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Aus „Die Fahrt der Beagle“

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Während unseres Aufenthalts in Brasilien legte ich eine große Insektensammlung an. Einige allgemeine Beobachtungen über die relative Bedeutung der verschiedenen Ordnungen mögen für den englischen Entomologen von Interesse sein. Die großen und leuchtend bunten Lepidoptera zeugen von der Zone, die sie bewohnen, viel klarer als jede andere Tierrasse. Ich meine hier nur die Schmetterlinge, denn die Schwärmer treten anders, als man ob der Üppigkeit der Vegetation hätte erwarten können, doch in weit geringerer Zahl als in unseren gemäßigten Breiten auf. Höchst überrascht war ich über die Lebensweise des Papilio feronia. Dieser Schmetterling ist nicht selten und frequentiert gemeinhin die Orangenhaine. Obwohl ein Hochflieger, lässt er sich doch häufig auf Baumstämmen nieder. Dabei ist der Kopf durchweg nach unten gerichtet, und die Flügel sind in einer horizontalen Ebene ausgebreitet, statt vertikal eingefaltet zu sein, wie es ansonsten der Fall ist. Er ist der einzige Schmetterling, den ich je die Beine zum Laufen habe benutzen sehen. Dies war mir nicht bewusst, weswegen das Insekt mehr als einmal, als ich mich ihm vorsichtig mit der Zange näherte, zur Seite entkam, gerade als das Instrument sich schließen wollte. Weit eigenartiger jedoch ist die Fähigkeit dieser Art, Geräusche zu machen. Mehrmals, wenn ein Paar, vermutlich Männchen und Weibchen, einander in einem unregelmäßigen Fluge jagten, kamen sie bis auf wenige Yard an mir vorbei, und dabei vernahm ich ganz deut-lich ein klackendes Geräusch ähnlich jenem, das von einem Zahnrad verursacht wird, wenn es sich unter einer Klinke dreht. Das Geräusch setzte sich in kurzen Abständen fort und konnte noch in einer Entfernung von zwanzig Yard ausgemacht werden: Ich bin mir sicher, dass bei dieser Beobachtung kein Irrtum vorliegt.

Was Tiere getrennten Geschlechtes betrifft, so hat die Leichtigkeit, womit ihre Kreuzung gehindert werden kann, einen wichtigen Anteil an dem Erfolg in Bildung neuer Rassen, in einer Gegend wenigstens, welche bereits mit anderen Rassen besetzt ist. Dazu kann die Einschließung des Landes in Betracht kommen. Wandernde Wilde oder die Bewohner offener Ebenen besitzen selten mehr als eine Rasse derselben Art. Man kann zwei Tauben lebenslänglich zusammenpaaren, und dies ist eine große Bequemlichkeit für den Liebhaber, weil er viele Vollblutrassen im nämlichen Vogelhaus beisammen erziehen kann. Dieser Umstand hat gewiss die Bildung und Veredlung neuer Rassen sehr befördert. Ich will noch beifügen, dass man die Tauben sehr rasch und in großer Anzahl vermehren und die schlechten Vögel leicht beseitigen kann, weil sie getötet zur Speise dienen. Auf der anderen Seite lassen sich Katzen ihrer nächtlichen Wanderungen wegen nicht zusammenpaaren, daher sieht man auch, trotzdem dass Frauen und Kinder sie gerne haben, selten eine neue Rasse aufkommen;solche Rassen, wenn wir dergleichen jemals sehen, sind immer aus anderen Gegenden und zumal aus Inseln eingeführt. Obwohl ich nicht bezweifle, dass einige Haustiere weniger als andere variieren, so wird doch die Seltenheit oder der gänzliche Mangel verschiedener Rassen bei Katze, Esel, Perlhuhn, Gans usw. hauptsächlich davon herrühren, dass keine Züchtung bei ihnen in Anwendung gekommen ist: Bei Katzen, wegen der Schwierigkeit, sie zu paaren; bei Eseln, weil sie nur in geringer Anzahl von armen Leuten gehalten werden, welche auf ihre Züchtung wenig achten; bei Perlhühnern, weil sie nicht leicht aufzuziehen und eine große Zahl nicht beisammen gehalten wird; bei Gänsen, weil sie nur zu zwei Zwecken dienen mittels ihrer Federn und ihres Fleisches, welche noch nicht zur Züchtung neuer Rassen gereizt haben.

Versuchen wir das über die Entstehung unserer Haustier- und Kulturpflanzenrassen Gesagte zusammenzufassen. Ich glaube, dass die äußeren Lebensbedingungen wegen ihrer Einwirkung auf das Reproduktivsystem von der höchsten Wichtigkeit für die Entstehung von Abänderungen sind. Ich glaube aber nicht, dass Veränderlichkeit als eine inhärente und notwendige Eigenschaft allen organischen Wesen unter allen Umständen zukomme, wie einige Schriftsteller angenommen haben. Die Wirkungen der Veränderlichkeit werden in verschiedenem Grade modifiziert durch Vererblichkeit und Rückkehr. Sie wird durch viele unbekannte Gesetze geleitet, insbesondere aber durch das der Wechselbeziehungen des Wachstums. Einiges mag der direkten Einwirkung der äußeren Lebensbedingungen, manches dem Gebrauch und Nichtgebrauch der Organe zugeschrieben werden. Dadurch wird das Endergebnis außerordentlich verwickelt. Ich bezweifle nicht, dass in einigen Fällen die Kreuzung ursprünglich verschiedener Arten einen wesentlichen Anteil an der Bildung unserer veredelten Erzeugnisse gehabt habe. Wenn in einer Gegend einmal mehre veredelte Rassen vorhanden gewesen sind, so hat ihre gelegentliche Kreuzung mit Hilfe der Wahl zweifelsohne mächtig zur Bildung neuer Rassen mitwirken können; aber die Wichtigkeit der Varietätenmischung ist, wie ich glaube, sehr übertrieben worden sowohl in Bezug auf die Tiere wie auf die Pflanzen, die sich aus Samen verjüngten. Bei solchen Pflanzen dagegen, welche zeitweise durch Stecklinge, Knospen usw. fortgepflanzt werden, ist die Wichtigkeit der Kreuzung zwischen Arten wie Varietäten unermesslich, weil der Pflanzenzüchter hier die außerordentliche Veränderlichkeit sowohl der Bastarde als der Blendlinge ganz außer Acht lässt; doch haben die Fälle, wo Pflanzen nicht aus Samen fortgepflanzt werden, wenig Bedeutung für uns, weil ihre Dauer nur vorübergehend ist. Aber die über alle diese Änderungsursachen bei weitem vorherrschende Kraft ist nach meiner Überzeugung die fortdauernd anhäufende Züchtung, mag sie nun planmäßig und schnell, oder unbewusst und allmählicher aber wirksamer in Anwendung kommen.

Die Entstehung der Arten

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