zukünftigen Soldaten zuständig war. Er saß bereits den ganzen Tag an einem Klapptisch und fror wahrscheinlich mehr, als alle anderen, auch wenn er eine dicke Fellmütze trug.

„Jonathan Edward Montgomery“, sagte ich deswegen und achtete darauf, wo genau er mich eintrug. Ich kam auf die Liste mit den Männern, die man sofort auf die Schiffe schicken konnte, denn ich war bereits zwei Jahre im Militär. Ein paar Zeilen unter meinem Namen, sah ich einen mir bekannten. Ich wusste, Theo würde, genauso wie ich, nicht lange fackeln.

Der Mann nickte, sah jedoch nicht zu mir auf. Er griff nach einem neuen Bleistift, denn sein jetziger war abgebrochen. „Steh nicht so unnütz rum, Junge, oder musst du wirklich gesagt bekommen, wo du hinmusst?“

Ich verneinte seine Aussage, nahm meinen Blick von der Liste und machte mich auf den Weg in das zu dem riesigen Zelt, aus dem laute Musik kam und eine Menge junger Männer schon ein bisschen angetrunken waren. Warum genau gefeiert wurde, konnte mehrere Gründe haben, ich denke, jeder hatte seinen eigenen. Es könnte die Freude darauf, dass nun auch wir endlich im Krieg mitmischen konnten, sein, oder es könnte auch der Grund sein, dass es vielleicht das letzte Mal war, dass wir überhaupt feiern konnten. Viele werden hiernach keinen amerikanischen Boden unter die Füße bekommen oder auch nur das Gesicht des jeweils anderen wiedersehen. Man musste damit rechnen, sich das letzte Mal begegnet zu sein.

Als ich mich durch die Menge singender und trinkender Männer quetschte, die umherbrüllten oder laut mitsangen, entdeckte ich auch schon eine mir bekannte blonde Haarpracht. Ich schubste genervt einen jungen Mann von mir, der mir mit seiner Alkoholfahne zu nah kam und ging auf meinen Freund Theo zu, der bereits auf dem Friseurstuhl saß und sich in einem Handspiegel betrachtete.

„Ich bin mir echt nicht sicher, Mann“, sagte er, als ich mit verschränkten Armen vor ihm zum Stehen kam. Neben ihm saß ein weiterer Soldat, der gerade unsanft von einem älteren Mann die Haare abrasiert bekam. „Diese Frisur schmeichelt meinen abstehenden Ohren absolut nicht.“ Theo nahm den Spiegel weg und sah mich an. „Ich sehe aus wie ein verdammter Elefant.“

„Ich denke nicht, dass das irgendwie relevant ist“, sagte ich zu ihm und setzte mich auf einen den freien Hocker. „Außerdem interessiert das niemanden.“

Theo seufzte und hielt sich wieder frustriert den Spiegel vors Gesicht, während der alte

Mann auch schon zu mir kam, um sein Werk an mir zu vollbringen. Ich hatte nie sonderlich lange Haare, weswegen es mir weniger ausmachte, als Theo, der schon immer stolz auf seine blonden Locken war. Im Allgemeinen war er eher die Art Mensch, die sich ganz besonders stark um sein Aussehen kümmerte. Nicht um sich selbst, sondern einfach, um den Frauen zu gefallen.

Als ich mir die Haarreste, die nun auf meinen Schultern lagen, von den Klamotten klopfte und es sofort kühler um meine Ohren wurde, ertönte ein lautes Lachen vor mir. Ich hob den Kopf und sah einen weiteren Kumpel, der in der Schule ein paar Klassen über mir war und bereits seinen Soldatenschnitt bekommen hatte.

„Heilige Scheiße“, lachte er laut und zeigte mit dem Finger auf Theo, der gerade den Spiegel weitergab. „Elefantissimo oder was?“

„Halt‘s Maul, James“, murrte Theo und schubste den Lachenden zur Seite. „Du siehst aus wie eine verdammte Kartoffel, dich sollte man als erstes in die Luft sprengen.“

James klopfte ihm auf die Schulter, als dieser einen Abgang machte und rief hinterher: „Wir werden sehen, Goldöhrchen!“

Ich stand auf und strich mir einmal durch die kurzen Haare. „Wo bist du stationiert?“, fragte ich James, als wir uns von dort entfernten, um Platz für die anderen Kerle zu machen, die sich für eine Kopfrasur anstellten.

„Bei Theo“, antwortete James und reichte mir ein Bier, als wir an der Getränkeausgabe im Zelt standen. Direkt neben uns machte ein junges Mädchen heftig mit einem von uns herum, da es aber niemanden interessierte, hielten wir einfach Abstand und ignorierten sie.

