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Aus „Die Fahrt der Beagle“ Bahià Blanca
ОглавлениеDie Beagle traf am 24. August [1833] hier ein und fuhr eine Woche später zum Plata ab. Mit Kapitän Fitz Roys Einwilligung blieb ich zurück, um über Land nach Buenos Ayres zu reisen. Ich werde hier einige Beobachtungen einfügen, die während dieses Aufenthalts und bei einer früheren Gelegenheit gemacht wurden, als die Beagle mit der Vermessung des Hafens beschäftigt war …
Bei Punta Alta haben wir einen Abschnitt einer jener später ausgebildeten kleinen Ebenen, der aufgrund der Anzahl und der außerordentlichen Merkmale von Überresten gigantischer Landtiere, die darin eingebettet sind, äußerst interessant ist. […] Ich werde hier nur eine grobe Skizze ihrer Beschaffenheit geben. Zunächst Teile dreier Schädel und anderer Knochen des Megatheriums, dessen gewaltige Ausmaße von seinem Namen ausgedrückt werden. Zweitens das Megalonyx, ein großes verwandtes Tier. Drittens das Skelidotherium, ebenfalls ein verwandtes Tier, wovon ich ein nahezu vollständiges Skelett erhielt. Es muss so groß wie ein Rhinozeros gewesen sein: Wegen der Struktur seines Schädels kommt es Mr. Owen zufolge dem Ameisenbären vom Kap am nächsten, in anderer Hinsicht nähert es sich hingegen dem Gürteltier an. Viertens das Mylodon darwinii, eine eng verwandte Gattung von etwas geringerer Größe. Fünftens ein weiterer gigantischer zahnloser Vierfüßer. Sechstens ein großes Tier mit einer knöchernen Haut in Segmenten, ganz ähnlich der des Gürteltiers. Siebtens eine ausgestorbene Pferdeart, auf die ich noch zurückkommen muss. Achtens der Zahn eines Dickhäuters, wahrscheinlich der gleiche wie das Macrauchenia, ein gewaltiges Tier mit einem langen Hals wie ein Kamel, auf das ich noch zurückkomme. Schließlich das Toxodon, vielleicht eines der seltsamsten Tiere, die jemals entdeckt wurden: An Größe kam es einem Elefanten oder Megatherium gleich, die Struktur seiner Zähne hingegen beweist unwiderlegbar, wie Mr. Owen anführt, dass es eng mit den Nagern verwandt war, jener Ordnung, zu der heute die meisten der kleinsten Vierfüßer gehören; in vielen Einzelheiten ist es mit den Pachydermata verwandt: Der Stellung von Augen, Ohren und Nüstern nach zu urteilen, lebte es wahrscheinlich im Wasser wie der Dugong oder Manati, mit dem es ebenfalls verwandt ist. Wie wunderbar diese verschiedenen Ordnungen, heutigentags so klar getrennt, an etlichen Punkten im Aufbau des Toxodons verschmelzen!
Der einzige Unterschied zwischen den Organismen, welche jährlich Tausende von Eiern oder Samen hervorbringen, und jenen, welche deren nur sehr wenige liefern, besteht darin, dass diese unter günstigen Verhältnissen ein paar Jahre länger als jene zur Bevölkerung eines Bezirkes nötig haben, sei derselbe auch noch so groß. Der Kondor legt zwei Eier und der Strauß deren zwanzig, und doch dürfte in einer und derselben Gegend der Kondor leicht der häufigere von beiden werden. Der Eissturmvogel (Procellaria glacialis) legt nur ein Ei, und doch glaubt man, er sei der zahlreichste Vogel in der Welt. Die eine Fliege legt hundert Eier und die andere wie z.B. Hippobosca deren nur eines; dies bedingt aber nicht die Menge der Individuen, die in einem Bezirk ihren Unterhalt finden können. Eine große Anzahl von Eiern ist von einiger Wichtigkeit für eine Art, deren Futtervorräte raschen Schwankungen unterworfen sind; denn diese muss ihre Vermehrung in kurzer Frist bewirken. Aber wesentliche Wichtigkeit erlangt eine große Zahl von Eiern oder Samen der Größe der Zerstörung gegenüber, welche zu irgendeiner Lebenszeit erfolgt, und diese Zeit des Lebens ist in der großen Mehrheit der Fälle eine sehr frühe. Kann ein Tier in irgendeiner Weise seine eigenen Eier und Jungen schützen, so wird es deren eine geringere Anzahl erzeugen und diese ganze durchschnittliche Anzahl aufbringen; werden aber viele Eier oder Junge zerstört, so müssen deren viele erzeugt werden, wenn die Art nicht untergehen soll. Wird eine Baumart durchschnittlich tausend Jahre alt, so würde es zur Erhaltung ihrer vollen Anzahl genügen, wenn sie in tausend Jahren nur einen Samen hervorbrächte, vorausgesetzt dass dieser eine nie zerstört werden würde und auf einen sicheren für die Keimung geeigneten Platz gelangen könnte. So hängt in allen Fällen die mittlere Anzahl von Individuen einer Pflanzen- oder Tierart nur indirekt von der Zahl der Samen oder Eier ab, die sie liefert.
