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Noch am Abend legten Kalle und ich die marode Elektrik unterhalb der Anzeigenkonsole vollends frei, und erblassten vom Ausmaß der Katastrophe. Währenddessen nahm Lilith im Maschinenraum die Brauchwasserpumpen auseinander, wobei ihr die zerbröselten Dichtungen einfach entgegenfielen. Dann ließ ich die Maschinen an. Die Steuerbordschraube vibrierte ein wenig, was mich nach der Wucht des Aufsetzens nicht wunderte. Eher schon, dass sich der Schraubenschlag nicht stärker auswirkte.

Die Krisensitzung fand um acht am nächsten Morgen im Salon der Weserlust statt.

Selbst Lilith und Kalle ließen für die Dauer unseres Palavers ihre Kriegsbeile ruhen, obgleich mich die ganze Zeit die Vorstellung plagte, wie sie unter dem Tisch weiterhin die Klingen schärften.

Vor mir auf der zerkratzten aber sauber geschrubbten Tischplatte lag eine To-do-Liste der dringendsten Arbeiten, daneben eine mit zwingend benötigten Einkäufen.

Wir hatten per Fax Bobsie zu unserer Besprechung gebeten, weil wir telefonisch niemanden erreichen konnten, aber nur ein Rückfax aus dem Büro erhalten, Herr Hirschfeld sei aufgrund anderweitiger Verpflichtungen leider nicht verfügbar, schicke aber seinen Partner Eike Eilers, der sich gerade in Nienburg aufhalte.

Ich erinnerte mich, dass Hirschfeld bei meinem Vorstellungsgespräch an Bord von einem Partner gesprochen hatte, wunderte mich allerdings, in den Binnenschifferforen nie etwas darüber gelesen zu haben. Auf der anderen Seite hatte ich nur einen vierwöchigen Springerjob als Schiffsführer unterschrieben und war naturgemäß nicht in alle Interna der Reederei Hirschfeld eingeweiht. Vielleicht hatte ich den Namen Eilers in den sozialen Medien zum Thema #Unglücksschiff Weserlust auch einfach überlesen. Vielleicht bestand die Partnerschaft auch erst seit Kurzem, weil sich Robert Hirschfeld entschieden hatte, mittelfristig zu expandieren und Investoren suchte, denn bei nur einem Schiff machte eine Partnerschaft in meinen Augen wenig Sinn.

Eilers kam gegen halb zehn und erwies sich als smarter Bursche Anfang vierzig, der all das hatte, was Hirschfeld fehlte: das Aussehen, das Auftreten, die verbindliche Art. Er war über eins achtzig, durchtrainiert, brünett mit schon angegrauten Schläfen und den blauesten Augen, die ich jemals bei einem Mann gesehen hatte. Sein Blick war offen und direkt, seine Rede ebenso. Was er sagte, kam ehrlich rüber und hatte Hand und Fuß. Im Gegensatz zu Bobsie hörte er sich absolut kompetent an, und ebenfalls im Gegensatz zu seinem Partner fand ich ihn auf Anhieb sympathisch.

Die meisten meiner Freunde und wechselnden Freundinnen stolpern irgendwann über meinen Widerwillen, Samthandschuhe zu tragen, aber ich mag einfach nicht streicheln müssen, was ich erlegen will. Oder anders herum: ich kreise nicht gern, sondern bevorzuge die Gerade als schnellste Verbindung von A nach B. Eilers schien mit mir auf einer Wellenlänge zu liegen.

Er war so leutselig wie Hirschfeld arrogant und begrüßte uns der Reihe nach mit Handschlag, wobei er Lilith ein paar Sekunden lang ungläubig anstarrte, bevor er auf ein breites Lächeln umschwenkte und ihre widerwillig ausgestreckte Hand ein wenig länger als nötig drückte. Mit war außerdem, als zwinkere er ihr zu, aber da konnte ich mich auch getäuscht haben. Möglicherweise war ihm auch nur ein Staubkorn ins Auge geraten.

