Читать книгу Männersuche - Charlotte Engel - Страница 10
8. Kapitel
ОглавлениеDie Tage vergingen. Es änderte sich nichts. Ich war auf der Suche nach den Glücksgefühlen in einer Liebe, welche ich von Kai erwartete, unternahm aber selber wieder nichts dafür. Meine abwartende Haltung Kai gegenüber blieb bestehen.
Wir saßen am Samstagmorgen am Frühstückstisch zusammen und wie jedes Wochenende hatten wir keinen Plan für gemeinsame Unternehmungen. Es wäre ein richtig schöner Tag gewesen, wenn ich mich nicht so sehr nach Geborgenheit gesehnt hätte. Er war mit distanzierter Haltung freundlich. Ich kam mir eher wie ein Gelegenheitsbesuch als seine Lebensgefährtin vor. Ich fing an, versteckte Hinweise zu geben, damit er eventuell von allein erkennt, was mich bewegt. Unnötig – es war eher ein hilfloses Unterfangen, aber zu diesem Zeitpunkt wusste ich es nicht besser. So hielt ich mich an diesem Morgen meinem Mitbewohner gegenüber ebenfalls distanziert. Ich wollte endlich wichtig für ihn sein, er sollte ins Grübeln kommen, was denn los mit mir sei. In meiner Hilflosigkeit mit aller Macht sein Interesse für mich zu erlangen, rutschte ich in den Abgrund, aus jeder Situation einen Machtkampf zu machen.
Das Frühstück war für mich beendet und ich beschloss kurzfristig gemütlich bummeln zu gehen und - meinem Mitbewohner ähnelnd – ohne Erklärung aus dem Haus zu gehen. Mit einem lockeren „Tschö“ in die Runde geworfen, verließ ich die Wohnung, ohne mich noch einmal herzlichst von Kai zu verabschieden. Schließlich war das ja auch seine Masche!
„Ha“, dachte ich mir im Auto sitzend in den Spiegel schauend, „jetzt hast du es ihm ordentlich gegeben. Du hast ihm nicht gesagt, wann du wiederkommst und wohin du gehst. Sieeehste! Hast du nun davon. Du sagst mir auch nie Bescheid, wie, wo und wann du kommst“. Im Unterbewusstsein war mir schon klar, dass es ihm vollkommen gleichgültig war und er überhaupt nicht bemerkte, dass es von mir eher sarkastisch gemeint war. Ich verrannte mich in meine Ironie, aber ich wollte und konnte zurzeit nicht anders.
Nach diesem Einkaufsbummel saß ich bei meiner Freundin Manuela zum gemütlichen Klönen. Manuela – von mir liebevoll „Manu“ genannt hatte mir – wie telefonisch angekündigt – viel zu berichten. Sie hatte sich tags zuvor wieder einmal ohne ihren Mann vergnügt und bis in die Morgenstunden gefeiert. Sie saß zwar etwas kränklich und mit vorsorglichem „Vielleicht-Muss-Ich-Mich-Übergeben-Eimer“ vor mir, aber ihrer lockeren Art und Laune tat das keinen Abbruch. Mit ihrer Tochter und ihrem Ehemann wurde es eine nette Runde. Anfangs fühlte ich mich ein bisschen wie das dritte Rad am Wagen, ein vom Manne verstoßenes Weib, welches hilfesuchend nach Aufmunterung ringt und sie von gottgesegneten Freunden bekam. Wie gesagt, es war nur ein Anfall des Gedankens, denn binnen von Minuten wurde mir von dem Ehepärchen unbewusst vermittelt, dass ich nicht nur ein Anhang des Mannes war, sondern eine eigenständige Person, die man eingeladen hatte. Ich fühlte mich besser.
Der aufmerksame Mann von Manu bemerkte endlich, dass er ein wenig störte und verabschiedete sich – endlich! Manu ging es wieder gut, sie trank zwar noch Tee, aber kekseknabbernd saß sie mir mit schelmischem Grinsen gegenüber. Auch ich litt ein wenig, mein Magen tat weh vor Kummer. Ärger und Traurigkeit rächen sich immer am schwächsten Organ. Mein Körper beschwert sich bei mir, wenn es Ärger gibt und wo kann ich mich beschweren?
Zum Glücke unserer Tratschrunde übernachtete Jenny – das Töchterchen – bei ihrer Freundin und wir konnten nun bis ins kleinste Detail unsere kleinen und großen Sorgen heraus lassen, um uns gegenseitig wunderbare Denkanstöße mit auf den Weg zu geben.
So, Manu, lass uns über die Kerle herziehen, lass uns unsere fiesen Gelüste ausplaudern. Mit verschmitzten Gesichtern, über dem Kopf den Heiligenschein tragend und erhobener Hand versprachen wir uns unsere Geheimhaltung. Wäre ja auch fatal, wenn Dritte oder gar der eigene Mann etwas erfahren würde. Nein, Heimlichkeitsspiele machen doch so richtig Laune und erfrischen ganz nebenbei auch noch die Seele.
Denn auch Manu hatte ein wenig Eheprobleme, nur sie entschied sich für eine für sie vorteilhaftere Lösung. Anstatt ein Klärungsgespräch mit ihrem Mann zu führen, ging sie ihm lieber aus dem Weg und schaffte sich des öfteren Liebhaber an. Da ihr Mann oft Nachtschicht hatte, bot es sich hervorragend an, in der Zeit die Gesellschaft fremder Männer zu genießen. Sie lebte auf und konnte direkt wieder interessante Seiten an ihrem eigenen Mann nach 20 Jahren feststellen. – Auch eine Lösung – Ich nervte Manu zwar immer wieder, sie möge doch ein schlechtes Gewissen haben, aber sie winkte nur belustigt ab.
Kurze Zeit später kam die Wahrheit durch einen dummen Zufall heraus, denn einer von den vielen Liebhabern war ein Arbeitskollege ihres Mannes und gab mit stolzer Brust an, welch „liebestolle“ Frau er kennengelernt hatte, die verheiratet sei und nur Spaß suchte. Leider hatte er mit seinem Handy ein Foto zum Andenken gemacht und zeigte es herum.
Nun sind sie getrennt und Jenny und Manu leiden. Beweist mir wieder einmal, dass solche Lügereien nicht von Dauer sind. Ich möchte auch nicht betrogen werden…
Ich fühlte mich befreit nach diesem wunderbaren, reinigenden Freundinnen-Austausch, zwar nicht unbedingt von meinen Problemen mit Kai, aber mit meiner Seele ging es ein bisschen aufwärts. Das ist der Anfang, dachte ich mir, wenn es der Seele gut geht, ist der erste Schritt getan. Ich bin nämlich überhaupt nicht fähig zu handeln, wenn meine Seele laufend schreit „Hey, ich bin noch nicht soweit, kannst nicht mal auf mich warten“. Frech die Seele, macht einem doch immer einen Strich durch die Rechnung, aber sie sitzt am längeren Hebel, nämlich in meinem Körper. Wenn ich nicht auf sie höre, dann tut mir bestimmt irgend etwas weh. Schmerzen will ich nicht, also warte ich brav.