Das Häuten von uji oder Wasserschlangen.
Bei Betrachtung der Natur ist es nötig, diese Ergebnisse immer im Sinn zu behalten und nie zu vergessen, dass man von jedem einzelnen Organismus unserer Umgebung sagen kann, er strebe nach der äußersten Vermehrung seiner Anzahl, dass aber jeder in irgendeinem Zeitabschnitt seines Lebens in einem Kampf mit feindlichen Bedingungen begriffen ist, und dass große Zerstörung unvermeidlich über Jung oder Alt ergehe in jeder Generation oder in wiederkehrenden Perioden. Wird irgendein Hindernis beseitigt oder die Zerstörung noch so wenig gemindert, so wird in der Regel augenblicklich die Zahl der Individuen stärker anwachsen.
Was für Hindernisse es sind, welche das natürliche Streben jeder Art nach Vermehrung ihrer Anzahl beschränken, ist meistens unklar. Betrachtet man die am kräftigsten gedeihenden Arten, so wird man finden, dass je größer ihre Zahl wird, desto mehr ihr Streben nach weiterer Vermehrung zunimmt. Wir wissen nicht einmal in einem einzelnen Fall genau, welches die Hindernisse der Vermehrung sind. Dies wird jedoch niemanden in Verwunderung setzen, der sich erinnert, wie unwissend wir in dieser Beziehung bei dem Menschen selbst sind, welcher doch ohne Vergleich besser bekannt ist als irgendeine andere Tierart. Doch ist dieser Gegenstand von mehreren Schriftstellern vortrefflich erörtert worden; ich werde in meinem späteren Werk über mehrere der Hindernisse mit einiger Ausführlichkeit handeln und insbesondere auf die Raubtiere Südamerikas etwas näher eingehen. Hier mögen nur einige wenige Bemerkungen Raum finden, nur um dem Leser einige Hauptpunkte ins Gedächtnis zu rufen. Eier und ganz junge Tiere scheinen am meisten zu leiden, doch ist dies nicht ganz ohne Ausnahme. Den Pflanzen wird zwar eine gewaltige Menge von Samen zerstört; aber nach einigen Beobachtungen scheint es mir, als litten die Sämlinge am meisten, wenn sie auf einem schon mit anderen Pflanzen dicht bestockten Boden wachsen. Auch die Sämlinge werden noch in großer Menge durch verschiedene Feinde vernichtet. So beobachtete ich auf einer locker umgegrabenen Bodenfläche von 3 Fuß Länge und 2 Fuß Breite 357 Sämlinge unserer verschiedenen Holzarten, wovon nicht weniger als 295 hauptsächlich durch Schnecken und Insekten zerstört wurden. Wenn man einen Rasen, der lang abgemäht wurde (und der Fall wird der nämliche bleiben, wenn er durch Säugetiere kurz abgeweidet wird), wachsen lässt, so werden die kräftigeren Pflanzen allmählich die minder kräftigen, wenn auch voll ausgewachsenen, töten; und in einem solchen Falle hat man von zwanzig auf einem nur 3 auf 4 Fuß großen Fleck beisammen wachsenden Arten neun zwischen den anderen nun üppiger aufwachsenden zugrunde gehen sehen.