Mit Sicherheit aber war sie der erste Matrose-Motorenwart mit schwarz angemalten Lippen in einem weiß gepuderten Gesicht, dem er begegnete, darauf hätte ich meine Hütte im Wald verwettet. Möglicherweise sogar die erste seiner Angestellten, die ihn dermaßen feindlich anblitzte.

Untypisch für einen Reeder trug er eine schicke Kombination aus Anzughose, kurzärmeligem Hemd und einem Jackett, das ihm bei der Wärme allerdings nur über dem Arm hing. Darunter lugte ein schwarz lederner Aktenkoffer hervor.

»Ich weiß, ich weiß, Reeder kleiden sich arbeitstauglicher, wenn sie an Bord kommen, aber eigentlich bin ich nur der Partner von einem Reeder und habe nachher noch einen Termin mit dem Landrat. Das Wichtigste für Neulinge wie uns ist die soziale Vernetzung vor Ort. Oben angefangen, unten aufgehört. Nur, wenn wir kräftig die Trommel rühren, werden die politischen Entscheidungsträger auf uns aufmerksam und unterstützen uns. In welcher Form auch immer.«

In dieser Hinsicht benahm er sich zumindest wie ein Reeder. Ich hatte noch bei keiner Fahrgastschifffahrt gearbeitet, wo das Thema Zuschuss vom Landkreis kein Thema gewesen wäre. Schifffahrten anbieten zu können, war für die touristische Infrastruktur der Region durchaus ein attraktiver Zugewinn. Es lockte Touristen an, die nach der Schiffstour möglicherweise durch die Fußgängerzone schlenderten und hier und da in der Gastronomie oder den Geschäften ihr Geld ließen.

Im Gegensatz dazu sahen sich Reeder gezwungen, vom Wasser- und Schifffahrtsamt das Grundstück für den Anleger zu pachten, Anleger zu bauen, was nicht nur die Anschaffungskosten, sondern auch die Instandhaltungskosten und jährliche Pachtgebühren beinhaltete. Für einen Reeder mit nur einem Schiff kaum tragbar, und es freute mich ehrlich für Bobsie Hirschfeld – auch, wenn er ein Arschloch war – dass er einen so kompetenten Partner gefunden hatte.

Wir servierten Eike Eilers einen Pott Kaffee, und er lauschte unserer Schilderung des desaströsen Zustandes seines Schiffes mit geziemend gerunzelter Stirn, ohne einmal zu unterbrechen. Ab und an kritzelte er auf den Notizblock, den er aus seinem Aktenkoffer nahm, ein paar unleserliche Worte. Mal mit, mal ohne Fragezeichen als Abschluss.

Als Krönung schilderte ich ihm eindringlich das Desaster der Charterfahrt und wies auf unser Riesenglück eines glimpflichen Ausganges hin.

»Ja«, kommentierte er düster. »Da gebe ich Ihnen zu hundert Prozent recht. Wir müssen unbedingt handeln. Die Wasserschutzpolizei hat sich bei uns schon telefonisch gemeldet. Dem Himmel sei Dank haben die Kollegen darauf verzichtet, das Schiff bis zur nächsten SUK an die Kette zu legen und uns nur eine Mängelliste rübergefaxt.« Er zog ein zusammengefaltetes Stück Papier aus seiner Hemdtasche, strich es auf der Tischplatte glatt und schob es zu mit herüber.

Ich besah es mir und runzelte ebenfalls die Stirn. »Sollte da nicht eigentlich draufstehen Schiff generalüberholen oder zumindest gesamte Elektrik auswechseln? Wir wären um ein Haar in den Büschen gelandet.«

Eilers lächelte verschmitzt. »Im Prinzip schon, aber wenn ich so in die Runde gucke, sehe ich drei hoch motivierte Mitarbeiter, die dieses Problem möglicherweise auch ohne fremde Hilfe in den Griff bekommen?« Er blickte von einem zum anderen, wobei es aussah, als versuche er sich jedes unserer Gesichter nachhaltig einzuprägen.

Ich setzte gerade zu einem höflichen Protest an, als sich Kalle unerwartet zu Wort meldete.