„Ich auch“, sagte ich und musste lauter sprechen, weil ich das Gefühl hatte, die Musik wurde immer penetranter. „So habe ich es zumindest gelesen.“

James nickte und trank von seinem Bier. Er gehörte zu die Sorte Mensch, die hier und jetzt tranken, weil sie wussten, die Chance, wieder zurückzukommen, war gering. Er hasste den Krieg und er hasste es, nach Deutschland gehen zu müssen, aber er tat es aus Überzeugung. Er war ein guter Mann, der keiner Fliege was zu leide tun würde, er würde nur in allergrößter Bedrängnis einem Menschen ein Haar krümmen.

Meine Eltern haben die ganze Nacht geweint“, erzählte er mir. „Sie haben mich quasi auf Knien angebettelt nicht zu gehen. Und natürlich hat mich meine Verlobte angefleht zu bleiben.“ Nachdenklich schüttelte er den Kopf und starrte auf die Holztheke. „Mann, es ist definitiv der falsche Zeitpunkt für so etwas. Sie ist im vierten Monat schwanger.“

Ich legte aufmunternd meine Hand auf seine Schulter, um ihm mein Mitgefühl zu zeigen. Er konnte, genauso wenig wie ich, nichts an seiner Situation ändern. Wir waren nun mal Soldaten und es gab kein Zurück mehr. Man schrieb das Jahr 1941 und wir würden unsere Pflicht tun.

„Wie geht es deiner Mutter?“, fragte James mich, um von seiner misslichen Lage abzulenken. „Oder Lisbeth und George? Wie haben sie reagiert?“

Ich stützte mich mit den Ellenbogen gegen die Theke und drehte die Bierflasche in meiner Hand.

„Meine Mutter muss irgendwie damit fertig werden und die Kleinen … Ich weiß es nicht.“

„Du weißt es nicht? Du hast es ihnen nicht gesagt?“

„Ich konnte es nicht. Als Vater sich damals verabschiedete, wollte ich ihnen so ein Abschiedsgespräch kein zweites Mal antun.“

James nickte verständnisvoll und versuchte zu lächeln, auch wenn ich wusste, dass er unsere Lage um Mengen mehr hasste, als ich. „Wir müssen nur den Kopf oben halten, dann kommen wir hundertprozentig wieder nach Hause.“

Ich stimmte ihm zu, obwohl mir gar nicht wohl dabei war. In meinem Kopf hatte ich bereits mit meinem Leben in Amerika abgeschlossen und das sogar schon ziemlich lange. Ich wusste immer, wenn es irgendwann soweit kommen würde, wenn Amerika tatsächlich angegriffen würde und wir gegen Hitler kämpfen müssten, dann wird es kein nach Hause mehr geben. Tod oder Tod, ich war mir sicher. Natürlich sagte ich das James nicht, er war schon immer streng gläubig und betete für eine gesunde Heimkehr. Deswegen ließ ich ihm seine Hoffnung.

Doch auch mich erwischte es irgendwann, als wir mit unseren Schiffen in Richtung Frankreich reisten. Ich saß in meiner Kabine und starrte auf das einzige Bild, das ich mir erlaubt hatte, mitzunehmen, nachdem ich von Zuhause wegging. Es zeigte Lisbeth, George und meine Mutter. Auch wenn es nur schwarz-weiß war, meine Erinnerung füllte all die Farben aus. Ich würde sie schrecklich vermissen, verdammt, … wie sehr würde ich sie vermissen. Doch egal wie hart es klingen mochte, ich hatte eine Aufgabe vor mir. Mein Ziel war ab sofort Deutschland und der Kampf um Befreiung. Nur darauf durfte ich mich jetzt konzentrieren.

Deswegen packte ich das Foto weg, als Theo in die Kabine kam, um mich nach oben zu den anderen zu schleppen. Der Weg über den Atlantik war ewig lang, deswegen hatte man nur wenig Möglichkeiten die Zeit totzuschlagen. Aber Deutschland kam immer näher.

Es verging unendlich viel Zeit und es veränderte sich eine Menge. Wir wechselten oftmals das Platoon, unsere Soldaten starben, manche schafften es und starben dann kurze Zeit später. Mit der Zeit lernte man, dass Freundschaften das Schlimmste überhaupt sein konnten. Man musste immer damit rechnen, dass der Kamerad, mit dem man am Abend im Lager noch lachte, vielleicht schon morgen nicht mehr unter den Lebenden war. Anfangs viel es jedem schwer, man wollte trauern um den Freund, der fiel, durfte aber nicht. Irgendwann verlor man keine Freunde mehr, sondern einfach nur Männer, mit denen man im Kampf war.