Die für eine jede Art vorhandene Nahrungsmenge bestimmt die äußerste Grenze, bis zu welcher sie sich vermehren kann; aber in vielen Fällen wird die Vermehrung einer Tierart schon weit unter dieser Grenze dadurch gehemmt, dass sie selbst wieder einer anderen zur Beute wird. Es scheint daher wenig Zweifel unterworfen zu sein, dass der Bestand an Feld- und Haselhühnern, Hasen usw. großenteils hauptsächlich von der Zerstörung der kleinen Raubtiere abhängig ist. Wenn in England in den nächsten zwanzig Jahren kein Stück Wildbret geschossen, aber auch keine solchen Raubtiere zerstört würden, so würde nach aller Wahrscheinlichkeit der Wildbestand nachher geringer sein als jetzt, obwohl jetzt Hunderte und Tausende von Stücken Wildes erlegt werden. Andererseits gibt es aber auch einige Fälle, wo, wie bei Elefant und Nashorn, eine Zerstörung durch Raubtiere gar nicht stattfindet, und selbst der indische Tiger wagt es nur sehr selten einen jungen, von seiner Mutter geschützten Elefanten anzugreifen.
Das Klima hat ferner einen wesentlichen Anteil an Bestimmung der durchschnittlichen Individuenzahl einer Art, und ich glaube, dass ein periodischer Eintritt von äußerst kalter oder trockener Jahreszeit zu den wirksamsten aller Hemmnisse gehört. Ich schätze, dass der Winter 1854–1855 auf meinen eigenen Jagdgründen vier Fünftel aller Vögel zerstört hat; und dies ist eine furchtbare Zerstörung, wenn wir berücksichtigen, dass bei dem Menschen eine durch Seuchen verursachte Sterblichkeit von zehn Prozent schon ganz außerordentlich stark ist. Die Wirkung des Klimas scheint beim ersten Anblick ganz unabhängig von dem Kampf um die Existenz zu sein; wenn aber das Klima hauptsächlich die Nahrung vermindert, veranlasst es den heftigsten Kampf zwischen den Einzelwesen, sei es nur einer oder sei es verschiedener Arten, welche von derselben Nahrung leben. Selbst wenn ein z.B. äußerst kaltes Klima unmittelbar wirkt, sind es die minderst kräftigen oder diejenigen Individuen, die beim vorrückenden Winter am wenigsten Futter bekommen haben, welche am meisten leiden. Wenn wir von Süden nach Norden oder aus einer feuchten in eine trockene Gegend wandern, werden wir stets einige Arten immer seltener und seltener werden und zuletzt gänzlich verschwinden sehen; und da der Wechsel des Klimas zu Tage liegt, so werden wir am ehesten versucht sein, den ganzen Erfolg seiner direkten Einwirkung zuzuschreiben. Und doch ist dies eine falsche Ansicht; wir vergessen dabei, dass jede Art selbst da, wo sie am häufigsten ist, in irgendeiner Zeit ihres Lebens durch Feinde oder durch Mitbewerber um ihre Nahrung oder ihre Wohnstelle ungeheure Zerstörung erfährt; und wenn diese Feinde oder Mitbewerber nur im Mindesten durch irgendeinen Wechsel des Klimas begünstigt werden, so wachsen sie an Zahl, und da jede Fläche bereits vollständig mit Bewohnern besetzt ist, so muss die andere Art zurückweichen. Wenn wir auf dem Wege nach Süden eine Art in Abnahme begriffen sehen, so fühlen wir gewiss, dass die Ursache mehr in anderen begünstigten Arten liegt, als in dieser einen benachteiligten. Ebenso, wenn wir nordwärts gehen, obgleich in einem etwas geringeren Grad, weil die Zahl aller Arten und somit aller Mitbewerber gegen Norden hin abnimmt. Daher kommt es, dass, wenn wir nach Norden oder auf einen Berg hinauf gehen, wir weit öfters verkümmerten Formen begegnen, welche von unmittelbar schädlichen Einflüssen des Klimas herrühren, als wenn wir nach Süden oder bergab gehen. Erreichen wir endlich die arktischen Regionen oder die schneebedeckten Bergspitzen oder vollkommene Wüsten, so findet das Ringen ums Dasein hauptsächlich gegen die Elemente statt.