»Wenn's nur die Elektrik is', die kriege ich auch ohne Werftaufenthalt hin. Eigentlich bin ich beinahe so etwas wie ein gelernter Elektriker.« Er grinste und gab sich nicht einmal den Anschein falscher Bescheidenheit.

Eilers lächelte noch verschmitzter und reckte den Daumen nach oben. »Super! Dann lasst uns die Elektrik abhaken. Was ist mit dem Schraubenwechsel?«

»Der Schottel lässt sich hochziehen. Wenn es irgendwo eine Ersatzschraube gibt, kein Thema.«

»Gibt es und ist quasi schon unterwegs..« Eilers nickte mir begeistert zu und ging dann den Rest der Mängellistenpunkte mit uns durch, die Lippen konzentriert gespitzt. »Was ich hier sonst noch lese, sind Kleinigkeiten. Peanuts, die wir ohne großen Aufwand beseitigen können. Farbe, Pinsel und ein großer Werkzeugkoffer.«

Wieder blickte er in die Runde, und wieder war es Kalle, der eifrig nickte. »Null problemo.«

Lilith starrte erst ihn, dann mich böse an, das Gefieder angriffslustig gesträubt. Ich beobachtete, wie Eilers ihr heimlich einen prüfenden Seitenblick zuwarf und leicht die Stirn runzelte, was ich ihm nicht einmal verübeln konnte. Der Umgang mit einem auf Krawall gebürsteten Grufti-Mädchen ist nicht ganz einfach. Hier ist genau das Fingerspitzengefühl gefragt, das mir fehlt. Ich war gespannt, wie Eilers die Hürde meisterte.

Eike Eilers entschied sich für die Softi-Masche. Er schnupperte an seinem Kaffeebecher, nahm einen Schluck, verdrehte verzückt die Augen und sprach Lilith direkt an: »Ihr Kaffee schmeckt übrigens phänomenal.«

Schwerer Fehler. Ich registrierte nicht ohne Schadenfreude, wie ihre Schläfenadern zu pulsieren begannen und griff hastig ein. »O je. Lilith ist der Matrose-Motorenwart hier an Bord. Sie zerlegt Ihnen Ihre Volvo Penta Maschinen in Rekordzeit und setzt sie noch schneller wieder zusammen. Den Kaffee allerdings kochen lieber wir Männer, ihrer schmeckt wie Bilgenwasser. Und was Nahrhaftes für den Magen kann Ihnen Kalle am besten zaubern. Er ist unser unbestrittener Grillmeister.«

Eike Eilers brauchte etwa zehn Sekunden, um die Botschaft zu verdauen und dementsprechend zu reagieren, während mich Lilith und Kalle ungläubig anstarrten. Gut, okay, möglicherweise hatte ich etwas übertrieben, aber du meine Güte, lieber das, als eine Schlägerei. Eilers Lächeln nach dieser inneren Einkehr sah allerdings ein wenig gezwungen aus. »Grillen? Wow! Das nächste Mal erwarte ich also mindestens ein XXL-Steak mit der schärfsten Chilisauce aller Zeiten.«

Liliths maschinenbauliche Fertigkeiten, die für ihre Jugend wirklich überragend waren, überging er geflissentlich, was mich zu der Vermutung veranlasste, er glaube entweder an eine von der Natur vorherbestimmte Geschlechterteilung aus der Ära, bevor Suffragetten die Emanzipation einleiteten, oder wusste einfach nicht, wie er aus dem Fettnäpfchen wieder herauskam. Mein Glaube neigte zu Letzterem.

Eike Eilers trank seinen Kaffee aus und erhob sich. Ich stand ebenfalls auf.

»Kann ich Sie einen Moment unter vier Augen sprechen?« Er zwinkerte Lilith zu, diesmal deutlich sichtbar für alle, gab Kalle die Hand und ging mir voran. Ich folgte ihm, während mir weitere Optionen durch den Kopf schossen. Er mochte keine Frauen an Bord, weil die alten Seebären der Meinung waren, sie brächten Unglück. Allerdings war er weder alt noch ein Seebär, sondern noch relativ jung und Unternehmer. Zweitens: Er mochte keine Gruftis. Drittens: Er hatte Angst, Lilith würde hineinbeißen, wenn er ihr zum Abschied ebenfalls die Hand gab.