Unser Major Pepper brachte den Jungs und mir bei, dass Trauern nicht erlaubt sei. Er hatte Recht. Er war erfahrener als wir alle. Er war ein Arschloch, doch er wusste, was er tat und er wusste, wie er mit uns umgehen musste. Bis er in einem Hinterhalt, durch einen Kopfschuss der deutschen Soldaten, starb. Wahrscheinlich würde ich nie den Moment vergessen, in dem ich spürte, dass sich hinter diesem verdammten Baum einer dieser Drecksnazis versteckte, doch da war es bereits zu spät. Das waren Vorkommnisse, die passierten nun mal, damit mussten wir umgehen. Hier blieb uns nie etwas anders übrig.

Wir zogen mit unserem Platoon, das aus nicht mehr als zwanzig Leuten bestand zum nächsten Stützpunkt und jeder hatte damit gerechnet, dass unser Weg hier endete. James betete jede Minute, Theo schwieg. Die Stimmung war am Tiefpunkt. Wir kamen vollkommen unterkühlt am Stützpunkt an. Unser Major war tot, unsere Vorräte leer. Die Tatsache, dass jeder von uns ein leichtes Ziel wäre, weil wir keine Munition mehr hatten, ließ uns nichts anderes übrig, als auf James Gebete zu hören und zu hoffen, dass uns keine deutschen Truppen entgegenkamen.

„Wir werden alle verrecken“, jammerte Theo, während wir durch den tiefen Matsch liefen, der einem das Laufen erschwerte. Seit Tagen stampfen wir durch diesen gottverdammten Matsch. „Ich gebe uns noch eine Nacht. Dann sind wir alle tot.“

Ich blickte zu ihm, wie er geknickt zu Boden sah, geradeaus und schlug ihm meine Hand auf die Brust, um sein Gejammer zu stoppen, weil mir sehr gutbekannte Geräusche hörte. Panzer und Stimmen, die Englisch sprachen. „Theo. Sieh geradeaus.“

Er hob sofort seinen Kopf und griff reflexartig nach seiner Pistole, doch ich hielt seinen Arm fest. Wir beide hatten letzte Nacht Wache, weswegen wir beide ziemlich fertig waren. Alle, die mit uns liefen, waren genau wie wir, einfach nur totmüde.

„Wir sind da“, ertönte James Stimme hinter uns und Theo sah mit müden Augen zu ihm nach hinten, dann wieder nach vorne. „Amerikaner.“

Ich klopfte ihm auf die Schulter und versuchte mir nicht anmerken zu lassen, wie erleichtert auch ich war, endlich am Etappenziel anzukommen. Theo litt am meisten unter dem Tod des Majors, deswegen brauchte er unseren Beistand. Seine Augen waren stets glasig und er wischte sich heimlich immer einmal schnell durchs Gesicht, doch er erlaubte es sich nicht zu weinen. Gut möglich, dass es die Müdigkeit war, aber naja, wir waren alle während unserer Wanderung, ein bisschen sentimental geworden.

„Wir sind da, Theo“, wiederholte ich und legte meine Hand auf seinen Hinterkopf, an dem noch ein wenig von seinem Blut klebte.

Meine Fußsohlen brannten, der Rücken tat höllisch weh und ich konnte die Augen nur noch mit einiger Willensanstrengung offenhalten. Aber keiner von uns durfte sich seinen Empfindlichkeiten hingeben, sonst würden wir niemals ankommen. Nach mehreren Tagen Fußweg durch Flüsse und morastige Wälder, waren wir endlich angekommen, wo wir sicher waren. Wir würden etwas zu essen und zu trinken bekommen, einen halbwegs ordentlichen Schlafplatz und Ruhe.

Theo sah nach vorne und nickte mehrmals, während er schluckte und die Erkenntnis, dass wir nun tatsächlich da waren, ihn traf. Er wischte sich mit dem Ärmel seiner braunen Jacke die Tränen von den Augen und ich ließ meinen Arm sinken.

Wir liefen über die große Wiese zu den Zelten und schon von weiten sah ich, wie uns einer der Soldaten, die Wache hielten, entdeckte und weitere alarmierte. Sofort kamen mehrere Hilfskräfte auf uns zu.

„Platoon vier, richtig?“, fragte einer von ihnen und übergab mir eine Thermoskanne mit Wasser.