Dass die Wirkung des Klimas vorzugsweise eine indirekte und durch Begünstigung anderer Arten vermittelt ist, ergibt sich klar aus der wunderbar großen Menge solcher Pflanzen in unseren Gärten, welche zwar vollkommen im Stande sind, unser Klima zu ertragen, aber niemals naturalisiert werden können, weil sie weder den Wettkampf mit anderen Pflanzen aushalten noch der Zerstörung durch unsere einheimischen Tiere widerstehen können.
Wenn sich eine Art durch sehr günstige Umstände auf einem kleinen Raume zu außerordentlicher Anzahl vermehrt, so sind Seuchen (so ist es wenigstens bei unseren Haustieren gewöhnlich der Fall) oft die Folge davon, und hier haben wir ein vom Ringen ums Dasein unabhängiges Hemmnis. Doch scheint wenigstens ein Teil dieser sogenannten Epidemien von parasitischen Würmern herzurühren, welche durch irgendeine Ursache und vielleicht durch die Leichtigkeit der Verbreitung zwischen gekreuzten Rassen unverhältnismäßig begünstigt worden sind, und so fände hier gewissermaßen ein Ringen zwischen den Würmern und ihren Nährtieren statt.
Verschiedene Tintenfische und Kraken.
Andererseits ist in vielen Fällen wieder ein großer Bestand von Individuen derselben Art unumgänglich für ihre Erhaltung nötig. Man kann daher leicht Getreide, Rapssaat usw. in Masse auf unseren Feldern erziehen, weil hier deren Samen in großem Übermaß gegenüber den Vögeln vorhanden sind, welche davon leben; und doch können diese Vögel, wenn sie auch mehr als nötig Futter in der einen Jahreszeit haben, nicht im Verhältnis zur Menge dieses Futters zunehmen, weil die ganze Anzahl im Winter nicht ihr Fortkommen fände. Dagegen weiß jeder, der es versucht hat, Samen aus Weizen oder anderen solchen Pflanzen im Garten zu erziehen, wie mühsam dies ist. Ich habe in solchen Fällen jedes Samenkorn verloren. Diese Anschauungsweise von der Notwendigkeit eines großen Bestandes einer Art für ihre Erhaltung erklärt, wie mir scheint, einige eigentümliche Fälle in der Natur wie z.B., dass sehr seltene Pflanzen zuweilen sehr zahlreich auf einem kleinen Fleck beisammen vorkommen; und dass manche gesellige Pflanzen gesellig oder in großer Zahl beisammen selbst auf der äußersten Grenze ihres Verbreitungsbezirkes gefunden werden. In solchen Verhältnissen kann man glauben, eine Pflanzenart vermöge nur da zu bestehen, wo die Lebensbedingungen so günstig sind, dass ihrer viele beisammen leben und so einander vor äußerster Zerstörung bewahren können. Ich möchte hinzufügen, dass die guten Folgen einer häufigen Kreuzung und die schlimmen einer reinen Inzucht wahrscheinlich in einigen dieser Fälle mit in Betracht kommen; doch will ich mich über diesen verwickelten Gegenstand hier nicht weiter verbreiten.