Da mich keine der Optionen glücklich machte, entschied ich mich für den Fuß, das Fettnäpfchen und die Schwierigkeit, beides wieder voneinander zu trennen, und trabte Eilers grinsend hinterher. Endlich mal jemand, der sich in Sachen Diplomatie noch ungeschickter anstellte als ich selbst.

Auf dem Anleger blieb er stehen und drehte sich zu mir um: »Ich habe gehört, dass einer der Gäste dieser vermaledeiten Charterfahrt anderntags ums Leben gekommen ist. Haben Sie da genauere Informationen? Mein Partner, Herr Hirschfeld, hat vorsichtshalber die Versicherung informiert, und die hätte gern Einzelheiten.«

Ich erzählte ihm, was ich wusste, ohne Kilians Ansinnen an mich zu erwähnen, ein Profil des möglichen Täters zu erstellen. »Polizeiobermeister Kaminski von der hiesigen Dienststelle kann Ihnen mit Sicherheit das Aktenzeichen für die Versicherung geben.«

»Mord?«, fragte er ungläubig.

»Na ja, wenn jemand an einen Pfeiler gefesselt ist, und ein anderer schießt mit einer Armbrust auf ihn, bis er tot ist, würde ich es schon Mord nennen.«

»Das finden Sie wohl sehr witzig, was?« Einen Moment lang fiel er aus seiner Rolle als leutseliger Chef. Doch gleich darauf hatte er sich wieder unter Kontrolle. »Tut mir leid, aber diese Geschichte mit Ihrer Havarie und den zwei Verletzten hält mich ziemlich auf Trab. Einige der Charterkunden drohen uns zu verklagen, die beiden Verletzten haben es bereits getan, und der Caterer hat uns die Freundschaft gekündigt. Zu allem Überfluss noch ein maroder Kahn, der Geld einfahren sollte. Und dann auch noch Mord.«

Ich konnte seinen Frust nachvollziehen und kam ihm auf halbem Weg entgegen. Was war menschlicher, als ab und an die Fassade bröckeln lassen zu müssen. Wir waren weder Roboter noch die auf no sense programmierten Klone irgendeines Übermenschen. Hey, Menschen waren diese komischen Zweibeiner, die Kriege entfachten, bei Leinwandromanzen Kinosäle unter Tränen setzten und am Martinstag ihre Kinder zum Betteln von Haus zu Haus schickten.

»Wir tun, was wir können, um Ihr Schiff wieder einsatzfähig zu bekommen. Stehen uns die nötigen Mittel zur Verfügung, um gegebenenfalls einen Schiffselektriker kommen zu lassen, falls Kalle die Sache nicht in den Griff bekommt? Dann würde ich gern wissen, ob die Bestellung von Ersatzteilen, zum Beispiel neuer Dichtungen für die Speckpumpen, über uns oder das Büro geht.«

Es gefiel mir, dass er sich das Gehörte kurz durch den Kopf gehen ließ, bevor er antwortete. »Grundsätzlich ja, aber ich bin sicher, Ihr Kalle bekommt die Elektrik auch allein in den Griff. Ersatzteile bis hundert Euro können Sie selbst bestellen. Rechnungsstellung geht ans Büro. Lieferscheine ebenfalls. Was mehr kostet, fragen Sie bei mir oder Bobsie an … Herrn Hirschfeld, meine ich.«

Ich mühte mich um eine neutrale Miene. »Gut. Dann weiß ich Bescheid. Wir hätten gern achtundvierzig Stunden, um das Schiff komplett durchzuchecken.«

»Vierundzwanzig, dann muss es Profit abwerfen.« Er hielt meinem ungläubigen Blick mit Bravour Stand und ich bemerkte sogar, wie sich ein leises Lächeln in seine Mundwinkel stahl.