Ich nickte und reichte das Wasser an Theo weiter, der es er gierig nahm, sich auf einen Holzstuhl fallen ließ, die Flasche ansetzte, und trank. „Richtig“, sagte ich zu dem Helfer und sah mich um. „Wieso sind hier so wenige Soldaten? Die Rede war von mindestens zweihundert.“

„Ihr seid nicht die Einzigen, die in einen Hinterhalt geraten sind.“ Der Kamerad sah sich Theos Wunde am Hinterkopf an und ich beobachtete wie sich auch der Rest meiner Gruppe ausgelaugt fallen ließen, um sich auszuruhen. „Wir können von Glück reden, dass wir noch drei Kompanien zusammenstellen können. Die letzten Wochen waren ziemlich … hart.“

„Hart.“ Ich lachte bitter auf und ließ meine Schrotflinte einfach zu Boden fallen. „Wir haben fast die Hälfte unserer Männer verloren, verdammt. Wer hat hier was zu sagen?“

Mit erhobener Braue betrachtete mich der Mann, als er Theos Wunde säuberte, der einfach erschöpft die Augen schloss. „Wer bist du? Der Major?“

„Nein, Major Pepper ist tot. Also, wer?“, gab ich ungeduldig die Gegenfrage und wartete gespannt auf seine Antwort.

Theo öffnete langsam die Augen. „Sag es nicht.“

Ich ignorierte ihn, weil es im Moment wichtigeres zu tun gab, außer seinen verwirrten Worten zuzuhören, deswegen wartete ich weiter auf die Antwort des Helfers.

„Major Pattons“, antwortete er und kniete sich hinter Theo. „Er ist im Hauptzelt. Ihn wird es nicht freuen, dass Pepper tot ist.“

Nun kniff Theo die Augen zusammen. „Nein, Schluss damit.“

„Reiß dich zusammen, Theo!“, zischte ich ihm zu. „Es ist keine Zeit für dein ständiges Gejammer. Pepper ist tot, kapier’s endlich.“

Ruckartig stellte Theo sich auf und schubste mich mit blutunterlaufenen Augen zurück. „Halt‘s Maul!“, schrie er mich an. „Halt‘s Maul, halt‘s Maul, halt‘s Maul! Es ist deine Schuld , also halt‘s Maul!“ Wütend stampfte er auf mich zu, wollte mich am Kragen packen, doch ich zog ihn über mein Bein und ließ ihn unsanft zu Boden fallen. Er wollte sich hochdrücken, aber ich rammte seinen Nacken in die aufgeweichte Erde unter uns. „Hör auf es zu sagen“, begann Theo zu schluchzen. „Hör einfach auf es zu sagen, wenn es doch deine Schuld war … Pepper könnte noch leben, wenn du …“ Seine Worte wurden undeutlich und schließlich hatte er keine Kraft mehr zu sprechen.

Mein Griff in seinem Nacken wurde leichter, weil mir selbst die Kraft fehlte. Ich wusste, dass er mir allein die Schuld an Peppers Tod gab. Ich war, für ihn, nicht auf der richtigen Position, als Pepper mich brauchte. Es war nicht meine Schuld, dass Pepper starb, Theo brauchte einfach nur einen Schuldigen. Er war geschwächt, was blieb ihm anderes übrig, außer wütend zu sein?

„Ich sage es dir kein zweites Mal“, ermahnte ich ihn böse und ließ seine linke Gesichtshälfte langsam in den Schlamm sinken. „Reiß dich gefälligst zusammen und komm mit dieser Scheiße klar. Er ist tot.“

Ich zog ihn wieder auf die Beine, derweil er ausgelaugt zuließ, dass der Schlamm an seinem Gesicht hinunterlief. „Wasch dich, trink und iss etwas, aber hör auf zu heulen. Das bringt uns nicht weiter.“

Theo atmete zitternd tief durch, setzte sich wieder auf den Hocker und vergrub das Gesicht in seinen schmutzigen Händen. „Es tut mir leid“, sagte er. „Hey, Mann, es tut mir leid, ich wollte das nicht …“

Ich wischte mir mit beiden Händen durch die mittlerweile wieder ein Stück gewachsenen Haare und schloss für einen Moment die Augen. Natürlich tat es ihm leid, das wusste ich ja. Es tat einem im Nachhinein immer leid, allerdings brachten diese vier Worte in dieser Zeit nichts. Er war ein Wrack und damit kam er selbst nicht zurecht. Niemals sollte der Tod an uns herankommen, denn Freunde wollten wir nie wieder verlieren, doch Theo war zu schwach. Dieses eine verdammte Mal. Früher hätte er versucht es wegzulachen, doch das war vorbei. Schon vor langer Zeit hat Theo aufgehört, die Dinge lustig zu finden.