Man berichtet viele Beispiele, aus denen sich ergibt, wie zusammengesetzt und wie unerwartet die gegenseitigen Beschränkungen und Beziehungen zwischen organischen Wesen sind, die in einerlei Gegend miteinander zu ringen haben. Ich will nur ein solches Beispiel anführen, das, wenn auch einfach, mich angesprochen hat. In Staffordshire auf einem Gut, über dessen Verhältnisse nachzuforschen ich in günstiger Lage war, befand sich eine große äußerst unfruchtbare Heide, die nie von eines Menschen Hand berührt worden war. Doch waren einige hundert Acker derselben von genau gleicher Beschaffenheit mit dem Übrigen fünfundzwanzig Jahre zuvor eingezäunt und mit der schottischen Kiefer bepflanzt worden. Die Veränderung in der ursprünglichen Vegetation des bepflanzten Teiles war äußerst merkwürdig, mehr als man gewöhnlich wahrnimmt, wenn man auf einen ganz verschiedenen Boden übergeht. Nicht allein erschienen die Zahlenverhältnisse zwischen den Heidepflanzen gänzlich verändert, sondern es blühten auch in der Pflanzung noch zwölf solche Arten, Ried und andere Gräser ungerechnet, von welchen auf der Heide nichts zu finden war. Die Wirkung auf die Kerbtiere muss noch viel größer gewesen sein, da in der Pflanzung sechs Spezies insektenfressender Vögel sehr gemein waren, von welchen in der Heide nichts zu sehen gewesen, welche dagegen von zwei bis drei anderen Arten derselben besucht wurde. Wir bemerken hier, wie mächtig die Folgen der Einführung einer einzelnen Baumart gewesen, indem durchaus nichts sonst geschehen war, außer der Abhaltung des Wildes durch die Einfriedigung. Was für ein wichtiges Element aber die Einfriedigung sei, habe ich deutlich zu Farnham in Surrey erkannt. Hier waren ausgedehnte Heiden mit ein paar Gruppen alter Schottischer Kiefern auf den Rücken der entfernteren Hügel; in den letzten zehn Jahren waren ansehnliche Strecken eingefriedigt worden, und innerhalb dieser Einfriedigungen schoss infolge von Selbstbesamung eine Menge junger Kiefern auf, so dicht beisammen, dass nicht alle fortleben können. Nachdem ich erfahren, dass diese jungen Stämmchen nicht absichtlich gesät oder gepflanzt worden waren, war ich umso mehr erstaunt über deren Anzahl, als ich mich sofort nach mehreren Seiten wandte um Hunderte von Ackern der nicht eingefriedigten Heide zu untersuchen, wo ich jedoch außer den gepflanzten alten Gruppen buchstäblich genommen auch nicht eine Kiefer zu finden vermochte. Da ich mich jedoch genauer zwischen den Stämmen der freien Heide umsah, fand ich eine Menge Sämlinge und kleiner Bäumchen, welche aber fortwährend von den Rinderherden abgeweidet worden waren. Auf einem eine Elle im Quadrat messenden Fleck mehrere hundert Schritte von den alten Baumgruppen entfernt zählte ich 32 solcher abgeweideten Bäumchen, wovon eines, nach der Zahl seiner Jahresringe zu schließen, 26 Jahre lang gehindert worden war, sich über die Heidepflanzen zu erheben, und dann zugrunde gegangen ist. Kein Wunder also, dass, sobald das Land eingefriedigt worden war, es dicht von kräftigen jungen Kiefern überzogen wurde. Und doch war die Heide so äußerst unfruchtbar und so ausgedehnt, dass niemand geglaubt hätte, dass das Rindvieh hier so dicht und so erfolgreich nach Futter gesucht habe.