»Und wenn die Zeit zu kurz ist?«

»Darüber sprechen wir uns in vierundzwanzig Stunden wieder. Bei der kleinen Lady bin ich wohl ins Fettnäpfchen getreten?«

»Ein Eimer Fett trifft es eher. Lilith reagiert auf Männer ziemlich empfindlich.«

Er lachte, wandte sich, mit der Hand durch die Luft wedelnd, um und stapfte durch den Matsch zu seinem Wagen hoch, der oberhalb von Kalles Wohnwagenkugel parkte. Von der Silhouette her ein Bentley. Ich war beeindruckt und vielleicht sogar ein klein wenig neidisch.

Gleich darauf grinste ich über mich selbst. Mein Fortbewegungsmittel war ein Mountainbike. Gesund, umweltfreundlich, parkplatzunabhängig und unter den Arm zu klemmen, wenn der Untergrund zu holprig wurde. Der Bentley für Arme gewissermaßen, obwohl ich mein Mountainbike nicht einmal gekauft, sondern beim Pokern gewonnen hatte. Genauso wie die Waldarbeiterhütte, in der ich wohnte.

»Sexistisches Arschloch«, murmelte es hinter mir, und als ich mich umsah, stand Lilith im Eingang des Schiffes, die schwarz umrundeten Waschbärenaugen so hasserfüllt funkelnd, dass ich mich unangenehm berührt fühlte. Sexistische Arschlöcher gibt es viele auf der Welt, doch ihnen mit unverhohlenem Hass zu begegnen, bringt die Menschheit auch nicht weiter. Lilith plagte etwas, das weder mit Leuten wie Eilers noch mit Kalle zu tun hatte, sondern einzig und allein mit ihr selbst. Ich fragte mich nur, was und in wieweit es unserer Zusammenarbeit im Team entgegenstehen konnte. Sofern es das nicht längst tat.

Und warum versteckte sie sich vor der Wasserschutz?

Letztendlich wurde ich von einem Frachtschiff abgelenkt, das sich vor uns an den Anleger legte. Die Max und Moritz, ein Gütermotorschiff mit einer jungen Familie an Bord. Den Skipper kannte ich von früher, wir waren gleich alt und uns schon das eine oder andere Mal auf den Flüssen oder Kanälen begegnet. Ich lief voraus, nahm seinen Tampen entgegen und legte ihn über den Poller, während eine junge hübsche Frau an Land sprang und den Frachter achtern festmachte.

Der Schiffsführer erkannte mich ebenfalls wieder und lud mich zum Abendessen ein, was ich gern annahm. Eine willkommene Abwechslung und gleichzeitig nostalgische Reise in meine Vergangenheit. Seine Frau hieß Cornelia, die Zwillinge zwar nicht Max und Moritz, wie sie auf meine Frage lachend zugab, sondern Kim und Timmi, aber da sie genauso freche Racker waren wie Max und Moritz hatte das Schiff seinen Namen weg.

Es war ein altes Schiff aus den Achtzigern, neunzig Meter kurz und gegenüber den hundertzehn oder hundertzwanzig Meter Schiffen kaum noch konkurrenzfähig. Aber Enno, der Skipper, hatte sich gut organisiert. Er hatte WLan an Bord und bot seine Dienste auf diversen Internetseiten an, bei Facebook, Google+, in den Binnenschifferforen und wo sich sonst noch eine Gelegenheit fand. Man konnte ihn sogar online buchen, und er war mit allen Befrachtern vernetzt, die es europaweit gab.

»Ist schon hart, aber wir kommen über die Runden. Zumindest, solange die Zwillinge noch klein sind.«

Später wurde es noch härter. Die Kinder mussten in eine Schule gehen, brauchten einen festen Wohnsitz und kamen nicht selten in einem Binnenschiffer-Kinderheim unter, ähnlich einem Internat von Nicht-Binnenschiffern. Oder die Frau blieb mit an Land, und früher oder später brach die Familie auseinander. Das Binnenschiff musste unterhalten werden und die Wohnung, in der Frau und Kinder lebten, ebenfalls. Bei aller Euphorie zum Neubeginn mit eigenem Schiff wurde dieser Zeitpunkt häufig genug von allen Beteiligten verdrängt.

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