„Sieh zu, dass du schläfst“, wies ich Theo an, obwohl ich nicht das Recht hatte, überhaupt irgendwen anzuweisen. Allerdings hatte ich schon seit Peppers Tod das Gefühl, die Leute meines Platoons warteten auf Befehle, weil sie so verloren schienen, deswegen versuchte ich für sie irgendetwas zu sein, woran sie sich festhalten konnten. Oftmals glaubte ich, James war der Einzige, der nicht aufgab und das half mir, einfach weiter zu machen. Wir hatten zusammen schon viele Situationen überlebt und wir würden auch aus dieser wieder herauskommen. Ja, Pepper ist gefallen. Doch nur aufzugeben, weil er nicht mehr war, wäre eine Schande gewesen.

Ich legte meine Hand noch einmal beruhigend auf Theos Schulter und dann machte ich mich auf den Weg ins Hauptzelt. Es war angenehm ruhig, was mir sehr guttat, denn mein Schädel dröhnte heftig und durch die schlaflose Nacht packte mich leichter Schwindel. Meine linke Hüfte schmerzte höllisch, aber darum würde ich mich später kümmern müssen. Ich musste zusehen, wie wir unser nächstes Platoon zusammenstellen konnten. Eigentlich wollte ich nie mehr sein, als ein Befehlsempfänger, ein einfacher Rekrut. Verantwortung stand mir nicht, doch es würde nicht lange anhalten. Uns würde ein neuer Major zugeteilt werden, damit wir am nächsten Morgen aufbrechen konnten.

Ich zog das imprägnierte Leinentuch vor dem Zelteingang zur Seite, um einzutreten, es zu betreten und schon sah ich mehrere Männer in langen Jacken neben einem Baumstumpf an einem provisorischen Tisch stehen und auf eine Karte schauen. Einer von ihnen hob den Kopf und etliche Brandnarben durchzogen das Gesicht, dessen Augen mich durchdringend ansahen.

„Was zur Hölle sucht der Hosenscheißer hier?“, keifte der Mann in die Runde und sah mich dabei an. „Ich sagte doch, niemand soll dieses Zelt betreten, wenn ich nicht darum bitte!“

„Er ist von Platoon vier, Major Pattons“, erklärte der dünnere Mann zu ihm. „Peppers Platoon. Sie sind gerade angekommen.“

„Pepper“, schnaubte der Major und verschränkte die Arme, während er mich von oben bis unten musterte. „Wo ist er? Ich hatte ihn erwartet und nicht einen seiner minderwertigen Lakaien.“

„Major Pepper wurde vor mehreren Tagen während eines Hinterhalts erschossen“, erklärte ich sachlich die Lage.

Der Mann, der Major Pattons genannt wurde, schwieg daraufhin kurz, starrte mich aber weiterhin an. Ich ging seinem Blick nicht aus dem Weg. Man sah ihm sofort an, dass so etwas ihn nicht mehr schockierte. Er war schon so abgestumpft in den Jahren des Krieges, dass er es einfach als Tatsache ablegte, wenn man ihm mitteilte, dass einer von seinen Kollegen gestorben war. Für ihn war das nur wieder einer, der das zeitliche gesegnet hatte, also interessierte er sich nicht weiter dafür. „Wie viele seid ihr?“, fragte er mich nach einer Weile.

Ich antwortete: „Neunzehn.“

„Neunzehn?“, schrie er plötzlich und rammte das Messer in seiner Hand durch die Karte in den Baumstumpf. Seine Glatze ließ es zu, dass man Zornesadern sah. „Das ist nicht einmal ein halbes Platoon! Ihr hättet mehr sein sollen!“

Wut kroch in mir hoch. Er mochte ein Major sein, aber war nicht besser, als der ganze Rest hier, vor allem nicht nach der Hölle, die wir durchgemacht hatten. „Zeigen Sie etwas Respekt“, fuhr ich ihn deswegen an. „Wir suchen uns die Zahl der Toten nicht aus.“

„Respekt?“ Patton zog sein Messer aus dem Baumstumpf und kam mit schnellen Schritten auf mich zu, setzte das Messer an meinem Hals an, während er meinen Nacken dagegen drückte. Ich aber blieb still. „Glaubst du, diese verdammten Nazi-Schweine zeigen Respekt, wenn sie dir deine jämmerliche Kehle aufschneiden?“, raunte er mir leise ins Ohr und ich roch seine Alkoholfahne gemischt mit Nikotin. Er drückte das Messer fester gegen meine Haut und ich konnte spüren, wie sie kurz davor war zu aufzureißen. „Respekt muss man sich verdienen, du erbärmlicher Bastard.“ Mit einem Mal stieß er mich zurück und ich spürte ein kleines Rinnsal Blut, das meinen Hals herablief. Er zeigte mit der Klinge auf mich. „Sammle deine Männer und mach ihnen klar, dass ihr ab morgen nach meiner Pfeife tanzt. Wer laufen kann, kommt mit mir, der Rest bleibt hier. Verstanden?“