Wir sehen hier das Vorkommen der Schottischen Kiefer in Abhängigkeit vom Rind; in anderen Weltgegenden ist es von gewissen Insekten abhängig. Vielleicht bietet Paraguay das merkwürdigste Beispiel dar; denn hier sind niemals Rinder, Pferde oder Hunde verwildert, obwohl sie im Süden und Norden davon in verwildertem Zustand umherschwärmen. Azara und Rengger haben gezeigt, dass die Ursache dieser Erscheinung in Paraguay in dem häufigeren Vorkommen einer gewissen Fliege zu finden ist, welche ihre Eier in den Nabel der neugeborenen Jungen dieser Tierarten legt. Die Vermehrung dieser Fliege muss gewöhnlich durch irgendein Gegengewicht und vermutlich durch Vögel gehindert werden. Wenn daher gewisse insektenfressende Vögel, deren Zahl wieder durch Raubvögel und Fleischfresser geregelt werden mag, in Paraguay zunähme, so würden sich die Fliegen vermindern und Rind und Pferd verwildern, was dann wieder (wie ich in einigen Teilen Südamerikas wirklich beobachtet habe) eine bedeutende Veränderung in der Pflanzenwelt veranlassen würde. Dies müsste nun in hohem Grade auf die Insekten und hierdurch, wie wir in Staffordshire gesehen haben, auf die insektenfressenden Vögel wirken, und so fort in immer weiteren und verwickelteren Kreisen. Wir haben diese Belege mit insektenfressenden Vögeln begonnen und endigen damit. Doch sind in der Natur die Verhältnisse nicht immer so einfach wie hier. Kampf um Kampf mit veränderlichem Erfolg muss immer wiederkehren; aber in die Länge halten die Kräfte einander so genau das Gleichgewicht, dass die Natur auf weite Perioden hinaus immer ein gleiches Aussehen behält, obwohl gewiss oft die unbedeutendste Kleinigkeit genügen würde, einem organischen Wesen den Sieg über das andere zu verleihen. Demungeachtet ist unsere Unwissenheit so groß, dass wir uns verwundern, wenn wir von dem Erlöschen eines organischen Wesens vernehmen; und da wir die Ursache nicht sehen, so rufen wir Umwälzungen zu Hilfe, um die Welt zu verwüsten, oder erfinden Gesetze über die Dauer der Lebensformen.
Modell der HMS Beagle.
Ich bin versucht, durch ein weiteres Beispiel nachzuweisen, wie solche Pflanzen und Tiere, welche auf der Stufenleiter der Natur am weitesten voneinander entfernt stehen, durch ein Gewebe von verwickelten Beziehungen miteinander verkettet werden. Ich werde nachher Gelegenheit haben zu zeigen, dass die ausländische Lobelia fulgens in diesem Teil von England niemals von Insekten besucht wird und daher nach ihrem eigentümlichen Blütenbau nie eine Frucht ansetzen kann. Viele unserer Orchideenpflanzen müssen unbedingt von Motten besucht werden, um ihre Pollenmassen wegzunehmen und sie zu befruchten. Auch habe ich Ursache zu glauben, dass Hummeln zur Befruchtung der Jelängerjelieber (Viola tricolor) nötig sind, indem andere Insekten sich nie auf dieser Blume einfinden. Durch angestellte Versuche habe ich gefunden, dass der Besuch der Bienen zur Befruchtung von mehreren unserer Kleearten notwendig ist. So lieferten mir hundert Stöcke weißen Klees (Trifolium repens) 2290 Samen, während 20 andere Pflanzen dieser Art, welche den Bienen unzugänglich gemacht waren, nicht einen Samen zur Entwicklung brachten. Und ebenso ergaben hundert Stöcke roten Klees (Trifolium pratense) 2700 Samen und die gleiche Anzahl gegen Bienen geschützter Stöcke nicht einen! Hummeln besuchen allein diesen roten Klee, indem andere Bienenarten den Nektar dieser Blume nicht erreichen können. Daher zweifle ich wenig daran, dass, wenn die ganze Sippe der Hummeln in England sehr selten oder ganz vertilgt würde, auch Jelängerjelieber und roter Klee selten werden oder ganz verschwinden müssten. Die Zahl der Hummeln steht großenteils in einem entgegengesetzten Verhältnis zu der der Feldmäuse in derselben Gegend, welche deren Nester und Waben aufsuchen. Herr H. Newman, welcher die Lebensweise der Hummeln lange beobachtet hat, glaubt, dass über zwei Drittel derselben durch ganz England zerstört werden. Nun findet aber, wie jedermann weiß, die Zahl der Mäuse ein großes Gegengewicht in der der Katzen, sodass Newman sagt, in der Nähe von Dörfern und Flecken habe er die Zahl der Hummelnester am größten gefunden, was er der reichlicheren Zerstörung der Mäuse durch die Katzen zuschreibt. Daher ist es denn wohl glaublich, dass die reichliche Anwesenheit eines katzenartigen Tiers in irgendeinem Bezirk durch Vermittlung von Mäusen und Bienen auf die Menge gewisser Pflanzen daselbst von Einfluss sein kann!
Bei jeder Spezies kommen wahrscheinlich verschiedene Arten Gegengewicht in Betracht, solche, die in verschiedenen Perioden des Lebens, und solche, die während verschiedener Jahreszeiten wirken. Eines oder einige derselben mögen mächtiger als die anderen sein; aber alle zusammen bedingen die Durchschnittszahl der Individuen oder selbst die Existenz der Art. In manchen Fällen lässt sich nachweisen, dass sehr verschiedene Gegengewichte in verschiedenen Gegenden auf eine Spezies einwirken. Wenn wir Büsche und Pflanzen betrachten, welche einen zerfallenen Wall überziehen, so sind wir geneigt, ihre Arten und deren Zahlenverhältnisse dem Zufall zuzuschreiben. Doch wie falsch ist diese Ansicht! Jedermann hat gehört, dass, wenn in Amerika ein Wald niedergehauen wird, eine ganz verschiedene Pflanzenwelt zum Vorschein kommt, und doch ist beobachtet worden, dass die Bäume, welche jetzt auf den alten Indianerwällen im Süden der Vereinigten Staaten wachsen, deren früherer Baumbestand abgetrieben worden war, jetzt wieder eben dieselbe bunte Mannigfaltigkeit und dasselbe Artenverhältnis wie die umgebenden jungfräulichen Haine darbieten. Welch ein Wettringen muss hier jahrhundertelang zwischen den verschiedenen Baumarten stattgefunden haben, deren jede ihre Samen jährlich zu Tausenden abwirft! Was für ein Kampf zwischen Insekten und Insekten und anderem Gewürm mit Vögeln und Raubtieren, welche alle sich zu vermehren strebten, alle sich voneinander oder von den Bäumen und ihren Samen und Sämlingen, oder von jenen anderen Pflanzen nährten, welche anfänglich den Grund überzogen und hierdurch das Aufkommen der Bäume gehindert hatten. Wirft man eine Handvoll Federn in die Lüfte, so müssen alle nach bestimmten Gesetzen zu Boden fallen; aber wie einfach ist dieses Problem im Vergleich zu der Wirkung und Rückwirkung der zahllosen Pflanzen und Tiere, die im Laufe von Jahrhunderten Arten und Zahlenverhältnis der Bäume bestimmt haben, welche jetzt auf den alten indianischen Ruinen wachsen!
Abhängigkeit eines organischen Wesens von einem anderen, wie die des Parasiten von seinem Ernährer, findet in der Regel zwischen solchen Wesen statt, welche auf der Stufenleiter der Natur weit auseinander sind. Dies ist oft bei solchen der Fall, von denen man ganz richtig sagen kann, sie kämpfen miteinander auch um ihr Dasein, wie grasfressende Säugetiere und Heuschrecken. Aber der meistens ununterbrochen fortdauernde Kampf wird der heftigste sein, der zwischen den Einzelwesen einer Art stattfindet, welche dieselben Bezirke bewohnen, dasselbe Futter verlangen und denselben Gefahren ausgesetzt sind. Bei Varietäten der nämlichen Art wird der Kampf meistens ebenso heftig sein, und zuweilen sehen wir den Streit schon in kurzer Zeit entschieden. So werden z.B., wenn wir verschiedene Weizenvarietäten durcheinander säen und ihren gemischten Samenertrag wieder säen, einige Varietäten, welche dem Klima und Boden am besten entsprechen oder von Natur die fruchtbarsten sind, die anderen überbieten und, indem sie mehr Samen liefern, schon nach wenigen Jahren gänzlich ersetzen. Um einen gemischten Stock von so äußerst nahe verwandten Varietäten aufzubringen, wie die verschiedenfarbigen Zuckererbsen sind, muss man sie jedes Jahr gesondert ernten und dann die Samen im erforderlichen Verhältnis jedes Mal aufs Neue mengen, wenn nicht die schwächeren Sorten von Jahr zu Jahr abnehmen und endlich ganz ausgehen sollen.