Ich hasste ihn von der ersten Sekunde an. Er war nicht wie Pepper, er war einfach nur ein sadistischer Hund, der nur noch lebte, weil er erbarmungslos und kaltblütig war. Von Pattons hörte ich schon, bevor ich ihn hier das erste Mal traf. Es wäre mir lieber gewesen, ihn niemals kennenlernen zu müssen. Wir mussten unseren Hass gegen die Deutschen richten, um zu gewinnen, nichts durfte uns davon ablenken, aber dieser Pattons, zog den Hass förmlich an. Im Moment blieb mir aber nichts anderes übrig, als zu nicken und das Zelt schnell zu verlassen.

Ich fasste mir an den Hals, als ich über das Gelände lief, nur um festzustellen, dass neben dem getrockneten Blut an meinen Händen, nun neues Blut klebte. Aber ich brauchte Ruhe, nur ein kleines bisschen, deswegen nahm ich mir eine Schüssel mit Wasser, ging in eine ruhige Ecke und setzte mich auf einen herumstehenden Hocker.

Meine braune Uniformjacke ließ ich einfach zu Boden fallen und gleich danach meinen mit Dreck und Blut verschmierten Pullover, der unangenehm an meiner Haut klebte. „Scheiße“, fluchte ich leise, als ich den Stoff meines Unterhemdes von der tiefen Schnittwunde auf meiner linken Hüfte riss. Ich schmiss das Hemd zu Boden und stützte mich gegen den Hocker, um mich halten zu können. Mein Kreislauf spielte schon eine Weile verrückt und der Schmerz wurde nicht weniger. Allerdings konnte ich von Glück reden, dass mich das Messer des Soldaten nur an der Seite erwischte.

Die Wunde säuberte ich schnell und ohne Rücksicht auf Schmerzen, denn durch so was musste ich durch, da musste jeder von uns durch. Als ich fertig war, wusch ich mein mit Blut, Erde und allem möglichen, beschmiertes Gesicht, Hände im Wasser und legte mich endlich hin. Ich war mir nicht sicher, ob ich hier wirklich ruhen konnte, aber sicher konnte ich mir schon viele Jahre nicht mehr sein. Nachts vom Bomben oder Schüssen überrascht zu werden, war keine Ausnahme mehr, vor allem seitdem wir in Deutschland waren. Nirgends war es so grauenvoll wie hier, … und wir hatten schon viel Grauenvolles hinter uns.

In Momenten, in denen ich nicht an den Krieg und meine Chance zu überleben nachdachte, versuchte ich an Mom, Lisbeth und George zu denken. Es quälte mich, dass ich nicht wusste, wie es ihnen ging oder … ob sie überhaupt noch an mich dachten. Und dieser Gedanke, tat mir so unheimlich weh, dass ich schon vor langer Zeit aufgehört habe, an sie zu denken.

*

Lautes Geschrei holte mich ruckartig aus dem Schlaf. Ich war sofort hellwach, richtete mich schnell auf und zog mich an. Mit den Jahren waren meine Instinkte geschärft und ich musste lernen, schnell aus dem Schlaf zu kommen, denn schon oft rettete es mir das Leben. Doch diesmal war gleich klar, dass es kein Notfall war, denn zwischen dem vielen Geschrei war Gelächter zu hören. Deshalb ging ich – mir ein Unterhemd überziehend – aus meinem Zelt und sah unmittelbar eine Menschenansammlung, die auf einem freien Platz im Lager eine große Runde gebildet hatten. Anhand ihres Geschreis, das aus „Tritt dem scheiß Nazi in die Eier“ oder „Wo ist dein Hitler jetzt?“ bestand, konnte ich schließen, dass ein Deutscher anwesend war. Ich quetschte mich durch die Menge bis nach ganz vorne, von wo ich direkt den schmächtigen, deutschen Soldaten sehen konnte, der vergebliche versuchte, sich gegen einen von unseren Männern zu wehren, während dieser sein Gesicht über einen Pferdescheißhaufen drückte und laut lachte.