So verhält es sich auch mit den Schafrassen. Man hat versichert, dass gewisse Gebirgsvarietäten derselben unter anderen Gebirgsvarietäten aussterben, sodass sie nicht durcheinander gehalten werden können. Zu demselben Ergebnis ist man gelangt, als man versuchte, verschiedene Abänderungen des medizinischen Blutegels durcheinander zu halten. Und ebenso ist zu bezweifeln, dass die Varietäten von irgendeiner unserer Kulturpflanzen oder Haustierarten so genau dieselbe Stärke, Gewohnheiten und Konstitution besitzen, dass sich die ursprünglichen Zahlenverhältnisse eines gemischten Bestandes derselben auch nur ein halbes Dutzend Generationen hindurch zu erhalten vermöchten, wenn sie wie die organischen Wesen im Naturzustand miteinander zu ringen veranlasst wären und der Samen oder die Jungen nicht alljährlich sortiert würden.
Da die Arten einer Sippe gewöhnlich, doch keineswegs immer, einige Ähnlichkeit miteinander in Gewohnheiten und Konstitution und immer in der Struktur besitzen, so wird der Kampf zwischen Arten einer Sippe, welche in Mitbewerbung miteinander geraten, gewöhnlich ein härterer sein als zwischen Arten verschiedener Sippen. Wir sehen dies an der neuerlichen Ausbreitung einer Schwalbenart über einen Teil der Vereinigten Staaten, wo sie die Abnahme einer anderen Art veranlasst hat. Die Vermehrung der Misteldrossel in einigen Teilen von Schottland hat daselbst die Abnahme der Singdrossel zur Folge gehabt. Wie oft hören wir, dass eine Rattenart den Platz einer anderen eingenommen hat, in den verschiedensten Klimaten. In Russland hat die kleine asiatische Schabe (Blatta) ihren größeren Sippengenossen überall vor sich hergetrieben. Eine Art Ackersenf ist im Begriff, eine andere zu ersetzen, usw. Wir vermögen undeutlich zu erkennen, warum die Mitbewerbung zwischen den verwandtesten Formen am heftigsten ist, welche nahezu denselben Platz im Haushalt der Natur ausfüllen; aber wahrscheinlich werden wir in keinem einzigen Falle genauer anzugeben im Stande sein, wie es zugegangen ist, dass in dem großen Wettringen um das Dasein die eine den Sieg über die andere davongetragen hat.
Gaucho jagt Nandus mit Hilfe von bolas.
Darwin sah in Argentinien zwei Nandu-Arten, die kleinere wurde später nach ihm benannt – Rhea darwinii.
Aus den vorangehenden Bemerkungen lässt sich als Folgesatz von größter Wichtigkeit ableiten, dass die Struktur eines jeden organischen Wesens auf die innigste, aber oft verborgene Weise mit der aller anderen organischen Wesen zusammenhängt, mit welchen es in Mitbewerbung um Nahrung oder Wohnung in Beziehung steht, welche es zu vermeiden hat, und von welchen es lebt. – Dies erhellt ebenso deutlich im Bau der Zähne und der Klauen des Tigers wie in der Bildung der Beine und Krallen des Parasiten, welcher an des Tigers Haaren hängt. Zwar an dem zierlich gefiederten Samen des Löwenzahns wie an den abgeplatteten und gewimperten Beinen des Wasserkäfers scheint anfänglich die Beziehung nur auf das Luft- und Wasserelement beschränkt. Aber der Vorteil des fiedergrannigen Löwenzahnsamens steht ohne Zweifel in der engsten Beziehung zu dem durch andere Pflanzen bereits dicht besetzten Lande, sodass er in der Luft erst weit umhertreiben muss, um auf einen noch freien Boden fallen zu können. Den Wasserkäfer dagegen befähigt die Bildung seiner Beine vortrefflich zum Untertauchen, wodurch er in den Stand gesetzt wird, mit anderen Wasserinsekten in Mitbewerbung zu treten, indem er nach seiner eigenen Beute jagt, und anderen Tieren zu entgehen, welche ihn zu ihrer Ernährung verfolgen.
Der größere Nandu ähnelt einem Strauß.