„Riechst du‘s?“, fragte er den Deutschen, der schon begann zu weinen, weil er nun auch von einem weiteren Mann festgehalten wurde. Sein Gesicht schwebte nur noch einen knappen Zentimeter über der Pferdemist. „Das ist es, was du bist! Du widerliches Stück Scheiße!“

„Bitte“, jammerte der Deutsche und kniff die Augen zu. „Ich wollte euch nicht angreifen, ich wollte doch nur …“

Ich verzog angewidert das Gesicht, als seines aggressiv in den Haufen gedrückt wurde und er wild um sich zappelte, doch keine Chance hatte. Die Menge jubelte und ich erkannte James, der nur stumm zusah. Niemand hatte Mitleid mit dem jungen Mann, denn jeder von uns hätte liebend gerne das Gesicht des Nazis in die Scheiße gedrückt, weswegen auch ich schmunzelte, die Arme verschränkte und zusah, wie dieser Wichser bis auf die Knochen blamiert wurde. Anfangs dachte ich oft, die Leute, die so einen Hass gegen deutsche Soldaten hegten würden übertreiben, denn nicht jeder von ihnen war Hitler und vielleicht dachte nicht jeder so verkorkst. Aber das legte ich schon in den ersten Monaten ab, denn man lernte, dass zu viele alles tun würden, um einen zu erschießen.

„Was war das?“, fragte der Soldat, der das Gesicht des Deutschen wieder hochzog, dieser tief Luftholte und sich den Mist aus dem Gesicht schüttelte. „Was wolltest du denn? Nochmal eine Runde baden?“

„Knall ihn einfach ab!“, rief einer aus der Runde. „Schieß ihm seine dämliche Visage weg!“

„Ich sollte nur eine Nachricht ü-überbringen“, jammerte der Deutsche und heulte weiter.

„Bitte! Ich habe …“

„Schnauze“, wurde er wieder unterbrochen und erneut landete sein Gesicht in dem weichem Pferdedung und wurde hin und her gedrückt. „Niemand interessiert sich für dein Gelaber, du Hurensohn!“

Mein Blick fiel von dem Deutschen auf Major Pattons, der sich ebenfalls durch die Menge quetschte und in die Mitte trat. Sein Ausdruck war böse und in seiner Hand hatte er eine Waffe, womit er entweder direkt den Gnadenschuss austeilte oder – so schätzte ich ihn ein – den Nazi noch ein wenig leiden ließ, indem er ihn damit einschüchterte.

„Walt!“, meckerte Pattons zu dem Amerikaner, der den Kopf des Deutschen fest im Griff hatte. „Zieh ihn hoch!“

„Aber sein Gesicht schmiegt sich so schön da rein“, blökte Walt und rieb das Gesicht noch mehr in den Haufen. „Siehst du? Es ist wie dafür gemacht.“

„Zieh ihn, verdammt nochmal, hoch, du Vollidiot“, knirschte Pattons zwischen seine Zähne hervor und James und meine Blicke trafen sich.

Walt brummte genervt und zog widerwillig den Deutschen nach oben, sodass dieser mit verschmierter Visage neben ihm kniete und schniefte. Sein Weinen ließ alle kalt.

„Bitte“, flehte er jämmerlich. „Ich wollte nur …“

„Du wolltest nur zu Major Dorner“, unterbrach ihn Pattons und packte ihn aggressiv am Haarschopf, hielt sein Gesicht so, dass er ihn anschauen musste, worauf der Deutsche gequält aufschrie. „Und wir lassen dich gehen.“

Die Runde brüllte, beschwerte sich und auch ich hob meine Brauen. Ihn gehen lassen? Das würde, auch wenn Pattons es so befohlen hätte, niemand zulassen. Dafür war der Groll, den wir gegen jeden einzelnen von ihnen hatten, viel zu groß, es war unmöglich.

„Unter einer Bedingung“, redete Pattons weiter und brachte die Männer mit einer strengen Handbewegung zum Schweigen. „Major Dorner ist ein guter alter Bekannter von mir. Es wäre doch vorzüglich, wenn du uns sagen würdest, wie wir zu ihm kommen.“

Der Deutsche hustete und verzog vor Schmerz das Gesicht, weil Pattons ihn brutal an den Haaren zog. „I-Ich …“

„Man, knall ihn einfach ab!“, schrie einer aus der Runde. „Er ist ein Stück Scheiße!“

„Halt deinen dreckigen Mund!“, schrie Pattons und hielt seine Waffe auf den Mann, der eben gekeift hatte, dieser zuckte sofort schweigend zusammen. Und auch alle anderen muckten nicht mehr auf. „Halt deine verdammte Fresse oder ich schieß dir dein minderwertiges Gehirn raus, verstanden?“

Der Mann sagte kein Wort mehr, sondern starrte Pattons nur perplex an.

„Gut.“ Pattons richtete die Waffe wieder auf den Deutschen, der leise vor sich hin wimmerte. Er verzog angewidert sein Gesicht. „Du stinkst wie ein Tier, du Abschaum. Antworte oder ich zeige dir, was wir mit Tieren machen!“

„Es ist nicht weit von hier!“, schrie plötzlich der Deutsche, weil Pattons seine Waffe tiefer in enger an dessen Schläfe drückte. „Es ist – Immer in Richtung Norden! Er lebt mit seiner Familie an einer einsamen Kreuzung! E-Er sollte dort sein, a-aber ich weiß nicht, ob er das wirklich ist u-u-nd i-ich – Bitte erschießt mich nicht!“

Pattons grinste zufrieden und ich fragte mich, was er mit dieser Information anfangen wollte. Wir waren nicht auf der Suche nach einem deutschen Offizier, sondern nach der nächsten Stadt, um sie einzunehmen.

„Wieso sollte ich dich erschießen?“, säuselte Pattons zu dem Deutschen. „Du hast uns doch geholfen. Richtig?“

Der Deutsche nickte heftig. „B-Bitte.“

Doch etwas in Pattons Gesicht veränderte sich und mit einem Mal sah man Grausamkeit in seinen Augen. „Aber Gnade ist etwas für Schwächlinge.“ Und dann schoss er.

Der Schuss ließ uns zusammenzucken, obwohl jeder damit hätte rechnen sollen. Ich spürte, wie ein Blutspritzer auf meiner Wange landete, den ich wütend wegwischte, während ich Major Pattons misstrauisch beobachtete, wie er den toten Körper des Deutschen zurück in den Dreck fallen ließ.

Irgendetwas an Pattons gefiel mir nicht. Ich wusste zwar, er war ein egozentrisches Arschloch, aber da war noch etwas. Ich konnte es nicht definieren, das konnte ich lange Zeit nicht, aber dieses Etwas, das mich störte, schürte meinen Hass.

Eisige Stille breitete sich in der Runde aus, als alle auf die Leiche des Deutschen starrten. Normalerweise war es ein Fest so etwas zu sehen, doch dieses Mal war es anders.

Pattons schob seine Waffe in den Hosenbund und sah uns an. „Packt eure Sachen, wir brechen unverzüglich auf. Wir dürfen keine Zeit verlieren.“

Ich runzelte die Stirn und fragte, während die Ersten schon gingen: „Wer ist Dorner?“

Überrascht von meiner Frage, fuhr Pattons Kopf zu mir herum. „Du schon wieder.“ Er zeigte auf die Leiche. „Bring ihn weg.“

Ich sah von der Leiche zu ihm. „Meine Frage war, wer Dorner ist und nicht, ob ich ihn wegbringen soll.“

Seine Augen verengten sich und ich wusste, er versuchte mir mit diesem Blick klarzumachen, dass er mehr Macht hatte, als ich, dennoch war meine Frage berechtigt. „Was geht es dich überhaupt an? Du tust, was ich sage und mehr nicht.“ Er drehte sich abrupt um und ging zum Hauptzelt.

Ich folgte ihm, weil ich mich mit solch einer Antwort, eher gar keiner Antwort, nicht zufriedengab. „Unser Ziel sollte das nächste Dorf sein und kein deutscher Offizier, mit dem Sie Probleme haben. Das ist Zeitverschwendung.“

„Die Pläne machst nicht du, sondern ich.“ Er riss das Tuch vor dem Zelt zur Seite und sah mich warnend an. „Und wenn du nicht willst, dass ich dich hier und jetzt genauso drangsaliere wie diesen verdammten Wichser dort hinten, dann halte dich besser daran. Und jetzt – entsorge die verfluchte Leiche.“

Ich sah ihm gereizt hinterher, als er im Zelt verschwand. Es war nichts Neues für mich, von

Leuten umhergeschubst zu werden und mit Arschlöchern zu kommunizieren, aber seitdem Major Pepper tot war, fühlte ich mich für die verbliebenen Männer aus unserem Trupp verantwortlich und ich wollte keinen von ihnen in den Tod schicken, nur weil Pattons irgendeinen undurchsichtigen Plan verfolgte.

Schon ein paar Schritte entfernt, ertönte noch einmal seine Stimme:

„Ey, Schwächling! Ich werde es dir ein letztes Mal sagen und halte dich besser daran: Für mich bist du genauso dumm wie der ganze Rest hier. Du bist ein streunender Hund, den man dressieren muss, nichts weiter. Gewöhn dich besser daran, nicht zu denken, sondern zu gehorchen, ansonsten endet das alles nicht gut für dich.“

Einer von ihnen

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